Ich glaube ich oute mich mal. Es hat zwar mit meinen Problem mit Sabine nicht so direkt zu tun, doch es interferiert damit. Ich leide seit ca. 20 Jahren an einer bipolaren Affektstörung, besser bekannt als manisch-depressiv. Früher hatte ich sehr starke manische Symptomatiken, welche meinen beruflichen und privaten Werdegang komplett zerstörten. Ich musste immer wieder aus dem Nichts beruflich komplett neu anfangen, habe jede Arbeit gemacht, nur um überhaupt überleben zu können, obwohl ich ein Doktorat habe. Berentung habe ich trotz der Schwere der Symptomatik immer abgelehnt. Lieber habe ich um Annerkennung und Würde und um ein geregeltes Leben gekämpft, obwohl es oft sehr schwierig war. Aber Invalidät schien mir nicht der sinnvolle Weg, diese Krankheit zu bewältigen. Mit der Zeit lernte ich, auch dank guter Medikamente (hat lange gedauert bis man für mich das richtige gefunden hatte) und selbstentwickelten Strategien, die Manie sofort zu erkennen (was sehr selten ist) und sofort darauf entsprechend zu reagieren. Seitdem habe ich schon jahrelang keine manischen Krisen mehr. Sabine kann ich dafür auch ein wenig dankbar sein, auch wenn sie nichts dafür kann, ich hätte es nie zugelassen, dass sie mich manisch erlebt. Sie hat sehr große Vorurteile gegenüber Psychiatrie und psychischen Krankheiten. Von mir weiß sie es, und akzeptiert es, steht mir sogar zur Seite. In letzter Zeit hatte ich eher kleinere depressive Phasen, die ich im Regelfall auch sehr gut bewältige, sie daueren bei mir wenige Stunden bis höchstens ein Tag. Antidepressiva darf ich keine nehmen, zu groß wäre das Risiko eines Überschwungs in eine manische Phase.
Ich leite übrigens eine Selbsthilfegruppe für bipolare Störungen, bin im Vorstand vom größten Verband für psychische Gesundheit, und noch im Vorstand eines Vereines für bipolare Störungen.
Bei der Arbeit wissen nur zwei Personen (sie eben auch) offiziell von meiner Störung, auch wenn ich davon ausgehen muss, dass es fast alle wissen. Ich habe mal ein zweiseitiges Interwiews in Südtirols größter Sonntagszeitung (zwar anonym aber von hinten fotografiert) zu Bipolarer Störung gegeben, und da wurde ich von einer Arbeitskollegin erkannt. Das war dann ein Tag lang die Sensation, hatte aber keinerlei Folgen. Bin bei der Arbeit sehr vorsichtig, da ich schon sehr viel an Diskrimierendes und mobbing wegen meiner Krankheit durchgemacht habe.
Heute bin ich auch zu Hause, da ich ein leichten Ansatz einer Depression habe, und da ist ein Tag Ruhe besser, sehr müde und Kopfschmerzen habe.
Ich gehe davon aus, dass ich eine Vielzahl der kleineren Depressionen wegen Sabine hatte. Während der Zeit der Loslösung ging es mir blendend, jetzt fängt sie wieder so eine kleinen Niedergeschlagenheit einzuschleichen. Deshalb ist die Loslösung von Sabine für mich, so schwierig sie ist, auch eine Frage der Psychohygiene, bzw. der psychischen Stabilität.
lg
Ander