62

Abschied in drei Akten

B
@og,
so wie Du das an blütenrausch beschreibst, halte ich das für sehr plausibel.

Das ist jetzt reine Spekulation, aber diese Midlife-Unzufriedenheit ist oft auch sich selbst zurücknehmen und damit übernehmen/überfordern.

Was ich damit meine: Viele (gerade Frauen) fühlen sich eine ganze Weile in der gebenden oder gar aufopfernden Rolle wohl. Für den Mann, das Kind, die Familie sich zurücknehmen, es anderen schön machen, der erwarteten Rolle einer guten Frau entsprechen ist alles andere als altruistisch, es dient der Erfüllung der selbstgewählten Rolle, gibt Bestätigung, man (bzw. Frau) fühlt sich gut, wenn man so ist.

Und irgendwann kippt das. Dann kommt die Frage und was ist mit mir? und die Erwartungshaltung, dass man so viel bekommen müsste, wie man gegeben hat. Selbst wenn man um diese Selbstaufopferung nie gebeten wurde. Selbst wenn man dieses jetzt bin ich mal dran-Bedürfnis nie vernünftig angemeldet hat. Und das ist das Unverständliche, der Punkt, an dem viele Partner sagen hätte sie doch mal was gesagt. Ich dachte, sie ist glücklich. Klar hätte ich mehr tun können, aber ich dachte, ich müsste nicht, sie wäre zufrieden.

Wer nicht die Kraft hat, bei Unzufriedenheit das eigene Leben umzukrempeln UND dde Partner dafür zu begeistern oder mitzunehmen, der trennt sich.

Und wer selbst dafür nicht die Kraft hat, der sich sich einen neuen Partner oder Geliebten, um ihn als Absprungbrett in ein neues Leben zu benutzen.

Ich muss Dir aber in einem Punkt widersprechen: Alles weggeworfen, was Dir im Leben wichtig war.
Du hast nicht mal alles verloren, was Dir im Leben wichtig war!

Ja, es fühlt sich derzeit so an, als hättest Du alles verloren, weil das eingerichtete System, in dem alles, was Dir wichtig war, miteinander verwoben war, zusammen gebrochen ist.

Das ist schlimm und schmerzt und man bräuchte ganz viel Energie, um aus den Bruchstücken etwas Neues aufzubauen, dabei fühlt man sich ganz matt. Aber alles, was Dir wichtig war, ist noch da. Dein Leben, Deine Gesundheit, Dein Kind, Deine Fähigkeiten zu Lieben, Deine Fähigkeiten, Freude zu empfinden. Das ist alles noch da. Unter der Geröllwolke des Zusammenbruchs verstreut und muss erst wieder ausgegraben und neu zusammengefügt werden.
Aber das wird es. Stück für Stück.

Das einzige, was wirklich verloren ging, ist das Vertrauen zu Deiner Frau. Und darum ist es nicht schade. Das hatte sie nicht mehr verdient. Und Du bist irgendwann wieder frei, Dein Vertrauen einem Menschen zu schenken, der sorgsamer damit umgeht und Dich mitnimmt, wenn Veränderung ansteht oder Unzufriedenheit sich breit macht.

23.07.2016 14:11 • x 1 #16


O
Zitat von Hanna19:

Es ist sehr oft, daß Männer nicht merken, wie unglücklich ihre Frauen neben ihnen sind.
(Von den Frauen heißt es dann oft, ich habe es ihm doch jahrelang gesagt. Weiß nicht,
ob da bei Euch was zutrifft.)



Exakt dieser Satz ist gefallen!
In unserem ersten Gespräch, als wir uns gegeseitig erklärten was falsch läuft, empfand ich Ihre Punkte durchweg gerechtfertigt.
Ich habe Ihre Kritik aufgenommen.
Da jeder weiß wie schwer es sein kann sein Verhalten zu korrigieren, haben wir sozusagen feste Haltepunkte vereinbart.
Einmal die Woche Paarabend ohne Fernseher oder Handy - ein Glas Wein und reden. (soll jetzt mal als Beispiel dienen)

Nochmal, damit wir uns nicht falsch verstehen.
Die Punkte die meine Frau für Ihre Unzufriedenheit aufzählte sind weitestgehend stichhaltig!
Ich räume mein falsches Verhalten ein.

23.07.2016 14:36 • #17


A


Abschied in drei Akten

x 3


H
Ja, ich habe Dich verstanden. Hilfreich finde ich das Buch von John Grey, Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus. Mir hat es zumindest geholfen, bestimmte Unterschiede besser zu verstehen. Umgang und Verarbeitung sind da nicht zwangsläufig inbegriffen.
Mir geht es - grundsätzlich - genauso.

(s. Frauenrolle, rede mir den Mund fusselig, und wenn es dann zu spät ist und man geht, kommt die große Trauer und das Entsetzen.
Mitunter auch die Einsicht.

S. auch der Song Torn
You´re a little late, I´m already torn.


Nur so, weiß nicht, was da auf Euch zutrifft. Es sind nur Gedankenfetzen.
Nimm Dir nur raus, was Du brauchst.

Alles Gute Dir, Du wirkst auf mich aufrichtig.

23.07.2016 14:43 • #18


H
Ich habe das hier gerade erst gelesen:
Meine materiellen Möglichkeiten sind nahezu aufgebraucht.
Von Freunden und Familie bin ich weitgehend isoliert.
Ich habe ca 15kg abgenommen.
Sie vermittelt mir mit Vorsatz das Gefühl nur noch geduldet zu sein.
Gestern ist Sie mit unseren Sohn in den gemeinsam geplanten und bezahlten Urlaub gefahren.
Jetzt sitze ich also allein am Pc und heule wärend ich euch schreibe.

Das ist sehr ernst und bestätigt mich in meinem Eindruck, daß Trennung nötig ist,
da es bei Euch nicht nach einer schnellen Lösung aussieht.
Auch für die Tochter finde ich das wichtig,
sie ist immer zwischen Euch. Da ist Klarheit besser.

Wärst Du jetzt angemeldet, würde ich Dir noch etwas als PN schreiben.
Vielleicht holst Du das ja noch nach ..

Alles Gute

23.07.2016 15:05 • x 1 #19


O
ich bin nicht angemeldet?

23.07.2016 15:14 • #20


L
Zitat von ominöser-gast:
ich bin nicht angemeldet?


Doch bist Du.

23.07.2016 15:25 • #21


G
Zitat von ominöser-gast:
ich bin nicht angemeldet?


Du bist angemeldet .
Hanna hat sich wohl vertan , sie schreibt auch von Tochter statt Sohn.

23.07.2016 15:42 • #22


B
OG,

so wie Du Deine Reaktion auf das erste Auffliegen beschreibst:
Du hast alles richtig gemacht und dieser Abschied in Raten war nicht umsonst.

Als Du von der Affäre erfuhrst, hast Du vollkommen richtig gehandelt. Sie nicht zusammengefaltet (Respekt! Ich kann das nicht, wenn ich enttäuscht werde. Ich werde dann zur vorwürflichen und ungerechten Furie. Mein Ventil der Verarbeitung des ersten Schocks und der Versuch, die schlechten Gefühle zu teilen, ggf. auch mitzuteilen.)
Hast Dich mit ihr zusammen gesetzt, Dich ausgesprochen, Kritik angenommen, versucht neue Paardynamik zu entwickeln, es besser zu machen, sich als Paar wieder zu finden.

Aber am Ende reichte das ihr nicht. Sie hatte sich wohl schon zu sehr von Dir entfernt. Ich denke, das passiert ganz häufig und automatisch, um die Affäre vor sich selbst zu rechtfertigen. Da ist dann entweder die Affäre die große Liebe und Seelenverwandtschaft, gegen die man sich einfach nicht wehren könnte. Also wird die Affäre völlig überhöht, um zu begründen, warum man gar nicht anders konnte, als so zu handeln. Oder die offizielle Partnerschaft wird erniedrigt, man (bzw. Frau) erinnert sich an jedes noch so kleine oder zurückliegende Vergehen des Partners, jede Unzulänglichkeit, jedes Versagen, selbst wenn man es damals noch mit einem nicht so schlimm abgetan hat. Das türmt sich dann wie ein großer Berg an und die Affäre selbst wird dann logische Konsequenz dieses Bergs.

Bei betrügenden Männern ist, neben der große-Liebe-Seelenpartner-Begründung, gerne auch die war stets nur für die Familie da und hab nie an mich selbst gedacht-Begründung ein Mittel, vor sich selbst besser dazustehen.

Wenn man nicht direkt betroffen ist, versteht man, dass solche Legenden nur dazu dienen, nicht der schnöden Wahrheit ins Auge zu schauen. Wer will schon über sich sagen: Ich hatte eigentlich alles, was ich wollte, war meines eigenen Glückes Schmied. Und für einen kleinen Flirt, der etwas eingetrocknete Gefühle bei mir reaktiviert hat, hab ich alles entwertet und weggeworfen, was ich mir mit meinem Partner über Jahre geschaffen hatte.
Das wäre ja Scheitern auf der ganzen Linie.

Da ist die große Liebe oder wie in Deinem Fall ich war so lange unzufrieden und Du hast das einfach nicht gesehen die wohlfeilere Lebensgeschichte.

Zieh Dir diesen Schuh bloß nicht an.
Jeder verliert nach der ersten Eroberungs- und Verliebtheitsphase die ursprüngliche Spannkraft. Das macht es in einer Beziehung ja auch vertraut und gemütlich. Wird einer der Partner zu gemütlich, muss man das anmelden und auch, sollte man nicht ernst genommen werden, die Konsequenzen ziehen.
Aber die Konsequenzen sind allenfalls ein Inaussichtstellen der Trennung, ein sich Distanzieren, für eine Woche wegfahren mit der Ankündigung, man müsse sich Gedanken über die Beziehung machen, weil es so nicht weitergehen kann.
KEINE Konsequenz ist das heimliche Rummachen mit einem Dritten. Das ist nie gerechtfertigt.

Du hast ihr eine zweite Chance gegeben und bist ihr entgegen gekommen und hast Dich für eure Ehe engagiert. Sie hat die Chance nicht wahrgenommen. Dann muss sie eben damit leben, statt mit Dir in Partnerschaft und Familie zu sein, mit ihrem Boytoy klarzukommen. Ich sehe da auch wenig Chance auf Gelingen.

Aber das ist gottseidank nicht mehr Dein Problem.
Du hast alles getan, was in Deiner Macht stand. Wenn ihr das nicht reicht und sie nicht ebenfalls alles für Dich gibt, was in ihrer Macht steht, dann soll sie Platz machen für jemanden, der das kann.

Und Hanna hat vollkommen Recht. Lass dieses Dich nur dulden nicht mit Dir machen.
SIE hat sich aus der Ehe und Familie entfernt, dann soll SIE nach der Rückkehr aus dem Urlaub auch zusehen, wo sie nachts schläft. Ich weiß nicht, wie ihr die Kinderbetreuung geregelt habt, ob Du das allein wuppen könntest, ob Du dazu Bekannte und Familie reaktivieren kannst oder kurzfristig in Deinem Job kürzer treten.

Ich würde Dir aber wirklich empfehlen, sie aus dem gemeinsamen Haus erstmal, zumindest in den Zeiten, die Du nicht im Büro bist, herauszuschämen.
Evtl. muss sie ja noch tagsüber in dem Haus sein, um sich um den Sohn zu kümmern. Aber nach dem Abendessen soll sie zusehen, dass sie Land gewinnt. Kann ja zu ihrem Freund ziehen oder sonstwohin, Dir egal. DU hast diese Situation nicht maßgeblich verursacht. Und mit ihr unter einem Dach ist für DICH unzumutbar, schwächt Dich. Und dass DU ausziehst, sollte nicht zur Debatte stehen, schließlich hast DU die Ehe nicht mit Füßen getreten. Wenn sie tagsüber Möglichkeiten gefunden hat, sich Alternativen zu ihrem Partner zu suchen, sollte es ja wohl jetzt eine Selbstverständlichkeit sein, auch Alternativen für nachts zu finden.
Oder möchte sie lieber, dass Du jetzt im Nachhinein durch ihr unmögliches Verhalten (rotzfrech mit Kind in den Familienurlaub fahren, als wäre nichts passiert. Vermutlich noch mit der Begründung, um dem Kind nicht die Freude zu verderben. Als gehörte da kein Papa dazu.) dazu verleitet wirst, jedem zu erzählen, warum diese Familie gerade zerbricht?
Dich werden jetzt aufgrund des Gewichtsverlusts schon genügend Leute fragen, wie es Dir geht und ob alles ok ist. Wenn sie jetzt nicht ganz schnell dafür sorgt, dass Dich diese Situation nicht zusätzlich belastet, gibts für Dich auch keinen Grund mehr, sie zu schonen und anderen nicht zu erzählen, was Dich belastet.

Glaub mir, bei einer Affäre mit dem blutjungen Trainer ihres eigenen Kindes wird es gaaaanz wenig Verständnis für ihre Entscheidungen geben. Und das weiß sie auch. Das ist nichts, worauf man stolz sein kann. Und egal wie sie es dreht, DU hast da überhaupt keinen Anlass, Dich zu schämen.

Ja, ich weiß, das ist unterste Schublade.
Aber wenn ihr Verhalten dazu führt, dass Du Dich klein, machtlos, mittellos und weggedrängt fühlst, sollte das Ergebnis keinesfalls sein, dass DU in 3 Monaten in einer dunklen 1-Zimmer-Wohnung sitzt und Dein Kind nur besuchsweise siehst. Wenn einen von euch beiden so ein Schicksal trifft, weil ihr es gemeinsam nicht mehr besser hinbekommen könnte, dann sollte SIE es sein, die die Konsequenzen ihres Handelns zu spüren bekommt.

23.07.2016 15:46 • x 7 #23


H
Wollte nur dreimal unterstreichen, was @Bekannte da schreibt.
Und zwar eigentlich so ziemlich alles, fast wörtlich.
Und das ist selten.

23.07.2016 16:20 • #24


O
@Bekannte

Also an dem Abend, wo Sie zugab bei Ihm gewesen zu sein, hat es schon geknallt.
Es wurde nicht geschrien oder so.
Aber ich bin schon deutlich geworden und habe Worte benutzt die sonst nicht mein Eigen sind.
So viel Ehrlichkeit muss sein.

Das die Affäre, von der ich nicht mal weiß ob es sie je gab, zuende ist, bin ich mir sicher.
Es ist Ihr äußerst wichtig dass diese Geschichte nicht publik wird.
Mein erster Gedanke an dem Abend war zu dem fahr ich hin.
Im verlauf des Abends wurde ich kreativer.
Ich sagte meiner Frau ich werde mich an seinen Arbeitgeber wenden.
Das hat Sie sichtlich in Panik versetzt.
Habe ich aber nicht gemacht.

Was den Auszug betrifft: natürlich ist meine Frau die wichtigere Bezugsperson für menien Sohn.
Ein weggehen der Mutti wäre für Ihn nicht zu ertragen.
Diese Option gibt es nicht.
Ich werde auch im wesentlichen keine Möbel mitnehmen.
Das mein Sohn diese Sache möglichst unbeschadet übersteht hat oberste Priorität.
Es soll sich möglichst wenig ändern.
Zum Urlaub sei gesagt, das ich es begrüße dass sie dennoch gefahren sind.
Wir haben ein Wohnmobil gemietet und mein Sohn freute sich schon riesig darauf.
Das Papa nicht mitkommen kann weil er arbeiten muss, hat er verstanden.
Wir habe dann gestern gemeinsam den Camper beladen und ab ging die Reise.
Wir waren uns einig dass ein paar Tage Ruhe uns allen gut tut und ich habe Gelegenheit hier zu schreiben.

23.07.2016 16:22 • #25


O
Zitat von Bekannte:

. Oder die offizielle Partnerschaft wird erniedrigt, man (bzw. Frau) erinnert sich an jedes noch so kleine oder zurückliegende Vergehen des Partners, jede Unzulänglichkeit, jedes Versagen, selbst wenn man es damals noch mit einem nicht so schlimm abgetan hat.



in einem unserer ersten Gespräche steigerte Sie die Zeit des unzufrieden seins von einem Jahr, über die letzten Jahre, bis dahin das die gesamte Zeit unbefriedigend war.
Mein lapidarer Kommentar war glaube ich, das Sie wohl zuletzt bei meinem Vorgänger glücklich war.
Das ficht mich nicht an. Die Intension den Streit zu eskalieren war zu deutlich erkennbar.

23.07.2016 16:42 • #26


B
@og, ich bin auch nicht dafür, mit dem eigenen Privatleben unnötig hausieren zu gehen. Aber wenn die Drohung damit, das durchblitzen lassen, dass Du könntest, wenn Du wolltest, Dir in Momenten, in denen Du Dich überrollt und machtlos fühlst, wieder Oberhand gibt, weil Deiner Frau der äußere Schein wichtig ist, dann scheu Dich nicht, das als Argument zu verwenden.

So wie Du euer Verhältnis in den letzten Tagen beschreibst, kommt es maßgeblich auf das Verhalten Deiner Frau an, wie stark Du Dich abgrenzen und schützen musst oder mit ihr kooperieren kannst. Wie sich ihre Haltung zu Dir und ihren eigenen Ursachen im Lauf der Zeit entwickelt, wissen wir alle nicht, vermutlich nicht mal sie selbst.

Dass das Kind oberste Priorität hat und Du für ihn so viel Normalität wie möglich erhalten möchtest, versteht sich (unter vernünftigen Menschen).

Aber genügend Frauen sehen sich und das Kind als Einheit. Motto: geht es mir gut, geht es auch dem Kind gut. Ich lese hier auch häufig genug Eltern, die behaupten, mit dem Betrug ihnen gegenüber, hätten die Partner auch die Kinder mit betrogen und belogen (als gäbe es sowas wie einen Informationsaustausch der Kinder über die Bettangelegenheiten der Eltern, brrrr...). Daher Vorsicht vor solchen Tendenzen.

Oder Eltern legitimieren über das Kindeswohl Zugeständnisse, die eigentlich ihnen selbst viel mehr nützen als dem Kind.
Da muss nicht mal böser Wille dahinter stehen. Manche können einfach nicht zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und denen ihrer Kinder abstrahieren.

Und unterschätz Du bitte nicht Deine Bedeutung für das Kind. Selbst wenn ihr bislang den modernen Klassiker gelebt habt, dass die Frau die Hauptbezugsperson ist und der Vater sich auch mal für die Arbeit entschuldigen kann, ist ein Auszug oder die Abwesenheit des Vaters nicht nichts!

Und dass Du jetzt zu Deinen Lasten gelogen hast, dem Kind gesagt hast, dass Du Deine Arbeit einem gemeinsamen Urlaub mit ihm vorziehst, mag das Kind so hinnehmen und als plausibel oder gar normal empfinden. Genützt hat es aber nur Deiner Frau, weil sie dadurch dem (immerhin) 10jährigen nicht erklären musste, warum Mama und Papa nicht mehr gemeinsam in Urlaub fahren können.

Ich hätte als normal empfunden, wenn ihr in der Mitte des Urlaubs gewechselt hättet. Dann kostet das eben Sprit zum Hin- und Zurückfahren. Aber hey, es ist der Familienurlaub.
Wenn Deine Frau das (mit dem Kindeswohl im Hinterkopf!) Deinem Kind mit Mama und Papa teilen sich den Urlaub mit Dir erklärt und ihn in der ersten Woche darauf vorbereitet hätte, dass Du bald kommst und ihr dann auch ganz viel Spaß miteinander habt und er Dir dann alles zeigen kann, wäre das auch für ein Mamakind überhaupt kein Drama. Vielleicht fragt er mal abends nach ihr oder ruft automatisch nach ihr, wenn er sich wehtut. Aber für Dich ist es wichtig, dass Deine Bindung zum Kind jetzt stärker wird, um ihn zusammen mit Deiner Frau auffangen zu können, wenn ihr euch trennt und nicht jeden Abend ganz normal beide verfügbar sind.

Ohne Kinder- und Jugendpsychologin zu sein, denke ich, dass es ganz wichtig ist, dass Du Dich jetzt nicht vom Kind zurück ziehst oder wegdrängen lässt oder Deine in den 10 Jahren entstandene Bindung zu Deinem Kind unterschätzt oder Dir das Kind allein nicht zutraust oder die Wut und Traurigkeit, die auch Dein Sohn über die neue Situation zeigen wird, nur auf Dich beziehst und glaubst, es ihm leichter zu machen, wenn Du diesen Konfrontationen/Dramen aus dem Weg gehst. Die nächsten Jahre sind ganz wichtig für ein Kind eine Mama und einen Papa ansprechbar und in vertrauensvolle Beziehung zu haben.
Und, sofern Du Dich nicht freiwillig zurück ziehst, wird Dir derzeit auch das gleiche Sorge- und Aufenthaltsbestimmungsrecht wie Deiner Frau gegeben werden. Weil derzeit die einhellige Meinung ist, dass es für alle Kinder besser ist, ein Woche bei Mama und eine Woche bei Papa zu sein, statt ein einziges Zuhause und ein Besuchselternteil zu haben. Und dabei geht es ausschließlich um das Kindeswohl.

Und ob die Affäre beendet ist oder nicht, ob sie mit ihm in der Kiste war oder nicht. Deine Frau hatte zu einem konkreten Mann einen unangemessenen, die Ehe in Frage stellenden Kontakt, den sie Dir verheimlicht hat. Bei Aufdeckung hat sie ihn weiterhin (in für Dich wesentlichen Teilen) geleugnet und weiter gelogen.
UND sie hat Deine ausgestreckte Hand für eine Verbesserung und Rettung der Ehe nicht ergriffen.
Wenn es Dir nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub mit ihr im Haus gut geht, besser als ohne sie, dann brauchst Du Dich nicht zu bewegen und kannst es erstmal laufen lassen.
Aber sollte sie zurück kommen und es für Dich belastend sein, sie um Dich zu haben, dann lass Dich nicht aus Deinem Leben heraus drängen.

Ob ihr im Trennungsfall beide in neue Wohnungen zieht und das Kind wöchentlich wechselt, oder nach dem Nestmodell euch im Haus abwechselt oder einer von euch im Haus bleibt oder oder - achte bitte darauf, dass Du hier nicht automatisch den Kürzeren ziehst und prüfe sehr genau (auch da gibt es Beratung bei Caritas, in Elternschulen, der AWO, ProFamilia, etc.) ob diese Regelung wirklich dem Kindeswohl dient und ob Deine Frau im Hinblick auf das Kindeswohl genau so viele Opfer bringt wie Du.

In dieser Konstellation ist es jetzt nicht mehr Deine Aufgabe, Frau und Kind glücklich zu machen. Jetzt geht es darum, Dich und das Kind glücklich zu machen. Auch DAS ist für das Kind wichtig. Ein gebrochener, ausgelaugter Papa ist für niemanden gut.

Aber Du hast völlig recht, dass Dir diese Zeit allein jetzt erstmal die Möglichkeit gibt, Dich zu orientieren, zu weinen, nachzudenken, Dich zu fangen. Das geht mit Kind neben dran natürlich nicht.

Und solltest Du den verpassten Sommerurlaub bereuen, hindert Dich (hoffentlich) nichts, den Kurzen im Herbst einzupacken und für 10 Tage in einen Papaurlaub mitzunehmen.

Du schreibst, dass Deine materiellen Möglichkeiten derzeit sehr auf Kante genäht sind. Ist das ein grundsätzliches Problem oder gab es in letzter Zeit besondere Ausgaben? Liegt es am Kredit oder kannst Du das selbst verbessern. Geld ist nicht alles, aber in solch einer Situation ermöglicht einem Geld ja auch andere Alternativen zu denken, was künftiges Zusammen- oder Getrenntleben angeht, oder auch Deine Möglichkeiten, mit z.B. einem Wellnesstag Kraft zu schöpfen.

23.07.2016 17:31 • x 3 #27


O
Zitat von Bekannte:

Du schreibst, dass Deine materiellen Möglichkeiten derzeit sehr auf Kante genäht sind. Ist das ein grundsätzliches Problem oder gab es in letzter Zeit besondere Ausgaben?

.


Wir sind erst anfang des Jahres umgezogen, das verschlingt immer Ressoursen.
Weiter kommt mein Sohn nächsten Monat in die Schule. Auch hier wurde investiert.
Eigentlich wollten wir deshalb in diesem Jahr auf Urlaub verzichten.
Als die ersten Anspannungen auftraten schien es uns aber wichtig einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen.
Wir wollten die Zeit entspannter Tage nutzen und mal gemeinsam abschalten.
Hätte ja auch fast geklappt.
Schulden gibt es nicht.

Die bevorstehende Einschulung ist auch der Grund, warum die Trennung so geräuschlos wie möglich ablaufen soll.
Das meine Frau hier in einer komfortablen Situation ist, muss ich zum Wohle meines Kindes akzeptieren.
Auf ihn warten große Veränderungen.
Neue Tagesabläufe, neue Freunde etc.
Da kann eine übermäßige Veränderung im Elternhaus mMn nicht förderlich sein.

Was die Drohung angeht: ich gewinne nichts.
Das Verhältnis zu meiner Frau würde sich deutlich verschlechtern und ich treffe immer auch mein Kind.

Ansonsten ist die Trennung bereits beschlossene Sache.
Darüber gibt es keinen Zweifel.
Ich erkenne diese Tatsache auch an.

23.07.2016 18:26 • #28


M
Hallo OG,vom Typ her schein ich dir ähnlich zu sein.Ich halte nichts von Streits,Vorwürfen,schreien etc. Ok,hier ist es etwas anders,meine Frau bewegt sich auf mich zu,nachdem wir ein paar grundsätzliche Dinge geklärt und ich mich distanziert habe.Guck an,auf einmal sucht sie Nähe,interessiert sich.Letztens stand ein gemeinsamer Besuch bei meinem besten Freund n und sie frug mich ob er Bescheid wüsste,das verneinte ich und ihre Augen wurden gross und die ungläubige Frage:Wie,du hast mit Deinem besten Freund nixht geredet,mich nicht verflucht,schlecht gemacht oder gejammert?Warum nicht.Meine Antwort:Weil ich mich nicht
trennen möchte und somi kein Grund besteht Dich bei unseren Freunden zu verbrennen.Den Blick mit dem gehuchten Danke werd ich nie vergessen

23.07.2016 19:30 • #29


B
Danke für die Infos.

Also stellt sich für Dich effektiv nur noch die Frage, ob Du die Trennung in der gleichen Wohnung aushalten kannst (emotional) oder musst (finanziell) oder Du ohne Kind in eine andere Wohnung ziehen musst (emotional) oder möchtest (,um die Spannungen fürs Kind gering zu halten?)

Oh Mann, das ist ja die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Womit hältst Du Dich denn gerade aufrecht?
Hast Du Energie für Sport? Radfahren, laufen, spazieren gehen?
Auch wenns schwer fällt, hinterher geht's einem immer besser.
Kannst Du jetzt, wo Du erstmal allein bist, ein bisschen besser aufs Essen achten? Ist echt wichtig, sonst wird die Energie weniger und weniger und Hunger verstärkt nur schlechte Gefühle.
Am besten nach Plan. In meinen schwersten Zeiten hab ich mir um 7 Uhr eine Schüssel Cornflakes verordnet, um 10 Uhr ein Salamiklappbrot, um 12 Uhr ein leichtes Mittagessen, meist Salat und Suppe, um 15.30 Uhr was Süßes und um 19.30 was Warmes Fettiges von draußen (Pizza, Burger, Gegrilltes). Appetit hatte ich keinen. Hab mir den Wecker gestellt, damit ich die Essenszeit nicht verpasse. Und irgendwann kam der Appetit dann wieder (ging mit Chips am späten Abend los .

Und was Deine Isolation angeht: Einfach alle alten Bekannten und auch Kollegen, die man nett findet, anhauen. Hey wie geht's? Hast Du Lust, mal... Meine Erfahrung nach 6 Jahren Funkstille: Von einigen kommt nichts zurück, von vielen so ein amerikanisches ja gerne, das aber nicht passiert. Und einzelne freuen sich total, dass man sich gemeldet. Mit denen treffen, nicht sofort die private Situation auf die Nase binden, einfach über deren Leben ausfragen und über Gott und die Welt quatschen. Das hilft auch ungemein gegen dieses Verlust- und Einsamkeitsgefühl. Man kommt raus, wird abgelenkt, merkt, dass mit einem alles in Ordnung ist (eine Trennung ist ja immer auch ein gewaltiger Schlag ins Selbstbewusstseinskontor). Und jede auch noch so oberflächliche Bindung bzw. Verbindung an andere Menschen erleichtert den emotionalen Ablöseprozess vom bisherigen Hauptmenschen.

Wenn Dir das hilft, kannst Du natürlich auch rausgehen, flirten, Deinen Marktwert testen oder Deine Trauer in Alk ertränken. Aber Du machst mir hier nicht den Eindruck, als brächte Dich sowas weiter (ich gebe offen zu, dass bei unauflösbarer innerer Verstrickung mir solche Brachialakte auch schon durch die eine oder andere Nacht geholfen haben. Muss man nicht stolz drauf sein. Aber manchmal ist man nicht Herr der Lage.)

23.07.2016 19:51 • x 1 #30


A


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