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Abschied von unserem Hund im März

V
du hast dir einen sonnigen tag zum sterben ausgesucht

einen tag zwischen zwei trüben nieseltagen

einen tag, an dem man bei dir draußen sitzen

und dir noch ein paar lieder singen kann,

einen tag, an dem es leicht ist, ein tiefes loch zu graben.



der weg in den tod war frei und klar:

nach deinem letzten spaziergang fing dein anfall an,

so dass du direkt ins auto gestiegen bist - fast von alleine.

kein verkehr vor uns auf der straße - mit hoher geschwindigkeit,

denn du kriegtest keine luft mehr, die ampeln auf grün,

kein mensch, kein tier im wartezimmer vor uns.



den gang ins zimmer hast du ganz alleine geschafft.

und dann standst du da, in der ecke, die zunge schon dunkel.

es war dann gar nicht schwer, zu nicken: ich bin einverstanden.

zuzusehen, wie du rasiert wurdest und eine entspannungsspritze bekamst,

nach einer halben minute schon ganz ruhig und entspannt zu boden gingst

und dann die zweite spritze mitten ins herz.



dein fußabdruck auf dem ledersofa sieht aus,

als wärst du gerade eben rübergelaufen.

und die vielen schwarzen wollmäuse überall!

dabei habe ich doch erst sonntag gesaugt!

die häufchen an der straße (und hier und da im garten) -

wir schaffen es noch nicht, deine letzten spuren zu beseitigen.



die zeit steht für eine weile still,

bis wir aus der starre erwachen und dort,

wo wir noch deinen körper sehen,

dein fußtrappeln hören, deine anwesenheit erwarten,

spüren, dass du in wirklichkeit da bist,

nur anders.

26.11.2016 15:29 • x 3 #1


Musicmonk
Tränen in den Augen...das hast du sehr schön geschrieben. Ich kann das sehr gut nachempfinden. Und bestimmt geht es ihm gut da wo er jetzt ist

26.11.2016 23:38 • x 2 #2




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