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Auf Wiedersehen

G
Ohne dich


Nicht nichts ohne dich
aber nicht dasselbe

Nicht nichts
ohne dich
aber vielleicht weniger

Nicht nichts
aber weniger
und weniger

Vielleicht nicht nichts
ohne dich
aber nicht mehr viel

(Erich Fried)


Es ist sooo viel alles.
So viel Input, irgendwie, dass ich nicht weiß, wohin damit.
Manchmal höre ich gar nicht mehr zu.
Dir nicht, ihm nicht, Kunden nicht, einfach keinem.
Dann aber muss alles raus und doch will ich die klugen Ratschläge gar nicht hören.
Ziemlich egoistisch, aber seltsamerweise habe ich so gute Freunde, dass die sich das reinziehen und nicken und mich ablenken und sonst den Mund halten.
Kennen mich halt.
Mich bloß nicht zu emotional anschauen.
Mich (um Himmels Willen) bloß nicht noch zum heulen bringen.
Bloß nicht an der Fassade wackeln, dann kracht alles zusammen.
Obwohl sie eigentlich besser wissen als ich, dass diese Fassade nur für mich ist und die das ohnehin durchschauen.

Und SIE versteht es im Besonderen.
Weißt du, was mich sehr beruhigt hat?
Als sie sagte: Ich habe meinem Dad einen Brief mitgegeben. Ich habe alles reingeschrieben, was ich noch los werden musste. Sogar Sachen, die ich kacke fand.
Und dann hat sie gelacht darüber.
Gehört sich nicht, irgendwie.
Denkt man immer.
Geht aber vielleicht auch vielen so.
Jedenfalls nicht mir allein.
Dass sie mir das mit auf den Weg geben würde, meinte sie.
Dass sie vieles erst spaeter sagen konnte, was früher hätte gesagt werden sollen...

Manchmal denke ich das auch und dann sitze ich da vor dir und weiß nicht mehr, was ich sagen soll.
Oder fragen.

Und manchmal, so wie jetzt, bin ich froh, dass ich am nächsten Tag nicht arbeiten muss und ich würde gerne den ganzen Tag einfach auf der Couch sitzen, Telefon aus, und nichts sehen und nichts hören.
Als ich ihm gesagt habe, dass ich rüber gehe, weil ich das blöde Blöken aus dem Fernseher einfach nicht mehr haben kann, ist er gekommen und hat mich in den Arm genommen und gesagt: Morgen machst du bitte gar nichts hier. Nimm dir einfach Zeit und Ruhe. Und vergiss nicht, dass ich dich liebe und ich immer neben dir stehe, ok?
Und obwohl es das ist, was ich will: einen Tag, eine Woche, einen Monat nichts sehen, nichts hören, plagt mich das schlechte Gewissen.

Ich weiß, dass es euch genauso geht.
Dass ihr hoffnungslos überfordert seid.
Viel mehr noch als ich.
Und trotzdem kann ich nichts machen und ich denke, ich müsste aber doch.
Es ist zum heulen.
Es ist einfach nur ungerecht.


Und ungerecht ist auch, dass du weinst und sagst, dass du Angst hast, dass wir dich vergessen könnten.
Als würde ich nicht jetzt schon von dem Bach weggespült, den alles runter geht, wenn du nicht mehr da bist...

26.02.2015 01:57 • #16


Nachtfuechsin
es erinnert mich an die zeit, in der ich fast meine gesamte familie verlor. wortlos. aus dem nichts. unerwartet. und noch heute spüre ich meine dumpfen schritte, weitergehen, nicht stehen bleiben, die ebenso wortlos verhallten. viele fragen, die ich nie würde stellen können und ein mir nicht gegönntes lebewohl....

26.02.2015 08:49 • #17


A


Auf Wiedersehen

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G
Das ist schlimm, das tut mir sehr leid.

26.02.2015 09:22 • #18


Nachtfuechsin
was ich damit sagen wollte... ich beneide dich zutiefst um die chance, abschied nehmen zu dürfen und fragen stellen zu können.
das macht einen abschied nicht leichter - oder vielleicht doch... für die zukunft gesehen.
verlust tut immer weh, trauer braucht seine zeit, und es raubt einem gewiß mitunter den lebensmut.
aber du nimmst schon jetzt abschied und trauerst, und es hilft dir bestimmt, das endgültige zu überstehen, denn du leistest eine art vorarbeit.
das war mir nur wenige male im leben vergönnt.
abschied nehmen ist auch immer eine begegnung mit den eigenen verlustängsten, den egoistischen schmerztiefen und der eigenen sozialisation im umgang mit dem tod.
ich bin erzieherin im kindergarten (religionspädagogin) und arbeite nebenbei in verschiedenen pflegeheimen.
manche gehen einfach so, und ich nehme mir immer wieder vor, keine persönlichen und emotionalen kontakte zu bewohnern aufzubauen. aber das wäre nicht authentisch meinerseits.
manchmal habe ich die chance, abschied zu nehmen, dann fällt mir das loslassen leichter.
letzte woche habe ich einen älteren herrn mit den worten große reise, hm?) verabschiedet (er starb 30 minuten später), meine freundin habe ich nach langem krebsleid in den tod begleitet, meine oma sagte mir vor ihrem tod, dass sie nun endlich platz für die jüngeren machen wolle.
so geht es auch....
aber es macht gewiß einen unterschied, in welcher form von nähe man eine beziehung zueinander hat.
schreib es dir weiter von der seele, du namenlose gästin, es hilft dir.
ich bewundere dich, wie du dir selbst durch prosa und poesie bereits hilfst, wie du dich mitteilst, deine gefühle niederschreibst und sie zugänglich machst.
werde deine worte hören,
berühren sie mein herz.
aber verliere dich nicht
im schmerz
(klugschnackmodus on)

26.02.2015 19:20 • #19


G
Hi Nachtfuechsin,
danke fuer deine Nachricht.
Ich komme mir selbst bescheuert vor mit diesen Selbstgesprächen.
Ich bin absolut kein Typ, der mit sowas gut umgehen kann, hab ich das Gefühl.
Mit nichts eigentlich.
Ich hätte heute eigentlich noch arbeiten sollen, gestern hatte ich frei.
Nachmittags habe ich angefangen, da anzurufen, es ging nie jemand dran.
Anfangs dachte ich, die schlafen.
Irgendwann habe ich mir doch Sorgen gemacht und meine Schwester angerufen.
Da waren sie schon im Krankenhaus...
Hat sich rapide verschlechtert.
War dann heute drei Stunden arbeiten und bin dann gefahren, netterweise hat meine Kollegin mich ersetzt.
Ich fahre von mir auch noch so zwei Stunden und kann nicht mal eben hin.
Hab nächste Woche Urlaub, glücklicherweise.
Es hat sich so rapide verschlechtert, dass sie gar nicht ansprechbar war.
So wie es heute aussah, glaube ich nicht, dass sie nochmal nach Hause kommt.
Dieser Verfall, so schnell...
Jetzt sitze ich allein bei denen im Haus, weil mein Dad im Krankenhaus schläft und der Hund hier auch total vernachlässigt wurde in den letzten Tagen.


Und du:
Ich dachte irgendwie, dass du dich melden wirst, wenn gemeinsame Freunde etwas anklingen lassen.
Ich wusste das.
Frag mich nicht, warum, das weißt du selbst.
So selbstverständlich ist das eigentlich nicht, nachdem wir uns jahrelang nach Krach nicht gesehen und gehört haben.
Aber ich wusste immer, wie es dir gerade geht.
Jaja. Hab mich auch erkundigt.
Als wir uns vor ein paar Monaten wiedergesehen haben, war das... naja, irgendwie wie früher.
Als wäre es das normalste der Welt, dass ich mich ohne zu fragen an deinen Tisch setzen kann und WEISS, wirklich weiß, aus tiefster Überzeugung, dass ich bei dir immer willkommen sein würde, selbst wenn die mir fremden Leute drumherum komisch schauen.
Und trotzdem, so wie du geschrieben hast, dass es beziehungsmäßig nicht funktioniert hat, weiß ich, dass es NIE gut gehen würde, wenn wir zu engen Kontakt hätten.
Selbst freundschaftlich.
Das liegt nicht daran, dass ich dich nicht mag.
Auch nicht daran, dass ich dir nicht das beste wünschen würde.
Das liegt eher daran, dass wir so sind, wie wir sind.
Wir beide.
So gleich irgendwie.
Als wir uns da wieder getroffen haben, das hat mir fast schon Angst gemacht.
Das hat man vielleicht mit manchen Menschen.
Mit einer Freundin, von früher, hatte ich es vor ein paar Monaten auch.
Acht Jahre nicht gesehen und es war, als wäre die Zeit stehen geblieben, als wären acht Jahre NICHTS.
Aber so wie mit dir, hatte ich das noch nie.
Fast ohne antesten waren wir auf derselben Wellenlänge, wie früher.
Und du, du hast das umgekehrt auch.
Und selbst die anderen haben das gesagt.
Irgendwie war es mir klar, und auch dir klar, und auch allen anderen, dass das SO nicht hätte enden können.
Ich bin froh, dass du vergeben und vergessen kannst.
Ich bin dankbar, dass du mir jetzt deine Hilfe anbietest.
Aber es wäre nicht fair, sie anzunehmen.
Ihm gegenüber nicht. Dir gegenüber nicht. Mir gegenüber nicht.
Ich freue mich, dass es dir gut geht und ich freue mich, dass es dich in dieser Welt gibt. Das beruhigt mich irgendwie.
Aber wir zusammen, das funktioniert nicht.
Weder auf die eine, noch auf die andere Weise.
Ich habe lange versucht zu ergründen, warum das so ist.
Daran bin ich gescheitert.
Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, dass es so ist.
Es war früher mal so, dass du mit einem Blick (wirklich wörtlich!) schaffen konntest, dass meine mühsam aufgebaute Distanz in sich zusammen fiel.
Und ich, ich konnte das bei dir auch.
Zufällig getroffen und alles war dahin.
Alles um uns vergessen, alles andere egal.
Egal wie destruktiv wir füreinander waren (ich auch für dich, ich weiß).
Ich will das nicht mehr.
Das ist nicht gut.
Und bitte, bitte bring mich nicht mehr in die Position, dich abweisen zu müssen.
Ob nun freundschaftlich oder was immer du dir denkst..
Ich würde es immer wieder tun.
Ich würde immer wieder zögerlich nein sagen.
Und die Augenhöhe, das war es doch, was es ausgemacht hat.
Bewahr dir deinen Stolz.
Ich hatte immer große Achtung davor.
Vergessen werde ich dich schon nicht.
Und auch du darfst dich immer ungefragt an meinen Tisch setzen, wann immer wir uns zufällig sehen.
Aber ich werde dafür sorgen, dass es Zufälle bleiben.

28.02.2015 01:24 • #20


Verloren1974
Unglaublich, was Dir widerfährt, das verlangt unendliche Kraft, mehr als man manchmal hat. Ich bewundere Dich für Dein Funktionieren. Ich hoffe so sehr, dass ... oh Gott, was kann ich sagen? Worte wollen nicht so recht passen... Doch, ich hoffe, dass Deine Mama ... nicht leidet, dass Du trotz der Diagnose 100 wirst und symptomfrei bleibst...
Wortlos
e.

01.03.2015 20:08 • #21


G
Soll ich dir mal sagen, was fuer mich am schlimmsten daran ist?

Das Schlimmste ist nicht, dass du ihm seit fünf Nächten keine zwei Stunden zusammenhängend Schlaf gelassen hast (und mir seit zwei).
Auch nicht, dass du uns beschimpfst, dass du randalierst und böse wirst, dass du uns mit Ansage bewusst dazu zwingst, die ganze Nacht, jede Minute, neben dir sitzen zu müssen, dass du dir Dinge an den Kopf schlägst, dass du mit den gemeinsten aller Gemeinheiten um dich wirfst...
Es ist nicht das Schlimmste, dass wir dich so in Erinnerung behalten müssen, weil das das Letzte ist, was wir von dir mitbekommen.
Es ist nicht schlimm, dass wir dich pampern, waschen, eincremen, hin und her schleppen, dich verarschen müssen mit den Medikamenten, weil du alles zusammenbrüllst, wenn du nicht alles sofort bekommst.
Dass wir selbst am Ende sind.
Es ist nicht das Schlimmste, dass er weinend vor mir sitzt und mir sagt, dass er immer dagegen ankämpft, weil es ihm große Angst macht, dass er irgendwann eine Art Erleichterung verspüren könnte, wenn DAS vorbei ist.
Die Enttäuschung darüber, wie es ist, weil ich dachte, unsere letzte Zeit könnte doch noch ganz schön werden....

Das alles bringt mich an den Rand des Wahnsinns und der Verzweiflung.


Was aber am allerschlimmsten ist: Dass ich mir vorgestellt habe, was du von dir denken würdest, wenn du dich so sehen würdest...

05.03.2015 00:01 • #22


G
Vielleicht ist auch am schlimmsten, dass ich weiß, dass du so nicht bist.
Dass ich dich hasse, dafür, dass du gehst, aber du mit 40 Grad Fieber noch sagst, man soll dir Donauwelle mitbringen, weil dein Schwiegersohn die so gern mag.
Wir saßen hier zu viert in der Küche, kopfschüttelnd und grinsend und waren uns einig: Das ist typisch fuer dich.

Alles ist am Schlimmsten.
Und wir sind uns einig: Besser fliege ich raus, bevor ich nicht die nächste Woche noch hierbleibe.
Wirklich, das kann man nicht schaffen.
Ich kann nicht am Montag zurueck und alles hier so lassen, er kann nicht allein hier so mit dir bleiben, mein Mann kann mich nicht so sehen, wie ich mich zwischen Arbeit und DEM hier zerreiße.
Es geht nicht.

Ich sehe dich an und es kommt mir vor, als wärst du schon nicht mehr bei uns.
Und dann haust du solche Sachen raus.
So klar.
Ich habe manchmal im Fernsehen solche Dinge gesehen und mich gefragt, wie man nicht verrückt werden kann.
Jetzt weiß ich es.
Man küsst das erstarrte Gesicht, aber man fühlt nicht das, was man fühlen sollte.
Du kennst mich vielleicht am besten: ich funktioniere halt.
Aber ich funktioniere und frage mich dabei, warum ich es tu und sage dabei, dass ich zugrunde gehe und verstehe nicht, warum ich nicht das Gefühl habe, was ich finde, dass ich es haben müsste.
Ich funktioniere halt nur.
Frag den Arzt, ob er etwas trinken will, frage, ob jemand Kuchen will....
Und hasse mich dabei selbst, weil DAS keine angemessene Reaktion ist, irgendwie.

Zumindest einer sieht meine Not und flüstert mir ins Ohr, dass ich das genau richtig mache.
Und dass ich jetzt eben nur funktioniere.
Und er nimmt mir die Angst vor meiner eigenen fehlenden Trauer und sagt, dass die Zeit dafür noch kommen wird.
Und kommen darf.
Und er nimmt mir die Angst vor mir selbst.
Und genau deshalb kann ich ihn nicht hintergehen und genau deshalb willst du wohl auch, dass er seine *beep* donauwelle bekommt....

06.03.2015 02:37 • #23


G
Ich wünsche dir eine gute Reise...
Jetzt weiß ich, warum du so warst, diese Nacht und warum du nicht in diesem Bett liegen wolltest, warum du nicht wolltest, dass wir schlafen...
Du wusstest, dass du gehst, hm?
Ist schon ok...
Ich hoffe, es hat dir irgendwie geholfen, dass wir alle da waren und dass ich dabei deine Hand gehalten habe.
Weißt du, es ist zwar so still jetzt hier.
So still, dass manche von uns denken, wir hörten dich atmen.
Aber von da hast du uns jetzt viel besser alle im Blick...
Tu du dein Möglichstes, um auf ihn aufzupassen. Er ist so traurig.
Wir tun das auch, versprochen.

07.03.2015 12:17 • #24


Nachtfuechsin
Es ist geschafft.... und Du durftest Abschied nehmen. Verzeih ihr die Wahnwitzigkeiten der letzten Tage, sie sollten keine Verletzungen sein.

Umarmung

07.03.2015 19:57 • #25


G
Ist doch schon verziehen...
Man könnte das auch nicht nicht verzeihen, wenn man gesehen hat, wie es zu Ende ging.
Ich habe nie ewas Schlimmeres gesehen und ich hoffe, ich werde auch nie etwas Schlimmeres sehen.
Ich hatte ihr gewünscht, sie schläft einfach ein...

Ich bekomme das auch gar nicht zusammen.
Sie ist nicht mehr hier, sitzt beim Essen nicht mehr auf ihrem Platz, füllt bei Unterhaltungen keine Pausen, in denen wir schweigen.
Ich möchte so gerne mit ihr reden.
Einfach nur reden.

Aber irgendwie kommt es mir vor, wie zwei Personen.
Die, die ich so vermisse und die, die da so schrecklich lag.

08.03.2015 13:16 • #26


G
Na, hast du ihn im Traum besucht?
Hat er erzählt.
Nett von dir...
Und dass er jeden Tag zu dir geht, weil er sich daran erinnern muss, dass das wirklich stimmt... dass es ja stimmen muss, wenn dein Name da steht.
Ich habe es auch noch nicht begriffen, irgendwie.
Obwohl wir alle dabei waren, deine Hand gehalten haben.
Obwohl ich es gesehen habe, will es nicht wirklich bei mir ankommen.
Das warst doch nicht du.
Das sind doch zwei völlig verschiedene Bilder, die ich von dir habe.
Das eine, lachend auf der Couch.
Oder Anweisungen gebend in der Küche.
Oder fragend, ob ich an dies oder das gedacht habe.
Oder fragend, ob ich dies oder das schön finde.
Oder ob er lieber dies oder jenes essen will.
Das eine Bild eben, so wie du halt immer warst.
Und das andere, wie du gegangen bist.

Ich habe auch letztens von dir geträumt.

Ich bin extra noch mal hingegangen, zu dir, in Wirklichkeit meine ich, weil ich dachte, du würdest vielleicht friedlich aussehen.
Aber du sahst so ganz anders aus.
Das hat auch nicht geholfen, dieses andere Bild los zu werden.
Jetzt sind es nur zwei schlimme Bilder.

Aber du, du willst wohl noch immer das letzte Wort haben, wie?
Und mogelst dich da einfach in meinen Traum und da.. ja da hast du ausgesehen, als würdest du schlafen.
Friedlich.
Du fehlst mir so.

23.03.2015 21:08 • #27


G
Eben war seine Mutter zu Besuch.
Und wie wir da so saßen, hatte ich eine Sekunde das Gefühl, dass du dich sicher über ein Foto von uns freuen würdest.
Und im selben Augenblick sind mir die Tränen in die Augen geschossen und ich bin ins Bad gelaufen.
Geht ja nicht...
Wie ein Hammerschlag ins Bewusstsein ist das manchmal.
Ich habe den Impuls, das Gefühl (ein richtiger Gedanke ist es nicht mal), dich anzurufen, dir etwas zu schreiben...
Warum rafft man das nur so langsam?
Das macht es doch jedes Mal nur noch schlimmer, wenn der darauf folgende Gedanke unweigerlich kommen muss, sich ins Bewusstsein hämmert und plötzlich alle anderen Gedanken frisst, sodass nur noch Leere da ist.
Ich möchte wütend sein, toben, ausrasten, herumbrüllen, etwas kaputt machen.
Aber dann bleibe ich doch ganz still sitzen und Tränen kullern mir übers Gesicht, fallen auf meine Kleidung und trocknen dort wieder.
Und gar nichts ist gut.

26.03.2015 23:14 • #28


G
Langsam glaube ich, kommt es auch emotional an.
Eben, als ich beim Zahnarzt war, hätte ich fast los geheult.
Und dann das zweite Mal bei meinem Frisör.
Den hättest du gemocht.
Hat sich aus nichts ein neues Leben gebaut.
Ach, als Mann kann man doch auch auf der Straße schlafen., ist einer seiner Sätze.
Als Flüchtling kam er damals her.
Und hat eine Meinung, fetzen kann man sich mit ihm auch.
Du hättest deinen Spaß mit ihm.

Jetzt muss ich wieder weinen und gerade sitze ich auf der Terrasse, in der Sonne.
Und lass es halt laufen...

Manchmal bin ich so wütend, dass ich mich frage, warum ich überhaupt mit dir rede.
Erstens, weil das irgendwie gestört ist.
Als würdest du antworten...
Weiß ich auch selbst, aber gestört, verrückt, so kennst du mich ja auch und auch jeder andere, daher ist es eigentlich egal.
Aber das zweite ist, dass ich manchmal auch wütend auf dich bin.
Wie kannst du nur?
Wie konntest du uns nur allein lassen?

Dein alter Chef hat angerufen.
War mal wieder im Land und wollte dich besuchen.
Und hat geschockt aufgelegt.
Erst hat er gedacht, er spricht mit dir, als sie ans Telefon gegangen ist.
Und du hast so einen netten Brief bekommen, von einer deiner Kundinnen.
Er hat darauf geantwortet, in deinem Sinn, denke ich.
Und es kam noch eine so nette Antwort zurück.
Und ich hätte so gern, dass du das sehen könntest.

Aber das geht ja nicht.
Es geht so vieles nicht, was in dem Alter eigentlich noch hätte gehen müssen.
Das ist unfair.
Und auch das macht mich wütend.

Ich bin sauer auf Gott (auf den besonders, der kann mich mal, fuer immer und ewig!) und die Welt.
Und ich gönne mir das jetzt auch einfach.
Ich hoffe, du kannst das verstehen...

Ich hoffe, dir geht's gut.
Meld dich mal, im Traum oder mit einem Lottogewinn oder so.
Aber mach's sachte, du kennst mich Schisser ja.

Ich hab' dich lieb.

09.04.2015 16:51 • #29


G
Und hey, Daniel, den ich zwar nicht kenne und wohl auch nicht kennenlernen werde....
Ich will dir nur sagen, dass du zwar (schon lange vor meiner Zeit) von uns weg musstest, weil deine Ma die Adoption glücklicherweise (? hoffe ich...) rückgängig gemacht hat, aber du es nicht schlecht getroffen hättest.
Meine (unsere/deine-nur für acht Wochen) Eltern hätten uns nicht merken lassen, wer dazu gehört und wer nicht.
Und es gibt noch immer Bildaufnahmen von dir bei uns.
Cool, ne?
Eigentlich hast du noch drei Geschwister mehr.
Und eigentlich warst du das erste Kind unserer Eltern.
Und nach dir (und der Enttäuschung, mit einem plötzlich leerstehenden Kinderzimmer, was wirklich mit Liebe eingerichtet wurde, dafür verbürge ich mich) haben sie nicht aufgegeben und noch eines adoptiert.
Und dann hat es geklappt und bis vor letztem Weihnachten wusste ich nicht mal, dass unsere Schwester nicht unsere richtige Schwester ist.
Obwohl sie es ist.
Und du hast etwas verpasst mit ihr.
Die würde dir ohne zu zögern all ihr Geld leihen (wirklich) und würde dich nachts abholen, wo immer du stecken geblieben bist.
Ja, du hast (hoffentlich) eine tolle echte Familie behalten, aber du hast auch tolle Eltern und Geschwister verloren.
Vielleicht ist es gut, dass du das nicht mal weißt (weißt du es vielleicht sogar?).
Ich denke trotzdem an dich, seit ich davon weiß und ich hoffe, hoffe, hoffe, du hast ein schönes Leben...

09.04.2015 18:51 • #30


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