Beziehungen und Lebenskonzeptionen

F
Hallo an alle,
ich trage seit langem, und aktuell wieder sehr akut, ein Problem mit mir herum. Offenbar bin ich nicht in der Lage, es allein zu lösen, da ich hin- und hergerissen bin zwischen verschiedenen Gedanken und Gefühlen.
Also: Ich lebe in einer Beziehung über einige 100 km Entfernung, er ist erheblich älter als ich und könnte mein Vater sein. Wir sind nun - auf diese spezielle Art, d.h. wir sehen uns alle 3, 4 oder 5 Wochen - seit mehr als 6 Jahren zusammen. Als wir uns kennenlernten, war das für mich kein Problem, weil ich nicht so weit dachte, dass aus dieser Bekanntschaft oder Affäre überhaupt etwas Längerfristigeres werden würde. Auch als er ziemlich zu Anfang über Treue sprach, habe ich mich nur gewundert, aber nicht bewusst gecheckt, dass hier etwas festgezurrt wird..

Nun leben wir seitdem nach diesem Schema, und es geht weder vor noch zurück.
Er würde gerne ständig mit mir zusammenleben, ich eher nicht. Ich finde unsere gemeinsamen Unternehmungen und Urlaube sehr schön, da verstehen wir uns gut und haben die gleichen Interessen. Und wir sind uns die wichtigsten Vertrauten und telefonieren beinahe täglich miteinander, seit 6 Jahren.

Wenn es aber um den Alltag geht, wird es schwierig. Er ist schon Rentner, ich bin berufstätig. Ergo besucht er mich öfter als ich ihn. Er wohnt dann in meiner (kleinen) Wohnung. Dieses Hin und Her zw. Singleleben und Beziehungsalltag fällt mir schwer. Ich merke an mir, dass es mich stört, wenn er in meiner Wohnung herumwirtschaftet oder mich ständig fragt, wenn ich müde nach der Arbeit nach Hause komme, was jetzt der Plan sei. Ich warte dann auf den Tag, wo er wieder abreist und genieße dann das Alleinsein, wo ich wieder zu mir kommen kann.
Umgekehrt ist er sehr tolerant - wenn ich bei ihm bin, gibt es kaum Probleme, außer, dass ich mir nie vorstellen könnte, in einem solchen Chaos zu leben...

Das bedeutet für mich - ein ständiges Zusammenleben würde wahrscheinlich schwierig - ich wäre nach der alten Rollenverteilung für alles, aber wirklich alles im Haus zuständig - putzen, kochen, waschen, saubermachen etc. Er macht das nur notgedrungen, bisher haben das immer Frauen für ihn erledigt, und das findet er auch in Ordnung so. Handwerkliche Sachen macht er aber auch nicht - das lässt er von Firmen erledigen (er kann es nicht!).
Ich habe schon einmal in einer längeren Beziehung gelebt und ein ganzes Haus mehr oder weniger allein in Ordnung halten müssen. Darauf habe ich heute einfach keine Lust mehr.

Ein weiterer Aspekt ist für mich dieser enorme Altersunterschied. Ich bemerke immer öfter Verhaltensweisen und Sichtweisen an ihm, die entsetzlich verbohrt, furchtbar gesetzt und schwerfällig sind, einmal abgesehen von seiner Vergesslichkeit und extrem langsamen Reaktionsfähigkeit. Und ich beobachte, dass das nach einiger Zeit auf mich abfärbt. Ich fühle mich nach ein paar Tagen mit ihm älter als ich bin. Und natürlich frage ich mich, wohin das gehen soll...

Meine Vorstellung war immer, einmal mit einem lieben Menschen gemeinsam alt zu werden. Aber nicht sofort und so schnell!
Da ich - leider - auch Zukunftsängste habe, frage ich mich, was ist, wenn ich 65 bin? Dann bin ich noch jünger als er heute und dann ist er 85! Irgendwann stehe ich dann wohl allein da mit einer winzigen Rente - und ohne den Partner, mit dem ich diese Zeit dann erleben könnte.

So - das sind also meine Bedenken und Vernunftsgründe. ER möchte auf jeden Fall an dieser Beziehung festhalten und fragt mich dann immer, wo denn Liebe und Zuneigung blieben... Er erinnert mich dann an all die schönen Erlebnisse, die wir gemeinsam hatten. Aber je mehr er diese meine Fragen ignoriert, umso schwerer fällt es mir, diese Liebe und Zuneigung aufrecht zu erhalten. Ich kann heute gar nicht mehr sicher sagen, ob ich ihn noch liebe. (Übrigens habe ich auch keine Lust mehr auf ero. mit ihm, da auch das für mich noch nie erfüllend war. Wir leben seit einiger Zeit daher wirklich wie ein uraltes Ehepaar zusammen - oder wie Freunde.)
Und so langsam sollte ich auch an meine eigene, finanzielle Altersvorsorge denken. Da ich zuvor auch immer freie Beziehungen gelebt habe - ohne gegenseitige Verpflichtungen - bin ich aus diesen auch zweimal mit Nichts herausgegangen und musste zweimal wieder komplett von vorne anfangen. Ein Zugewinnausgleich stand mit ja nicht zu!

Ich wüsste gerne, wie andere Menschen das einschätzen. Wahrscheinlich kommt jetzt der Spruch, ich sei egoistisch... Und dann würde ich antworten: Ja, genau, denn ich muss es langsam sein...

26.11.2016 20:13 • #1


F
Einen Punkt hatte ich noch vergessen:
Ich überlege, ob es nicht ein gutes Konzept wäre, eine Zweier-WG mit einer anderen Frau zu gründen im Alter. So ab 60.
Hat damit jemand Erfahrungen?
Ist es leichter als mit einem Mann?
Es wäre ein gemeinsamer Lebensmittelpunkt, den man sich finanziell und im Idealfall auch freundschaftlich teilt, darüber hinaus kann ja jede ihre anderen Beziehungen (auch zu Männern) und Freizeitunternehmungen gestalten, wie es ihr beliebt.
Der leidige Punkt, wenn eine Liebe zu Ende geht - zwischen Mann und Frau - bliebe dann aus!

Ich habe das kürzlich bei zwei Frauen, die so seit 25 Jahren (!) leben, miterlebt und fand dies keine schlechte Idee.

26.11.2016 20:18 • #2


A


Beziehungen und Lebenskonzeptionen

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K
oje.. ne schwierige Zwickmühle..
einerseits wirkst du auf mich als ob du innerlich schon abgeschlossen hast..
andererseits bindet dich irgendwas.. vielleicht die Angst vorm Alleinsein..
wieder neu starten zu müssen mit ungewissem Ausgang..

die Entscheidung wird dir keiner abnehmen können..
vielleicht würd dir ein Blick von Außen Aufschluss geben..
schonmal an Therapie gedacht.. ?

schick mal Mut und Kraft den Weg zu finden so das es dir langfristig gut geht.

26.11.2016 20:46 • #3


N
Hallo,

ich verstehe nicht so ganz, wie ein Therapie dabei helfen sollte. Die TE möchte einfach einen Austausch ihrer Gedanken und der Beziehung, sowie ein paar Anregungen von Lebensmodellen im Alter, wenn man Single ist.

So, zum Thema Beziehung zu einem viel älteren Partner kann ich nur aus meiner Erfahrung sprechen. Ich war lange mit einem Mann zusammen der 26 Jahr älter war als ich. Er war für mich immer der Eine bei dem ich selbst noch nach 10 Jahren Beziehung kribbeln im Bauch und weiche Knie bekommen habe.

Nur irgendwann war das nicht mehr alles. Je älter wir wurden, desto weiter drifteten unsere Interessen auseinander. Für mich blieb irgendwann nur die Trennung, wenn ich mich nicht ganz aufgeben wollten, weil er, aufgrund seines Alters, gar nicht in der Lage war, sich meiner Lebensvorstellung anzupassen oder auch nur einen Kompromiss zu wollen. Es ist schwer eine Liebe zu leben, wenn die äußeren Umstände nicht aufeinander abgestimmt sind. Ich stand mitten im Leben mit Beruf und Karriere und er hat sich auf seinen Ruhestand vorbereitet.

Heute sieht es so aus, dass wir alle paar Monate mal auf einen Kaffee treffen, er ist mittlerweile 76 ist (hat eine neue Beziehung die altersmäßig besser zu ihm paßt) und ich 50 bin und mir immer öfter denke, zum Glück ist der Kelch an mir vorbei gegangen. Er ist ein alter Mann geworden und ich wäre über kurz oder lang sein Pflegerin geworden. Ich weiß es klingt hart, ist aber so. Es ist nicht so, dass ich ihn nicht mehr lieben würde, er bleibt immer der eine besonderer Menschen für mich, aber ich will auch leben und genießen was ich mir erarbeite. Und bevor nun jemand empört denkt, wie kalt ist die denn, was mir auch egal wäre, muss ich sagen, dass ich seit einigen Jahren meine Mutter pflege und weiß was auf mich zu kommen würde.

Wie ich wohne im Alter habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ein wenig verdränge ich es. Ich lebe jetzt und genieße es. Vielleicht mache ich mir da auch keine Sorgen, weil ich im Gegensatz zu dir nie von vorne anfangen mußte, weil ich nie meinen Beruf aufgegeben habe und komplett neu von vorne anfangen mußte.

Ich wünsche dir alles Gute und du wirst schon die richtige Entscheidung treffen. Höre einfach auf dein Bauchgefühl. Das zeigt dir schon den Weg.

28.11.2016 11:12 • #4


Tiefes Meer
Die Idee mit der WG klingt doch schön. Warum probierst Du es nicht aus? Müsstest ja ohnehin im ersten Schritt eine Mitstreiterin finden. WG ist ja auch nicht in dem Sinne verbindlich wie eine Beziehung. Sollte sich doch was in Punkto Beziehung ergeben, kannst Du ja ausziehen oder umgekehrt. Der verbleibende Teil müsste sich halt einen neuen WG-Mitbewohner suchen.
LG

28.11.2016 14:51 • #5




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