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Das Lösen von dem Bedürfnis nach dem Wir

U
Hallo Liebe Forums-Gemeinde,

wie so viele andere auch habe ich bereits einiges an Zeit bei diversen Themen hier im Forum verbracht (Vielen Dank für all die aktiven Nutzer ) und möchte nun auch einmal eine Frage stellen und einen Beitrag leisten.

Zum Background:
Es ist nun knapp 7 Wochen her, dass meine Ex zunächst die Verlobung löste und am Tag darauf auch die Beziehung, wir waren zum Zeitpunkt 5 1/2 Jahre zusammen. Wir sind noch recht jung (25 sie und 28 ich) und sie verabschiedete sich mit dem guten alten Klischee-Cocktail: Ich möchte noch etwas erleben und Hätten wir uns nur zwei Jahre später kennenglernt etc. Durch Gehaltsverhältnis, Freundeskreis u.a. waren wir uns einig, dass ich die Wohnung behalte. Da sie aber nicht mit der Schwere der Konsequenzen gerechnet hatte (Jetzt muss sie ja alles selber machen), verliefen die letzten Wochen bis zum endgültigen Cut ziemlich anstregend. Lange Rede, kurzer Sinn: Auch wenn mein Herz gerade noch massivst blutet, hat sie es meinem Verstand doch einfach gemacht, diese Trennung als richtig zu erachten und zumindest einen Teil des Heilungsprozesses beschleunigt mit ihrem Verhalten.

Wie viele von euch auch, habe ich angefangen zunächst die Wunden zu *beep* und mich so aktiv wie möglich in das Leben reinzuwerfen. Es wird Sport gemacht, Freunde getroffen und die Wohnung angepasst. Zeitgleich reflektiere ich mein eigenes Verhalten, meine Fehler (von denen sicher auch einige da sind) und suche nach Ansätzen zur Verbesserung.

Für mich ist mir klar geworden, dass ich sehr das Heil in einer Partnerschaft gesucht habe. Die Sicherheit, ja fast der Lebenssinn entstand durch diesen Faktor. Und so hat mich nicht nur der Verlust des Menschen, mit welchem ich mein Leben verbringen wollte aus der Bahn geworfen, sondern zu geringen Teilen auch der Verlust der Partnerschaft.

Nun endlich zur Frage: Abgesehen von den vielseits bekannten Maßnahmen zum Entdecken des Ich wie z.B.: Steigerung des Selbstwertgefühls durch Sport oder Kommunikation mit der Außenwelt, gibt es für euch Ideen oder Praktiken, Rituale oder irgendwas, wodurch ihr das Alleine sein wünschenswert macht?

Nicht gemeint ist die Erfüllung als Erimit, sondern eher das glücklich sein, egal ob man nun alleine ist oder nicht.

Ich weiß, es ist eine häufige und vermutlich auch eine subjektiv philosophische Angelegenheit, aber für Anregungen bin dennoch sehr dankbar (ebenso wie für jeden, der sich diesen Gedankenmist von mir antut )

Liebe Grüße

Utility

02.08.2017 14:47 • x 4 #1


Seeträne
Ich bin zum ersten mal in meinem Leben allein - mit 45 eine Herausforderung!
Habe in einigen Kuren zu hören bekommen, es sei wichtig zu entspannen. Das war meine erste große Herausforderung - WIE GEHT DAS?
In meiner letzten Kur endlich DIE Antwort: bei allem wobei ich die Zeit vergesse, entspanne ich.
Da musste ich mich erstmal gut beobachten und schrieb das auf ein Blatt.
Wenn es mir nicht gut geht suche ich eine dieser Aktivitäten aus. Manchmal muss ich mich zwingen anzufangen. Dann fließt es in der Regel aber immer mehr....
Ich tauschte mich mit anderen Menschen darüber aus. ( spannend!) Und probierte einiges... so lerne ich mich immer besser kennen und lieben. Dabei steigt automatisch mein Ichgefühl...
Hoffe es hilft dir ...

02.08.2017 15:05 • x 4 #2


A


Das Lösen von dem Bedürfnis nach dem Wir

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U
Vielen Dank dafür. Die Sichtweise auf das entspannen zu fokussieren gefällt mir. Ich frage mich gerade, ob es nicht ein wenig gefährlich ist, da wir frisch getrennten häufig die Entspannung haben, wenn wir uns verkriechen. Ist dir das vorgekommen?

02.08.2017 15:18 • #3


Seeträne
nein! Denn beim verkriechen vergeht die Zeit nur sehr langsam.( wenn überhaupt) . ich vergesse zum Beispiel beim puzzeln alles. manche stricken, backen, probieren neue Rezepte, suchen sich neue Hobbies, putzen, besuchen Menschen, die sie ewig nicht gesehen haben, organisieren irgendwelche Treffen. . . die Ideen kommen, wenn man sie lässt. Das macht dann unglaublich Spaß und man will dann auch gar keine Zeit mehr verschwenden, mit dem Leiden, dem Trauern. aber es braucht Zeit

02.08.2017 15:51 • #4


B
Mir geht's ähnlich wie dir und wir sind im selben Alter.
Ich bin allerdings schon 9 Monate getrennt. Ich kann nur sagen, dass es ein langer Weg ist und es ist noch lange nicht vorbei Aber es wird besser! Ganz langsam in Minischritten aber die Verbesserung ist zu spüren.

Ich war 12 Jahre mit meinem Ex zusammen. Hab ewig gebraucht um zu kapieren das es besser ist Schluss zu machen. Ich war ein totales Wrack und bin echt auf dem Zahnfleisch gekrochen!
Mittlerweile lebe ich wieder halbwegs. Ich bin zwar immer noch ganz schön lediert aber ich steh nicht mehr völlig hilflos im Wald und seh keinen Weg. Der Weg ist zu erkennen auch wenn ich noch etwas verpeilt umherkurve und manchmal auch wieder im Wald lande. Aber ab und an kreuze ich ihn und es fühlt sich gut an

Also was hilft: Am meisten hilft es wenn du es einfach hinnimmst, das du im Moment kaputt bist!
Mach dir keinen Druck! Leichter gesagt als getan, ich weis.
Anfangs wollte ich so schnell wie möglich drüber hinwegkommen. Klar wär das schön gewesen aber es ist unmöglich. In gewisser Weise ist das ja auch gut so. Ihr wart lange zusammen. Du hast geliebt. Und jetzt musst du trauern. Auch wenns s*cheisse ist und niemand traurige Leute mag
Irgendwann wird's vorbei sein!

Ich versuch gnädig mit mir zu sein und mir auch Zeiten einzuräumen an dem ich schlecht drauf sein darf. Wo ich mich richtig gehen lasse, heule oder n Glas Nutella fresse
Solche Phasen werden weniger mit der Zeit bzw. dauern nicht mehr so lang und wenn du mal alles raus lässt, geht's dir danach erstmal etwas besser.
Finde Sachen die dir richtig Spaß machen und mach die, auch wenn du dich anfangs überwinden musst.
Sei einfach nett zu dir und behandel dich selbst wie einen Freund, der gerade ne harte Zeit durchmacht. Irgendwann weist du wie du dich aus den Löchern rausholen kannst und irgendwann hörts dann auf weh zu tun. Daran glaub ich fest.

Ich handhabe das im Moment so:
Ich gehe 1x die Woche zum tanzen, denn ich habe festgestellt das mir das extrem Spaß macht.
Ich treffe mich mit Freunden und versuche alte Freundschaften wieder zu beleben.
Ich verschönere meine Wohnung/Garten.
Ich probiere neue Dinge aus.
Ich treibe Sport und bin Aktiv.
Ab und an geh ich feiern, lerne Leute kennen, trinke, tanze und hab einfach Spaß.
Die ein oder andere Liebschaft war auch schon dabei. Hier stelle ich aber fest dass ich definitiv noch nicht bereit bin für was neues ernstes.
Wenns mir schlecht geht, geht's mir halt mal schlecht. Schlechte Laune haben und so richtig rummotzen kann auch irgendwie nett sein
Ich versuch mir keinen Stress zu machen und wenn ich doch mal verzweifle und denke das ich nie wieder glücklich werde, heule ich mich bei meinen besten Freunden aus die mir bestätigen das es definitiv irgendwann vorbei geht!

Hab Geduld!

08.08.2017 10:06 • x 2 #5


U
Hallo bravecat,

vielen Dank für deine aufschlussreiche und ausführliche Antwort. Auch wenn jeder in seinem eigenen Boot sitzt, ist es doch angenehm zu wissen, dass andere mit sehr ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben.

Das gnädig sein mit einem selber stellt wirklich eine große Herausfoderung da. Ebenso die Aktzeptanz, dass man kaputt ist . Bei vielen Aktivitäten bin ich mir momentan einfach sehr unsicher, ob ich es mache, weil es Spaß bringt oder ob ich für die Leute, welche mir so toll beistehen, funktionieren möchte. Naja, besser eine schwache Motivation als keine.

Über die Dauer der Heilung muss ich gestehen, habe ich mir bisher wenig Gedanken gemacht, da ich das für mich schwer einschätzen kann, wo dieser Punkt nun erreicht sein soll. Ich werde mich einfach in Geduld üben.

Darf ich dich fragen, inwieweit du den Wunsch nach einer Beziehung gerade spürst? Ich bin sehr neugierig auf deine Antwort, da du ja mit aktivem Lebensstil schon 9 Monate gezeigt hast, wie man sich nicht unterkriegen lässt .

08.08.2017 11:08 • #6


B
Hi Utility!

Ich bin mir auch manchmal unsicher was ich eigentlich will. Ich habe irgendwie komplett das Vertrauen in mich und mein Urteilsvermögen verloren. Wobei ich sagen muss, dass sich dieser Zustand langsam wieder festigt.

Habe ich den Wunsch nach einer Beziehung? Gute Frage. Irgendwie schon
ABER
Ich kann mich noch nicht darauf einlassen!
Hab vor ein paar Wochen jemand kennengelernt. Toller Typ. Irgendwie bin ich auch verknallt aber irgendwie ertrag ich die das auch alles nicht. Ich bin super unentspannt. Alle alten Gefühle aus der letzten Beziehung kommen wieder hoch .. Es tut alles wieder weh.
Er hat sich auch ziemlich schnell wieder zurück gezogen. Und ich jetzt auch.
Ich bin einfach noch nicht so weit.
Es ist zum schreien aber ich kanns nicht ändern. Also versuch ich mich auf mich selbst zu konzentrieren. Was will ich? Was macht mich glücklich? Keine Ahnung, ich werd's aber sicher irgendwann heraus finden.

09.08.2017 08:47 • #7




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