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Den Absprung aus einer destruktiven Affäre schaffen

D
Irgendwie bin ich gerade bißchen...niedergedrückt. Wahrscheinlich der Jetlag seit ich gestern Nacht von UK zurück bin, ha ha. Es waren wirklich schöne Tage, wir haben uns gut verstanden wie eigentlich immer, sind gewandert, haben stundenlang geredet. Ich fühle mich immer wohl, wenn ich dort bin und wenn ich mit ihm zusammen bin. Zusammen hatten wir noch nie Probleme, eher ohne einander. Aber irgendwie hatte ich ein komisch distanziertes Gefühl bevor ich losgeflogen bin und hätte auch wirklich beinahe meinen Flug versäumt- ein absolutes Novum. Ich bin der perfekte 30 Minuten vorher am Bahnsteig Steher und der ewig am Fluggate Rumhänger ansonsten. Aber diesmal- der Handywecker ging irgendwie nicht los, ich bin in letzer Minute ins Flugzeug gesprungen und konnte die Nacht vorher nicht schlafen und ich schlafe immer wie ein Murmeltier in letzter Zeit.
Und dann waren wir zusammen und es war wirklich gut in jeglicher Hinsicht, aber das Gefühl von Knödel im Hals und komischer Distanz war immer irgendwo im Hintergrund. Eigentlich ist doch alles gut, oder- hab ich mir gedacht.Letztes Jahr hätte ich mein letztes Hemd dafür gegeben, wenn wir so zusammen sein hätten können. Wieso bin ich jetzt ernüchtert- und dabei ist eigentlich alles prima. Krieg ich vielleicht meine Tage- nee, kann ja nicht mehr sein. Vollmond vielleicht?!
Wir haben uns vor drei Jahren über meinen Job online kennengelernt und uns immer besser verstanden. Nein, kein Onlineflirt. Naja, nicht von meiner Seite aus. Meine Ehe fing gerade an zu bröckeln, Affäre meines Mannes wurde immer offensichtlicher und ich fing an, immer mehr von mir in unseren Mails zu erzählen. Und er schrieb immer mehr, um mich aufzuheitern. Lustige Geschichten, interessante Geschichten...Bis wir uns wirklich trafen war es ein laaaanger Weg und seitdem jede Menge Drama, Tränen, Stress letztes Jahr- und dann begann der friedliche Part, ich sowieso getrennt, er auch getrennt, ich hab mich langsam von all der Stresserei erholt...
Und jetzt hab ich so bißchen das Gefühl, ich sehe es distanzierter- und will das ganze Bild nicht sehen.
Ich bin an einem Punkt an dem ich Entscheidungen treffen kann und will und auch wirklich muss- und einfach...loslegen will. Eher in Deutschland. Und dann stelle ich ihn mir in Deutschland vor. Er spricht nicht Deutsch und würde vielleicht einen Job finden, vielleicht aber auch nicht. Geld würde hinhauen, wenn seine Scheidung durch ist, nehme ich mal an. Und er ist 61. Ok, fitte 61 und gut drauf- aber alles, was er kennt, ist weg, Enkelkinder auch, Pubs, Rugby, Artclub, all der Kram, seine Stadt...Stattdessen ich, die ich Vollzeit lerne und nebenher noch arbeite und jede Menge moralische Unterstützung brauche vielleicht. Würde das gut gehen?
Ich wäre nächstes Wochenende zu einem Geburtstag in Tel Aviv eingeladen gewesen, es wäre saulustig geworden und ich könnt mich schon jetzt in den Hintern beißen dass ich stattdessen mein Geld anderweitig und für ihn verplant habe, weil er nicht mitkommen wollte. Das ist blöd und ungerecht, ich weiß. Aber trotzdem. Ich hab fast das ganze verdammte Jahr 2016 komplett alleine und ohne ein Treffen elendst und mit allerlei interessanten psychischen und körperlichen Ausfallerscheinungen dahin geschmachtet dass er endlich mal mit seiner damals schon fast im Grabe liegenden Ehe zu Potte kommt und wir würden jetzt noch herumeiern, wenn nicht irgendwann seine Exholde mich angerufen hätte und sich danach die Geschichte etwas beschleunigt hatte.Und jetzt- ich mag einfach nur arbeiten, leben, zwischendurch meinen Spaß haben, mein Zeug künstlern wenn ich Aufträge habe- kein Liebesdrama, keine Rumgeeiere und vielleicht einfach einen Partner, wenn es sich ergibt.
Naja, und ich weiß halt auch- wenn ich merke, dass er mich ausbremst weil er keine Entscheidungen trifft, mag ich nicht vor mich hinwarten. Und dann würde ich die Sache beenden müssen.Und ihn fürchterlich vermissen. Weil ich ihn so liebhabe. Weil er so intelligent, humorvoll, energiegeladen und fantasievoll ist. Und halt einfach er selber ist. Wo die Liebe hinfällt und so weiter.
Aber manchmal ist Liebe halt nicht halt genug. Da muss es außen rum auch noch passen.

Ich muss schlafen. ich wollt´s einfach nur loswerden.

05.04.2017 01:33 • #31


Knallerbse
Zitat von dyness:
.... es wäre saulustig geworden und ich könnt mich schon jetzt in den Hintern beißen dass ich stattdessen mein Geld anderweitig und für ihn verplant habe, weil er nicht mitkommen wollte. ...

Aber manchmal ist Liebe halt nicht halt genug. Da muss es außen rum auch noch passen.


so viele Gedanken, so viele Worte. Und dabei kommt bei uns AFs überall dasselbe heraus. Love in itself is not enough. Sogar wenn die Verhältnisse schon einigermassen geklärt sind so wie bei dir.

Wir fühlen uns müde und ausgelaugt, das kann es doch nicht sein! Die Liebe und das Leben sollte leicht sein.

Fühl dich gedrückt.

15.04.2017 09:16 • x 2 #32


A


Den Absprung aus einer destruktiven Affäre schaffen

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D
Ja, viele Worte. Aber manchmal hilft das Schreiben und wenn s nur für mich ist .
Ich glaub, das jetzt ist nur für mich. Mir tut es gut, es aufzuschreiben.

Was wir haben , er und ich, seit er sich von seiner Frau getrennt hat, hat irgendwie ein Muster bekommen.
Wir sehen uns alle vier bis sechs Wochen und durchlaufen in der Zeit bis zum nächsten Treffen verschiedene Phasen.
Phase 1- jeder ist wieder alleine, wir vermissen uns, umarmen unsere Kopfkissen des Nachts , hängen bisschen trübsinnig herum. Wir finden vergessene Socken und Bücher, das Haus riecht noch nach dem Anderen.
Phase 2- Ich stürze mich in die Arbeit, positiv bestärkt von der Zeit zusammen , das Leben ist schön, wir kriegen das schon hin zusammen, ich fühl mich gut und ausgeglichen
Phase 2 - Ich stürz mich noch mehr in die Arbeit, bin manchmal ratzemüde , denk mir- he, alles ist eigentlich ok, ich hätte nur gerne jemanden , der mich unterstützt und der mehr da ist. Einen Partner. Aber sonst- eigentlich ok, das alles
Phase 3- Ich bin angenervt. Weil- was soll das. Diese Beziehung ist wie mit einem Geist zusammen zu leben - er ist irgendwie immer anwesend, aber nicht sichtbar. Und... ist das nicht gerade ein blödes Telefongespräch ?!
Phase 4 : Ich bin angenervt mit Tendenz zum Weinerlichen , er frustriert mit Tendenz zum streitsüchtigen Diskutieren. Wir diskutieren in stundenlangen Telefonaten die Nahostkrise, Brexit, Beziehungen im allgemeinen und unsere. Wir explodieren mal kurz- ich bin sehr weinerlich und müde.
Phase 5- einer von uns bucht einen Flug, wenn nicht schon vorher erledigt.
Phase 6 - wir freuen uns. Wir putzen die Bude, planen Dinge.
Phase 7- ich bin nachdenklich, distanziert, weiß gar nicht ob ich mich freue, bin bisschen nervös
Phase 8- Wir sehen uns, haben es schön zusammen, wissen aber immer noch nicht wie weitermachen.

Ich bin jetzt genau zwischen Phase 6 und 7, glaube ich.

Ich versuche manchmal herauszufinden , warum ich mich so fürchterlich in ihn verliebt habe- und es noch bin. Seit über zwei Jahren.
Er ist 11 Jahre älter und knapp so groß wie ich. Er sieht saugut aus.
Nicht dass das wichtig wäre , *verlogen grins*
Er hat eine wunderbare Stimme. Er könnte mir auch das Telefonbuch von Wales vorlesen, ich wäre immer noch hin und weg.
Er hat so viel Humor und Fantasie. Er lacht so viel. Er ist so ... lebendig. Er schreibt so tolle Geschichten. Er tanzt, kocht, läuft, singt, isst so gerne.
Wenn wir zusammen sind bin ich glücklich und zufrieden. Manchmal muss ich so lachen dass ich fast Bauchweh bekomme. Und zwar lauthals.
Als wir uns 10 Monate nicht sahen, hab ich ihn so schrecklich vermisst, dass nichts mehr schön war. 10 verflixte Monate lang.
Er ist mindestens so albern wie ich.
Er kommt mit meinen Kindern gut zurecht.
Er merkt immer wenn ich schwindle oder etwas nicht sage. Immer.

Ich bin manchmal traurig , weil ich gern mehr Jahre mit ihm hätte. Wenn. Er ist 61. Okay, sehr fitte 61. Fast 62. Von welcher Zukunft zu zweit reden wir, wenn überhaupt? Von 10 Jahren? Weniger? Mehr?
Und spielt das eine Rolle?

Und wann kann man von Liebe sprechen?
Ich hab nie darüber nachgedacht, aber ich hab mich noch nie mit jemandem so gefühlt wie mit ihm.

21.04.2017 00:59 • x 1 #33


D
Manchmal relativiert sich doch alles Geschwafel auf s Wesentliche- mir wurde heute der Geldbeutel im Discounter an der Kasse geklaut, musste Zug umbuchen, zur Polizei...Geldbeutel wurde 15 min später im Müll gefunden , böse Diebe wurden im nächsten Discounter gefasst. Eine ganze Bande, äh Familie. Und ja , auf ihrem Bus war ein rumänisches Kennzeichen, das hat mich gleich noch saurer gemacht . Ich schreie immer für Gleichheit und Vorurteilsfreiheit- und dann das.
Also passt auf wenn euch jemand anrempelt , während ihr den Geldbeutel noch in der Hand habt.

Meinen ersten verschreckten Heulanfall zuhause hab ich meinen Freund am Handy gewidmet.
Der zufällig wegen Tochter anrufende Ex hat sich erkundigt , ob die Diebe auch echt nur Bargeld genommen haben und warum immer nur mir so etwas passiert . Gerührt erwiderte ich, dass ich das nicht wisse. Man muss ihn einfach mögen.
Jetzt bin ich fix und alle und freue mich auf mein WE bei meiner Freundin .

21.04.2017 12:31 • #34


S
Ich hatte mich abgemeldet- und müsste mich wieder anmelden, um vielleicht meinen Nick dyness wiederzubekommen. Ich war total im Stress und hatte beschlossen , nur noch beruflich online zu sein...Ja, Hirni.

Und warum bin ich heute nacht online... Weil ich nicht schlafen kann. Weil ich beunruhigt und traurig bin. Weil ich gerne reden würde, aber keinen aus meinem Umfeld belasten möchte. Weil ich bisschen Angst habe. Weil ich mich verunsichert und albern fühle.

Ich war über meinen Geburtstag mit meinem Freund in Korfu- alles wunderbar- Strand , Sonne, Malen, lecker Essen...Und wir hatten es schön zusammen. Wir hatten uns seit Frühjahr auch überdurchschnittlich oft gesehen, was auch sehr zum allgemeinen Wohlbefinden beitrug .
Ich hab konsequent ausgeblendet dass alle etwaigen Zukunftspläne eigentlich immer sehr vage sind uns aber die Fernbeziehung gewaltig nervt.
Und Urlaub ist ja bekanntlich eine Zeit für Spaß und weniger für Problemgespräche.
Okay, das Leben war schön, das Zaziki lecker und sogar meine Beine wurden wahrscheinlich das erste Mal in meinem Leben braun , da kam mein Geburtstag. Er war den Tag über mit seinem Schmöker beschäftigt und am Abend vorher meinte er entspannt über den Buchrand, er müsse mir was gestehen- er habe keine Karte oder Geschenk für mich- sich gemütlich räkel, weiterles.
Ein Novum. Also für mich! Generell- hatte noch nie einen Geburtstag ohne, ehrlich gesagt. Also lebenslang und ehelang. ich bin jetzt nicht geschenkegeil, aber... naja?! Und das von Mister FantasieEinfühlsamRomantik?
Er stand auf, um sich noch ein B. zu holen, und gab mir einen Klaps auf den Po.
Ja, was ist DAS denn, fragte ich mich sehr ergriffen - und SEHR sehr sehr ! angesäuert.
Okay, irgendwie sind wir aus der Nummer rausgekommen und hatten noch eine ganz nette Zeit , aber ... ich bin noch sauer und er schwer distanziert seitdem was Kontakt seit dem Urlaub angeht.
Das Buch das wir letztes zusammen gemacht haben ist noch nicht von ihm fertig editiert und druckfertig und ich brauche es dringend für meine Projekte- ja, wurscht, er pusselt lieber ewig mit seiner Badrenovierung rum oder sieht fern, meine Mail wurde nicht beantwortet...
Ich hab mich grad sehr rar gemacht, meine Umschulung wurde genehmigt, ich hab viel zu tun - und ich bin noch sauer.
Ich finde, ich investiere erheblich mehr Energie, Zeit und Gefühle in unsere Fernbeziehung- und unsere ach so stürmische Mailromanze 2014/ 2015 hat mich auch ziemlich geschlaucht. Ganz zu schweigen von 2016 als er sich von seiner Frau trennte. Nix für schwache Nerven.
Aber ganz ehrlich- will ich einen 61 jährigen walisischen Grantfurz der meine Gedanken besetzt und meine gute Laune raubt?!? Nein .
Aber ich bin so so so müde und traurig- das ganze Aufundab , das ewige große Gefühlskino- und ewig Vermissen...Seit drei Jahren.
Jetzt bin ich mal dran , denke ich mir. Ich will nur meine Ruhe, nette Menschen, Job und ... den Baggersee jetzt im Sommer.

27.06.2017 02:29 • x 1 #35