Ich bin mir nicht sicher, in welche Kategorie ich mit meinem Thema gehöre, darum einfach allgemein.
Der ein oder andere hat vielleicht meinen ersten Faden (dessen Titel aus mir nicht ersichtlichen Gründen eigenwillig vom Forum geändert wurde und somit total irreleitet ) gelesen. An den möchte ich heute anknüpfen, mit neuen Erkenntnissen, Plänen und Sichtweisen. (Wen es interessiert:
ich-fuehle-mich-eingeengt-und-will-meine-freiheit-t37774.html)
Long story 'short': Nach 5 Jahren Internetfreundschaft bin ich, damals 16, mit meinem jetzigen Exfreund, damals 17, zusammengekommen. Die ersten 3 Jahre haben wir eine Fernbeziehung geführt, mit 19 bin ich dann nach beendeter Ausbildung in seine Stadt (eigene Wohnung) gezogen. Es folgten anderthalb schwierige Jahre, wir haben beide unsere psychischen Probleme und haben in dieser Zeit wohl irgendwie verlernt, miteinander umzugehen. Mir ging es schlecht, ich war einsam und er hat sich immer mehr zurückgezogen. Ich war unglücklich in meinem Job und bin nochmals umgezogen (im Umkreis) um einen anderen anzunehmen. Ich hatte Zukunftsängste (von Probezeit zu Probezeit, finanzielle Unsicherheit) und er hat sein eigenes Leben auch nicht im Griff. Mitten in diese Phase hinein haben sich seine Ängste, Dinge zu verpassen geschlichen, es kam zu Missverständnissen, wir haben uns sehr gestritten und ich wollte eine Pause. Die hat nicht bewirkt, was ich mir erhoffte und im November 16 haben wir uns nach 5 Jahren schlussendlich getrennt. Immer mit der Option vielleicht, irgendwann.. und bis dahin bleiben wir Freunde. keiner hat den anderen betrogen oder sonst wie einen massiven Vertrauensbruch begangen. Wir standen uns immer sehr nah und keiner von uns konnte sich wirklich vorstellen, den jeweils anderen für immer zu verlieren.
Mir ging es nach der Trennung, bzw. schon der Beziehungspause im August, erstmal gut. Der ganze Druck fiel von mir ab, Erleichterung, meine wiedergewonnene Freiheit. Ich habe Menschen kennengelernt, bin rausgegangen, durch die Welt getingelt um meine - leider alle sehr weit weg lebenden Freunde - endlich wieder zu sehen. Habe meinen ersten (und vermutlich letzen ) Triathlon bewältigt.
Hatte aber weiterhin Kontakt zu meinem Ex, hauptsächlich über Telegram (Pendant zu Whatsapp).
Leider haben wir uns darüber sehr häufig gestritten. Wir wollten die Beziehung aufarbeiten, aber, viele kennen es sicher - über Texte kochen oft leider nur Emotionen hoch und am Ende ist man traurig, wütend, frustriert und verletzt.
Er hat diese Freundin, mit der ich nicht zurecht komme. Ich mag sie nicht, sie mag mich nicht. Ich halte sie für verlogen und habe auch allen Grund dazu. Es war mir immer ein Dorn im Auge, dass er so gut mit ihr kann. Nicht nur aus meiner Antipathie heraus, sondern auch, weil mein Ex dazu neigt, sehr gutgläubig zu sein und sie die Menschen, die sie langweilen, sehr harsch aus ihrem Leben wirft und ich einfach nicht wollte, dass sie ihm das antut. Das hat immer wieder zu heftigen Streitereien zwischen uns geführt. Ich bin - weil betrogen worden - insgesamt eher eifersüchtig (aber nicht krankhaft), was er mir zum Vorwurf gemacht hat. Wir wollten einander nie die Freunde verbieten, aber ich hatte - und habe - das Gefühl, dass sie ihm einfach nicht gut tut. Lange Rede, kurzer Sinn, nach der Trennung wurde ihr Kontakt intensiver und es endete in einem Besuch von ihr bei ihm. Durch, wenn auch nicht beabsichtigte, falsche Kommunikation über 3 Ecken entstand das Gefühl, er habe das vor mir verheimlichen wollen und ich war wahnsinnig wütend. Wieder Streit, man kennt das.
Ich bin - und ich schwöre hoch und heilig, ich habe das vorher nie gemacht und werde es auch nicht mehr tun - auf die Idee gekommen, mal ihr (öffentliches) Twitterprofil zu stalken. (Dazu muss man wissen, dass sie in einer offenen Beziehung ist).
He is Perfection. I'm gonna meet my favourite person I don't wanna go. I already miss him und Herzen ohne Ende.
War erstmal nicht schön für mich. Aber lässt mich glauben, dass dieser Mensch, den ich für so verabscheuungswürdig halte, meinen Ex wirklich sehr, sehr gern hat. Gefällt mir nicht.
Aber damit kann ich irgendwie umgehen. Denn Menschen, die man liebt, denen tut man nicht weh. Jedenfalls nicht vorsätzlich.
Also habe ich nach diesem blöden Streit via Telegram noch mal um ein persönliches Gespräch gebeten. Das fand gestern statt.
Kleiner Sprung zurück zum November. Dadurch, dass ich in seiner Stadt wirklich niemanden kenne, bin ich alleine losgezogen. (Bin vorher nie in Clubs gewesen, dachte auch, das wäre nicht so mein Ding.) Ich habe vorher auch nie getanzt (und mache das auch jetzt nur, wenn die Tanzfläche voll genug ist, dass ich mich unbeobachtet fühle).
Bei meinem zweiten oder dritten Abend habe ich 2 Jungs in meinem Alter (22) kennengelernt. Einer war zu Besuch in der Stadt bei seinem Freund, weil er woanders studiert. Aus der Situation heraus bin ich bei eben jenem gemeinsam mit seinem Kumpel in der Wohnung gelandet, und obwohl ich mich den ganzen Abend lang nur mit dem Besuch unterhalten habe (beide stehen auf Metal, der andere eher auf Rap, da war die Gesprächsbasis also schwierig), bin ich im Zimmer des Rappers gelandet (weil der Metal-Besuch morgens um halb 6 aufstehen musste ich war mehr so like Wochenede = ausschlafen. Es war also absolut ungeplant, wir hatten einen ONS und ich weiß bis heute nicht so genau, warum ich mich nach einer oder zwei Wochen noch mal bei ihm, also den hier wohnenden gemeldet habe.
Wir haben uns öfter getroffen, ich habe aber von Anfang an klar gesagt, dass ich im Moment keine Beziehung möchte, habe hier und da ein bisschen was von meinem Ex und meiner Trennung erzählt und alles war irgendwie easy. Das ging bis Mitte Januar gut. Ich war bei meiner besten Freundin in Berlin zu Besuch, als er mir (wohl betrunken) via SMS gestand, dass sich bei ihm Gefühle für mich entwickelt hätten.
Ich
weiß, dass ich das Ganze genau an dieser Stelle hätte abbrechen müssen. Wir haben uns nochmal getroffen, um darüber zu reden. Er war es, der sagte, er würde die Sache gerne so weiterlaufen lassen, er käme damit zurecht.
Ich weiß, ich hätte darauf nicht hören dürfen.
Hab' ich aber. Und mit der Zeit, wir sind hin und wieder gemeinsam feiern gewesen, sind wir wohl doch quasi wie ein Paar gewesen. Küsse in der Öffentlichkeit, vor seinen Freunden, bei ihm zuhause. Aber kein Händchen halten, kein 'Ich liebe dich'.
Anfang Februar habe ich gemerkt, dass sich das in mir langsam zu verändern begonnen hat. Dass da doch, vielleicht, manchmal so ein Kribbeln war. Wenn er mir geschrieben hat. Mich umarmt hat, mich geküsst hat. Wir haben darüber geredet. Dass ich Angst habe. Mich nicht bereit für etwas neues fühle.. mir aber auch nicht sicher bin, ob da nicht vielleicht doch mehr ist (ja, ja.. ich weiß. Das hätte ich nicht sagen dürfen.) Wir haben einen gemeinsamen Urlaub im April geplant (also, eigentlich habe ich gesagt, ich will unbedingt hier raus, ich drehe durch und er hat gefragt wann und wo. Sei's drum.)
Bis dann eben letzte Woche diese Sache mit meinem Ex und seiner Bekannten war, die mich vollkommen aus der Bahn geworfen hat.
Zurück zu gestern.
Wir, mein Ex und ich, haben uns sehr, sehr lange unterhalten. Haben über die Vergangenheit gesprochen. Sein Verhältnis zu ihr, meine Gedanken dazu. Und viele Missverständnisse von damals konnten wir klären. Dass sie was miteinander hatten, damit kann ich leben, das interessiert mich eigentlich nicht. Das ist kein Teil von uns, schließlich sind wir getrennt und er kann tun und lassen, was er will. (Außerdem hatte ich zwischendrin auch was mit meinem besten Freund und den kann mein Ex genau so wenig leiden, wie ich seine Freundin. Das weiß mein Ex auch und sieht das in dieser Hinsicht genauso) Durch ihr Twitter bin ich ruhiger geworden. Wir werden sicher nicht die besten Freundinnen, sie und ich. Und dieses maßlos übertriebene Geherze und Perfection-Gerede ist auch nur einseitig von ihr. Find ich auch nicht schön. Aber stört mich nicht weiter. Ich bin sicher nicht von vorgestern auf gestern ein komplett neuer Mensch geworden. Aber die Trennung, der Abstand und auch einfach die Tatsache, dass ich nicht mehr 16, sondern 22 bin, haben mich ruhiger gemacht.
Natürlich könnte ich Gift und Galle spucken wegen ihr. Aber warum sollte ich?
Ich weiß, dass sie viele eigene Probleme hat und dass daraus vieles von ihrem Verhalten, dass ich so abstoßend finde, resultiert.
Es wird sicher Tage geben, da will ich ihr den Hals umdrehen.
Aber alles in allem bin ich damit okay. Das klingt total esoterisch und nicht nach dem schimpfenden Rohrspatz, der ich doch eigentlich bin. Aber eigentlich bin ich lieber eine ruhige Eso-Tante, als ein hyperventilierender Rohrspatz.
Ich habe meinem Ex auch von meinem 'Neuen' erzählt. Er war erstmal irritiert, aber am Ende stand der Konsens, dass wir es im Grunde beide noch einmal miteinander versuchen möchten. Nicht sofort, nicht morgen und nicht in 2 Wochen.
Dass ich natürlich in der Aufarbeitung viel weiter bin, als er. Dass er gerne noch etwas mehr Zeit hätte, auch, um über das Gespräch nachzudenken.
Und dass ich der Meinung bin, dass wir nicht beide für uns alleine alles verarbeiten müssen, um gemeinsam neu zu starten, sondern dass es Dinge gibt, die wir als Paar verarbeiten müssen. Dass es keinen Alles ist perfekt-Neustart geben wird, sondern dass der holprig wird.
Wichtig auch: Keine emotionale Kommunikation mehr über Telegram. Das machen wir ab sofort nur noch persönlich. So funktioniert das einfach besser.
Und was ist, wenn sich in der Zwischenzeit doch einer von uns anders verliebt?, war seine Frage.
Dann ist das so. Aber bis das passiert, würde ich gerne an uns festhalten., war meine Antwort.
Wir unterscheiden uns in der Hinsicht, dass ich nicht verarbeiten und abschließen kann und gleichzeitig einen Neustart im Kopf habe. Er könnte das, reagiert dafür wahnsinnig sensibel auf kleinste Veränderungen. Wir haben beide unsere psychischen Baustellen. In diesem Gespräch haben wir uns also erstmal füreinander entschieden.
Und weil ich es hasse, anderen wehzutun, weil ich nicht unfair sein möchte und von Schuldgefühlen erdrückt werde, habe ich mich noch am selben Abend mit meinem 'neuen' getroffen und ihm die Situation, die er ja im Groben kannte, noch einmal geschildert. Ihm gesagt, dass ich keine Garantie gebe, für nicht. Dass ich ihn sehr gern habe, aber eben auch, dass ich in meinem Verarbeitungsprozess noch lange, lange nicht da bin, wo ich zu sein glaubte. Dass ich ihn als Menschen wirklich toll finde, ihn gern um mich habe und es mir einfach wahnsinnig leid tut. Dass ich es falsch finden würde, die Sache mit uns so weiterlaufen zu lassen, wie sie im Moment ist, mir aber gut vorstellen kann, dass wir Freunde bleiben (JA! Ich habe den bösen Satz gesagt und es ist mir bitterernst damit.), dass ich ihm aber gerne die Wahl lassen möchte. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich jede Entscheidung akzeptiere und respektiere, ob er nun einen Kontaktabbruch will oder nicht.
Und dann saßen wir erstmal anderthalb stunden eng umschlugen stumm auf dem Sofa. Und am Liebsten hätte ich ihn einfach geküsst und umarmt und diesen ganzen Schmerz, den er ausgestrahlt hat, übernommen oder verschwinden lassen. Ich habe mich, und ganz zurecht, hundeelend gefühlt.
Und das ist also Status Quo.
Ich bin froh über fast jede meiner Entscheidungen. Da sind Dinge passiert, die nicht hätten passieren müssen. Und ich habe sicher Fehler gemacht, die ich hätte vermeiden können, wenn ich nicht so ein unverbesserlicher, sturer Hitzkopf wäre.
Ich habe mit meinem 'Neuen' ganz großen Mist gebaut und das tut mir wahnsinnig leid. Ich fühle mich da ganz zurecht schlecht und schuldig.
Im Grunde möchte ich diesen Thread hier dazu nutzen, um meine Gedanken zu sortieren. Zu erzählen, wie es weitergeht.
Und es soll vor allem eines werden - eine Erfolgsgeschichte, ganz egal, mit welchem Ende. Mag unüblich sein, dass ich als die Verlassende das mache. Aber was soll's, ich hab's doch eh nicht so mit Konventionen.
Ob es nun 'Wir haben unsere Beziehung gerettet' wird oder 'Ich habe die Trennung überwunden', es soll eine Geschichte sein, an deren Ende ich ein glücklicher und ausgeglichener Mensch bin.
Ich habe ganz bewusst für mich die Entscheidung getroffen, mich erstmal nur um mich zu kümmern. Ich bewerbe mich um Studienplätze. Ich mache wieder Sport (und in dieser Verbindung auch Yoga). Ich habe eine Gruppe für ein gemeinsames Hobby gefunden, mit der ich mich wöchentlich treffe. Ich tue mir selbst etwas gutes und vor allem höre ich auf, das Leben anderer vollkommen durcheinander zu wirbeln, weil mein eigenes Chaos mich regiert.
Natürlich höre ich mir auch gern eure Meinungen an.