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Einige Gedanken zum Verlassen, Verlassen werden, Gefühl

M
Hallo,

mein erster Beitrag hier, weil ich gerade selbst eine Trennung verarbeite. Meine Freundin hat mich nach kurzer Zeit verlassen, wir waren 4 Monate ein Paar. Zugegeben, im Gegensatz zu anderen Dramen hier, schäme ich mich fast zu posten, aber ich will ein paar Gedanken aufschreiben.

Der Grund war, dass sie keine Liebe und keine Gefühle mehr hatte. Ihr harter Job mit Überstunden und Reisen, ihr Pferd als Hobby, das hat uns das Genick gebrochen. Wir hatten eine kurze heftige Aussprache. Sie war immer ehrlich zu mir und verliebt, ich glaube ihr das, sie hat mir auch einen schönen Brief geschrieben vor einigen Tagen. Sie konnte nicht mehr, sagt sie wäre gescheitert, fühlt sich überfordert, das Feuer wäre erloschen. Es hatte sich zuviel Druck und Erwartung aufgestaut, sie konnte mir das Gefühl nicht mehr geben, eine gute Freundin zu sein und alles unter einen Hut zu bringen. Andere Sachen waren nicht im Spiel, ich weiss es.

Bin nun nach 1 Woche schon wieder aus dem schlimmsten raus, mir geht's ganz gut, wie gesagt es war zwar intensive, aber in der kurzen Zeit eben nicht so prägende Zeit, das hilft sicher, es gab kein gemeinsames Hab und Gut, etc. Ich denke auch immer wieder an einige kleine Schattenseiten in der Beziehung, dann geht's besser. Auch wenn es nicht viele gab, wenn wir uns sahen war es sehr harmonisch.

Was ich aber eigentlich sagen will nachdem ich nach wenigen Tagen wieder Mut und Lebensfreude gefasst habe... DAS will ich eigentlich hier schreiben:

Ich bin 38 und bin aus qualifizierten Beziehungen heraus bis jetzt zweimal verlassen worden und habe selbst zweimal verlassen.

Das erste Mal verlassen werden war damals wie ein totaler Schock. Der Boden brach mir weg. Ich war 29. War Wochen schlecht drauf, konnte nicht denken, nicht schlafen. Grausam. Man fühlt und hofft und doch wird nichts wieder gut. Hoffnung, Wut, Trauer, Erinnerungen. Schlimm war das. Ganz schlimm. Das Gefühl kommt dem Tod einer nahen Person nahe. Aaaaber: Es war eine der wichtigsten Erfahrungen meines Lebens. Der Mensch, wenn er gesund tickt, muss und soll das aushalten. Und vielleicht daraus lernen und stärker werden, ohne einen Knacks zu bekommen.

Zwei Jahre zuvor hatte ich selbst eine sehr lange Beziehung mit meiner damaligen Freundin beendet: Ich konnte das Gefühl des Verlassenwerdens, welches sie hatte und beinahe zu Grunde ging, damals (noch) nicht nachvollziehen, da ich ja in der anderen Rolle war, und selbst noch nie verlassen wurde.

Später, mit der gerade eben erwähnten Freundin, die mich verlassen hat, konnte ich es.

Ich finde es schlimm, wie machtlos man ist, auch wenn man verlässt. Jedenfalls wenn nichts gravierendes vorgefallen ist. Man fühlt sich einfach gefühlsleer, kalt, kann nicht erzwingen wenn das Herz nicht mehr will. Ich finde es bis heute unbegreiflich.... vor wenigen Wochen war man noch voll Wärme, Liebe und wollte den anderen Verschlingen.... dann ist es vorbei .... Kälte, Gleichgültigkeit, Aus das Feuer.
Es müssen hierfür auch biologische Prozesse im Gange sein, anders kann ich es mir nicht klären. Auch ich war damals so Gefühlskalt, konnte nichts mehr tun, wollte die Sache nur abschließen und raus aus der Nummer. Ganz komische Sache die der Körper und Verstand einem da antut.

Man muss beide Seiten mal erlebt und durchlebt haben, sonst kann man dieses Gefühl der Ohnmacht nicht nachvollziehen.

Das schlimmste ist es, wenn man jemanden warten lässt mit seiner Entscheidung. Ich habe nach der zweiten Beziehung, die mich verlassen hat, gelernt: Ein Ich brauche Zeit ist das heftigste was es gibt. Warum sollte dieser Mensch Zeit brauchen? Wenn er mich liebt, will er mich verschlingen, und nirgendwo anders sein.

Die jetzt durch meine Freundin (Ex-Freundin) beendete Beziehung ging rasch und sauber zu Ende, dafür bin ich dankbar, es hat mir einiges Gefühlschaos erspart. Die schönen Momente behalte ich in Erinnerung. Ich weiss schon jetzt, dass ich sie keinesfalls zurückhaben möchte, bewältige den Alltag ganz gut, und schaue sogar schon wieder anderen Röcken nach Nein ich bin ganz brav, keine Bange.
Dennoch erneut fragt man sich die erste Zeit: Warum ist dieses Feuer der Liebe, welches so heftig brannte, erloschen? Unfassbar eigentlich, oder?

Ich will allen Mut machen: Klammert Euch nicht an Strohhalme, glaubt und schützt vor allem Euch selbst, und das wichtigste: Die Zeit heilt alle Wunden!

Seit stark!
Und findet neuen Mut euch wieder zu verlieben, irgendwann, wenn ihr es könnt.
Der Hafen mag für Schiffe das sicherste sein, aber dafür sind Schiffe nicht gebaut.
Also raus mit euren Herzen aufs Meer, wenn ihr bereit seit. Kein Kapitän denkt schon vor der Ausfahrt ans Kentern.

Ganz liebe Grüße vom erstmaligen Gastschreiber

19.04.2016 10:23 • x 12 #1


Xell
Hallo Marrota78,

danke für deinen Beitrag, tut gut so etwas zu lesen. Ich wurde auch gerade erst verlassen, aber es ist noch ganz frisch und tut weh Bei mir waren es auch nur wenige Monate, aber unheimlich intensiv, mit Zukunftsplanung etc. Allein die Zeit kann daher kein Indikator für die Höhe des Schmerzes sein denke ich..
Und ähnlich wie du schreibst, innerhalb kürzester Zeit spüre ich einfach, wie sie sich innerlich von mir gelöst hat und da nichts mehr ist, neben der Tatsache, dass dies natürlich unheimlich schmerzt frage ich mich auch...wie kann das sein?

Ich selbst bin etwas jünger als du. Meine Ex habe aber auch ich verlassen und ich kenne dieses Gefühl daher auch. Weiß das noch zu genau, es war irgendwann als ich draußen war, da kam auf einmal und urplötzlich dieses Bauchgefühl Das geht nicht mehr und fortan war dann auch nichts mehr, ich selbst wurde gefühllos und kalt meiner Ex gegenüber und habe auch nicht lange, eigentlich so gut wie gar nicht, hinter ihr her getrauert damals, als ich sie verlassen habe.

Nun ist es umgekehrt, jetzt wurde ich verlassen und sie meinte zu mir es geht einfach nicht und da sei nichts mehr, obwohl wir noch vor sehr kurzer Zeit zärtlich und liebevoll zueinander waren. Als sie mir es sagte, fühlte ich auch ihre Distanz. Ich hab sie im Kopf auch verstanden und ihr gesagt, es ist dann die richtige Entscheidung. Aber das schützt mich ja leider nicht von dem unermesslichen Schmerz, den ich nun in mir trage

Auch wenn ich weiß, dass du recht hast wenn du sagst dass man an sich selbst glauben soll, sich nicht an Strohhalme klammer kann und man auf sich selbst acht geben soll... Du hast ja so recht. Es ist auch nicht mein erster Liebeskummer, es geht immer irgendwie weiter, das muss es ja...Aber unmittelbar danach ist da einfach nur Schmerz und man weiß nicht wohin mit sich

Nochmals Danke fürs Teilen deiner Erfahrung

19.04.2016 12:02 • x 1 #2


A


Einige Gedanken zum Verlassen, Verlassen werden, Gefühl

x 3


B
Zitat:
Der Mensch, wenn er gesund tickt, muss und soll das aushalten. Und vielleicht daraus lernen und stärker werden, ohne einen Knacks zu bekommen.

Scheint bei dir aber nicht ganz glatt gelaufen zu sein, wenn du faselst das irgendwelche biologischen Prozesse oder komische Sachen deinem Körper oder Verstand etwas antun, wenn man verlässt. So als ob der Mensch gar nix dafür kann und keine Entscheidungen trifft, es von äußeren Einflüssen abhängig ist.


Zitat:
Andere Sachen waren nicht im Spiel, ich weiss es.

Also kannst du Gedanken lesen und weist daher zu 100%, was im Kopf deiner Ex abläuft.

19.04.2016 16:26 • #3


Inoue
Das hat nichts mit irgendwelchen Prozessen zu tun.Nach der Phase des Verliebtseins kommt einfach eine Phase der Ernüchterung.Man wägt ab,ob man mit diesem Menschen wirklich dieselben Interessen usw. teilt.Wie man sich und der andere in Konfliktsituationen verhalten hat.Passt alles sucht man wieder die Nähe des anderen und aus der Verliebtheit wird Stück für Stück Liebe und diese Liebe kann dann viel aushalten....aber nicht alles. Im Laufe der Beziehung kommen neue Indikatoren dazu oder fallen weg.Je nachdem wie beide damit umgehen festigt es sich weiter und man geht durch schlechte Phasen gemeinsam gestärkt hervor.Anders wird es immer dann wenn Beide nicht mehr an den gleichen Zielen interessiert sind.Und da immer einer mehr liebt als der andere,ist dies die Person die am Ende am Boden liegt.Soll nicht bedeuten das jemand der verlässt es auch leichter hat.In meinem Fall war es die Schwerste Entscheidung die ich treffen müsste und wenn ich wüsste das guter Wille da wäre,sofort zurückrennen.Aber es gibt eben Menschen die wollen nicht glücklich sein....

19.04.2016 16:43 • #4


Lichtstrahl
Zitat von Marrota78:
Dennoch erneut fragt man sich die erste Zeit: Warum ist dieses Feuer der Liebe, welches so heftig brannte, erloschen? Unfassbar eigentlich, oder?

Ich glaube, du verwechselst Verliebtsein mit Liebe. Nach einiger Zeit kann das Feuer gar nicht mehr so lichterloh brennen und womöglich entdeckt man am Partner Seiten, die man nicht so mag oder man hat andere Probleme im Leben zu lösen. Erst dann stellt sich raus, ob es Liebe ist.
Wenn die Gefühle für den anderen weg sind, wenn es Schwirigkeiten gibt, dann ist das keine Liebe.

12.10.2016 17:58 • #5




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