Freund ist gegangen als Vater im Sterben lag

E
Hallo,

ich habe vor zwei Tagen diese Webseite entdeckt und einige Eurer Beiträge gelesen ... und ich habe es neben dem vielen Leid, mit dem ich mitfühle, plötzlich als sehr tröstlich empfunden zu realisieren: Ich bin gar nicht alleine damit im Moment. Das hat sehr gut getan.

Ich würde Euch gern meine Geschichte erzählen und wäre dankbar für außenstehende Meinungen:

Ich war #8211; nur 5 Monate #8211; mit einem Mann zusammen, der gerade ein halbes Jahr von seiner Freundin getrennt war, mit der er 13 Jahre zusammen gewesen ist, als wir uns kennen lernten. Wir hatten eine sehr schöne erste Zeit miteinander, waren beide verliebt. Dann nahmen bei ihm die äußeren Belastungen durch Veränderungen in seinem Leben drastisch zu. Ich habe versucht, Rücksicht zu nehmen und ihn zu entlasten so gut es ging (er hat mir in einem letzten Gespräch auch bestätigt, dass er das so wahrgenommen hat). Ich hatte allerdings latent das Gefühl: Je mehr ich mich auf ihn einstelle, desto mehr kreist er immer nur noch um sich selbst und sieht mich gar nicht mehr. Ich hatte ein unwohles, bisschen unzufriedenes Gefühl, aber es funktionierte so lange, bis auch ich in Krise geriet:

Ich erfuhr, dass mein Vater im Sterben liegt. Ich hätte in dieser Zeit ganz dringend seine Unterstützung gebraucht. Er hat sich von mir getrennt als mein Vater im Sterben lag #8211; mir kommen grad die Tränen. Ich hatte vorher schon gemerkt, dass er sich mehr zurückgezogen hat. Ich habe das auch angesprochen, aber er hat alles verneint #8211; hat immer andere Gründe vorgeschoben.

#8222;Alle#8220; meine Freunde haben mich gewarnt: Eine 13-jährige Beziehung lässt man nicht in 6 Monaten hinter sich. Ich durfte auch beobachten, wie er den #8222;rührenden Kümmerer#8220; bei seiner #8222;Ex#8220; macht, obwohl er keine Beziehung mehr mit ihr wollte. Sie hatte ihn einige Monate mit einem anderen Mann hintergangen bis er es rausgefunden hat; er hat ihr noch eine Zeit eingeräumt, sich zu entscheiden, was sie nicht konnte (sie hat sich wieder heimlich mit ihrem Lover getroffen) bis er die Entscheidung getroffen hat, sich (auch räumlich) von ihr zu trennen bevor er vor die Hunde geht. Sie hat dann ihren Lover, der selbst verheiratet ist und Kinder hat und überhaupt nicht zu ihr gestanden hat, verloren und ihre 13-jährige Beziehung dazu, hatte einen Nervenzusammenbruch und ist psychosomatisch krank geworden. Er hat veranlasst, dass sie professionelle Hilfe bekommt. Sobald sie sich gemeldet hat, ist er #8211; mein Freund #8211; gesprungen.

Er hat mir versichert, dass er keine Liebe mehr für sie fühlt nach den ganzen Verletzungen, dass er sie aber nach 13 Jahren auch nicht einfach fallen lassen kann. Ich musste also meine Ängste aushalten und habe ihm geglaubt. In dem Gespräch, in dem er sich von mir getrennt hat, hat er dann endlich mal zugegeben, dass er doch noch #8222;an der Vertrautheit hängt#8220;. Ich finde, sein Verhalten, sich so um seine Exfreundin zu kümmern und mich zu verlassen während mein Vater im Sterben liegt, könnte deutlicher nicht sein.

Er hat mir in dem Gespräch, in dem er mich verlassen hat, gesagt, dass er einfach das Gefühl hatte, eine Entscheidung treffen zu MÜSSEN, weil die Belastungen in seinem Leben im Moment so groß sind (was auch real der Fall war #8211; das konnte ich ja beobachten), dass er sie selbst kaum noch bewältigen kann und dass er mich im Moment nicht unterstützen kann. #8211; Es war also sozusagen eine Art Befreiungsschlag, sich eines Problems zu entledigen (und das war leider ich), um die Belastungen zu reduzieren? #8211; Erleichternd fand ich es, dass er das, was ich ja sowieso seit Wochen gespürt habe, was er aber immer verneint hat, so dass ich verwirrt war, endlich ausgesprochen hat. Er sagte, dass er es selbst nicht wahrhaben wollte, dass sich seine Gefühle zu mir veränderten, wo doch alles so schön anfing. Als er den Zeitpunkt benannte, an dem das ungefähr anfing und ich in meinen Kalender sah stellte ich fest, dass das mit der ersten Hiobsbotschaft bezüglich meines Vaters zusammenfiel, wo ich seine Unterstützung gebraucht hätte und er kein offenes Ohr für mich hatte. Ich konnte seine Worte nachvollziehen und fand das glaubhaft, was er gesagt hat. Ich habe ja selbst gesehen, dass er mit dem Rücken zur Wand steht.

Inzwischen hat sich das aber verwandelt. Was mich zusätzlich verletzt hat war, dass er sich mit meinen Gefühlen überhaupt nicht mehr auseinandersetzen wollte. Direkt nach der Trennung hätte mich fast der Lebensmut verlassen. Das war fast zuviel zum Aushalten #8211; der Tod meines Vaters und dann noch von meinem Freund verlassen zu werden. Ich habe ihm in meiner Verzweiflung noch zwei Mails geschrieben, um meinen Gefühlen einfach Ausdruck zu verleihen. Ich habe ihn nicht angegriffen. Ich habe ihm nur geschrieben, dass ich mir wünsche, #8222;im Guten#8220; auseinandergehen zu können, dass wir den Kontakt nicht ganz abbrechen und dass auch meine Trauer da sein darf. Er hat sich einfach nicht mehr gemeldet, obwohl er selbst gesagt hat, dass er damals daran zerbrochen wäre, wenn seine Exfreundin den Kontakt zu ihm ganz abgebrochen hätte und dass es wichtig für ihn gewesen sei, IM Kontakt bewusst durch seine Gefühle durchzugehen und so die Trennung zu verarbeiten. Mir gibt er die Chance dazu nicht. Das macht mich wütend. Ich finde, das ist das Schlimmste, wie man jemanden behandeln kann, ihn einfach zu ignorieren. Was denkt Ihr darüber?

Ich habe ihn als sehr sozialen, sensiblen Mann kennen gelernt. Ich kriege sein Verhalten, das er jetzt zeigt, überhaupt nicht damit zusammen.

Liebe Grüße
Jazz

17.07.2004 21:14 • #1


E
Hallo Jazz,

eines würde ich gleich von Deinem Fall etwas abtrennen - den Tod Deines Vaters. Er mag noch die Initialzündung gewesen sein, die ihn dazu trieb, sich für seine EX zu entscheiden - und gegen Dich.

Aber im Endeffekt hast Du Dir die Antwort seiner Reaktion schon gegeben. Er war lange mit einer Frau zusammen und ging aus dieser Beziehung raus. 13 Jahre schüttelst Du nicht so einfach ab. Nicht in einem halben Jahr...

Und seine EX hat natürlich - nachdem sie von ihrem Neuen verlassen wurde - auch erkannt, was sie getan hat. Da wird es ein Leichtes für Sie gewesen sein, wieder Signale an ihren Mann auszusenden. Und da war sie wieder die Vertrautheit, die auf einmal mehr wert war, als die Schmetterlinge zu Dir.

Du bist derjenige, auf dessen Rücken dieses Spiel lief. Mit Dir haben die Beiden gelernt, daß Liebe nicht alles ist - auf Deine Kosten. Indirekt hast Du (und ihr Neuer, der sie verlassen hat) sie wieder zusammengeführt. Und Du warst sein und ihr Katalysator und bist jetzt nicht mehr wichtig...

:-/

Es war der falsche Mann zur falschen Zeit am falschen Ort, Gruß, Gerd

17.07.2004 21:27 • #2


A


Freund ist gegangen als Vater im Sterben lag

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Hallo Gerd,

vielen Dank für Dein Statement. Das klingt so nüchtern, analytisch. Dein Worte schneiden sich wie Wunden in mein Fleisch. Das tut weh, das so zu sehen. Aber vielleicht hast Du Recht und ich danke Dir auf jeden Fall für Dein Statement! Außenstehende sehen Zusammenhänge ja oft besser als wenn man selber drinhängt.

Was so verletzend ist und was ich immer nicht nachvollziehen kann ist, wie man jemanden, mit dem man so eng zusammen gewesen ist, einfach ABSÄGEN kann, weil man sich plötzlich anders entschieden hat. So habe ich meinen Ex-Freund, von dem ICH mich getrennt habe, auch nicht behandelt. Natürlich ist es unangenehm, wenn jemand noch was von einem will, man selbst aber mehr Abstand hat. Aber er ist mir doch auch als Mensch etwas Wert, wenn ich mit ihm zusammen gewesen bin und ich finde so viel sollte einem die Menschenwürde schon Wert sein, diese Spannung dann auch auszuhalten und dem anderen die Chance zu geben, Abschied zu nehmen ... und Fragen loszuwerden, oder nicht? Ich finde es einfach feige, sich einfach zu verpissen und den für sich selbst bequemsten Weg zu gehen, sich einfach nicht mehr mit dem anderen auseinander zu setzen. Sehe ich das irgendwie zu ... idealistisch / fernab der Welt?

Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich nicht frei von Rache-Gedanken bin. Eigentlich wünsche ich ihm, dass er mit seiner EX auf die Nase fällt. Alles, was ich über die Beziehung weiß, hat bei mir das Bild entstehen lassen, dass das eine sehr abhängige Beziehung mit einem großen Machtgefälle gewesen ist: Er war der Macher und Kümmerer und sie unterlegen. Auf dieser Schiene hat sie ihn jetzt ja auch ganz schnell wieder an sich gebunden: Ich bin so klein und schwach und kann gar nicht allein. Kümmer´ dich mal um mich! Ich habe das Verhalten bei ihm, das diese Strukturen unterstützt hat, ja auch in Ansätzen kennen gelernt. Ich gehe nur (wahrscheinlich) ganz anders damit um als sie. Ich bin keine abhängige Person. Ich fand es gerade toll, einen Mann kennen gelernt zu haben, der gleich stark ist wie ich, dass wir uns auch mal aneinander reiben konnten ohne dass immer einer den Kürzeren zieht. Vielleicht macht die Therapie sie ja so stark, dass sie sich von ihm emanzipieren kann. Ihre Aussage war, dass sie sich sowieso von ihm getrennt hätte, auch wenn sie den anderen Mann nicht kennen gelernt hätte, weil sie schon lange das Gefühl hatte, dass die Beziehung sie in ihrer Entwicklung behindert. Offensichtlich hatte sie nur noch nicht die Kraft, wirklich auf eigenen Beinen zu stehen.

Aber das sind Gedanken, die mich im Moment nicht weiterbringen. Das steht nicht in meiner Macht und das wird die Zukunft bringen und ich muss nur gucken, wie es mir am besten mit der Situation geht. In den letzten Wochen habe ich das hin- und hergewendet und wollte hoffen. Aber das kostet sehr viel Kraft. Ich glaube, es geht mir besser damit zu versuchen, das abzuschließen ... und ihn auch mit seinem Verhalten zu konfrontieren, ihm zu sagen/schreiben, wie schei. ich das finde und das nicht aus Angst, mir damit die letzte Chance zu verbauen, zurückzuhalten. Wenn Du Recht hast mit dem, was Du schreibst, ist der Zug ja sowieso abgefahren.

Ich danke Dir für Deine Meinung, Gerd.

Viele Grüße
Jazz

PS: Es tut gut, hier zu schreiben.

18.07.2004 09:47 • #3


E
Hallo Jazz,

ganz ehrlich - was Du da so schreibst, hört sich für mich sehr stark an! Du bist eine Frau, die schon gelernt hat, die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen.

Daß mein Statement sehr nüchtern klingt liegt zum Einen daran, daß ich Dir keine Hoffnungen machen will - zum Anderen daran, daß es bei mir schon ein paar Tage her ist, wo ich so durchgehangen bin - die Verlassenen haben etwas Probleme, auf Dauer emotional zu schreiben.

Nichts desto trotz kann ich sehr gut nachfühlen, wie es Dir geht. Es war für mich das bis dato einschneidenste Gefühl in meinem Leben.

Dieses ABSÄGEN ist eine Form der Verarbeitung - in diesem Falle geht es von dem Verlasser aus. Aber glaube mir - es ist für Dich auch besser, wenn Du von ihm nichts mehr hörst. Er hat Dich verletzt und schämt sich wahrscheinlich, Dich so benutzt zu haben - magsein, daß er dies garnicht bewerten kann, dann hat er halt nur ein schlechtes Gewissen.

Und was machen Menschen bei Problemen heute häufig? Sie gehen den bequemen Weg, der möglichst ohne (Aufräum-)Arbeit verbunden ist.

Ich habe schon gesagt, Du darfst die Suppe auslöffeln... das ist unfair, aber leider hier immer wieder Normalität. Wenn es zu Streß kommt, ist - immer der andere Schuld und - soll sich doch der andere drum kümmern, muß halt der andere damit fertig werden...

Passt in unsere gefühllose Welt...

Schäme Dich nicht, wenn Du Rachegefühle hast. Ehrlich - ganz abgelegt hab ich den Gedanken heute noch nicht. Dieser Gedanke ist nicht mehr soo wichtig - aber er gehört zur Ablösung dazu...

Inzwischen sehe ich es viel eher so, wie Du es schon geschrieben hast: ...so viel sollte einem die Menschenwürde schon Wert sein, diese Spannung dann auch auszuhalten und dem anderen die Chance zu geben...

Sie ist ein Mensch, Dein EX ist ein Mensch. Wir sind Menschen und Rachegefühle sind menschlich. Aber ehrlich - wir wünschen ihm doch nicht gleich den Tod an den Hals, oder?

Und ich glaube noch immer daran, daß sich in einem Leben alles rächt...
Ich habe wieder einen Fall in meinem Umfeld. Jemand, der mir mitten in meinem Trennungsschmerz damals erzählt hat: man lebt nur einmal... und auch eine Partnerin mit Kind wegen einer Neuen verlassen hat (nungut, ich kenne jetzt genauer die Hintergründe, damals hab ich aber einen Moment gedacht - hoffentlich gehts Dir auch mal genauso wie Deiner EX). Und vor ein paar Wochen ging seine Neue... tja, ich brauch Dir nicht zu sagen, wie es dem Freund in meinem Umfeld jetzt geht...

Ich helfe ihm trotzdem - Freunde - Menschenwürde - und ich mache es ja gerne. (Ich bin manchmal halt ein sentimentaler Idiot...) Ich wünsche Dir trotzdem, daß Du schnell auf die Beine kommst! Lebe Dein Leben so gut es geht! Gruß, Gerd

18.07.2004 12:27 • #4


E
Lieber Gerd,

vielen Dank für Deine lieben Worte! ... und dass Du mir zugehört hast. ... Und Danke für Dein Kompliment (starke Frau) !

Ich glaube, ich kann es auch ein bisschen nachvollziehen, was Du geschrieben hast (das bis dato einschneidendste Gefühl in meinem Leben). So ähnlich ging es mir vielleicht mit dem Tod meines Vaters ... ein Gefühl, als würde einem der Boden unter den Füßen weggehen / die Sinnfrage, wozu ... taucht plötzlich auf, alles ist in Frage gestellt.

Nein, ich wünsche ihm nicht den Tod an den Hals. Ich glaube, es ist mehr: Er hat mir so weh getan und in meiner Wut wünsche ich mir manchmal, dass er auch Schaden nimmt (im Kleinen), sich ärgern muss über irgendwas, wo er empfindlich ist. Ihn wirklich leiden zu sehen würde wahrscheinlich auch mir wieder weh tun - sonst hätte ich ihn ja nicht lieb.

Vielleicht finde ich Deine Geschichte ja auch noch im Forum. Hast Du die irgendwo niedergeschrieben?

Ich danke Dir jedenfalls für Deine lieben Worte. Es tut schon gut zu hören, dass Menschen mit einem fühlen und sich solidarisieren.

Viele Grüße
Jazz

18.07.2004 18:21 • #5


E
Hallo Jazz!

Meine Geschichte ist schon ein paar Tage alt und hat schon ein paar Kapitel. Sie steht hier im Forum, scheibchenweise hier und da. Du brauchst ja nur auf meinen Namen zu klicken und Dir die Einträge anschauen. Dies kannst Du bei jedem Member machen. Es ist aber schon einiges an Themen zusammengekommen.

Der Tod einer Person, die einen umgibt, ist auch eine Trennung und verursacht einen Schmerz. Es ist ein anderer Schmerz, magsein mindestens genauso intensiv. Aber irgendwann weiß man, es ist unumkehrbar. Dies ist bei Verlassen einer geliebten Person anders, da man ja lange hofft.

Aber die Emotionen dabei sind schrecklich, einschneidend.

Naja, man hilft hier, hört zu, gibt Erfahrungen weiter. Das ist wenig, aber etwas, was man zurückgeben kann - wenn man erkennt, daß man persönlich sehr bereichert aus einer Trennung hervorgeht. Gruß, Gerd

18.07.2004 19:37 • #6


E
Hallo Gerd,

ich wollte doch noch mal berichten - obwohl ich ein latent unwohles Gefühl dabei habe, das so in diesem Forum zu veröffentlichen, weil ich immer denke: Vielleicht erkennt ja doch mal jemand die Personen wieder und die anderen Beteiligten wollen gar nicht hier stehen. Müsste aber wohl ein blöder Zufall sein.

Ich habe ihn als sehr sozialen, sensiblen Mann kennen gelernt. Ich kriege sein Verhalten, das er jetzt zeigt (bezogen auf den radikalen Kontaktabbruch), überhaupt nicht damit zusammen.

Das Ganze hat sich als ein kommunikatives Missverständnis rausgestellt. Er hat einfach seine Mails einen Monat lang gar nicht abgerufen (das glaube ich ihm auch - ist nicht so seine Kommunikationsform, elektronischer Briefverkehr). Ich finde es schon beruhigend, dass es überhaupt noch Menschen gibt, die sich ´sozial´ verhalten in so einer Situation. Er hat mir ein Gespräch angeboten, wenn ich das möchte. Aus der Mail ging auch hervor, dass es ihm wohl im Moment selbst saumäßig schlecht geht - was mir auch schon wieder weh tut (ihn leiden zu sehen).

Die Vermutung, er könne zu seiner Ex zurückgehen, war wohl falsch gedacht. Vielleicht sind da so viele Verletzungen gelaufen, dass das wirklich gar nicht mehr geht. Trotzdem - glaube ich - ist er da emotional noch lange nicht mit durch. Das hat ja auch sein ganzes Leben durcheinander gebracht (gemeinsame finanzielle Belastungen, die er jetzt alleine trägt etc. ...) und ich vermute, dass er da noch einiges neu überdenken und sortieren ... sollte .. wie auch immer ..

Er hat geschrieben, dass er Panik davor hatte, in diesen Sog aus Trauer - ausgelöst durch den Tod meines Vaters - mit reingezogen zu werden und dass er das in seiner Situation nicht mittragen konnte, dass er aber auch an mich gedacht hätte.

Ich erlebe es im Moment als Gratwanderung, mit der Situation umzugehen. Einerseits möchte ich den Kontakt nicht ganz abbrechen. Das habe ich schon unzählige Male in Trennungssituationen erlebt (von Seiten der Männer) und es trägt nach meiner Erfahrung nicht wirklich zur Verarbeitung bei - ich bin oft in meiner Wut über dieses Verhalten stecken geblieben. Andererseits ist es sehr schwer für mich, damit umzugehen. Es fällt mir schwer, mir nicht wieder hoffnungsvolle Gedanken zu machen, anzufangen zu träumen, zu denken: Wer weiß. Abwarten, was die Zeit bringt. Vielleicht war das ja noch nicht das letzte Wort.
Die ´Objektivität´ geht dabei den Bach runter - der Blick für das Für und Wider, die positiven UND die negativen Seiten für mich (was ich alles nicht gut fand an der Beziehung und was genauso wieder sein würde wenn ich mit ihm wieder zusammenkommen würde - und würde ich das dann mittragen wollen?)

Außerdem sagt mir mein Verstand, dass er erst mal ganz viel Zeit braucht, um über seine 13-jährige Beziehung wegzukommen, sein Leben neu zu sortieren und neue Prioritäten zu setzen; dass das wahrscheinlich im Moment - wie Du schon geschrieben hast - wirklich der falsche Zeitpunkt für eine neue Beziehung ist; vielleicht nicht unbedingt der falsche Mann ;), aber die falsche Zeit. Wir haben beide so viel zu verarbeiten - jede/r für sich: Ich den Tod meines Vaters, er seine alte Beziehung, damit einhergehende Belastungen und Veränderungen.

Ich weiß nur nicht, was gut ist; ob ich mir solche Gedanken überhaupt machen sollte oder ob mich das nicht nur zusätzlich belastet. Ich habe so viele Dinge, die ich demnächst bewältigen muss. Da brauche ich eigentlich meine Kraft.

Dieses Wochenende hing ich wieder völlig durch. Hab´ mich wieder in meine Traurigkeit zurückgezogen, wollte niemanden sehen oder hören. Eigentlich ging es schon ganz gut. Das kommt immer so in Wellen immer wieder. Und es ist auch schwer, das auseinander zu sortieren: Die Trauer über den Tod meines Vaters und die Trauer über den Verlust der Beziehung. Das wird dann zu nur noch einer Masse von Traurigkeit. Das ist aber auch gefährlich - für den Kontakt zu dem Mann, weil ich ihm damit was auflade, was gar nicht zu ihm gehört.

Es gelingt mir noch nicht immer, mein eigenes Leben zu leben, Dinge zu unternehmen. WENN ich das mache, geht ´s mir viel besser. Ich muss mich auch erst wieder mit dem Single-Dasein arrangieren, diesen Status akzeptieren und leben. Kenne ich eigentlich zur Genüge und für MICH wäre wirklich mal was anders angesagt. Aber so ist das nun mal im Moment. Arbeit hilft viel darüber weg.

Leider konnte ich Deine Beiträge in dem Forum nicht als Paket abrufen. Da macht mein PC nicht mit. Schade.

Gruß
Jazz

25.07.2004 11:45 • #7




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