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Funke aufgrund Distanz nicht endgültig übergesprungen

O
Hallo liebe Netzgemeinde,

am besten erzähle ich die ganze Geschichte ausführlich und von Beginn an.

Letztes Jahr habe ich im Frühsommer jemanden auf einer WG-Party in Süddeutschland kennengelernt. Nach einem ganztägigen Sightseeing-Trip und einer schlaflosen Nacht saß ich vollkommen erschöpft auf dem Fußboden der WG und er sprach mich an. Wir verstanden uns wirklich super, jedoch war ich mal wieder viel zu oberflächlich und arrogant, sodass ich mir keine allzu große Mühe gab. Er war sehr groß, dünn und sehr schüchtern, was nicht unbedingt meinem Typ entsprach. Ich bin eher extrovertiert, blond, wahrscheinlich recht attraktiv und sehr lebensbejahend. Wir sprachen scherzhaft über Familienplanung (natürlich nicht unsere) und er war auf bezaubernde Art und Weise stolz mich angesprochen zu haben, dass er mich gleich seinem Kommilitonen vorstellen musste. Meine Freundin konnte ihn überhaupt nicht leiden und bezeichnete ihn als selbstverliebt, da er recht viel von seiner Promotion sprach und nicht allzu freundlich zu ihr war. In den frühen Morgenstunden verließ er die Party, zum Glück fragte er mich noch nach meinem Facebook-Kontakt, den ich ihm gab. Ich hatte sofort das Gefühl, dass er irgendwie gut zu mir passen würde. Jedoch schrieb er eine Woche nichts, was mich zunächst nicht störte, da ich ihn vermeintlich nur ganz nett fand. Auf einmal hatte ich spät nachts die Eingebung, dass er womöglich ein wirklich guter und anständiger Mensch ist und ich mich nicht immer so verschließen dürfe. Daher schrieb ich ihm unter einem peinlich offensichtlichen Vorwand und so kamen wir in Kontakt. Nach ein paar Wochen Smalltalk bei WhatsApp fragte ich (!) ihn, ob wir uns nicht mal treffen wollen. Er war sehr angetan von der Idee und wir verabredeten uns, in einem schüchternen und sehr süßen Telefonat teilte er mir mit, dass er in meine Stadt kommen möchte. Nebenbei erwähnte er, dass er Ende des Sommers für einen 8-monatigen Studienaufenthalt in die Schweiz gehen würde. Ich war zunächst schockiert und fragte ihn, ob das Treffen noch Sinn machen würde, was er bejahte. Der Ort sei ja schließlich nicht aus der Welt. Unser Treffen verlief großartig, wir waren beide etwas schüchtern und sind auch beide (leider) recht verkopft, aber wir waren absolut auf einer Wellenlänge und konnten uns super unterhalten. Ich fand ihn attraktiv, jedoch brachte mich seine bunte Kleiderkombination etwas zum schmunzeln. Er küsste mich zärtlich auf den Mund, als wir abends am Wasser saßen und wir sprachen über das bedauerlich schlechte Timing unseres Kennenlernens. Bis spät in die Nacht liefen wir noch durch die dunklen Straßen der Stadt und zur Verabschiedung lud er mich in die Schweiz ein, küsste mich jedoch nur auf mein Haar. Mein Fazit des Treffens lautete: Ja, es passt, aber wenn wir die große Distanz in dieser frühen Phase des Kennenlernens nicht überwinden können, wäre es immerhin ein schöner Tag gewesen. Wir blieben über zwei Monate in Kontakt und schrieben uns sehr lange Nachrichten, die jedoch wenig persönlich waren. Es handelte sich immer eher um Statusberichte, aber über jede einzelne freute ich mich unheimlich und begann, ihn immer mehr zu vermissen und mich nach seiner Anwesenheit zu sehnen. Über Facebook bekam ich mit, dass er sich in Zürich mit einem anderen Mädchen traf. Bis heute weiß ich nicht, ob etwas zwischen den beiden lief, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nur Freundschaft war. Er ist wirklich zu anständig und prinzipientreu! Trotzdem war ich sehr enttäuscht und schrieb ihn innerlich ab, bis er ankündigte mich in Hamburg treffen zu wollen. Wir trafen uns zwei Mal und es war wieder sehr schön. Am ersten Tag haben wir ziemlich gefremdelt, aber ich konnte die Zuneigung in seinen Augen sehen und er sprach davon, was es für ein unglaublicher Zufall war, dass wir uns auf dieser WG-Party trafen. (Wir waren beide nur die +1 und kommen aus vollkommen unterschiedlichen Ecken Deutschlands). Am nächsten Tag liefen wir nachts Arm in Arm durch die nächtliche Stadt und ich hatte das Gefühl, dass ich endlich endlich angekommen war. Bei ihm fühlte ich mich so sicher, so geborgen, verstanden und bewundert! Wir gingen zu einer Veranstaltung in meiner Uni und er lernte ein paar Kommilitonen von mir kennen. Für ihn war es ziemlich befremdlich, in den Reihen des Hörsaals zu sitzen, da er diese schon vor einigen Jahren das letzte Mal in seiner Heimat betreten hatte. Ihm wurden also unsere doch sehr unterschiedlichen Lebensentwürfe so richtig bewusst. Zuvor hatte ich ihn gefragt, ob ich einen Wochenendtrip, den ich mit einer Freundin geplant hatte, vielleicht nach Zürich verlegen sollte, was er erfreut bejahte. Zum Abschied küsste er mich mehrmals und legte meinen Kopf auf seine Brust, während ich ein paar Minuten lang weinte. Er hatte ebenfalls Tränen in den Augen und wollte mich nicht loslassen, als ich mich verabschieden musste. Ich war unendlich traurig, dennoch hatte ich das Gefühl, das wir es schaffen würden und ich mir keine Sorgen machen müsste. Danach schrieben wir weiter, jedoch distanzierte er sich nach drei Wochen ziemlich stark. Einmal schrieb er 8 Tage am Stück gar nichts. Nachdem ich ihm meine großen Sorgen deswegen mitteilte, gelobte er Besserung, schrieb jedoch wieder eine ganze Woche lang nicht. Als ich am Freitag in die Schweiz flog, meldete er sich zum ersten Mal wieder. Er fragte, ob wir uns auf dem Weihnachtsmarkt treffen und am nächsten Tag ein wenig Sightseeing machen wollen. Vormittags könne er jedoch nicht, da er mit einer Freundin(!), die extra aus der benachbarten Stadt anreist, Kaffee trinken gehen will und abends beruflich mit Kollegen seiner nächsten Station zum Essen verabredet sei. Für mich ging eine Welt unter! So wenig Interesse und so ein unglaublich distanziertes Verhalten hätte ich nie erwartet... Auf dem Weihnachtsmarkt verstanden wir uns mal wieder sehr gut, es war viel vertrauter als sonst und auch sehr lustig. Unter einem romantisch beleuchteten Pavillondach hätte er mich fast wieder geküsst, tat es aber doch nicht. Er verabschiedete sich nach knapp drei Stunden, da es schon spät war und er den ganzen Tag gearbeitet hat. Zum Abschied umarmte er mich nur ganz flüchtig und stieg in die Tram, ich blieb allein und verwundet in der Fußgängerzone der fremden Stadt zurück. Nachdem ich realisiert hatte, was dort gerade passiert ist, schrieb ich ihm eine Nachricht in der ich ihn fragte, ob ich ihm vielleicht doch gar nicht so wichtig bin, wie ich zuvor angenommen habe. Und dass ich eigentlich nur für ihn in die Schweiz gekommen bin und mich wundere, dass er sich noch nichtmal ein paar Stunden Zeit für mich nimmt. Er schrieb am nächsten Morgen, dass wir wohl mal persönlich etwas genauer über uns reden müssten. Das taten wir dann auch und er sagte, der Funke sei bei ihm leider nicht endgültig übergesprungen. Jedoch kannten wir uns doch noch gar nicht richtig, die Anziehung war definitiv da und wir hätten einfach noch mehr Zeit gebraucht. Es sagte, es sei ja nicht so, dass zwischen uns nichts ist und er findet mich auch sehr attraktiv, jedoch hätte er Pro und Contra Argumente abgewogen und auf der Contra-Seite gab es leider einen kleinen Überschuss. Man führt doch keine Pro- und Contra-Liste für oder gegen eine Beziehung?!? Unsere Lebensentwürfe seien einfach zu unterschiedlich und die Distanz sei wohl doch zu groß. Er sagte, das alles sei eine unglückliche Verkettung von Umständen und hätten wir in der gleichen Stadt gelebt oder wäre die Distanz zumindest etwas kleiner gewesen, wäre es etwas ganz anderes gewesen. Er sagte noch, wenn er mal wieder in meiner Stadt ist, würde er mich gerne sehen und ich solle ihm auch schreiben, sobald ich mal in seiner Stadt bin. Darüber hinaus wollte er gern den Kontakt halten und hat das am selben Abend nochmal geschrieben. Bei unserer Verabschiedung umarmte er mich und hielt für ein paar Sekunden meine Hand fest, bevor er wieder in die Tram stieg und ich erneut in einer eisigen Winternacht kurz vor Weihnachten allein zurückblieb.

Ich verstehe seinen Standpunkt und vielleicht mochte er mich auch nie so sehr, wie ich ihn mochte. Jedoch hatte ich noch nie das Gefühl, dass jemand so gut zu mir passt. Wir sind beide auf die gleiche Art und Weise speziell, was mir so noch nie passiert ist. Ich weine mich seit über einem Monat in den Schlaf und habe das Gefühl, dass uns einfach ein riesiger und unnötiger Fehler unterlaufen ist. Er hätte nicht so früh aufgeben dürfen und ich hätte ihn am Vorabend nicht drängen dürfen, sich zu entscheiden. So habe ich alles kaputt gemacht. Ich überlege, in den Sommersemesterferien ein Praktikum in seiner Stadt zu absolvieren. Vielleicht meldet er sich dann ja bei mir und wir erhalten eine zweite Chance? Ich möchte, dass er mich nochmal richtig kennenlernen kann und sieht, dass ich ebenso erwachsen bin wie er. Es kann auch sein, dass er damals jemanden kennengelernt hat. Ich weiß es einfach nicht und es treibt mich in den Wahnsinn...

Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Ich kann einfach nicht aufgeben.
Über euren Rat oder ähnliche Erfahrungsberichte würde ich mich sehr freuen!

05.02.2017 16:55 • #1


T
Hallo Ophelia,
du willst die Hoffnung nicht begraben. Hamm eigentlich eine gute Eigenschaft, und Gesinnung. Die Frage ist nur, er hat dir eigentlich klar gesagt dass der Funke bei ihm nicht ganz Räuber gesprungen ist. Ist hart, ich kenne das.
Weißt du was mich an deiner Geschichte betreffend seines Verhalten stört. Du bist extra in die Schweiz geflogen, und hast da einiges an Zeit, Geld und Aufwand investiert, und er findet ganze 3 Stunden für dich Zeit. Ja er lässt dich einfach so in einer fremden Stadt stehen!
Hallo, Aufwachen, das macht man nicht. Ich selbst hatte eine Fernbeziehung, und jedes mal wenn meine Liebe zu mir kam ( Distanz 600 km ), war ich wie im Himmel. Sprich noch hab mir viele Dinge für sie einfallen lassen, um die Tage die sie bei mir war so wunderschön wie möglich zu gestalten. So klar ihr ward noch nicht ein Paar, aber ihr habt euch angenähert, und ehrlich gesagt, wenn mir diese Frau etwas bedeutet dann Reise ich mir den Ar.... auf um ihr eine schöne Zeit zu bieten. Hierbei er kennst du dann ob jemand für dich wirklich was empfindet. Wenn ich mich bemühe und investierte, dann bist du mir was wert. Er jedoch war nicht so sehr bemüht, immerhin kam die Freundin Vormittags dran, und am Abend irgendwelche Kumpels. Mensch, dieser Tag sollte nur dir gehören.
Also,mein Rat...... Warte ab ob von ihm noch mal was kommt, doch in der Zwischenzeit lebe dein Lebenwieder für dich weiter. Und falls du jemanden anderen triffst dann ist es doch auch gut. Mit ihm denke ich wirst du wohl nicht denjenigen gefunden haben der dich will und wert schätzt. Leider hat er das nämlich nicht getan, dich wert geschätzt. Sympathie war sicher da, aber verknallt eben nicht.
Also von dir aus wwurde ich nichts mehr unternehmen, was ihn betrifft. Und falls er doch wieder mal schreibt dann kannst du ja neutral zurück schreiben. Falls es dir aber weh tut dann bleibt nur den Kontakt ganz abzubrechen, alles andere hat keinen Sinn.
Weißt du wenn man am Anfang des Kennenlernens schon nicht so ganz will, dann wird das in der Regel nichts mehr. Ist es nicht gerade der Anfang des sich Kennenlernens was uns stets in Erinnerung bei einer Beziehung bleibt. Der Anfang, das erste volle Empfinden, des Verliebt seins, ist doch so intensiv. Daher wünsche ich dir genau so einen tollen Anfang mit einer neuen Person in deinem Leben.
Alles Gute für Dich

05.02.2017 19:29 • x 1 #2




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