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Gefangen in einer Beziehung mit trüber Zukunft

J
Hallo zusammen,

ehrlich gesagt, schreibe ich nicht unbedingt, um einen Rat zu bekommen. Ich weiß nicht, ob es hier überhaupt einen sinnvollen Rat geben kann, aber da ich über diese Situation mit niemandem aus meinem Bekanntenkreis reden kann, muss ich es anonym loswerden.

Ich bin seit über zehn Jahren mit einer Frau zusammen. Wir verbringen eigentlich die meiste Zeit zusammen (abgesehen von der Zeit, die ich auf der Arbeit bin), weil wir beide zu den Leuten gehören, die Nähe sehr schätzen. Nur hat sich die Beziehung in eine Richtung entwickelt, die zunehmend zu einer schwer erträglichen Belastung wird.

Ein für mich problematischer Punkt ist, dass die Beziehung praktisch vollständig platonisch ist. Körperliche Nähe ist nur bis zum Kuss möglich, alles Weitere ist für sie unangenehm und damit selbstverständlich inakzeptabel. Das läuft seit zehn Jahren so, und das gehört zu den Dingen, die auch nach langer Zeit nicht leichter werden (zumal Fremdgehen für mich moralisch nicht in Frage kommt, da würde ich mich mies dabei fühlen, was hätte ich also davon). Ich habe immer gehofft, dass es sich irgendwann einmal bessert oder zumindest leichter erträglich wird, aber das scheint nicht der Fall zu sein.

Ein weiteres Problem ist, dass sie unter Angst- und Schlafstörungen leidet, die es ihr unmöglich machen, viele Dinge des täglichen Lebens zu tun. Autofahren ist beispielsweise unmöglich, aufgrund der Schlafstörungen (die selbst mittelstarke Schlafmittel nutzlos machen) kann sie keinen normalen Beruf ausüben, und phasenweise kommen immer wieder Depressionen bis zu Suizidgedanken hinzu. Daraus resultiert eine gewisse Abhängigkeit von mir, die ich eigentlich auch nie wollte.

Drittens ist die Vorstellung, Kinder zu haben, für sie ein Albtraum (und das nicht nur wegen der Art und Weise, wie Kinder normalerweise entstehen). Ich wüsste auch zugegebenermaßen nicht, wie wir das im Alltag schaffen sollten und wie die Angst- und Schlafproblematik mit kleinen Kindern überhaupt noch kontrollierbar wäre. Aber bedauerlich ist es trotzdem.

Eine maßgebliche Ursache für viele Probleme ist sicherlich, dass meine Partnerin vor vielen Jahren von ihrem damaligen Partner vergewaltigt wurde. (Wer an dieser Stelle psychologische Behandlung vorschlagen will: Ein Besuch beim Psychologen hat nichts gebracht und bei ihr nur den Eindruck erzeugt, das sei erniedrigende und teure Zeitverschwendung.)

Dennoch gibt es auch immer wieder die guten Tage, an denen die Probleme weit weg erscheinen. Wegen dieser guten Tage habe ich die Beziehung auch immer weiterführen wollen, trotz aller Schwierigkeiten.

In den letzten Monaten ist aber erschwerend hinzugekommen, dass ich jemand anderen kennengelernt und dummerweise weit mehr Gefühle für sie entwickelt habe, als gut wäre. Ich habe zwar in gewisser Weise das Glück, dass sie diese Gefühle wahrscheinlich nicht erwidert (ich habe nie eine Andeutung ihr gegenüber gemacht, was ich empfinde, und ich gehe von ihrem Verhalten her davon aus, dass sie mich lediglich als guten Bekannten/Freund sieht), aber es zeigt mir, dass etwas ziemlich schief läuft. Früher jedenfalls wäre es kaum denkbar gewesen, dass jemand anderes mir mehr bedeuten könnte als meine Partnerin.

Nur stellt mich das Ganze vor ein unlösbares Dilemma. Ich habe auf der einen Seite die furchtbare Angst, irgendwann nur noch wütend auf meine Partnerin zu sein, weil sie mir gefühlt soviele die Dinge weggenommen hat, die ich mir wünschen würde. Auf der anderen Seite habe ich auch furchtbare Angst, Konsequenzen zu ziehen oder auch nur darüber zu sprechen, denn wenn sie sich dann etwas antut - und die Möglichkeit besteht, zumindest in ihren niedergedrückten Stunden - dann weiß ich nicht, wie ich mit dieser Verantwortung leben kann. Froh würde ich wohl nicht mehr werden im Leben.

Gespräche über die einzelnen Probleme haben wenig gebracht. Beim Thema körperliche Nähe steht sie auf dem Standpunkt Es tut mir ehrlich Leid, aber ich will das alles nun einmal nicht und das ist eben so. Und was sollte man da auch einwenden? Beim Thema Angststörungen würde sie ja selbst gerne anders sein, nur kann sie das halt beim besten Willen nicht. Und beim Thema Familie ist mir selbst klar, dass das nicht gehen kann. Es ist sicherlich nicht ihre Schuld, und die Schuldfrage führt vermutlich auch zu nichts.

Aber wie ich es drehe und wende, ich sehe keine gute Alternative für die Zukunft. Wie gesagt, ich erwarte auch keine brillante Idee, die das Problem löst; ich wollte es bloß einmal loswerden, weil es mich auf Dauer fertig macht, nicht darüber sprechen zu können. Praktisch mein gesamter Freundes- und Bekanntenkreis kennt sowohl mich als auch meine Partnerin (wie gesagt, wir sind fast immer nur zusammen unterwegs), und es wäre ein massiver Vertrauensbruch, solche Details jemandem zu erzählen, der uns beide persönlich kennt. Danke also für die Möglichkeit, all das einmal niederzuschreiben. Das hilft bereits ein wenig.

08.04.2017 01:13 • x 1 #1


VictoriaSiempre
Puuh JeskoW, das ist heftig.

Ich bin bestimmt en Verfechter von man sollte auch in schweren Zeiten zueinander stehen - aber in Deiner Beziehung gibt es ja überhaupt keine wirklich guten. Das, was Ihr in Euren besten (!) Zeiten habt, ist maximal eine gute, innige Freundschaft.

Letztlich ist jeder für sich selbst verantwortlich. Du kannst die Lasten Deiner Freundin nicht ständig mittragen, ohne selber kaputt zu gehen. Lt. Deinem Profil bist Du Mitte 30 und Du bist jetzt schon seit über 10 Jahren in der Situation gefangen, also praktisch Dein gesamtes erwachsenes Leben.

Wenn Deine Freundin sich nicht helfen lassen will, alles als nutz- und sinnlos abtut, sich nicht bewegen will und Deine Bedürfnisse überhaupt nicht sieht, dann ist das in erster Linie IHR Problem. Du merkst doch, dass Du daran nicht rütteln kannst. Love it, change it or leave it.

Lieben tust Du Dein Leben so nicht, ändern kannst Du es mit ihr zusammen nicht (weil sie Null mitzieht) - es bleibt das es sein lassen, verlassen. Bei allem Verständnis dafür, was sie erlebt hat: Sie wendet genauso Macht an und missbraucht Dich!

Beende diese Beziehung. 10 Jahre sind genug. Gib die Verantwortung für ihr Leben an sie zurück. Falls sie sich tatsächlich etwas antut, dann ist es halt so. Ihr Leben, ihre Entscheidung!

08.04.2017 01:46 • x 9 #2


A


Gefangen in einer Beziehung mit trüber Zukunft

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T
Die Lösung deines Problems: Trennung und Neuanfang für dich ganz alleine. Aber selbstverständlich nur dann, wenn du irgendwann wieder glücklich und zufrieden sein möchtest.

08.04.2017 01:48 • x 1 #3


D
Offensichtlich merkst Du gerade, wie das Leben an Dir vorbeirauscht und Du fühlst Dich in dieser Situation gefangen ?
Wenn jemand suizidgefährdet ist, kann das zwar einen massiv unter Druck setzen, aber die Ursachen liegen dann doch letztlich nicht in der Partnerschaft ? Den Worten meiner Vorgänger schließe ich mich an.

Du merkst jetzt einfach mal, wie es Dir eigentlich damit geht und Deine Zeilen sagen, ja, Du erträgst es zwar, wünschst Dir aber was anderes.

Vielleicht solltest Du Dir professionelle Hilfe suchen, um aus diesem Teufelskreis ausbrechen zu können.

Ich kann mir vorstellen, dass Du dich sehr eingeengt fühlst und da raus aus Deinem Gefängnis willst, Dich aber wegen Verantwortungsproblemen nicht traust, Dich zu lösen.

Trotzdem: wenn das alles so massiv ist, wie Du schreibst, hilft Dir nur noch Abstand - egal, was die anderen in Eurem Kreis sagen, - finde ich.

Laß Dich nicht mehr so unter Druck setzen.

Oder soll das Deine Zukunft sein ?

08.04.2017 02:36 • #4


J
Danke erst einmal für die hilfreichen Antworten hier.

An die Möglichkeit, selbst psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, habe ich zugegebenermaßen bislang nicht wirklich gedacht, da ich mich selbst nicht als psychisch krank wahrgenommen habe (aber das ist vielleicht auch gar nicht nötig dafür). Schwierig ist daran, dass ich das wohl heimlich machen müsste (was, weil wir eben ständig zusammen sind, keine einfache Sache ist), aber nachdenken kann ich darüber einmal. Vielleicht lässt sich da etwas machen.

Problematischer ist schon der Ratschlag, es drauf ankommen zu lassen und sich zu trennen. Auch wenn es an sich völlig richtig ist; sie ist eine erwachsene Person, es ist ihr Leben und ihre Entscheidung. Ich weiß auch nicht, wie real die Suizidgedanken wirklich sind. Es ist ja trotzdem glücklicherweise eine große Hürde, sich selbst etwas anzutun, selbst wenn man sich noch so sehr danach fühlt. Andererseits sind die Gedanken schon in der Beziehung offenbar manchmal da, ein Ende der Beziehung würde das noch massiv verstärken. Zumal hinzu kommt, dass eben nicht nur eine emotionale Abhängigkeit besteht, sondern auch eine ganz faktische durch Realitätszwänge. Würde ich sie verlassen und mein eigenes Leben unabhängig weiterleben, hieße das für sie wahrscheinlich Hartz IV, und das in der seelischen Verfassung, in der sie ist.

Deswegen sind Gespräche über das Thema mit ihr auch aussichtslos. Da kommt sofort eine verständliche massive Existenzangst bei ihr hinzu, die eine ruhige Diskussion unmöglich macht und der sie einfach ausgeliefert ist. Das ist in meinen Augen kein Macht ausüben (auch wenn es vielleicht so aussehen kann), sie wäre selbst gerne anders.

Ich weiß nur, dass ich es nicht ertragen könnte, wenn sie sich tatsächlich etwas antun würde. Diese Schuldgefühle würde ich vermutlich nie wieder loswerden, und die Verantwortung dafür könnte ich emotional auch niemals wegschieben, egal wie gut die rationalen Argumente dafür sind. An der Stelle kenne ich mich gut genug. Deswegen: Ja, ich könnte mich theoretisch trennen. Aber ich erwarte nicht, dass mein Leben dann besser oder erfüllter sein würde als wenn ich es nicht tue.

08.04.2017 09:05 • #5


VictoriaSiempre
Dann bleibt Dir nichts anderes, als in der Ist-Situation zu verharren.

Deine Freundin will sich nicht professionell helfen lassen (sie kann nicht lasse ich nicht gelten!); das ist wie bei Süchtigen und Du bist co-abhängig. Dann musst Du so weiterleben, denn vielleicht gefällst Du Dir auch in der Rolle? Ich schrei sonst nicht so schnell nach Therapie, aber bei Dir würde ich definitiv dazu raten.

Manchmal ist es eben auch eine Unterstützung, wenn man nicht mehr unterstützt und solche Menschen auf sich selber zurückwirft. Dann müssen sie nämlich in die Pötte kommen - oder ihr Leben weiter und/oder endgültig wegwerfen. Wir reden hier ja nicht von einer schwierigen Phase, die man zusammen überstehen kann, sondern von 10 Jahren und nichts deutet darauf hin, dass sich was ändern wird.

08.04.2017 09:33 • x 7 #6


M
Deine Situation ist wirklich haarsträubend, allerdings sehe ich auch bei dir einen Anteil.

Es gehören immer 2 dazu.
Deine Partnerin nimmt dich in die emotionale Zange und du übst dich darüber in Verständnis.

Dein Verantwortungsgefühl ehrt dich sehr, aber wo ist deine Abgrenzung, die ihr dir gegenüber offensichtlich recht leicht fällt.

Ich will dir nicht zu nahe treten, aber mir scheint, dass dir noch viel wichtiger ist, wie du nach außen wirkst und du dich vllt auch unbewusst in deiner Position als 'Retter/Versorger' durchaus ganz wohl fühltest, bis dir eben jetzt klar wurde, dass du emotional verhungerst.

Ich würde daher auch vorschlagen dich sehr ernsthaft mit dem Thema Trennung zu befassen und wenn es dir selbst hilft ihr dabei zur Seite zu stehen, dann kannst du dies ja mit Rat und Tat.

Mir scheint auch, als würde sie sich nicht genug mit einer Verbesserung ihrer Probleme befassen und wir leben in einem Land, in dem es zumindest Unterstützung gibt und wenn für sie Hartz4 Stigma ist, dann muss sie ihren Hintern hoch bekommen.

Ich will es nicht beschreien, aber du könntest ebenso morgen aus dem Leben gerissen werden und dann müsste sie auch zurecht kommen.

Entweder geht es euch beiden noch nicht mies genug, als dass Handlungsbedarf besteht, oder du setzt dich damit auseinander, wie du künftig in der Beziehung deine Ventile findest.

Der Schritt zur Nebenbeziehung ist nämlich offenbar nur noch ein winziger und dann könnte eine weitere Person in emotionalem Chaos enden.

Rücksicht ist schön, aber ohne Selbstfürsorge geht es eben auch nicht. Und die sehe ich bei euch beiden nicht.

Um psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen, muss es ja nicht erst bis zum Äußersten kommen.

Viel Glück euch beiden - egal wie es weitergeht.

Gruß
murph

08.04.2017 09:49 • x 4 #7


T
Zitat:
sie wäre selbst gerne anders.

Welcher Mensch mit persönlichen massiven Problemen wäre das nicht gern. Aber: Hätte, wäre, würde...




Zitat:
da ich mich selbst nicht als psychisch krank wahrgenommen habe

Ich kann dir jedenfalls versichern, ein geistig und körperlich gesunder Mann würde/könnte seine natürlichen, S.uellen Bedürfnisse bei weitem nicht so lange vernachlässigen, wie du es getan hast.

Außerdem glaube ich, dass ihre Unlust auch ein Stück weit mit dir zu tun hat.




Zitat:
Diese Schuldgefühle würde ich vermutlich nie wieder loswerden, und die Verantwortung dafür könnte ich emotional auch niemals wegschieben, egal wie gut die rationalen Argumente dafür sind.

Welche Verantwortung? Sie ist ein erwachsener Mensch und für sich selbst verantwortlich. Du hast sie bereits seit über 10 Jahren begleitet und trotzdem gibt es keine gravierende Besserung//Veränderung in ihrem Leben, im Gegenteil. Merkst du was? Du bist nicht der holde Prinz, der sie aus der Dunkelheit rettet. In der Realität muss sich der Mensch selber aus der schei. ziehen. Andere Menschen können einen nur begleiten und unterstützen. Wenn dass dann aber so ausartet, dass sich nichts bessert und dann auch noch emotionale Erpressung stattfindet, dann läuft irgendetwas nicht richtig.




Zitat:
Aber ich erwarte nicht, dass mein Leben dann besser oder erfüllter sein würde

Dann hast du dich mit deinem Schicksal anscheinend schon abgefunden bzw. bist du ziemlich abgestumpft. Gesund ist das nicht.

08.04.2017 11:15 • x 1 #8


J
Zitat:
Ich will dir nicht zu nahe treten, aber mir scheint, dass dir noch viel wichtiger ist, wie du nach außen wirkst und du dich vllt auch unbewusst in deiner Position als 'Retter/Versorger' durchaus ganz wohl fühltest, bis dir eben jetzt klar wurde, dass du emotional verhungerst.

Da ist vermutlich mehr dran, als mir lieb ist, insbesondere, was die Frage nach der Außenwirkung angeht. (Als Retter habe ich mich nicht wirklich gefühlt, es ist auch keine Rolle, die ich mag; ich wollte eigentlich immer eine unabhängige Partnerin, die keinen Retter braucht.)

Es ist zwar nicht der entscheidende Punkt, aber es trägt zum Problem bei, dass ich nicht von ihr verachtet werden will. Und da sie Intimität erniedrigend findet und das Bedürfnis danach verachtet, wäre das Geständnis, dass mir diese Intimität massiv fehlt, ein Grund zur Verachtung. Hinzu kommt, dass meine und ihre Familie und unsere gemeinsamen Freunde mit Sicherheit mir die Schuld geben werden, da ich meine Gründe nicht erklären kann, ohne meine Partnerin öffentlich zu demütigen, und das daher auch nicht tun würde. Aber wie gesagt, die Sorge um ihre Zukunft, und was sie sich eventuell antun könnte, ist trotzdem der vorherrschende Punkt. Trotzdem stimmt die Erkenntnis, dass ich da auch von der Außenwirkung beeinflusst bin.

Zitat:
Außerdem glaube ich, dass ihre Unlust auch ein Stück weit mit dir zu tun hat.

Wie oben geschrieben, ist sie von ihrem vorherigen Freund vergewaltigt worden. Ich habe mir auch zuerst selbst die Schuld für die Unlust gegeben, bis ich das erfahren habe. In Anbetracht der Angststörungen und anderer Verhaltensweisen gibt es für mich auch keinerlei Grund, daran zu zweifeln. Dass ich das am Anfang nicht gewusst habe und da zu unsensibel oder aufdringlich war, hat die Sache nicht besser gemacht, aber das ist andererseits auch schon ein Jahrzehnt her und war nicht der Auslöser der Probleme.

08.04.2017 14:56 • #9


Keto
Weißt du @JeskoW , mir kommt es so vor, dass du, als du plötzlich Gefühle für diese andere Frau entwickelt hast, seit Jahren mal wieder gespürt hast, was wirkliche Gefühle, was Leidenschaft und was S.uelle Anziehung eigentlich darstellen können. nd was sie so auslösen können...dieses Gefühl hattest du fast vergessen, oder?

Und das ist nicht verachtenswert. Das geht jedem Menschen so, der nach Jahren der Unzufriedenheit sich nach echter Zuneigung sehnt.

Du hast immer gehofft, dass sich deine Partnerin ändert, aber damit hast du die Verantwortung für dein Leben weggegeben...
Willst du dein Leben nicht wiederhaben?

Weißt du wie ein erster Schritt aussehen könnte?

Stell dir mal vor, dein Leben mit einer Frau an der Seite wäre PERFEKT - wie würde das aussehen?

08.04.2017 15:14 • x 1 #10


T
Zitat:
Wie oben geschrieben, ist sie von ihrem vorherigen Freund vergewaltigt worden.

Dennoch, auch du wirst eine Rolle spielen. Zu einer Beziehung gehören 2. Du bietest zu wenig Reiz, zu wenig Attraktivität, zu wenig entsprechende Initiative (aus Mangel an Erfahrung mit Frauen und S. generell?). Eins von den drei Punkten, wenn nicht sogar alle drei, wird es schon sein.
Es einfach nur auf ein Geschehnis aus längst vergangenen Tagen zu schieben, da machst du es dir viel zu leicht. Allerdings seit Jahren auf deine Kosten.

08.04.2017 15:23 • #11


K
Ich finde das wirklich schwierig. Zum einen ist es für mich persönlich absolut unvorstellbar, wie es ein Mann in Deinem Alter so lange Zeit ohne Erfüllung seiner s. Bedürfnisse aushalten kann?! S. ist ja nun mal eben ein Grundbedürfnis, das kann man doch nicht einfach so verdrängen, ohne darüber unglücklich zu werden.

Bei Deiner Partnerin sehe ich einen schwierigen Anteil darin, dass sie überhaupt keine Ambitionen hat, die bestehende Situation zu verändern. Weder sich selbst noch Dir zuliebe. Sie scheint da in meinen Augen auch sehr ihren Krankheitsgewinn zu nutzen, denn schließlich bindet sie Dich extrem durch ihre Abhängigkeit und Bedürftigkeit. Wahrscheinlich hat sie Angst, dass Du sie erst recht verlässt, wenn es ihr psychisch plötzlich gut/besser geht. Da sitzt Ihr also meiner Meinung nach in einem verheerenden Teufelskreis. Wenn Du sie verlässt, würde sie sich mit Sicherheit eher dazu zwingen, ihre Probleme anzugehen, einfach, weil es plötzlich nötig wäre. So, wie es ist, hat sie ja gar keinen Leidensdruck, für sie läuft doch alles, Du machst es ihr ja sehr bequem. Und Du traust Dich ja nicht mal, ihr gegenüber deutlicher zu werden oder deutlicher Deine Bedürfnisse zu vertreten.

Wenn Du Dir doch immer eine erfüllende Beziehung mit einer unabhängigen Partnerin gewünscht hast -wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass Du mit dieser Frau zusammengekommen bist und auch noch so lange zusammen geblieben bist? Da sehe ich schon auch einen großen Anteil bei Dir - hat Dir ihre Bedürftigkeit/Abhängigkeit anfänglich vielleicht sogar gut gefallen? Und damit ein starkes Sicherheitsbedürfnis bei Dir befriedigt? Verlustängste musst Du in dieser Beziehung ja jedenfalls keine haben, im Gegensatz zu einer Beziehung mit einer unabhängigen, starken Frau.

Ich denke tatsächlich, dass eine Trennung gerade für Deine Partnerin ein Gewinn wäre. Man muss die Küken aus dem Nest werfen, damit sie fliegen lernen Und um Dein schlechtes Gewissen ihr gegenüber zu reduzieren könntest Du ihr doch vielleicht 1-2 Jahre lang finanziell unter die Arme greifen, bis sie wieder gelernt hat, selbstständiger zu sein?

08.04.2017 15:42 • x 2 #12


Scarlett2016
@JeskoW

Ich finde es gut, dass Du die Initiative ergriffen und Dein wirklich großes Problem anonym niedergeschrieben hast.

Wenn Du als Außenstehender Deine Zeilen durchliest, was würdest Du dem Strangeröffner raten?

Sicherlich weisst Du, dass eine Trennung das einzig Richtige ist. Du traust Dich nur nicht.

Wie wäre es, wenn Du endlich mal die Wut so richtig rauslässt darüber, dass Du Dich und Deine Bedürfnisse und Träume (Kinder) immer wieder zurücknimmst - ja, nicht einmal ansprichst?

Deine Partnerin ist Opfer, ja. Aber sie ist gleichfalls auch Täterin JeskoW und DU bist das Opfer. Sie hat Dir Deine S. genommen resp. betrügt Dich seit 10 Jahren. Die Gründe hierfür sind nachvollziehbar, aber nicht, dass sie sich nicht helfen lässt.
Denn sie scheint psychisch sehr krank zu sein und da bedarf es professioneller Hilfe.

Die Verweigerung dieser ist fahrlässig und Dir gegenüber unfair.

Wie kommst Du darauf, dass Du sie versorgen musst? Was ist das für eine Bürde?

Wenn sie ein Sozialfall ist, dann ist das so. Sie tut ja nichts dafür oder versucht zumindest, wieder ins Lebens zu kommen. Im Gegenteil, sie lässt sich hängen, missbraucht Dich und Dein Verantwortungsgefühl, macht es sich letztendlich bequem auf Deine Kosten und Du gehtst neben ihr ein, wie eine Blume.

Es kann nicht sein, dass Du Dich nicht traust Dir wichtige Dinge anzusprechen und nicht aus der Abhängigkeit rauskommst.

Du musst Dir auch nicht heimlich professionelle Hilfe holen. Was soll das denn? Wie kommst Du auf diesen Gedanken.

Du bist ein Mensch - ein Mann, der keine S. leben darf aber nun wohl langsam doch will.

Was willst Du tun? Weiterhin so armseelig und traurig neben Deiner Partnerin dahinvegetieren? Das ist kein Leben!
Außerdem verleugnest Du DICH!

Wenn Du Dich trennst - und das ist für mich der einzige Ausweg - dann muß sie schauen, wie sie zurecht kommt. Sie hat wohl noch Familie, die wird sie auffangen.

Und verachten wird Dich keiner. Das ist in Deinem Kopf. Gebe Deiner (vielleicht unberechtigten Angst) keine Nahrung!
Und selbst wenn Du verachtet wirst, und? Dafür lockt Freiheit und ein unbeschwertes Leben.

Deine Alternative heißt nur, vegetieren und niemals richtig zu leben, zu lieben und vor allem zu fühlen!

Und wenn sie sich umbringen möchte, dann wird sie es tun. SIE ist dafür verantwortlich - nicht Du!
Du hast schon sehr sehr viel gegeben und Du hast nur ein Leben. Werfe es nicht für einen anderen Menschen weg.

DU bist Dir selbst der wertvollste Mensch im Leben.

Bitte suche Dir Hilfe und ggfs. vertraue Dich auch Deiner Familie an, falls es zur Trennung kommt. Das nimmt Dir den Druck, verachtet zu werden. Ich bin sicher, sie sind entsetzt, wenn sie hören, was Du hier geschrieben hast.

Bitte habe Mut - versuche Dein Leben zurückzuerobern.

Alles Liebe,
Scarlett

08.04.2017 16:11 • x 4 #13


M
Zitat von JeskoW:

Es ist zwar nicht der entscheidende Punkt, aber es trägt zum Problem bei, dass ich nicht von ihr verachtet werden will. Und da sie Intimität erniedrigend findet und das Bedürfnis danach verachtet, wäre das Geständnis, dass mir diese Intimität massiv fehlt, ein Grund zur Verachtung. Hinzu kommt, dass meine und ihre Familie und unsere gemeinsamen Freunde mit Sicherheit mir die Schuld geben werden, da ich meine Gründe nicht erklären kann, ohne meine Partnerin öffentlich zu demütigen, und das daher auch nicht tun würde. Aber wie gesagt, die S...

Eben das meinte ich! Daher kann ich dir nur raten so schnell wie möglich mit deiner Familie oder engeren Vertrauten zu sprechen. Und dann mit ihr. Genau deine Befürchtungen so schildern, wie hier.

Wie oben geschrieben, ist sie von ihrem vorherigen Freund vergewaltigt worden....


Nicht du hast ihr das angetan, aber sie 'lässt dich dafür büßen'.


Ein vollkommen offenes Gespräch zwischen euch ist mehr als überfällig. Ich wüsste nur zu gern, ob sie sich ebenso viele
Gedanken darüber macht, oder wieder sie sich das künftig vorstellt. Ein bisschen einseitig alles und du brauchst dir auch gar keine Samthandschuh-Formulierungen überlegen, denn für sie wird alles nach Vorwurf klingen - aber so wärst du es dann wirklich auch los und wenn sie dann den Schlag nicht hört, dann kannst du deine Verantwortung langsam abstreifen.

Das ist zwar ziemlich hypotheticsh, aber wie würde es laufen, wenn die andere Dame nun eindeutigeres Interesse zeigen würde? Wärst du dann etwas motivierter und angespornter dich aus deiner Situation zu lösen? Und vor allem: weiss sie, dass du in Beziehung bist und was sollte ein halbwewgs anständiger Mensch deiner Meinung dann tun, außer es bei rein freundschaftlichem Umgang belassen?

08.04.2017 16:43 • #14


J
Danke für die vielen guten Beiträge. Ich versuche, soviel wie möglich zu beantworten, ohne dass es unlesbar lang wird.

@keto: Du hast Recht, dieses Gefühl hatte ich in der Tat fast völlig vergessen. Ich bin da geradezu blauäugig hineingestolpert, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass das nochmal möglich sein könnte. Im Nachhinein hätte ich wohl lieber viel mehr Abstand gehalten, um diese Situation zu vermeiden, aber das ist jetzt nicht mehr zu ändern.

Wie für mich die perfekte Beziehung aussieht? Nun ja, nicht alles an meiner aktuellen Beziehung ist schlecht. Ich finde es gut, wenn man auch eng befreundet ist, wenn man sich stundenlang über interessante Themen unterhalten kann, wenn man füreinander da ist und dem anderen zeigt, dass man ihn gern hat. Ich sehe das nicht als Freundschaft oder Liebe, sondern ich denke, das zweite kann ohne das erste auf Dauer nicht gut funktionieren. Aber ich wünsche mir auch, dass man miteinander intim sein kann, dass man ehrlich zueinander sein kann, dass man eine gemeinsame positive Zukunft sieht, und all das sehe ich in meiner derzeitigen Lage nicht.

@kaetzchen: Wie es zu dieser Situation gekommen ist? Das ist kompliziert. Ich habe sie vor etwa 15 Jahren kennengelernt, mich in sie verliebt, aber wir sind damals nicht zusammengekommen. Stattdessen hat sie eine Beziehung mit einem anderen Mann angefangen, der sie - weil sie mit ihm nicht ins Bett wollte - vergewaltigt hat. Als wir uns dann wieder begegnet sind, hat es diesmal funktioniert und wir sind ein Paar geworden - aber sie war nicht mehr dieselbe Person. Am Anfang hat sie versucht, mir Normalität vorzuspielen, hat mit mir sogar geschlafen, obwohl es für sie offenbar quälend war. Ich habe das aber einfach nicht gemerkt (ja, den Schuh unsensibler Klotz muss ich mir anziehen). Diese scheinbare Normalität bekam nach knapp zwei Jahren Risse, irgendwann hat sie mir erzählt, was ihr passiert war, und mir gestanden, dass alles, was wir an Intimität hatten, für sie zum Albtraum geworden war. In dieser Zeit wurden auch die Schlafstörungen immer problematischer, sie war offenbar an der Grenze dessen angelangt, was sie verdrängen konnte. Spätere Besuche beim Psychologen brachten auch keine sichtbare Besserung. Ich habe ihr damals versprochen, sie so gut wie möglich zu unterstützen und natürlich auf all das Rücksicht zu nehmen. Wenn man den Partner liebt, dann denkt man, man könnte alles ertragen. Außerdem hatte ich die Hoffnung, dass es mit der Zeit besser werden würde. Aber ich habe das nie so gewollt. Ich bin in diese Retter-Rolle hineingeraten aus Pflichtgefühl und dem Wunsch, dass die Zeiten wieder besser werden mögen, aber nicht aus dem Bedürfnis heraus, der große Held zu sein.

Ich muss auch gestehen, dass ich nie der große Held war, der sich immer selbstlos zurückgehalten hätte. Ich habe sie immer wieder gedrängt, immer wieder gejammert oder war wütend auf sie, dass sich nichts gebessert hat. Sie hat sich - zu Recht - darüber beschwert, dass ich zuviel Druck auf sie ausübe und dass sich die Probleme so nicht verbessern könnten. Aber in dem Maße, in dem ich aufgehört habe, sie zu drängen, hat sie sich in der Situation eingerichtet. Irgendwann habe ich verstanden, dass es sinnlos ist, auf Besserung zu hoffen, weil für sie die Beschäftigung mit dem Thema extrem unangenehm ist und sie keinerlei Absicht hat, sich dem nochmal auszusetzen - es läuft in ihrem Verständnis immer darauf hinaus, dass sie letztlich einfach zu Handlungen rumgekriegt werden soll, die sie zutiefst verabscheut, und das wehrt sie ab, so gut sie kann.

Mit den Angstreaktionen ist es dasselbe. Auch hier haben wir oft darüber gesprochen und vereinbart, dass sich die Dinge verbessern müssen, und wenn man sie darauf anspricht, dann sagt sie auch, dass sich jetzt bestimmt alles ändern würde und sie schon viel besser klarkommen würde, aber dann ist wieder ein Jahr vorbei und nichts hat sich geändert. Bestenfalls wurde eine Angst durch eine andere ersetzt.

Wie gesagt, ich bin in diese Situation hineingerutscht. Und ja, bis zu einem gewissen Grad fühle ich mich verraten. Denn auch wenn ich selbst einiges falsch gemacht habe und aus heutiger Sicht vieles anders machen würde, und auch wenn ich nicht immer fair zu ihr war, war meine Zusage, meine Bedürfnisse zurückzunehmen und Rücksicht auf ihre Situation zu nehmen doch irgendwie auch von der Annahme bewegt, dass sie sich nicht in dieser Rücksichtnahme einrichtet und das dann irgendwann als Normalität erwartet, sondern dass sie sich gleichermaßen Mühe gibt, die Situation zu verbessern. Ich denke, das ist letztlich auch ein wesentlicher Grund dafür, wieso sich meine Gefühle ihr gegenüber geändert haben. Denn selbst wenn ich rational nachvollziehen kann, warum sie sich so verhält, kann ich das emotional nicht gleichermaßen nachfühlen.

@scarlett2016: Ich weiß nicht, was ich einem anderen in meiner Situation raten würde. Verantwortung ist jedenfalls ein Gefühl; wenn man es empfindet, dann ist es da, und dann ist es unwichtig, ob man es möchte oder nicht. Selbst wenn ich in der Beziehung unglücklich bin, selbst wenn ich mich trennen würde, wäre es mir nach wie vor wichtig, dass es ihr gut geht. Es ist mir nicht möglich, mich hinzustellen und zu sagen Das ist ihr Leben, das geht mich nichts mehr an. Das kann ich mir hundertmal rational überlegen, aber das Gefühl, verantwortlich zu sein, geht davon nicht weg.

@murph: Wenn die andere Dame eindeutigeres Interesse zeigen würde, dann wäre ich vermutlich emotional völlig im Chaos. Das würde aber vermutlich nur noch Schuldgefühle oben draufsetzen, weil ich jetzt auch noch für ihre emotionale Achterbahnfahrt mitverantwortlich wäre. Für sie wäre es definitiv besser, wenn sie kein Interesse an mir hätte, und ich hoffe, dass es auch so ist (den Teil von mir, der das Gegenteil hofft, ignorieren wir mal gerade). Ja, sie weiß dass ich in einer Beziehung bin und ja, ein anständiger Mensch würde dann auch nur freundschaftlichen Umgang pflegen, also ist es schwer zu sagen, was sie empfindet. Müsste ich wetten, würde ich aber vermuten, dass da außer Freundschaft auch tatsächlich nichts anderes ist. Zum Glück. Ich will nicht noch mehr Kummer verursachen als sich vielleicht schon ohnehin nicht mehr vermeiden lässt.

09.04.2017 03:34 • #15


A


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