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Gibt es noch Hoffnung für die Beziehung?

N
Hallo zusammen.

Ich bin allein erziehender und verwitweter Vater einer liebreizenden Tochter. Nach 2 Jahren Trauer habe ich mich wieder in eine neue Beziehung gewagt. Ich bin mit meiner noch Freundin jetzt seit 2 Jahren und 8 Monaten zusammen. Davon haben wir 2 Jahre in Ihrer Wohnung gemeinsam gelebt. Soviel erstmal zu den allgemeinen Informationen.

Das erste halbe Jahr war unsere Beziehung sehr einfach und durch die rosa Brille sehr angenehm. Meine Freundin hat mir dann erzählt, dass Sie das Hin und Her nicht gut verkraftet. Wir haben uns nur am Wochenende gesehen und wenn wir gemeinsam Urlaub hatten. Wenige Monate nach unserem Einzug bei ihr ging es los mit den Problemen. Meine Freundin ist an Magersucht erkrankt und war deswegen auch zweimal mehrere Wochen in der Klinik. Es war eine schwierige Zeit, aber wir haben es überstanden und mit der Zeit ging es ihr wieder besser. Ich habe Sie schon immer als einen Menschen kennengelernt, der sich bei Problemen eher zurückzieht, als sie direkt anzugehen. Dennoch konnten wir immer gut miteinander reden, diskutieren und auch streiten. Eine Eigenschaft, die ich an unserer Beziehung sehr schätze.
Nach einiger Zeit hatte ich häufig das Gefühl, dass ich sehr viel für unsere Beziehung tue und meine Freundin eigentlich nichts. Ich habe ihr mehr Freiraum gegeben und wollte dafür im Gegenzug etwas mehr Nähe und gemeinsame Aktivitäten. Gefühlt war es so, dass von der Zeit die wir zusammen verbracht haben, sie 90% mit sich beschäftigt war und 10% mit mir bzw. meiner Tochter. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich aus einer Beziehung komme, wo viel Zeit zusammen verbracht wurde und meine Freundin aus einer Beziehung kommt, in der jeder für sich gelebt hat. Natürlich ist es dabei nicht leicht einen Kompromiss zu finden.
Durch ein leidiges Erb-Thema bin ich finanziell sehr in Bedrängnis geraten und auch beruflich sehr unter Druck. Ich musste ein Job machen, den ich nicht wollte, nur damit weiter Geld rein kommt. (Ok, dass ist vielleicht keine so ungewöhnliche Situation ) Jedenfalls hatte ich eine hohe Belastung und wollte mich irgendwann auch nicht mehr mit der Beziehung beschäftigen. Ich habe mich distanziert und eigentlich nur noch nach Nähe und Geborgenheit gesehnt, die ich aber von meiner Partnerin nicht bekommen habe. Zudem war das Thema S. auch sehr schwierig. Ständig hat sie mich zurück gewiesen und teilweise das Thema S. auch schlecht geredet. Mein Selbstwertgefühl ist ohnehin nicht das beste und immer abgewiesen zu werden macht es nicht besser.
Im November 2016 bin ich dann zur Vater/Kind Kur gefahren und hatte dort eine tolle Zeit. Ich war zufrieden mit mir selbst und meinem Leben. Meine Freundin hat meine Abwesenheit doch ganz schön belastet. Nach der Kur konnte ich irgendwann kein Geheimnis mehr daraus machen - meine Gefühle für meine Freundin waren weg oder eingefroren. Ich habe nur noch die negativen Seiten an ihr gesehen. Im Dezember hatten wir dann ein sehr ernstes Gespräch wo ich ihr davon berichtet habe. Natürlich ist diese Aussage, dass man keine Gefühle mehr für den Partner hat, ein Schlag in die Magengrube. Sie trauerte sehr viel und mir tat es leid, aber ich konnte es nicht ändern. Sie hat mich immer wieder bedrängt, dass ich mich für oder gegen unsere Beziehung entscheiden sollte. Die Ungewissheit macht Sie krank (Verständlich). Ich bin dann nochmal eine Woche allein weg gefahren um mir Klarheit zu verschaffen - vergebens.
Wir haben uns dann eine Woche frei genommen und versucht gemeinsam eine Lösung zu finden. Ergebnis: Getrennte Wohnungen könnten uns helfen, da waren wir uns einig. 2 Wochen bevor ich dann ausgezogen bin, hat meine Freundin das Vorhaben doch massiv in Frage gestellt. Zu dem Zeitpunkt habe ich aber auch Scheuklappen auf den Augen... ich wollte nur noch weg.
Ich bin dann im Februar ausgezogen und habe mich zunächst gefreut, wieder was eigenes zu haben. Nach ca. 2-3 Wochen, in denen ich endlich mich zurückziehen konnte und meine ruhe hatte, habe ich gemerkt, dass ich meine Freundin noch liebe. Zumindest glaube ich, dass es Liebe ist. Ich möchte gerne mit ihr die Beziehung fortführen, aber jetzt ist sie nicht mehr sicher, ob sie noch will. Ich habe ihr gesagt was ich für sie empfinde und das ich die Beziehung aufrecht erhalten möchte - egal ob mit getrennten oder einer gemeinsamen Wohnung. Wobei auf Dauer möchte ich schon mit ihr zusammen leben.

Sie sagt mir jetzt, dass Sie traurig ist, wie unsere Beziehung gelaufen ist und das sie auch meine Tochter vermisst. Sie genießt die Momente wenn wir zusammen sind und wir hatten sogar wieder einmal richtig guten S. mit ganz viel Gefühlen Und dennoch ist sie unsicher und kann sich jetzt nicht entscheiden welchen Weg sie gehen will. Ihre Unsicherheit löst bei mir richtig großen Liebeskummer aus und ich habe Angst sie zu verlieren. Ich weiß, dass Angst nicht gut ist, aber ich kann meine Gefühle nicht per Knopfdruck ändern. Es ist wohl auch eine Art ausgleichende Gerechtigkeit, weil bis vor kurzem ich Sie in so eine Situation gebracht habe. Ich fühle mich so hilflos und möchte wieder positiv denken.

Ich habe mir jetzt schon 3 Bücher zu dem Thema bestellt und führe ein kleines Gefühlstagebuch um mich mit meiner Situation auseinander zu setzen. Es hilft derzeit aber nur mäßig - ich brauche wohl noch Zeit um das ganze gelassener zu sehen. Wenn man in den meisten Ratgebern liest, stellen sich mir die Nackenhaare auf - irgendwelche Strategien, die meistens ein komplettes Andershandeln erfordern um den Partner zurück zu kriegen.... ich möchte so sein wie ich bin. Ich mag Nähe und das tägliche ich liebe dich beim Schlafen-gehen. Vor kurzem habe ich gelesen, dass das wahre Glück in menschlichen Beziehung (Partnerschaft, Familie, Freunde) liegt. So gesehen ist unser Glück von anderen Menschen abhängig - ist das eigentlich schlimm? Jeder versucht einem weiß zu machen, dass man nur unabhängig und selbstständig glücklich sein kann bzw. sollte.

Wahrscheinlich gibt es derzeit nichts was ich tun kann, um die Beziehung zu retten, außer meine Freundin möglichst viel Freiraum zu lassen. Wir haben jetzt erstmal eine Woche Kontakt-Pause vereinbart um einfach mal die Erfahrung zu machen. Ich hoffe es bringt ihr die nötige Sicherheit für ihre Entscheidung. Mir würde ein wenig Zuneigung von ihrer Seite aus wieder mehr Sicherheit geben, aber das soll auch ehrlich sein und das kann sie im Moment nicht. Wobei wir viel Zeit miteinander verbracht haben, uns küssen und Händchen-haltend spazieren gehen. Auf einer Geburtstagsfeier lehnt Sie sich an mich und genießt die Nähe... aber dennoch will sie das unter Umständen nicht wieder haben. Ich vermute das sie Angst hat und das macht mich sehr traurig.

Ok, genug erstmal von meiner Seite . Ich würde mich freuen, wenn hier jemand seine/ihre Sichtweise zu äußern würde, damit ich die Dinge vielleicht besser verstehen kann.

Einen schönen Abend
Oliver

20.03.2017 23:24 • #1


Luto
Hallo Oliver,
viel Text ... und alles schwierig zu durchschauen. Es klingt etwas nach einem Wechselspiel in der Dominanz. Erst ist sie fast nur mit sich beschäftigt, dann waren Deine Gefühle eingefroren, und sie spürte, dass sie das nicht toll fand, dann kamen bei Dir Gefühle zurück, dann ist sie wieder unsicher ...
Ich weiß es nicht... mein Bauchgefühl beim Lesen war, dass Ihr kein Setting gefunden habt, wo beide glücklich sein konnten. Du brauchtest mehr Zuneigung und Glucken, sie mehr eigenes Leben, aber hing wahrscheinlich trotzdem an der Geborgenheit, und hat kein Vertrauen, mehr weil Deine Gefühle vereisten, nachdem sie Dir nicht genug gab...
Vielleicht hilft mehr Leichtigkeit, und der Spaß am Geben, ohne etwas haben zu wollen...

20.03.2017 23:41 • #2


A


Gibt es noch Hoffnung für die Beziehung?

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N
@ Luto
Danke für die Sichtweise. So ähnlich sind meine Gedanken auch schon gewesen.
Wir haben am letzten Wochenende auch Samstag mit einigen gemeinsamen Aktivitäten verbracht und fanden es beide schön. Ich denke mir würde mehr Kontakt auch wieder mehr Sicherheit geben.

Geben ohne Gegenleistung... oder auch bedingungslose Liebe? Es hört sich sehr edelmütig an und dennoch weiß ich nicht, wie ich das ohne Hintergedanken(so ehrlich muss ich zu mir schon sein) umsetzen kann. Wahrscheinlich liebe ich mich selbst zu wenig um wirklich bedingungslos Liebe zu geben.

20.03.2017 23:57 • #3


Luto
Zitat von Nightwing83:
Geben ohne Gegenleistung... oder auch bedingungslose Liebe?

bedingungslose Liebe gibt es eher zwischen Eltern und Kindern, zwischen erwachsenen partnern nicht unbedingt...ich wollte eher sagen, dass zu viele Erwartungen die unbedingt notwendige Leichtigkeit der Liebe nicht im Wege stehen sollten ... wenn man den Anderen braucht, um erfüllt zu sein, ist das eher nicht so gut auf Dauer ...

21.03.2017 00:57 • x 1 #4




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