Ich bin schuld, dass wir uns getrennt haben

O
Liebes Forum,

ich leide sehr unter der Trennung von meinem Freund.

Hier die (lange) Geschichte:

Wir waren über vier Jahre zusammen und hatten von Anfang an eine sehr enge und intensive Beziehung, bis vor etwa 2 Jahren, dann ist er für ein halbes Jahr ins Ausland gegangen um dort zu studieren, aber wir haben uns in der Zeit relativ oft gesehen weil ich ihn besucht habe oder er in Deutschland war - das war also ok, obwohl ich vorher sehr viel Angst hatte dass wir uns voneinander entfernen. Als er wieder zurück war, habe ich dann ein paar Reisen allein gemacht - allein, weil er keine Zeit hatte. Ich war etwa ein halbes Jahr alleine unterwegs und zwischendurch immer nur kurz in Deutschland. Ich habe ihn sehr vermisst und wollte eigentlich immer bei ihm sein, aber andererseits wollte ich auch meine Freiheit genießen weil ich gerade mit dem Studium fertig war und Zeit und auch genug Geld hatte, während er noch die Uni fertig machen musste und deshalb nicht weg konnte. Nach dem halben Jahr reisen kam heraus dass es ihn doch verletzt hat dass ich so lange weg war, obwohl er es vorher nicht gesagt hat, und ich habe ehrlich gesagt auch nicht daran gedacht dass es ihn verletzen könnte.

Dann kommt hinzu, dass ich eifersüchtig geworden bin. Am Anfang der Beziehung war ich es nicht, aber dann sind so kleine Sachen passiert wo ich mich von ihm nicht wichtig genommen gefühlt habe, aber ich muss sagen ich habe diese Sachen zu ernst genommen und immer wieder hervor geholt - auch nach Jahren noch! Darauf habe ich meine Eifersucht aufgebaut, die sich auch gegen seine engen Freunde gerichtet hat. Und dann kommt noch dazu, dass ich bis vor einem halben Jahr aufgrund dieser Eifersucht und dem Gefühl nicht wichtig genommen zu sein manchmal richtig ausgerastet bin, das heißt ich habe ihn angeschrien, Türen geknallt etc. Das hat mir im Nachhinein so leid getan, aber ich konnte die Reaktion in dem Moment einfach nicht kontrollieren.

Das war dann der Grund, weshalb wir vor einem halben Jahr Schluss gemacht haben. Erst als es so weit war, habe ich gemerkt, dass es ein Problem ist, wenn man so unkontrollierte Reaktionen hat wie ich es hatte und ich habe mir Hilfe von einem Psychotherapeuten geholt.

Die unkontrollierten Ausraster sind seitdem nie wieder gekommen. Nach einem Monat Pause sind wir wieder zusammen gekommen, und es war am Anfang wieder so schön wie vorher. Das Problem war, nach nur ca einem Monat zusammen musste ich wieder verreisen (das war Pflicht für die Uni). Der Uni-Kurs ging nur zwei Wochen, allerdings hatte ich damals als wir nicht zusammen waren den Rückflug für noch einen Monat später gebucht, und konnte den Flug später nicht mehr stornieren, obwohl ich es unbedingt wollte und nur wieder mit meinem Freund zusammen sein wollte. Aber es ging nicht, also war ich dann wieder für 1,5 Monate weg, während er nicht mit oder nach kommen konnte weil er für die Uni arbeiten musste.

Als ich wieder gekommen bin haben wir uns wieder gut verstanden, aber ich hatte auch das Gefühl dass er sich von mir entfernt hatte und unabhängiger geworden ist.

Im Nachhinein nehme ich an, dass das seine einzig mögliche Reaktion darauf war, dass ich ihn so oft alleine gelassen hatte.

Aber diese Unabhängigkeit von ihm hat meine Eifersucht noch schlimmer gemacht. Ich habe ihn richtig eingeengt und mich an ihn geklammert und wollte, dass wir jede freie Minute gemeinsam verbringen. Darunter hat natürlich auch die Qualität unserer gemeinsamen Zeit gelitten.

Das war am Ende der Grund für unsere zweite, nun wohl endgültige Trennung, vor 1,5 Monaten.

Zuerst hat sich bei mir wie ein Abwehrmechanismus aktiviert - ich dachte, schade, aber dann ist es so, ich komme auch alleine klar, und ich habe viel mit Freunden gemacht und mir ging es ziemlich gut dabei.

Nach zwei Wochen habe mich dann mehr damit beschäftigt und eingesehen, dass ich riesige Fehler gemacht habe. Dass ich ihn so oft alleine gelassen habe, dass ich eifersüchtig war, dass ich diese Ausraster hatte, dass ich oft egoistisch gehandelt habe und es oft nur um mich ging. Ich habe ihm diese Einsicht in einem Brief geschrieben, und mich darin entschuldigt. Ich habe ihm geschrieben, wenn es für ihn endgültig vorbei ist, soll er den Brief ignorieren, wenn wir nochmal reden und vielleicht einen Weg finden können, soll er sich melden, und ich habe den Brief abgeschickt.

Ein paar Tage später hat er mir eine Nachricht geschickt und gefragt wie es mir geht, und von da an haben wir ab und zu mal geschrieben was wir gerade in der Uni machen und was sonst so ansteht, also einfach Smalltalk.

Das hat mich richtig fertig gemacht, weil ich nicht wusste, was das bedeutet. Konnte ich mir wieder Hoffnungen machen oder nicht? Natürlich habe ich mir Hoffnungen gemacht und es nicht mehr ausgehalten und ein Treffen vorgeschlagen.

Ich bin weiterhin regelmäßig in der Gesprächstherapie bei einer Psychotherapeutin und habe dabei herausgefunden, dass ich aufgrund dem, wie meine Eltern mit mir umgegangen sind und was sie mir vorgelebt haben, Probleme mit Nähe und Distanz habe, und auch Liebe schwer akzeptieren kann und es mir schwer fällt, Liebe zu zeigen.

Das habe ich ihm bei unserem Treffen gesagt, ich habe gesagt dass ich ihn nie verletzten wollte aber ich habe es nicht gemerkt und konnte es nicht anders, weil ich einfach diese Verletzungen von meiner Kindheit hatte oder habe. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe und dass mir alles unglaublich Leid tut.

Er hat gesagt, er kann jetzt keine Beziehung mit mir haben, und so sind wir auseinander gegangen. Ich habe ihm gesagt, dass ich in diesem Fall erstmal keinen Kontakt möchte, um Zeit zu haben um mir selber zu verzeihen und alles zu verarbeiten.

Aber, ich weiß nicht wie ich damit klar kommen soll. Neben dem Liebeskummer plagen mich jetzt auch die Verletzungen von meinen Eltern. Ich habe gemerkt, dass ich mir wirklich viel von ihnen abgeschaut habe, ohne es zu merken, und so gehandelt habe wie sie, also distanziert auf der einen Seite und bedrängend auf der anderen Seite. Ich will aber so nicht sein. Ich habe jetzt meinen Eltern gesagt, dass ich sie erst mal nicht anrufen werde, weil ich mir nur so klar darüber werden kann, was ich eigentlich will, ohne von ihnen beeinflusst zu werden.

Aber der Schmerz ist so schlimm. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Vor zwei Tagen war ich so verzweifelt, und ich habe mich so hilflos gegenüber den Verletzungen meiner Eltern (von vor vielen vielen Jahren!) gefühlt und ich brauchte einfach einen Beistand und jemanden zum reden. Aber, das Problem ist, ich bin seit einem halben Jahr in einer neuen Stadt (wo ich mit meinem Ex-Freund zusammen hingezogen bin), das heißt ich habe schon gute Freunde hier und ich habe ihnen auch von allem erzählt, von meinem Liebeskummer, von meinen Eltern, davon dass ich zu einem Psychiater gehe, aber es sind doch immer noch keine langjährigen und vertrauten Freunde. Mit meinen Eltern habe ich ja keinen Kontakt und meine Schwester war für das Wochenende nicht erreichbar, also habe ich meinen Ex-Freund gefragt ob er vorbei kommen kann weil es mir schlecht geht.

Das hat er auch gemacht, er hat mir zugehört und mir beigestanden, einfach auf eine freundschaftliche Art. Aber er hat auch gesagt, dass ich ihn jetzt nicht immer anrufen kann wenn es mir schlecht geht, weil wir ja nicht mehr zusammen sind. Ich war ihm so dankbar und gleichzeitig habe ich mich so schuldig gefühlt, weil es wieder nur um mich und meine Probleme ging - wie in fast unserer ganzen Beziehung schon.

Vor ein paar Wochen hatte ich noch das Gefühl dass er mich noch liebt, aber mittlerweile denke ich, er ist einfach genervt von meinen Problemen und hat keine Lust mehr und dass dabei die Liebe verloren gegangen ist.

Ich habe gerade das Gefühl, dass mein Leben in Scherben liegt. Meine Beziehung ist kaputt, meine Beziehung zu meinen Eltern ist abgebrochen, ich weiß nicht was ich will und wo mein Leben hinführen soll.

Ich habe früher viel Sport gemacht, aber ich kann mich nicht mehr dazu aufraffen. Ich habe keinen Appetit mehr, ich schlafe sehr viel und bin den ganzen Tag müde. Mit Freunden treffe ich mich nur noch um zu Reden weil ich keine Lust auf irgendwelche Aktivitäten habe. Ich kann nicht so tun, als ob alles gut und normal wäre, das geht einfach nicht.

Ich weiß wenn ihr diesen Beitrag lest werdet ihr denken, warum hat er sich nicht früher von ihr getrennt? Ich weiß ich habe so viel falsch gemacht, ich hatte so viele Chancen, und ich habe alles einfach nur durchtrieben. Ich komme einfach nicht damit klar zu wissen dass ich Schuld am Ende der Beziehung bin, einer Beziehung die so schön war und so anders als ich es von meinen Eltern kannte, es war manchmal genau so wie ich es mir wünsche, bis ich es dann zerbrochen habe.

Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll und wie ich diesen Schmerz aushalten soll. vielleicht habt ihr Tipps dafür?

In jedem Fall vielen Dank fürs Lesen.

16.07.2017 09:43 • #1


O
Achso was ich noch vergessen habe...

Nachdem ich das halbe Jahr verreist war, haben wir noch gemeinsam für einen Monat eine gemeinsame Reise gemacht. Das war sehr, sehr schön. Und danach kam dann der Umzug in die neue Stadt. In der neuen Stadt sind wir dann jeder in eine eigene Wohnung gezogen, vorher haben wir zusammen gewohnt.

16.07.2017 09:51 • #2


A


Ich bin schuld, dass wir uns getrennt haben

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O
Ganz schlimm ist auch das Gefühl ihm nichts gegeben haben zu können!
Immer ging es nur um mich und meine Probleme. Wenn wir bei meinen Eltern waren habe ich es meist nicht einen vollen Tag ausgehalten ohne unkontrolliert anfangen zu müssen zu weinen, weil ich mit der Distanz nicht umgehen konnte. dann war er bei mir. Und wenn wir bei seinen Eltern waren dann war ich in mich gekehrt und verschlossen weil ich mit der Nähe in seiner Familie nicht umgehen konnte, und auch dann war er bei mir und hat versucht mich zu verstehen und mir alles verziehen.

er war einfach immer für mich da obwohl ich teilweise so unerträglich war! und ich konnte nicht für ihn da sein weil ich nie diese stabilität hatte...

16.07.2017 12:17 • #3


C
oceanbreeze,

ich habe mir jetzt deinen Beitrag durchgelesen. Du schilderst einige deiner Probleme, Erkenntnisse aus der Therapie und was es dir gebracht hat. Also erst mal tut es mir leid, dass du so einen langen Leidensweg hinter dir hast und viele Scherben sind, wie du sagst. Das muss echt hart für dich sein

Ich habe ein paar gezielte Fragen. Entschuldige, falls ich zu sehr nachbohre. Es interessiert mich wirklich sehr.

Zum Thema Reisen: Du hast ihn besucht und hast selber Reisen gemacht? Wie kamst du denn zu dem Entschluss? Hattest du vorher schon die Idee zu reisen? Hat er dich darum gebeten ihn zu besuchen? Hat er dich sehr vermisst, als er weg war? Hat er dich mehr vermisst, als du weg warst? Und wie hast du jeweils darauf reagiert? Du schreibst, dass es dir Leid tut, dass du ihn oft alleine gelassen hast? Meinst du das jetzt räumlich, zeitlich oder vom Verhalten?

Ich war selber zwei Mal länger weg. Es schien meine Ex-Freundin nicht sehr zu stören. Was mich jedoch persönlich sehr tief getroffen hat war, dass sie mit mir keinen Urlaub ums Eck genießen konnte, viel Angst und Niergeschlagenheit verspürte. Aber mit ihrer Freundin mal eben auf einem anderen Kontinent reisen, total gut gelaunt und mit Lieblingsliedern im Kopf zurückkam. Mit mir hatte sie ganz selten Musik gehört. Nur am Anfang. Musik ist mir sehr wichtig. Genau wie Reisen. Das sind Dinge, die mir unbegreiflich waren. Sie schien sich bewusst oder unbewusst von mir abzugrenzen.

Du wolltest unabhängig von deinem Ex-Freund sein. Du sagst, du hast auch viel gearbeitet. Hast du dir das absichtlich gesagt, oder war das eine Ablenkung und Flucht von Problemen?

Meine Ex-Freundin wurde, wie du, vorher mit dem Studium fertig. Ich habe mich sehr für sie gefreut. Dann fing sie mit ihrem Job an. Sie hat sich dann sehr schnell sehr stark mit dem Unternehmen identifiziert. Da ich in der selben Branche in der Produktion gearbeitet habe, wusste ich wie es hinter den Kulissen aussieht. Ich fand es persönlich nicht so toll und war abgeneigt. Und irgendwie konnte ich mich auch nicht freuen, dass sie jetzt in der gleichen Branche im Marketing tätig ist und das so, meiner damaligen Ansicht nach unreflektiert, guthieß. Darüber hinaus hat sie im gesamten Freundes- und Bekanntenkreis zunehmend immer nur noch Produkte des Unternehmens verschenkt. Als wenn es nichts anderes mehr gegeben hätte. Fast so wie eine Tupperware-Tante. Im Gegensatz dazu kann ich meine Arbeit kaum jemanden begreiflich machen. Das ist technisch-naturwissenschaftlich. Es ist kompliziert. Da schaltet direkt jeder ab, der nicht selber vom Fach ist. Ich habe mich daran gewöhnt und abgefunden, von sehr wenigen dafür Anerkennung zu erhalten. Bin auch nicht mehr drauf angewiesen. Ich kenne für mich den guten Zweck. Irgendwie denke ich, meine Freundin gönnt mir nicht, dass ich bald fertig werde und einen Job ergreife nach meinen Maßstäben. Sie erwartet, dass ich genau so gehetzt werde wie sie. Sie hat irgendwie eine ganz komische Einstellung zur Arbeit. Sie zeigt sie sehr viel Einsatz, nimmt jede Beförderung an. Spitzenleistung in der Schule, in der Uni. Sie erwartet, dass Verausgabung bis zur Erschöpfung dazu gehört. Dabei ist sie sonst in keinem Lebensbereich so engagiert! Sie hat in vielen anderen Bereichen starke Defizite, würde ich überspitzt sagen. Haben dich deine Eltern vielleicht gedrängt als Kind irgendwas zu machen, damit du gelobt wirst? Durftest Du deine Erfahrungen selber machen? Oder wurdest du gelenkt?

Du schreibst, du warst eifersüchtig auf den Ex-Freund wegen seiner neuen Unabhängigkeit. Wie hat sich das bemerkbar gemacht bei ihm? War er cooler, lässiger, ist nicht mehr auf dich eingegangen, hat anders reagiert auf deine Bemerkungen bzw. hat er dein Verhalten durchschaut und dich gekonnt abgewehrt? Was hat dich denn an ihm gestört? War es etwas, was du nicht leiden konntest? Anscheinend hat er gelernt mit deiner verletzenden Art umzugehen? Um sich selber zu schützen oder um dich zu verletzen?

Und wie war das denn mit der Eifersucht auf seine Freunde? Das kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Was haben seine Freunde damit zu tun? Dass er lieber mit ihnen Zeit verbringen wollte, als mit dir? Weil du schriebst von Klammern. Waren das spezielle Situationen, wo er dann lieber mit Freunden ein B. trinken wollte, als mit dir was auch immer zu machen? Also quasi Freunde treffen als Gegengewicht zu dir? Oder war das nur dein Eindruck und da hast dich da reingesteigert?

Irgendwie komme ich selber gerade zu der Erkenntnis, dass man sich gegenseitig oft Steine in den Weg legt, ohne es absichtlich zu wollen. Man macht es oft unbewusst, weil man nicht anders kann, um sich seine Anerkennung und Bestätigung vom Partner zu holen. Nach dem Motto: Ich handle so, weil ich dir zeigen will, dass ich wichtig bin und DU sollst mich beachten! Deshalb bin ich böse zu dir. Total die bescheuerte Reaktion eigentlich. Aber vielen Menschen handeln nach solchen Mustern, wenn sie ihre Grundbedürfnisse nach emotionaler Nähe gefährdet sehen. Entweder man vertraut, öffnet sich, mit anderen Worten, man stellt sich seinen Ängsten und findet selbst was gutes in sich, oder man flüchtet und kloppt sich die Rübe ein, weil man etwas vom anderen besitzen will.

Das ist meine eigene Interpretation deiner Geschichte. Ich bin mal gespannt, was du auf die Fragen antwortest. Morgen ist übrigens meine erste probatorische Therapie-Sitzung. Ich frage mich, wo das hinführt, weil wenn ich über meine Eltern nachdenke, fallen mir auch einige Situationen ein, die mich belasten. Aber wahrscheinlich nicht in dem Ausmaß wie bei dir, dass du aktuell keinen Kontakt hast.

Viele Grüße
Campbell

17.07.2017 23:42 • #4


O
Hi Campbell, vielen Dank fürs Lesen und die lange Antwort!

Also, zuerst zum Reisen... ich bin schon bevor ich mit meinem Ex zusammen gekommen bin sehr viel gereist und habe vorher auch schon für 2 Jahre im Ausland gelebt. Ich bin auch immer ein bisschen vor meiner Heimat geflüchtet, ich komme aus einem kleinen Dorf, typisch ausgestorbene ostdeutsche Gegend weit weg von einer nur mittelgroßen Stadt und ich habe mich da nie so wohl gefühlt. Meine Eltern haben mich darin immer bestätigt wofür ich auch sehr dankbar bin! Habe gestern doch wieder mit meiner Mutter telefoniert weil ich erkannt habe das Kontaktabbruch auch keine Lösung ist und man sich damit ja nur noch abhängiger von den Eltern macht. Meine Mutter hat gesagt dass sie das immer so gefördert hat weil sie Angst hatte dass ich später mal so ende wie sie selber und mein Vater (die haben beide keinen Uni Abschluss und müssen ihr Geld wirklich hart erschuften und sind sozusagen auf der Verliererseite in unserer Gesellschaft).

Naja es ist natürlich alles eine lange Geschichte aber so kurz zusammengefasst habe ich immer gelernt, dass ich nur dann geliebt und gelobt werde, wenn ich gut in der Schule bin, wenn ich unabhängig bin, meinen eigenen Weg gehe (meine Eltern haben sich auch in meiner Heimatstadt nicht wohl gefühlt und wollten ja auch nicht dass ich da bleibe... deswegen haben sie alle meine Freunde immer für nicht gut genug gehalten und mir das auch oft genug gesagt und teilweise den Kontakt verboten), und wenn ich stark bin und keine Schwäche, Trauer oder so zeige.

Also in Bezug auf das Reisen habe ich dann glaube ich meinen Ex ermutigt das auch auszuprobieren und ich glaube er hat sich dann auch erst durch mich getraut öfter mal alleine zu verreisen und ich glaub das war auch gut für ihn! Ob er mich vermisst hat weiß ich nicht, da haben wir eigentlich nie so drüber geredet. Hm, ich glaube was du von deiner Freundin beschreibst, also dass sie dich auf ihren Reisen oder wenn du weg warst nicht vermisst hat, kenne ich auch. Die ersten Tage habe ich ihn noch vermisst, aber dann habe ich das Gefühl zu meinem eigenen Schutz einfach weggeschoben weil ich nicht wahr haben wollte dass ich doch so abhängig von ihm bin. Und dann habe ich gemerkt wie anders MEINE Wahrnehmung von dem was tatsächlich passiert ist/wie es von außen aussah war. Also zB habe ich ihn als er im Ausland war zu seinem Geburtstag besucht. Aber, ich habe irgendwie so große Schwierigkeiten damit dann etwas zu organisieren wie zusammen essen gehen oder so. Ich konnte das einfach nicht weil ich Angst davor hatte dass er keien Lust darauf hat und auch gar nicht mit mir nur zu zweit was machen will. Also habe ich abgewartet was passiert, aber jetzt hab ich gemerkt dass das von außen/für ihn so aussah als ob ich nur meine Pflicht erledigt habe ihn zum Geburtstag zu besuchen aber eigentlich keine Lust darauf hatte was zu zweit zu machen.

Naja vielleicht war das bei ihr genau so dass sie so einfache Schritte nicht ergreifen konnte wie zu fragen ob man zu zweit was essen geht, weil sie auch Angst vor der Ablehnung hatte.

Und wovor genau hatte deine Ex denn Angst oder Panik wenn ihr beide alleine verreist wart..? Ich hatte auch beim zu zweit verreisen immer so ein bisschen Angst dass mein Ex eigentlich nicht mit mir alleine sein will weil ich dachte das reicht ihm nicht, bin nicht interessant/gut genug was auch immer... aber wir waren immer viel unterwegs wenn wir verreist sind und haben auch immer andere Leute kennen gelernt deswegen war diese Angst dann am Ende nicht so groß.

Und das viele Arbeiten ist bei mir total unbewusst passiert. Das war nicht nur bezogen auf Arbeit, sondern auch Sport, Ehrenamt, etc. Ich hab mir meinen Tag immer von früh bis spät total durchgeplant. Jetzt ist mir in der Therapie bewusst geworden, dass ich das gemacht habe um 1) nicht zufällig für ein paar Stunden alleine in meiner WG sein zu müssen und 2) um nicht Freunde anrufen zu müssen (davor hatte ich nämlich auch lange unbewusst Angst... ich hatte immer das Gefühl, vor meinen Freunden viel beschäftigt unabhängig wirken zu müssen und es ist mir einfach nicht eingefallen, dass ich jemanden anrufen könnte!)

Und das was du von deiner Ex und ihrem Job und wie sie davon erzählt schreibst, kann ich auch irgendwie nachvollziehen. Wahrscheinlich hatte sie auch immer irgendwie Angst nicht gut genug zu sein etc und bei mir war es auch so dass ich mich immer mit meinem Ex unbewusst verglichen habe und immer irgendwie besser sein wollte als er. Also vielleicht hatte sie auch die Angst nicht gut/interessant genug zu sein und hat deshalb übertrieben viel von ihrer Arbeit erzählt um das zu überspielen.

Die neue Unabhängigkeit meine ich so, dass er in der neuen Stadt schnell einen größeren Freundeskreis hatte als vorher, während ich auch viele Freunde hatte aber eben diese Freundschaften immer nur sehr oberflächlich waren weil ich wie gesagt Leute nicht anrufen konnte etc und mich einfach nie darauf einlassen konnte. Deswegen war ich dann wieder sozusagen neidisch auf ihn weil er das hatte was ich wollte aber in dem Moment nicht haben konnte.

Und ich glaub die Unabhängigkeit kam auch damit dass er schon innerlich ein bisschen abgeschlossen hatte und nicht mehr konnte. In unserem letzten Gespräch hat er mir gesagt dass er schon lange so ein Gefühl hatte wie nach einem Streit, also sich nicht mehr so richtig mit mri wohl gefühlt hat weil er verletzt war und so oft von mir enttäuscht oder mich einfach nicht verstanden hat. Und das hab ich ganz deutlich gemerkt, ich hab einfach gemerkt dass er nicht mehr so gerne Zeit mit mir verbracht hat wie vorher und dewegen wollte ich immer und immer mehr Zeit mit ihm verbringen weil ich gehofft habe dass es irgendwann wieder besser wird.

Ja du hast recht am Ende ist das Grundproblem dass man seine eigenen Bedürfnisse selbst nicht erfüllen kann bzw. so denkt und vom Partner erwartet, dass er die erfüllt. Beziehungen sind wirklich schön um daran zu wachsen, der Partner hält einem echt immer den Spiegel vor und man erkennt woran man bei sich selber arbeiten kann.

Viel Glück bei deiner Therapie, für mich hat das in den letzen 6 Monaten schon so riesen große Erfolge gebracht! Ich hab es geschafft meine Freundschaften zu vertiefen und mich regelmäßig mit Freunden zu treffen, hab ihnen von allem erzählt und konnte auch für Freunde da sein die selbst Probleme haben... also Dinge die so einfach klingen aber die ich irgendwie nie gelernt habe! Dafür bin ich trotz allem echt dankbar und das wäre einfach nie passiert wenn die Beziehung mit meinem Ex nicht geendet hätte, denn dann hätte ich mich immer weiter hinter dem Gefühl versteckt dass ja jemand da ist der mich liebt und ich mich selbst für gar nichts weitere anstrengen muss...

18.07.2017 09:01 • #5




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