Liebes Forum,
ich leide sehr unter der Trennung von meinem Freund.
Hier die (lange) Geschichte:
Wir waren über vier Jahre zusammen und hatten von Anfang an eine sehr enge und intensive Beziehung, bis vor etwa 2 Jahren, dann ist er für ein halbes Jahr ins Ausland gegangen um dort zu studieren, aber wir haben uns in der Zeit relativ oft gesehen weil ich ihn besucht habe oder er in Deutschland war - das war also ok, obwohl ich vorher sehr viel Angst hatte dass wir uns voneinander entfernen. Als er wieder zurück war, habe ich dann ein paar Reisen allein gemacht - allein, weil er keine Zeit hatte. Ich war etwa ein halbes Jahr alleine unterwegs und zwischendurch immer nur kurz in Deutschland. Ich habe ihn sehr vermisst und wollte eigentlich immer bei ihm sein, aber andererseits wollte ich auch meine Freiheit genießen weil ich gerade mit dem Studium fertig war und Zeit und auch genug Geld hatte, während er noch die Uni fertig machen musste und deshalb nicht weg konnte. Nach dem halben Jahr reisen kam heraus dass es ihn doch verletzt hat dass ich so lange weg war, obwohl er es vorher nicht gesagt hat, und ich habe ehrlich gesagt auch nicht daran gedacht dass es ihn verletzen könnte.
Dann kommt hinzu, dass ich eifersüchtig geworden bin. Am Anfang der Beziehung war ich es nicht, aber dann sind so kleine Sachen passiert wo ich mich von ihm nicht wichtig genommen gefühlt habe, aber ich muss sagen ich habe diese Sachen zu ernst genommen und immer wieder hervor geholt - auch nach Jahren noch! Darauf habe ich meine Eifersucht aufgebaut, die sich auch gegen seine engen Freunde gerichtet hat. Und dann kommt noch dazu, dass ich bis vor einem halben Jahr aufgrund dieser Eifersucht und dem Gefühl nicht wichtig genommen zu sein manchmal richtig ausgerastet bin, das heißt ich habe ihn angeschrien, Türen geknallt etc. Das hat mir im Nachhinein so leid getan, aber ich konnte die Reaktion in dem Moment einfach nicht kontrollieren.
Das war dann der Grund, weshalb wir vor einem halben Jahr Schluss gemacht haben. Erst als es so weit war, habe ich gemerkt, dass es ein Problem ist, wenn man so unkontrollierte Reaktionen hat wie ich es hatte und ich habe mir Hilfe von einem Psychotherapeuten geholt.
Die unkontrollierten Ausraster sind seitdem nie wieder gekommen. Nach einem Monat Pause sind wir wieder zusammen gekommen, und es war am Anfang wieder so schön wie vorher. Das Problem war, nach nur ca einem Monat zusammen musste ich wieder verreisen (das war Pflicht für die Uni). Der Uni-Kurs ging nur zwei Wochen, allerdings hatte ich damals als wir nicht zusammen waren den Rückflug für noch einen Monat später gebucht, und konnte den Flug später nicht mehr stornieren, obwohl ich es unbedingt wollte und nur wieder mit meinem Freund zusammen sein wollte. Aber es ging nicht, also war ich dann wieder für 1,5 Monate weg, während er nicht mit oder nach kommen konnte weil er für die Uni arbeiten musste.
Als ich wieder gekommen bin haben wir uns wieder gut verstanden, aber ich hatte auch das Gefühl dass er sich von mir entfernt hatte und unabhängiger geworden ist.
Im Nachhinein nehme ich an, dass das seine einzig mögliche Reaktion darauf war, dass ich ihn so oft alleine gelassen hatte.
Aber diese Unabhängigkeit von ihm hat meine Eifersucht noch schlimmer gemacht. Ich habe ihn richtig eingeengt und mich an ihn geklammert und wollte, dass wir jede freie Minute gemeinsam verbringen. Darunter hat natürlich auch die Qualität unserer gemeinsamen Zeit gelitten.
Das war am Ende der Grund für unsere zweite, nun wohl endgültige Trennung, vor 1,5 Monaten.
Zuerst hat sich bei mir wie ein Abwehrmechanismus aktiviert - ich dachte, schade, aber dann ist es so, ich komme auch alleine klar, und ich habe viel mit Freunden gemacht und mir ging es ziemlich gut dabei.
Nach zwei Wochen habe mich dann mehr damit beschäftigt und eingesehen, dass ich riesige Fehler gemacht habe. Dass ich ihn so oft alleine gelassen habe, dass ich eifersüchtig war, dass ich diese Ausraster hatte, dass ich oft egoistisch gehandelt habe und es oft nur um mich ging. Ich habe ihm diese Einsicht in einem Brief geschrieben, und mich darin entschuldigt. Ich habe ihm geschrieben, wenn es für ihn endgültig vorbei ist, soll er den Brief ignorieren, wenn wir nochmal reden und vielleicht einen Weg finden können, soll er sich melden, und ich habe den Brief abgeschickt.
Ein paar Tage später hat er mir eine Nachricht geschickt und gefragt wie es mir geht, und von da an haben wir ab und zu mal geschrieben was wir gerade in der Uni machen und was sonst so ansteht, also einfach Smalltalk.
Das hat mich richtig fertig gemacht, weil ich nicht wusste, was das bedeutet. Konnte ich mir wieder Hoffnungen machen oder nicht? Natürlich habe ich mir Hoffnungen gemacht und es nicht mehr ausgehalten und ein Treffen vorgeschlagen.
Ich bin weiterhin regelmäßig in der Gesprächstherapie bei einer Psychotherapeutin und habe dabei herausgefunden, dass ich aufgrund dem, wie meine Eltern mit mir umgegangen sind und was sie mir vorgelebt haben, Probleme mit Nähe und Distanz habe, und auch Liebe schwer akzeptieren kann und es mir schwer fällt, Liebe zu zeigen.
Das habe ich ihm bei unserem Treffen gesagt, ich habe gesagt dass ich ihn nie verletzten wollte aber ich habe es nicht gemerkt und konnte es nicht anders, weil ich einfach diese Verletzungen von meiner Kindheit hatte oder habe. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe und dass mir alles unglaublich Leid tut.
Er hat gesagt, er kann jetzt keine Beziehung mit mir haben, und so sind wir auseinander gegangen. Ich habe ihm gesagt, dass ich in diesem Fall erstmal keinen Kontakt möchte, um Zeit zu haben um mir selber zu verzeihen und alles zu verarbeiten.
Aber, ich weiß nicht wie ich damit klar kommen soll. Neben dem Liebeskummer plagen mich jetzt auch die Verletzungen von meinen Eltern. Ich habe gemerkt, dass ich mir wirklich viel von ihnen abgeschaut habe, ohne es zu merken, und so gehandelt habe wie sie, also distanziert auf der einen Seite und bedrängend auf der anderen Seite. Ich will aber so nicht sein. Ich habe jetzt meinen Eltern gesagt, dass ich sie erst mal nicht anrufen werde, weil ich mir nur so klar darüber werden kann, was ich eigentlich will, ohne von ihnen beeinflusst zu werden.
Aber der Schmerz ist so schlimm. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Vor zwei Tagen war ich so verzweifelt, und ich habe mich so hilflos gegenüber den Verletzungen meiner Eltern (von vor vielen vielen Jahren!) gefühlt und ich brauchte einfach einen Beistand und jemanden zum reden. Aber, das Problem ist, ich bin seit einem halben Jahr in einer neuen Stadt (wo ich mit meinem Ex-Freund zusammen hingezogen bin), das heißt ich habe schon gute Freunde hier und ich habe ihnen auch von allem erzählt, von meinem Liebeskummer, von meinen Eltern, davon dass ich zu einem Psychiater gehe, aber es sind doch immer noch keine langjährigen und vertrauten Freunde. Mit meinen Eltern habe ich ja keinen Kontakt und meine Schwester war für das Wochenende nicht erreichbar, also habe ich meinen Ex-Freund gefragt ob er vorbei kommen kann weil es mir schlecht geht.
Das hat er auch gemacht, er hat mir zugehört und mir beigestanden, einfach auf eine freundschaftliche Art. Aber er hat auch gesagt, dass ich ihn jetzt nicht immer anrufen kann wenn es mir schlecht geht, weil wir ja nicht mehr zusammen sind. Ich war ihm so dankbar und gleichzeitig habe ich mich so schuldig gefühlt, weil es wieder nur um mich und meine Probleme ging - wie in fast unserer ganzen Beziehung schon.
Vor ein paar Wochen hatte ich noch das Gefühl dass er mich noch liebt, aber mittlerweile denke ich, er ist einfach genervt von meinen Problemen und hat keine Lust mehr und dass dabei die Liebe verloren gegangen ist.
Ich habe gerade das Gefühl, dass mein Leben in Scherben liegt. Meine Beziehung ist kaputt, meine Beziehung zu meinen Eltern ist abgebrochen, ich weiß nicht was ich will und wo mein Leben hinführen soll.
Ich habe früher viel Sport gemacht, aber ich kann mich nicht mehr dazu aufraffen. Ich habe keinen Appetit mehr, ich schlafe sehr viel und bin den ganzen Tag müde. Mit Freunden treffe ich mich nur noch um zu Reden weil ich keine Lust auf irgendwelche Aktivitäten habe. Ich kann nicht so tun, als ob alles gut und normal wäre, das geht einfach nicht.
Ich weiß wenn ihr diesen Beitrag lest werdet ihr denken, warum hat er sich nicht früher von ihr getrennt? Ich weiß ich habe so viel falsch gemacht, ich hatte so viele Chancen, und ich habe alles einfach nur durchtrieben. Ich komme einfach nicht damit klar zu wissen dass ich Schuld am Ende der Beziehung bin, einer Beziehung die so schön war und so anders als ich es von meinen Eltern kannte, es war manchmal genau so wie ich es mir wünsche, bis ich es dann zerbrochen habe.
Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll und wie ich diesen Schmerz aushalten soll. vielleicht habt ihr Tipps dafür?
In jedem Fall vielen Dank fürs Lesen.
16.07.2017 09:43 •
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