Liebe Lenni,
Sei doch nicht so hart zu Dir selbst! Ich weiß, das dies einfacher gesagt als getan ist! Fühl' Dich daher mal gedrückt
Krankheit und Tod sind schwere und einschneidende Erlebnisse - gerade wenn es auch noch darum geht, dies bei den eigenen Eltern sehen und erleben zu müssen und hilflos dabei zu stehen, ohne helfen, unterstützen, Leid mindern, Schmerzen lindern zu können etc!
Und natürlich wünscht man sich da nichts mehr als vom Partner aufgefangen zu werden und Halt zu bekommen! Und leider hat Dir das Dein Partner - aus welchen Gründen auch immer - nicht geben können!
Ich denke, da ist ein ganz natürlicher Prozess, das man sich da andere sucht, um wenigstens etwas Nähe, Geborgenheit etc zu bekommen!
Mir ist das gleiche passiert!
Allerdings war ich wie Dein Partner!
Vor gut 20 Jahren bekam der Vater meines Freundes mit dem ich damals zusammen war Krebs! Da dieser Mann für mich auch eine Art Vater-Ersatz war, war dies besonders schlimm für mich! Bislang war ich noch nie mit schweren Krankheiten bzw mit dem Tod konfrontiert gewesen und ich war komplett überfordert mit meinem Freund und auch mit der Situation! Was sagt man? Wie macht man es richtig? Darf man überhaupt lachen, ausgehen, Spaß haben oder ist es geschmacklos und unangebracht? Wie empfindet es der Partner, wenn man besonders kuschelig ist? Glaubt er, man tut dies nur aus Mitleid? Ich hatte 200 Fragen und keine Antworten!
Und irgendwann starb sein Vater! Auch ich fiel da in ein Loch ... Ab da ging ich meinem Partner sogar komplett aus dem Weg! Wie sollte ich damit umgehen? Ich selbst war überfordert und in meiner Trauer und in meinem Schmerz gelähmt und ziemlich egoistisch! Ich habe nur mich gesehen und nicht gemerkt, das mein Partner noch viel schlimmer dran ist! Er hat nicht nur seinen Vater, sondern auch seine Freundin nach 7 Jahren Beziehung verloren!
Und als ich begriffen habe, was ich ihm mit meiner Schockstarre angetan habe, war es zu spät! Er hatte in der Firma eine gefunden, die verständnisvoll war und ihn in seinem Schmerz und in seiner Trauer trösten konnte! Und darüber hat sich liebe entwickelt!
Ich habe meine Lektion gelernt! Nochmal würde mir das nicht passieren und hätte ich eine Chance, das gut zu machen, würde ich es tun!
Vielleicht geht es deinem Freund ähnlich! Vielleicht war er bislang auch noch nie mit Krankheit und Tod konfrontiert und wusste daher nicht, wie er mit dir oder der Situation umgehen soll!
Und klar, Männer sind immer enttäuscht, wenn raus kommt, das sie betrogen worden sind! Ich glaube, da sitzt der Stachel tief im verletzten Stolz!
Trotzdem sind erst 5 Tage vergangen und ihr wohnt aktuell noch Tür an Tür! Lass' ihm jetzt ein wenig Zeit! Manchmal heißt es ja, die Zeit heilt alle Wunden und vielleicht ist das ja auch so bei Euch!
22.10.2016 17:16 •
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