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Ich schwärme für einen Anderen / Unzufrieden in der Ehe

S
Ich meinte damit nicht den Mann, sondern die politische Einstellung.
Will sagen: wenn mir diejenige meines Mannes nicht so massiv auf den Senkel gehen würde, wäre mir das Gegenteil vermutlich gar nicht so positiv und erleichternd aufgefallen. Ich hätte eben nur graduelle Unterschiede festgestellt.
Es ist aber eben kein gradueller Unterschied, sondern wie Tag und Nacht.
Das betrifft, wohlgemerkt, tatsächlich nicht NUR die politische Haltung, sondern, wie ich schrieb, auch z.B. den sozialen Umgang.
Dieser wiederum ist etwas, womit ich mich (anders als mit seinem Weltbild) arrangieren kann. Ich kann meine Freunde sehen, da haben wir im Laufe der Jahre Kompromisse gefunden. Das nervt mal hier und mal da, aber nicht dauernd und nicht arg.

Ich bin hin- und hergerissen.
An einigen Tagen denke ich:Bist du behämmert, nach allem, was ihr gemeinsam durchgestanden habt? So jemanden findest du NIE wieder.
An anderen Tagen wiederum:wenn ich noch ein so einen Vortrag hören muss, werde ich noch wahnsinnig, rasiere ich mir nen Iro und geh Steine werfen. Was für ein kranker Bullsht.
Die Einstellung nervte ja bereits unabhängig von Jos. Er hat mir lediglich nochmal live fühlbar gemacht, wie angenehm, entspannt und bereichernd ein vernünftiger Austausch sein kann. Das macht es jetzt natürlich umso schwerer, mich auf Gespräche überhaupt einzulassen.

10.05.2017 20:42 • #31


unbel-Leberwurst
Zitat von Strayheart:
Ich bin hin- und hergerissen.
An einigen Tagen denke ich:Bist du behämmert, nach allem, was ihr gemeinsam durchgestanden habt? So jemanden findest du NIE wieder.


Wieso findet man so jemanden nicht wieder? Hängst Du vielleicht dem Mann nach, der er vor Jahren war und heute nicht mehr ist?

Was liebst Du aktuell an ihm?

11.05.2017 17:02 • #32


A


Ich schwärme für einen Anderen / Unzufrieden in der Ehe

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K
Für mich klingt das so, als hättet Ihr Euch beide (!) am Anfang der Beziehung einander angepasst. Also dem jeweiligen Wertesystem des anderen angepasst. Nun ist es vor zwei Jahren (?) offenbar zu irgendeinem Bruch zwischen Euch gekommen, sodass Ihr Euch voneinander weg entwickelt habt, und in der Folge offenbart Dein Mann Dir gegenüber jetzt so peu à peu seine wahren Werte, während Du Dir gleichzeitig Deiner eigenen Werte wieder bewusster wirst.

Im Grunde ist es doch das, was man gemeinhin als wir haben uns auseinander gelebt bezeichnet. Es kann sein, dass Euch die Nähe in der Beziehung ein wenig fehlt. Also die emotionale Nähe. Wenn man nach acht Jahren noch täglich S. miteinander hat, ist das ja auch eher nicht die Regel (leider ), könnte aber einen Teil des zugrunde liegenden Problems verraten - dass Euch die emotionale Nähe fehlt, und Ihr gleicht das durch einen starken Fokus auf körperliche Nähe aus?

Aber wie Urmel schon sagt - wie lange mag das funktionieren? Dein Mann verliert zunehmend seine geistige (!) Anziehungskraft auf Dich. Die körperliche ist offenbar noch da, die emotionale - wie steht es darum? Sie leidet ja zusehends darunter, dass er geistig immer unattraktiver für Dich wird. Irgendwann wirst Du Dich dann in seiner Gegenwart nicht mehr wohl fühlen. Die körperliche Ebene ist dann meistens die letzte, die stirbt, nämlich dann, wenn Du Dich geistig und emotional aus der Bindung gelöst hast und dann auch die körperliche Bindung nicht mehr länger haben möchtest.

Oft denkt man in langen Beziehungen, der andere hätte sich verändert. In Wahrheit war er aber eigentlich schon immer so, man hat diese Dinge früher bloß nicht gesehen, sie waren nicht wichtig, oder der andere hat sich eben in einigen Dingen angepasst. Unterschiedliche Werte empfinde ich immer als extrem schwierig in einer Beziehung, tückischerweise sorgen gerade die am Anfang für eine starke Anziehung (der konservative Spießbürger die linke Rebellin wäre so ein Klassiker

11.05.2017 17:46 • x 1 #33


Knallerbse
Zitat von Strayheart:
Nur was ist die Lösung? Er wird seine Einstellung mit Sicherheit nicht mir zuliebe ändern. Also kann ich mir überlegen, ob ich einen Weg finde, damit umzugehen langfristig und wenn ja, wie.
Dasselbe gilt in Bezug auf unser soziales Leben. Darauf angesprochen sagt mein Mann mir, dass er keine Ambitionen hat, für jemanden, den er doof findet, Männchen zu machen und da regelmäßigen Umgang zu pflegen.
Mein Mann weiß von Jos und dessen Einstellung/Lebenswandel. Er ...hm...belächelt das mehr oder weniger bzw. spricht abfällig über diesen linken Anarcho.


Das ist aber eine eher unschöne Äusserung bezüglich deines Freundeskreises. Finde ich sehr schwierig - denn wenn ich die Leute mag, dann würde ich solche abfälligen Bemerkungen wohl mit der Zeit auch auf mich beziehen. Wenn er denn sagen würde, och, ich mag den ganzen Rummel nicht mitmachen, ich hab lieber meine Ruhe - mach du mal, unter diesen Umständen dachte ich, sollte wohl ein lebbarer Kompromiss aushandelbar sein. Aber so?

Ist das denn tatsächlich seine Wortwahl oder formulierst du so überspitzt, weil dich deine Problematik ratlos zurücklässt? Und auch etwas hässig macht? Wie kommuniziert ihr denn über ungefährliche Themen?

Ich finde deinen Ansatz, dass du dich fragst, was ihn den auf den Populismus-/Verschwörungstheorien-Zug aufspringen liess, sehr gut. Es stecken sicherlich Ängste dahinter. Mich erstaunt aber, dass du über diese wie auch immer gearteten Ängste nichts weisst? Führt ihr denn überhaupt noch essentielle Gespräche? Und gleichzeitig denke ich, es ist nicht zuallererst mal an dir, dass du dir klar wirst, wie du weiterleben möchtest. Und anschliessend möglichst gemeinsam mit deinem Mann besprechen kannst. Und dass er dir vielleicht bei der Gelegenheit auch über seine Ängste im Allgemeinen und auch in Bezug auf dich erzählen kann.

Auf einen Punkt bist du bei meinen ersten Überlegungen gar nicht eingegangen: Ich würde dir immer noch ganz dringend raten, diesen anderen Mann nicht mehr zu treffen und dich auf deine Ehe zu konzentrieren. Obs auf eine Weiterführung oder Trennung hinausläuft, das kann dir im Moment niemand sagen.

Zu meiner aktuellen Lebenssituation: diese Ehe/Trennung, die ich ansprach, die liegt über 10 Jahre zurück. Ist also schon lange Geschichte und nicht mehr relevant.

11.05.2017 19:04 • x 1 #34


E
Ich habe früher mal gedacht, dass alle Menschen, die The Smiths hören zu den Guten gehören. Dann wurde ich 2x eines Besseren belehrt. Sprich solange jemand keine extremen Ansichten, der ein oder anderen Seite bedient, sagt es für mich über den Menschen erstmal gar nichts aus.

Wichtig ist, dir zu überlegen wie du dein weiteres Leben gestalten möchtest, wo du deinen Schwerpunkt legst. Wenn du ein Leben bevorzugst, das deinem Wesenkern eher entspricht, dann macht es Sinn darüber nachzudenken ob dein aktueller Mann, dir das geben kann, was du möchtest.
Wobei du ja zwei Seiten hast - das Beständige, ruhige steckt ja ebenso in dir.
Jemanden zu finden, der beides in sich vereint, mag es geben - aber so jemanden zu finden kann dauern und am Ende nervt es dich, dass derjenige keinen roten Faden in seinem Leben hat.

In jeder Beziehung wirst du an einen Punkt kommen, wo die Leidenschaft nachlässt, man sich auseinanderlebt - ich finde, dass es dann gerade spannend wird. Zu einem Partner zu stehen auch wenn es zeitweise nicht optimal läuft und die Krise zu überstehen, kann am Ende eine ganz neue Qualität, Tiefe und Vertrauen entstehen lassen. Wenn nicht was gravierendes vorgefallen ist, finde ich es erstmal besser zu bleiben und um die Beziehung zu kämpfen.

Unterm Strich finde ich die lebhaften, unternehmungslustigen, toleranten Männer auch sehr anziehend, für was Langfristiges haben sie sich nur selten geeignet.

11.05.2017 19:25 • x 1 #35


K
Zitat von elisabeth123:
Ich habe früher mal gedacht, dass alle Menschen, die The Smiths hören zu den Guten gehören.


Doch, doch, das ist so

11.05.2017 19:34 • x 4 #36


P
Zitat:
Blöderweise hat sich im Zuge der sogenannten Flüchtlingskrise die politische Haltung meines Mannes in eine Richtung entwicklt, die für mich mit meiner Vergangenheit nur äußerst schwer erträglich ist.


Ich kenne noch einen Fall, wo die gleiche Thematik wie bei Dir und Deinem Mann vorlag.
Gleicher Zeitraum, gleicher Auslöser, inzwischen getrennt.
Es war aber nur die Spitze des Eisbergs sozusagen.
In unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt, Kommunikation war generell problematisch, ua.

Durch diverse Ereignisse hinterfragen immer mehr Menschen die Medien, politische Meinungsmache, politische Strukturen und Zielsetzungen, nebst Finanzwelt und Wirtschaft und das auch zu Recht.
Damit möchte ich jetzt nicht irgendwelche Verschwörungstheorien unterstützen, sei ausdrücklich angemerkt. In dieser Hinsicht wird Er sich nicht wieder zu seinen früheren Ansichten rückwärts entwickeln. Der Mann der Er mal war, wird Er nicht wieder werden.

11.05.2017 19:42 • x 1 #37


S
Vielen Dank für eure Antworten.

@ Kätzchen: nach Lust auch MAL täglich nicht immer. So viel Bock und Zeit habe ich dann doch nicht dauerhaft. Ich würde sagen im Mittel so zweimal pro Woche.
Nee. Mein Mann war früher nicht so. Definitiv nicht. Bei den Äußerungen, die er heute tätigt, hätte ich damals das Weite gesucht. Einen wirklichen Bruch gab es eigentlich nicht.
Das Einzige, was mir halt einfällt, ist, dass das eben die Zeit war, wo er sich bei Facebook angemeldet hat.
Sorge um die Zukunft des Kindes ist sicherlich ein weiterer Faktor.
Klar, mein Mann war auch früher jetzt nicht gerade ein Multikultifreund, aber er war nicht...so abwertend. Ich finde sein Vokabular einfach teilweise erschreckend, das äußert er auch im Beisein unseres Kindes (da ist Bimbo noch der nettere Teil...).

@ Knallerbse: nee, das sind schon seine Äußerungen. Und ja, die beziehe ich durchaus auch auf mich und das ist ebenfalls oft Teil unserer Auseinandersetzungen. Dass da z.B. so Sätze fallen wie:Wer das und dtrotzdem noch glaubt, dem ist dann aber echt nicht zu helfen....nur ein Bescheuerter würde... (wohl wissend, dass ich genau diese Ebene vertrete).
Wir führen solche Gespräche. Was ist es: Angst bzw. Der Glaube, dass es zu einem Weltkrieg kommt, Sorge um das Kind und die Familie .... Aber ich weiß eben nicht, welchem Umstand es zu verdanken ist, dass er so völlig die gemäßigtere Argumentationsebene verlassen hat.
Inzwischen ist es mehr der Glaube von: ich kenne die Wahrheit und du bist ein vom Staat verblendetes Naivchen.

Ich weiß nicht, wie ich weiterleben möchte. Ich will meine Familie nicht zerreißen, meinen Mann nicht verlieren. Aber ich will auch diesen Krempel nicht mehr hören.
Joa nicht mehr zu sehen wird schwierig. Die Treffen zu zweit könnte ich freilich auf Eis legen, aber sehen würde ich ihn trotzdem über die Arbeit. Wir haben uns jetzt auch nicht regelmäßig gesehen, vielleicht dreimal in 5 Monaten....vermutlich hast du aber recht und es vergrößert mein Problem einfach. Ich würde, das sei hier aber nochmal gesagt, mir Jos auch NICHT als Partner wünschen.

Zu ich finde so Jemanden nicht wieder: bei allem Gemotze gerade...mein Mann und ich hatten harte, wirklich harte Zeiten. Er war immer da für mich. Versucht mir in vielem entgegenzukommen. Er kann zuhören und versucht mich zu verstehen.
Nicht zuletzt steht er zu sich selbst wie kaum jemand anderer, den ich kenne. Das macht ihn auch immer noch toll für mich. Er bückt sich nicht.

11.05.2017 19:51 • #38


E
Aber ob die persönlich empfundene richtige politische Meinung, was darüber aussagt, ob ein Mensch ein guter Freund/Partner ist, wage ich in Zweifel zu ziehen.

Ich kenne AFD-Wähler, die Flüchtlinge bei sich wohnen lassen und Die Linke-Wähler, die Steuern hinterziehen.

11.05.2017 19:52 • x 1 #39


S
Elisabeth, das kann alles sein. Aber bei rassistischen Äußerungen (wie gesagt: Bimbos, Schwarzfußindianer, Gesocks, Kanaken...) hört es m.E. auf, eine persönliche Empfindung zu sein, vor allem, wenn mein Sohn zuhört.
Darauf angesprochen sagt er mir meist, dass er nichts dabei findet und ich soll mal mein p.c. Gehabe beiseite lassen.
Wenn er jetzt schon äußert, dass unser Sohn keine türkische Freundin haben darf später mal usw...da rollen sich mir die Fußnägel.
Dann ist mein Mann immer noch ein guter Partner, keine Frage.
Aber ein rassistischer guter Partner.
Und ob ich damit Leben kann, die Frage stellt sich mir eben.

11.05.2017 20:01 • #40


K
Zitat von elisabeth123:
Ich kenne AFD-Wähler, die Flüchtlinge bei sich wohnen lassen .


Jetzt echt? Mach die bekannt, die kommen damit ins Fernsehen!

@Strayheart ich erlebte eine ähnliche Entwicklung mit meinem Ex-Mann, leider. Die gleichen Worte und die gleiche Einstellung, die mit meiner ziemlich konträr geht. Und auch in anderen Lebensbereichen gab es plötzlich unterschiedliche Werte - auf einmal waren Geld und Statussymbole wichtiger als Lebensfreude und Freundschaften und so Dinge. Ich konnte damit irgendwann nicht mehr umgehen, und je länger es dauerte, desto stärker ging unsere Entwicklung in diesen Dingen auseinander. Warum, weiß ich bis heute nicht, es war einfach vor ein paar Jahren so. Vielleicht waren manche Werte in ihm nicht so wirklich gefestigt, und daher ließ/lässt er sich dahingehend leichter von anderen beeinflussen?

11.05.2017 20:04 • #41


E
Zitat von Strayheart:
Elisabeth, das kann alles sein. Aber bei rassistischen Äußerungen (wie gesagt: Bimbos, Schwarzfußindianer, Gesocks, Kanaken...) hört es m.E. auf, eine persönliche Empfindung zu sein, vor allem, wenn mein Sohn zuhört.
Wenn er jetzt schon äußert, dass unser Sohn keine türkische Freundin haben darf später mal usw...da rollen sich mir die Fußnägel.
Dann ist mein Mann immer noch ein guter Partner, keine Frage.
Aber ein rassistischer guter Partner.
Und ob ich damit Leben kann, die Frage stellt sich mir eben.


Ok, das wäre mir auch eine Nummer zu krass.

Aber wie kommt sowas denn, von einem Tag auf den anderen? Zwischen konservativ und Rassist gibt es ja eine große Spannbreite.

11.05.2017 20:05 • #42


E
Zitat von Kaetzchen:

Jetzt echt? Mach die bekannt, die kommen damit ins Fernsehen!


Stimmt wirklich. Streetworker. Bei dem übernachten regelmäßig Obdachlose, darunter Flüchtlinge und andere Menschen am Rande der Gesellschaft.

11.05.2017 20:12 • #43


S
Ich könnte mit einem Partner mit solchen Ansichten und Äusserungen auf Dauer nicht zusammen leben. Da bräuchte es für mich auch nicht das Kontrastprogramm in Form eines Jos.

Ich möchte grundsätzliche Werte mit meinem Partner teilen können und diese auch in der Erziehung meines Kindes einfließen lassen. Der permanente Gebrauch von bestimmten Bezeichnungen, Ausdrucksweisen und Abwertungen setzt sich in Kindern fest.

Auch wenn er in den anderen Bereichen ein guter Partner und Vater ist, kann ich wirklich verstehen, dass du an der Perspektive dieser Partnerschaft sehr zweifelst.

11.05.2017 20:15 • x 1 #44


P
Vermutlich wäre es für Dich ein wesentlich geringeres Problem, wenn Er zwar seine Meinung hätte, aber es nicht in dieser Art und Weise kundtun würde. Eurem Sohn und auch Dir gegenüber.
Klingt für mich in Summe echt schwierig.

Zitat:
Und ob ich damit Leben kann, die Frage stellt sich mir eben.


Ich vermute mal tendenziell eher nicht.

Wenn Du Ihn fragen würdest, ob Er Dir da entgegen kommen könnte (Kompromiss),
wie schätzt Du da seine mögliche Antwort ein ?

11.05.2017 20:15 • #45


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