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Ich sehe den Ex ständig - soll ich umziehen?

J
Hallo ihr lieben,

lange habe ich mich nicht gemeldet. Das lag schlicht und ergreifend daran, dass es mir wirklich gut ging in der letzten Zeit und die Trennung, die nun 9 Monate her ist, weitestgehend abgehakt war für mich.

Zumindest bis zum 11.05.

Die Zeit vor der Trennung

Am 14.08. letzten Jahres wurde ich nach 1 1/2 jähriger Beziehung von meinem Ex sitzen verlassen. Zu unterschiedlich waren unsere Lebensziele und das wie wir sie erreichen wollten oder anders gesagt, ich wußte/weiß sehr genau was ich im Leben will, er hatte keine Ahnung. Ich hatte mich schon auf verschiedenen Wegen ausprobiert, Grenzen ausgetestet, Abenteuer erlebt - er gar nichts.

Man muss dazu sagen, dass wir Arbeitskollegen waren/sind und ein Riesen Thema war immer von Anfang an, dass er unsere Firma verlassen wollte, ebenso wie er aus der Gegend wegziehen wollte. Aber er wusste nicht wohin (seit 6 Jahren überlegt er wegzuziehen und die Arbeit zu verlassen). Als wir uns kennenlernten habe ich gerade neu in der Firma angefangen und wollte mir ein ruhiges, vorhersehbares Leben aufbauen. Ich bin aus einer sehr, sehr großen Stadt wieder in die alte Heimat gekommen und mir stand überhaupt nicht der Sinn danach, wieder meine Sachen zu packen und irgendwo wieder neu anzufangen und schon gar nicht einfach irgendwo in Deutschland, wo ich keinen Bezug zu der Gegend habe und wieder eine neue Arbeit, mich da einleben und beweisen, da hatte ich kein Nerv drauf. Ich wollte endlich Ruhe im Leben haben und ich bin noch nie der Typ gewesen, der nur für einen Mann alles auf eine Karte setzt. Trotzdem mussten wir einen Kompromiss finden und das haben wir auch getan, auch im nachhinhein würde ich sagen, einen sehr guten. Wir sind 60 km weit von der Arbeit weggezogen, er war aus dem Einzugsgebiet von seiner alten Gegend völlig weg, trotzdem war ich nicht völlig heimatlos. Meine Eltern haben in der Nähe gewohnt, die Gegend wo wir hingezogen sind, kannte ich gut aus kindheitstagen. Es war zwar nicht ganz, dass was ich mir am Anfang, als ich aus der großen Stadt zurückkam vorgenommen hatte, aber es war für mich völlig akzeptabel und ich wußte das das auch nicht bereuen würde, zumindest wenn die beziehung länger gedauert hätte. Die Fahrerei zu arbeit war zwar nicht schön für mich, aber wenn das das einzige übel ist, konnte ich gut damit Leben. Er hätte sich in aller Ruhe eine neue Arbeit suchen können und ich hätte ein friedliches glükliches Leben gehabt. So war der Plan.

Nachdem wir aber nun in der neuen Wohnung, in der neuen Gegend waren, gab es nur noch Verkettungen von unglücklichen Umständen. Schlagartig kam ich mit der Schichtarbeit überhaupt nicht mehr zurecht. Ich konnte nicht mehr abschalten, war über Monate nur noch aufgedreht, fühlte mich wie ein Zombie, wurde launisch und was wohl noch schlimmer war - zur totalen Heulsuse. Ich war mit mal übersensibel, wenn irgendein Geburtstag anstand wollte ich da nicht hingehen, weil bis spät abends aufbleiben, nicht zu wissen wann man nach hause kommt, mit so einer Vorstellung war ich völlig überfordert. Mir ging es immer schlechter. Exakt gleichzeitig als ich mit Schicht nicht mehr zurechtkam, ist mein ex in die tagschicht versetzt worden. Ich muss zugeben dass ich eifersüchtig darauf war, ihn neben mir tief schlafend liegen zu haben, während ich nachts panisch durch die bude gerannt bin und nicht ein, noch aus wusste wie ich den nächsten tag schaffen sollte, das hat mich schon echt gewurmt. Auch dadurch das wir nicht mehr zusammen geschichtet haben, hat er überhaupt nicht mitbekommen, wie wenig schlaf ich nur noch bekommen hatte. Er hat mich null unterstützt in der zeit, und alles was ich immer an Reaktion bekommen habe, war ein genervtes stöhnen und verdrehte Augen. Ihm selbst ging es aber auch nicht gut in der Zeit, weil er immer unzufriedener damit wurde das er noch so nah bei unserer Arbeit wohnt und der Job ihm zum hals raushing. Das ganze eskalierte dann am 14.08.16

Die Trennung

Ich hatte ihn abgöttisch geliebt und die Trennung kombiniert mit meinen massiven Schlafstörungen hat mir völlig den Boden unter den Füssen weggerissen. Ich stand vor einem völligen Scherbenhaufen. Ich konnte mich nicht konzentrieren, nicht mehr arbeiten, hab nur noch Luftlöcher gestarrt, getrunken und geweint, geweint, geweint. Es war nicht nur das er mich verlassen hat, sondern auch die Gewissheit, dass ich beruflich vor dem nichts stehe, denn Schichten - dass wusste ich sofort - das konnte ich nicht mehr. Und er kriegt noch die Tagschichtstelle in den Ar*** geschoben, obwohl er immer gehen wollte

Man muss vielleicht auch noch dazu sagen, dass ich noch einigermaßen jung bin, keine kinder hab und somit auf dem Jobmarkt durchaus gefragt, allerdings hatte ich noch nie einen solchen Arbeitgeber, wo ich überdurchschnittlich gut verdient habe (auch in Tagschicht konnte sich das Gehalt sehen lassen), wo ich so viele Sozialleistungen bekommen habe und wo das arbeiten dann auch noch spaß gemacht hat. Ich wusste das ich so einen Job nicht so schnell wieder bekomme und die vielen große urlaube die ich mir in so kurzer zeit leisten konnte, haben zur enorm gesteigerten Lebensqualität beigetragen, die ich nicht wieder aufgeben wollte, nachdem ich mich auf gerade aus der Zeitarbeit frisch raus gekämpft hatte und doch eigentlich nur noch ein ganz langweiliges Leben haben wollte.

Ausserdem war direkt klar, dass ich schon wieder ganz von vorne anfangen muss. Ich war und bin es so müde. In meiner Sturm und Drang Zeit, hab ich gerne immer mal neu angefangen, ob beruflich oder mit Männern. Aber es ist langfristig einfach kräftezehrend, sich immer wieder neu einzulassen, sich zu beweisen, durchzuhalten, sich einzuspielen.

Für mich waren die ersten 2 Monate nach der Trennung ganz ganz schlimm und eigentlich wollte ich nichts anderes als tot sein. Ich habe aber unheimlich viel Unterstützung bekommen und auch von meiner Firma. Meinem Chef habe ich alles erzählt, von der Trennung, meinem Absturz, meinen Sorgen. Er war eine unheimliche Hilfe und auch sonst kann ich nichts anderes sagen dass ich alles richtig gemacht hab in der Zeit danach. Ich habe vom ersten Tag an den Kontakt abgebrochen und bin bei meinen Eltern ohne Umwege eingezogen. Es war ein Segen, dass ich damals als wir die neue Wohnung hatten, direkt losgelegt habe und mir Freunde gesucht habe. Nach 2 Monaten bin ich in eine Tagesklinik gegangen, das hat mir unheimlich gut getan und ab da ging es mir deutlich besser, auch wenn die Zeit immer noch nicht wirklich einfach war, vor allem weil ich vom ersten Tag nach der Trennung, damit zu kämpfen, dass sich ein riesen Hass und Wut gegen ihn entwickelt hatte und ich verdammte Mühe hatte, den unter Kontrolle zu halten und nicht loszulegen und ihn zu vernichten. Aber durch den völligen Kontaktabbruch (bis auf die paar male zum Wohnung auflösen), hab ich ihn nicht geschadet oder größeren Vernichtungsaktionen gestartet. Vor allem weil ich merkte das der Hass mich völlig aufgefressen hat und wenn ich mich meinem Gefühlen nachgegeben hätte, anstatt wenigstens zu versuchen zu bekämpfen, dann wäre ich heute im Knast und besser gefühlt hätte ich mich auch nicht. Aber im Laufe der Zeit wurde es immer leichter. Meinen Ex musste ich nur selten auf der Arbeit sehen und ich habe alles was ihn betraf in die hinterste ecke meines herzens geschoben, ganz war er noch nicht verschwunden, aber schon soweit, dass es nicht mehr weh tat und ich nach vorne schauen konnte und ich mich ruhigen Gewissens auch wieder auf eine neue Beziehung einlassen konnte.

Als ich endlich wieder arbeiten gehen konnte, nach 3 Monaten hat mein Chef mir eine Übergangslösung für die Schichterei angeboten die mir mehr als entgegen kam. Ich bin weiterhin in unserer Abteilung geblieben, aber eine Kollegin die Frühschichten hasst und nachtschichten liebt, hat meine Nachtschichten übernommen und ich ihre Frühschichten. Das war eine win - win Situation. Solche tauschereien sind in unserer Firma eher unüblich und nicht gerne gesehen (warum auch immer) und werden wirklich nur in Ausnahmefällen genehmigt. Mir war es klar das es jetzt nur noch abwarten heißt, bis irgendwo in der Firma eine Tagschichtstelle frei wird, auf die ich dann versetzt werde. Am 11. Mai diesen Jahres war es endlich soweit. Ich habe erfahren, dass ich in die Tagschicht darf. Endlich, so dachte ich, endlich kann ich ein ganz ruhiges Leben führen. Aber meine Freude hielt nicht lang, nur ein paar Stunden später wurde ich um 9 Monate zurückgeworfen und das mit voller Wucht:

Die Situation jetzt

Am Tag der Trennung wußte ich das mein Ex nichts ändern wird. Ich wusste das er, wie die letzten 6 Jahre in der Firma bleiben wird, auch das er wieder in die Stadt zurückziehen wird, aus der er flüchten wollte. Ich wusste das ich damit leben muss, dass ich ihn immer wieder auf der Arbeit mal sehen muss, aber damit konnte ich leben. Was er privat so macht, davon wollte ich nichts hören, aber da sein direkter kollegenkreis mit dem meinen sich selten geschnitten hat, war es kein problem nicht dauernd versehentlich informiert zu werden. Ich wusste das er nichts ändern wird, weil er auch weit vor meiner Zeit nichts aktiv unternommen hat, um aus seiner unzufriedenheit rauszukommen, außer schimpfen. Er hat viel zu viel Angst irgendwas falsches zu entscheiden. Trotzdem hatte ich ein bißchen Hoffnung, dass unsere Zeit nicht völlig umsonst war. Das er sich endlich überwindet und doch geht und was aus seinem Leben macht, obwohl ich es mir nicht vorstellen konnte. Und jetzt wo ich sicher weiß, dass er die Zeit nicht genutzt hat, bin ich da wirklich enttäuscht drüber.

Am 11.05 ein paar Stunden später, nachdem ich erfahren habe, dass ich endlich einen ruhigen Job bekommen, habe ich auch erfahren, dass er wieder versetzt wurde, gleichzeitig mit mir. In eine Tagschicht stelle, direkt neben meinem Büro. Ich werde es nicht vermeiden können mit ihm zusammenzuarbeiten und mit ihm Pause zu machen, es sei denn ich verstecke mich in der Firma und das über jahre.

Schlagartig fühle ich mich wieder wie am ersten Tag nach der trennung, alte langsam heilende Wunden, reissen mit voller Wucht auf, der Hass auf ihn ist in alt bekannten umfang wieder da. Weil ich nicht wusste was ich tun sollte, habe ich versucht in form eines briefes mich mit ihm zu versöhnen. Es hat bergeweise anläufe gebraucht, bis ich wenigstens halbwegs sachlich, was aufs papier gebracht habe. Ich wusste das es zu früh ist, aber in der einen Woche, wo ich ihn jetzt schon jeden tag 3434 mal am Tag gesehen hab, habe ich laufend aus versehen infos über sein privatleben bekommen. Ich wollte mir ein eigenes bild machen, es verdauen und dachte, dann ist es zumindest erstmal nicht ganz so schlimm, wenn ich weiter immer mal wieder was von ihm höre. Erfahren habe ich das er wirklich wieder in der stadt wohnt, wo er raus flüchten wollte, natürlich diesmal erstmal fest (ich hoffe man hört den widerspruch dieser beiden Worte raus) Wir haben jetzt hin und hergeschrieben, aber ich merke einfach, dass ich ihm um nichts in der Welt verzeihen kann und will.

Mit der Enttäuschung darüber das die Trennung und die Beziehung für nichts und widernichts gut war kann ich leben, damit hab ich eh gerechnet.

Aber ich weiß nicht, ob ich irgendwann doch ein Wutausbruch kriege, ihm ins Essen spucke oder ihn in der Kantine zusammenfalte. Es schadet mir selbst mehr als ihm, aber ich kann mich so schwer kontrollieren.

Für mich ist eigentlich klar: ich kann nicht mehr. Ich kann nicht nochmal den Schmerz der ersten Monate durchleben, die letzten Tage habe ich mich krankschreiben lassen. Seinetwegen. Vor allem weil ich nicht weiß, wie lange es diesmal dauert, bis es besser wird, wenn er immer vor mir turnt. Ich geb auf, ich muss kündigen, aber ich will nicht arbeitslos werden. Und erst recht nicht seinetwegen. Seine Gegenwart kostet mich so viel Kraft, der Schmerz pocht wieder ununterbrochen. Ab 1.6 hätte ich nach langem suchen endlich wieder eine eigene Wohnung. Ich fühl mich mit mal wieder so schwach, so zerbrechlich. Die ganze Vorfreude darüber, dass endlich alles gut wird, die neue Beziehung, die so gut läuft und gut tut, die neue Wohnung, endlich eine sichere Arbeit... Alles ist weg... Ich hab keine Lust mehr, keine Freude. Und jetzt überlege ich ob ich nicht ganz weit weg ziehen soll, damit er mich endlich nicht mehr verfolgt, obwohl ich echt keine Lust darauf habe, wieder mal alles neu zu sortieren.

Danke fürs durchlesen ihr Lieben, dieses auskotzen und aufschreiben tut immer wieder sehr sehr gut.

21.05.2017 11:17 • #1


Diedieimmerlacht
Zieh erst mal um und werde dir klar was du willst. Ich weiß nicht, wie groß die Firma ist, was genau du machst und inwieweit ihr beruflich aufeinander angewiesen seid. Wen kennst du noch in deiner Umegung den du nicht verlieren willst? Welche Alternativen hast du?
Ein gut bezahlter Job und ein Chef, der dich fair behandelt ist auch nicht zu verachten, ist heute selten. Sieh zu, dass du da nicht in Ungnade fällst. Aus dem Grund habe ich viele Jahre bis auf 2 Ausnahmen, die dann in die Hose gingen Beziehungen geführt, die unabhängig von Arbeitsplatz waren.
Mein Rat ist, geh deinem Freund aus dem Weg, der ist aber genauso wie du auf den Job angewieser, also findet Wege mit der Situation umzugehen.

21.05.2017 18:38 • x 1 #2




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