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Kind verschwiegen - warum will sie nicht mehr?

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Hallo erstmal.

Ich bin der Rene, 32 Jahre alt und seit ca. 6 Wochen von meiner Ex-Freundin (24) getrennt.

Eigentlich weiß ich, was ich möchte.
Aber im Moment bin ich gedanklich sehr hin und her gerissen, weil meine Emotionen mich sprichwörtlich um meinen Verstand bringen. Ich schlafe kaum, habe schmerzerfüllte Träume, wenig Lebensfreude, weine oft, kann meine so geliebte Arbeit kaum genießen, neige zu depressivem Verhalten. Ich habe auch oft das Gefühl, nicht atmen zu können, so dass ich wirklich glaube, verrückt zu werden - es ist so schlimm.

All diese Symptome traten unmittelbar nach der Trennung ein und hielten ca. drei Wochen stark an, danach ging es aber schnell wieder Berg auf und ich fühlte mich zunehmend freier.

Nun ist es so, dass ich mich momentan wieder sehr, sehr schlecht fühle. Das geht wieder seit einigen Tagen so. Warum das so ist, weiß ich auch, denn in meinen Augen habe ich einen Rückschritt gemacht. Jetzt mache ich wieder genau das durch, was ich direkt nach der Trennung erlebte - ich kann echt nicht mehr, das tut so weh und ist zuviel!

Ich weiß aber auch, weshalb ich diesen 'Rückschritt' gemacht habe.
Denn natürlich waren meine Ex und ich auch auf facebook befreundet, was meiner Meinung nach eine mentale Trennung schwierig macht.
Ich weiß nicht, ob es den Umständen entsprechend 'natürlich ist' - jedenfalls besuchte ich ihr facebook-Profil nach der Trennung mehrmals täglich, bis heute (wir sind seit der Trennung nicht mehr befreundet). Ich möchte wissen, ob sie einen neuen Partner hat - und obwohl ich weiß, dass es mich zerreißen würde dies zu erfahren, mache ich es dennoch - es ist wie eine Sucht!

Aber der Auslöser für meinen 'Rückschritt' jedoch war, dass sie sämtliche Fotos, worauf wir öffentlich als glückliches Paar zu sehen sind, vor kurzem löschte. Als ich das realisierte, brach eben erneut die Welt für mich zusammen. Emotional wurde ich wieder zum Tag der Trennung zurückkatapultiert. Als ich dann wieder an die schönen Momente unserer gemeinsamen Zeit dachte, brach ich in Tränen aus und hatte wieder dieses Gefühl nicht atmen zu können, nichts ausrichten zu können.

Verdammt, liebe ich sie noch, oder hänge ich nur an diese unheimlich schönen Erinnerungen?

Was ich aber mit Überzeugung sagen kann, dass mir ein Mensch noch nie so viel bedeutet hat; noch nie habe ich so geliebt und so schöne Erlebnisse mit jemanden zusammen erlebt - verdammt, es schmerzt so!

Als ich mich schließlich dann ein wenig beruhigte, sprach ich unter Tränen zu mir selbst - und ich bin zu einer komplizierten Erkenntnis gekommen, die ich mir entgegen meines Anfangssatzes
eigentlich weiß ich, was ich möchte, eingestehen muss:

ICH HABE MIR DIE GANZE ZEIT NOCH HOFFNUNGEN GEMACHT.

Und dies wurde mir erst mit der Löschung dieser Fotos klar, vorher war es mir nicht bewusst.

Dieser 'Rückschritt' ist viel mehr als 'neue Erkenntnis' zu verzeichnen und völlig klar, das alte Wunden aufgerissen werden. Nun sitze ich hier auf meinem Sofa, weine, fühle mich elend und mache längst Erlebtes wieder durch.

Wir führten eine kurze, aber enorm intensive Beziehung mit großen Gefühlen und ganz viel Liebe - ich hätte niemals damit aufgehört, ihr all das entgegen zu bringen, mit all meinen Fehlern - nie! Wir lernten uns auch unter außergewöhnlichen Verhältnissen kennen - eine echte Love-Story.

Aber was wirklich am meisten weh tut, sind diese unbeschreiblich schönen Erinnerungen, ich hänge so daran

Wir erlebten wirklich vieles. Wir unternahmen sehr oft etwas zusammen und fuhren oft zu schönen Orten. Es war wirklich vieles; es war der Himmel auf Erden. Das Schönste jedoch war unser gemeinsamer Urlaub, das war das Highlight meines Lebens, die Erfüllung - ich werde es vermutlich nie vergessen. Und wieder kommen die Tränen...

Aber so intensiv unsere Beziehung auch war, desto erdrückender und anstrengender wurde sie (im Nachhinein betrachtet). Es herrschte öfters mal 'dicke Luft' um Kleinigkeiten, sowie sinnlose Diskussionen, zu denen ich auch beigetragen habe. Aber das war doch klar, denn wie lange sollten zwei schwerarbeitende Menschen, die 50 Kilometer auseinanderwohnen, ständig im Stress, dieses Tempo aufrecht erhalten? Mir war die Lage bewusst und ich versuchte etwas Licht ins Dunkle zu bringen, wollte darüber reden und nach Lösungen suchen - aber das gestaltete sich als schwierig. Ich möchte nicht behaupten, dass es nicht auch stressig für mich war, aber ich hatte das Gefühl, dass sie mit dieser Art von Stress überhaupt nicht zurecht kam, sie war gar nicht in der Lage, das zu bewältigen. Plötzlich stand die Entfernung in Vordergrund, welche Auslöser dafür war, keinen Sinn mehr in unsere Beziehung zu sehen - ich sah das überhaupt nicht so, denn es gab immer eine Möglichkeit, sich zu sehen, wir haben es auch anfangs hinbekommen. Zudem waren wir beide mobil.
Es war schwierig, ja, weil wir uns sehnten und auch leideten, aber in meinen Augen und Anbetracht unserer Liebe absolut möglich und kein Grund, unsere Beziehung in Frage zu stellen.

Wie auch immer. Nun war ich derjenige, der die Beziehung aufrecht erhalten wollte, ich arbeitete quasi für uns beide. Es war hart und stressig - aber ich liebte sie doch, wir liebten uns doch. Diese Zeit war für mich eine Achterbahn der Gefühle, ich verlor meine Sicherheit und wusste nicht mehr wirklich, wo ich bei ihr dran war und gewann immer mehr an Unsicherheit - ein auf und ab, schlimm. Obwohl ich stets Zuversicht zeigte und alles zu retten versuchte, wurde ich das Gefühl nicht los, für alles, was zwischen uns stand, zur Verantwortung gezogen zu werden. Jeder noch so kleiner Fehler meinerseits wurde an die große Glocke gehängt. Ich machte mir immer übelste Vorwürfe, dabei wollte ich doch nur Gutes. Irgendetwas war auf jeden Fall komisch, aber ich wollte es nicht wahr haben. Was ich versuchte richtig zu machen, war immer falsch. Versteht, ich bemühte mich wirklich.

Als wir dann wieder mehr Zeit füreinander hatten, weil ich meinen Arbeitsplatz kündigte, um meine Selbstständigkeit zu planen und später auch umzusetzen, war alles wieder gut. Wir genossen wieder unsere gemeinsame Zeit und redeten auch über eine gemeinsame Zukunft, Hoffnung war also wieder da.

So folgte ich meiner Selbstständigkeit, sie ihrer Arbeit. Wir sahen uns zwar wieder weniger, kamen aber überraschend gut damit zurecht. So ging es dann weiter - und wir hatten echt schon 'ne Menge durch.

Einige Wochen später kam dann der 'showdown'.

Kurz und knapp:

Sie war bei mir zu Besuch, wir redeten über ein Thema, bei dem es ihrerseits zu der Frage kam, ob ich Kinder hätte. Ich antwortete mit ja.

Ich muss gestehen, dass ich ihr verschwiegen habe, einen Sohn zu haben. Ich habe auch keinen Kontakt zu ihm, was auch wiederrum keinen Einfluss auf unsere Beziehung gehabt hätte. Anfangs wollte ich mit ihr noch nicht darüber reden, da es für mich nicht relevant war. Später dann, als wir uns festigten, hatte ich furchtbare Angst, es ihr zu sagen, aus Angst sie zu verlieren.

Ich erinnere mich wirkich nicht mehr genau, aber sie fragte mich ganz am Anfang ihrer Aussage nach explizit, ob ich Kinder habe. Ich weiß nur, dass das Thema aufkam, aber eine derart gezielte Frage hätte ich in Erinnerung behalten. Vielleicht habe ich es auch geschickt aus meinem Gedächtnis gestrichen, genau weiß ich es nicht mehr. Egal, ich habe einen Fehler gemacht, das weiß ich und ich habe es wirklich sehr bereut.

Jedenfalls wandte sie sich ab von mir, als ich mit der Antwort rausrückte,war wütend, traurig schockiert - völlig nachvollziebar. Aber auch ich fühlte mich schlecht und weinte.

Sie blieb die Nacht, fuhr dann aber nach Hause. Sie wollte etwas Abstand und Zeit, was ich ihr natürlich gab.

Ich versuchte wieder, alles zu retten, sie war hin und her gerissen. Es war wieder eine Achterbahnfahrt, ich wusste nicht, wo ich dran war. Aber, auch jetzt noch gab ich die Hoffnung nicht auf, weil ich sie so sehr liebte. Ich gab nicht auf und habe alles getan, um das Vertrauen wieder aufzubauen. Es fruchtete auch über Tage und wir verabredeten uns kurze Zeit später bei ihr.

Aber es war komisch, als wir uns sahen, nicht wie immer. Kein Gefühl der Wärme und kein Gefühl der Liebe mehr vorhanden. Wir fremdelten auch etwas.
Wir verabschiedeten uns zum Abend und legten unsere Beziehung erstmal auf Eis, beide waren einverstanden.

Einige Tage später schrieben wir uns dann. Ich weiß nicht mehr genau, welches Thema wir hatten, aber ihr ging es zunehmend schlecht. Sie wollte sich das Leben nehmen und sah keinen Sinn mehr zu leben. Sofort machte ich mich auf dem Weg zu ihr und hatte unterwegs eine schei. Angst, sie wohnte ja gut 50 Kilometer entfernt.

Als ich ankam, ging es ihr glücklicherweise gut, bis auf ein paar kleine Kratzer, die sie sich selbst zufügte. Sie äußerte den Wunsch, in die Psychiatrie eingewiesen zu werden, was ich auch tat. Wir packten einige Sachen und fuhren los. Wieder 50 Kilometer zurück. Sie kam dann vorerst auf die Geschlossene.

Ich war villeicht fertig danach, denn
ich liebte sie ja immer noch aufrichtig.

Zwei Tage später, als sie dann wieder stabilisiert war, bekam sie sofort einen Therapieplatz, auf Grund akuter Zustände. Ich war sehr froh und stand absolut hinter ihr, ich liebte sie doch.

Eines Tages ich besuchte sie und sie erklärte mir, dass sie Borderline hat. Im Nachhinein wird mir dabei einiges klar, dazu aber gleich mehr. Im Grunde genommen hätte sie alles haben können, ich wäre doch immer für sie da gewesen und hätte sie unterstützt. Auch redeten wir darüber, dass mit unserer Beziehung alles wieder gut wird und sie mich doch auch noch liebt. Ich habe sie ohnehin die ganze Zeit über geliebt, für mich war das wieder unbeschreiblich schön.

Ich durfte sie an den Wochenende abholen und wir machten uns auch ein paar schöne Tage. Aber zunehmend distanzierte sich sie immer weiter von mir. Sie wollte immer schon früher in die Klinik zurück, als sie eigentlich musste - das war komisch. Ein Wochenende wollte sie sich sogar nicht mit mir treffen, sondern lieber mit einer Freundin aus der Klinik außerhalb verbringen, was auch völlig ok ist. Wir sahen uns quasi zwei Wochen gar nicht, auch nicht zu den Abenbbesuchen, wobei ich das Gefühl hatte, dass sie das überhaupt nicht wollte. Auch das Schreiben wurde ihrerseits immer weniger. Zum Wäschewaschen war ich aber noch gut. Aberselbst dann dachte ich an noch nicht an Schlimmes.

Ich verstehe durchaus, dass eine Theraphie anstrengend sein kann und man sich in einem geschützen Rahmen befindet. Aber ich wurde derart abgeschrieben, nach all dem, was ich tat und noch zu diesem Zeitpunkt weiterhin getan hätte. Ich konnte dann aber auch für mich einen Schlussstrich ziehen.

Ich bat sie um eine Aussprache, aber es kam keine Antwort. Dann schrieb ich ihr, dass ich nun erstmal einen Schlussstrich machen werde. Aber auch dann kam nichts von ihr, auch nicht drei Tage später.

Dann schrieb ich sie an und schließlich kam sie endlich raus mit der Sprache, dass sie es auch beenden will, bzw. es ohnehin schon für sie zu Ende war. Das war dann mein Zusammenbruch.

Ich fragte sie aber noch, ob sie einen anderen hat. Sie antwortete, offiziell nein.
Ich fragte, und inoffiziell?
Sie, ich weiß nicht, ob sich da was anbahnt.

Ich Nachhinein betrachtet wird mir so einiges klar, gerade was ihr Krankheitsbild 'Borderline' betrifft, was keinesfalls ein Vorwurf sein soll.

Ich wäre wohl nie dazu in der Lage gewesen, mit ihr eine Beziehung zu führen. Ich hätte mich kaputt gemacht und fast habe ich das.
Ich konnte ihren Selbsthass am Ende nicht mehr ertragen, den Drang, sich mit Alk. abzuschießen, sich von einer Beziehung in die nächste zu stürzen, von Stadt zu Stadt zu ziehen, sich selbst einfach nicht zu lieben, Probleme auf der Arbeit, Stress und Konflikte nicht bewältigen zu können, eine aus Selbstschutz erfundende Lügenwelt aufzubauen - das tut weh mit anzusehen, sehr sogar.

Aber ich wäre damals dazu bereit gewesen, alles für diesen Menschen zu tun.

Und trotzdem geht mir dieser eine Mensch nicht aus dem Kopf, weil ich ihn mit all seinen Fehlern liebte.

Ich weiß, dass mir keine Beziehung mit diesem Menschen möglich ist, aber warum mache ich mir Hoffnungen, warum ist es so schwer?

Was verstehe ich nicht?
Ich weiß doch, was ich will, oder?

12.01.2017 09:34 • #1


Sabine
@renga Hallo und herzlich willkommen

Nun, Borderliner zu sein, ist ein hartes Brot für sich selbst und auch für alle Beteiligten/Angehörigen.

Was du nicht verstehst ist deine innere Zerrissenheit, ähnlich wie ein Borderliner, der das aber dauerhaft lebt und da nie wirklich rauskommt. Herz sagt bei dir ja und Verstand sagt bei dir nein. Die Kunst des Lebens ist es, beides in Einklang leben zu können, dein Herz verstehen zu lassen, warum sie nicht die richtige für dich ist. Und das braucht mitunter sehr viel Zeit, die man sich in unserer Gesellschaftsform selten gibt. Und ja, Liebe ist wie eine Sucht.

Was nicht richtig lief, ist dass du es vielleicht vergessen hast, während eurer Beziehung, mehr auf dich zu achten. Du hast fast vollständig dein Leben auf sie ausgerichtet, für Dich war kaum Platz. Was sich da zeigt, ist dass du sozusagen deinen Lebensinhalt verloren hast, der eigendlich du selbst sein solltest.

Nun ist es wie es ist. Versuche dich auf dich zu besinnen, mache das was dir gut tut. Nimm dir Zeit und versuche Abschiedsrituale zu finden, in denen du sie bewusst loslässt. Dabei wird etwas seltsames passieren. Bei Abschiedsritualen kannst du deinem Herz, deinem Unterbewusstsein vermitteln, das es gut ist, dass es vorbei ist. Es braucht Zeit. Verdrängen durch Arbeit usw. macht manchmal wenig Sinn, weil es dich dann wieder einholt. Versuche einfach bewusst loszulassen.

Dabei ist es völlig kontraproduktiv, wenn du versuchst sie zu kontrollieren über FB usw. Weil, was ändert es für dich? Es ist wie sich selbst verletzen. Sie wird andere Bekanntschaften und Freunde haben, so oder so.

Ich wünsche dir bald eine bessere Zeit.

12.01.2017 10:06 • x 1 #2




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