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Letzte Worte an meinen Geliebten nicht abgeschickt

L
Geliebter,

Deine Entscheidung war richtig und gut für uns.
 
Ich erwarte und möchte nichts mehr als nur das, dass du diesen Brief liest und weißt wie es mir ging. Ich erwarte auch keine Antwort

Für mich ist es einfach wichtig und wertvoll nochmal alles aufzuschreiben, was mich bewegt und beschäftigt hat in den letzten 15 Monaten. Damit ich das alte hinter mir lassen und mit uns im Frieden abschließen kann, um frei zu sein, damit etwas Neues entstehen kann.

Ich habe Verständnis für Deine, sehr kurz erläuterten, Gründe für Dein Verhalten auf die ich gar nicht reagieren konnte, und ich kann es auch teilweise nachvollziehen, was mein Verhalten bei Dir ausgelöst zu haben scheint. Ich habe es nicht geahnt und hatte damit keine Chance es zu ändern.
 
Wir sind erwachsen und Schluß machen per WA und danach sperren ist einfach feige und unreif, findest Du nicht auch? Das bist nicht Du, das weiß ich einfach!

Deine heftige Reaktion auf meine beiden, aus meiner Sicht berechtigten und harmlosen, Fragen, hat mir auch gezeigt, dass da viele aufgestaute Emotionen und Themen noch zwischen uns sind.

Ich weiß nicht, ob Du Dich erinnerst, dass Du mir mal geschrieben hattest, dass Du noch nie eine Frau vor mir so geliebt hast, so nah, intensiv und innig. Und ja, ich habe oft an der Wahrhaftigkeit dieser Liebe gezweifelt.

Du hast mir, sehr berechtigt, Mißtrauen vorgeworfen und ich möchte das jetzt ein Stück weit überwinden und Dir das jetzt glauben, dass es so war, vielleicht nur in diesem einen Moment als Du das gefühlt und geschrieben hast, glaube ich Dir das jetzt und bitte Dich deshalb darum einfach zu lesen was ich Dir noch mitteilen möchte.

Ich fühlte das gleiche, aber nicht nur diesen Moment, sondern sie ganze Zeit, wollte diese Liebe unbedingt bewahren und wusste nicht wie, da ich ja auch nicht wusste, was Dich störte.

Mir, die ja eher realistisch und nüchtern geprägt ist in diesen Dingen, steigerte mich regelrecht hinein, in diese Vorstellung auf ein neues Leben mit Dir, habe es mir in den letzten Monaten immer wieder ausgemalt und vorgestellt wie es sein könnte, so voller Glück, Harmonie, Liebe und Leidenschaft und fühlte mich gleichzeitig so dumm und naiv dabei.

Meine Famile hat sehr gelitten und meine Ehe hat es fast zerstört, denn diese Gefühle waren so übermächtig, dass für meinen Mann nichts mehr übrig blieb. Ich ging ihm permanent aus dem Weg, zog mich zurück um an Dich zu denken, seine Abwesenheit und seine Berührungen waren mir unerträglich. Du hast meine Gefühle und Gedanken beherrscht, all meine Liebe absorbiert, so dass nichts mehr übrig war für die Menschen, die mich lieben. Heute erscheint es mir wie ein böser Traum, aber ich konnte nicht anders.

Mehrmals sagte ich ihm, dass ich ihn nicht mehr liebe und die Scheidung möchte. Er blieb, es ist ein Wunder, und dafür bin ich ihm heute unendlich dankbar.

Du hast alles offen gelassen und das näherte meine Hoffnung und meine Liebe nährte Dich, denn Du hast sie gespürt und wusstest davon. Deine wenigen Worte waren freundlich, oberflächlich und distanziert, in meinen Augen rätselhaft und unergründlich. Ich hungerte nach Hinweisen und Antworten auf meine Fragen.

Immer wieder hat mich diese Frage nach dem Warum gequält. Wir hatten uns beide nicht mehr wohl gefühlt am Ende unserer Beziehung. Meine Gründe hatte ich Dir erläutert. Aber was waren die Deine? Das wusste ich bis vor Kurzem nicht. Danke, dass Du da etwas Licht ins Dunkel gebracht hast.
 
Mit Dir hatte ich so wundervolle, innige Momente. Du hast sie mir oft beschrieben und ich vertraue auch hier darauf, dass sie für uns beide da waren. In diesen Momenten haben wir unser Herz geöffnet, damit unsere Liebe frei fließen konnte und sie tat es. In diesen Momenten waren wir aber auch ohne Schutzmauern und so verletzlich wie nie zuvor und es kam mit diesen überwältigenden Gefühlen alles rein, was da war an Zwiefeln und Ängsten. Die Zeit mit Dir war zu kurz um das alles zu begreifen.
 
Für mich hat es sich so angefühlt als würdest Du dich nach diesen Momenten zurückziehen, was mich in meinem Glauben an uns und an der Wahrhaftigkeit Deiner Worte heftig erschüttert hat. Diese Momente der innigen Nähe waren für mich einfach unglaublich, tiefgreifend und einzigartig und umso härter und heftiger traf mich Dein Rückzug, Deine Ablehnung, die meine negativen Gedanken und meinen Zweifel nährte.
 
Ich weiß für mich, dass ich kein negativer, wütender Mensch bin, aber, dass bestimmte Verhaltenweisen oder auch meine Ängste diese Eigenschaften hervorrufen können, ist richtig. Und ja, wenn mich was ärgert, dann möchte ich das besprechen, mich äußern dürfen, diskutieren, darum ringend ein Verständis füreinander zu entwickeln und eine Klärung herbeizuführen, während Du kompett in den Rückzug gehst. Das stimmt, da sind wir sehr verschieden.
 
Ich denke auch, dass wenn die Gefühle füreinander tief und intensiv sind, es nie ohne Auseinandersetzungen und Schwierigkeiten ablaufen kann, weil man immer an seine eigenen Grenzen geführt wird und Themen hochkommen, die zu heilen sind, dann kann es niemals einfach und leicht sein. Vielleicht haben wir uns auch deshalb Ehepartner ausgesucht, wo eben diese tiefen Gefühle nie da waren.

Ich spürte damals ganz stark und weiß es auch nach Deiner kurzen Begründung jetzt, dass Deine Gründe für Deinen Rückzug (Zeit ect.) vorgeschoben waren. Vielleicht weil Du ja auch selbst Deine Gefühle nicht zuordnen konntest oder auch weil Du mich nicht verletzen wolltest. Ich fühlte mich getäuscht.

Auch nach unserer Trennung konnte ich diese Gefühle nicht stoppen, sie flossen immer weiter.,  Du gabst mir immer wieder Hoffnung, zuletzt mit der Aussage wegen dir...führe ich Trennungsgespräche, das hatte meine Ehe und mein Sein in eine tiefe Krise gestürzt.
 
Ich verstand Deine letzte Update Mail als Abschiedsgruß und ich wollte dringend noch einiges klären und endlich wissen woran ich bei Dir bin und was eigentlich los war. Ich wollte mit Dir in den Dialog und hatte genug von oberflächelichem Geplänkel, freundlichen, rätselhafte Mails, montatelangem Warten auf Antworten und geduldigem Verständnis. Es war mir nicht mehr möglich!
 
Heute bin ich froh, dass es zu Ende ist. Ich kann die Zeit mit meiner Familie wieder genießen und lasse Dich immer weiter los, bis Du irgendwann nur noch eine bleibende Erinnerung bist mit vielen schönen Momenten und einer sehr, sehr traurigen Trennung, wie ich sie in dieser Form wahrscheinlich nie ganz begreifen kann.
 
Danke fürs Lesen bis zum Ende!
 
Alles Liebe
 
x.
 

24.08.2016 15:54 • x 1 #1


A
Liebe Lichtblick10
Ich könnte Teile deines Textes einfach so kopieren...du sprichst mir in vielen Teilen aus der Seele und dem Herzen. Ich bin gerade mittendrin in dem Trennungsschmerz - und mitten in der Ehekrise zu Hause, darf mein gebrochenes Herz auch nicht nach außen zeigen. Ich stecke zwischen Kopf einziehen und weiter machen in der Ehe mit Hoffnung, daß die Liebe zu meinem Mann wiederkommen kann, oder dem Ausziehen und alleine auf eigenen Füssen stehen, mit der Angst vor dem Unbekannten.
Du fühlst dich sicher befreit nachdem du das geschrieben und dir Luft gemacht hast! Und ich freue mich, dass es dir heute wieder gut zu gehen scheint!

24.08.2016 17:07 • #2




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