An alle, denen es schlecht geht!
Ich kenne Suizidgedanken schon lange und die Verzweiflung und abgrundtiefe Traurigkeit, die einen in diese Gedanken treibt ist in der Tat nicht mit einer schlechten Phase oder schlechten Tagen zu erklären. Es ist eine Schwere und Aussichtslosigkeit, die (Gott sei Dank) nur die Leute in dem Ausmaß kennen, die davon betroffen sind, also depressiv sind.
Es ist nicht vergleichbar mit dem, was gesunde Menschen in harten/schwierigen oder traurigen Zeiten empfinden.
Aber auch hier gibt es Hilfe! Niemand, wirklich niemand, muss so tief fallen, dass er Selbstmord begeht.
Bitte, wenn es euch schlecht geht und ihr nicht mehr weiter wisst, holt euch Hilfe beim Psychiater, Therapeuten, Hausarzt, Seelsorge o.ä.. Und nehmt bitte notfalls auch verschriebene Medikamente! Das ist keine Schande!
Ich habe mich auch immer wieder gewehrt, Pillen zu schlucken, wollte doch kein Pharmazombie werden. Konnte mir auch nicht vorstellen, dass die wirklich was ändern könnten, an meinem tiefen Schmerz, meiner Einsamkeit. Aber sie tun es, ich habe wieder ein bisschen Zuversicht, sehe wieder Licht, kann wieder Freude empfinden. Und in diesem Zustand erst ist es mir auch wirklich möglich, die Trennung von meinem Ex gesund zu verarbeiten. Erst jetzt ist meine emotionale Verstrickung ein bisschen lockerer geworden, sodass ich sehen kann, was falsch lief. Erst jetzt schaffe ich es langsam, aus dem nicht enden wollenden Gedankenkreisen herauszukommen, die Trennung langsam zu akzeptieren und auch wieder nach vorne zu schauen.
Ich will keine Werbung für die Pharmaindustrie machen! Da bin ich die letzte für. Aber es gibt Hilfe und bevor man sich etwas antut, sollte man es zumindest mit dieser Hilfe probieren. Es lohnt sich, auch wenn man das anfangs nicht glauben kann. Es gibt ein Leben danach!
Wenn wir überproportional leiden und immer tiefer sinken, sind wir ernsthaft krank und benötigen ärztliche Hilfe - wie bei anderen Krankheiten auch. Das heißt nicht, dass wir uns mit Pillen die Welt wieder schön bunt machen, sondern nur, dass wir uns ein (zeitlich begrenztes) Hilfsmittel holen, um wie gesunde Menschen die Krise überstehen zu können.
Vielen Menschen fehlt einfach aufgrund schlechter Erfahrungen in der Kindheit, im Leben, in Beziehungen etc. die Resilienz, um aus tiefen Krisen selbst wieder einen Weg hinaus zu finden.
Ich habe das auch lange nicht einsehen wollen und habe gekämpft - unendlich - und bin dennoch immer tiefer gesunken, ohne es richtig zu bemerken.
Und noch eine Bitte: geht zur Therapie! Denn wer so weit sinkt, über Selbstmord nachzudenken, der benötigt auch therapeutische Hilfe, um das aufzuarbeiten, was ihn zu diesem Extrem treibt.
Es ist kein einfacher Weg und er dauert auch seine Zeit. Aber er ist es alle Mal wert!
Ich hoffe, meine Worte können den einen oder anderen unter euch dazu bewegen, sich Hilfe zu holen.