Du musst für Dich zunächst einmal prüfen, ob Du ihn überhaupt noch willst. - Persönlich bin ich kein Freund davon, Probleme, gerade in Beziehungen, einfach sehr schnell mit einem Schlussstrich lösen zu wollen. Wie tief man verletzt ist und sich als Paar sowie dem/der Partner/in noch eine Chance geben kann und will, kann jeder nur für sich selbst entscheiden.
Keiner kennt die wahren Gründe - hier schon gar nicht. Denn jeder projiziert sofort seine eigene Erfahrung rein und das kann vielleicht hier und da für eure Situation zutreffen, muss es aber nicht!
Ich will Dir mal eine Geschichte von mir erzählen:
Ich liebe meine Frau, sehr sogar. Dennoch fand ich mich schon mal in einer ähnlichen Situation wieder, wie es Deinem Mann passiert sein KÖNNTE (weiß man ja eben nicht).
Eine Nachbarin mit schweren, anhalten Ehe- und Familienproblemen (3 Söhne zwischen 14 und 22 Jahren) vertraute sich mir über mehrere Gespräche an. Sie litt (und leidet) noch immer sehr. Es entwickelte sich sehr schnell eine Ebene - für mich Bedauern, Verständnis, Ratschläge pro Person (auch ihr Ego leidet sehr) sowie Ratschläge pro Familie. Bei ihr entwickelte sich aber ein regelrechtes Suchtpotential nach mir, Gespräche mit mir, Nähe... - einfach das, was sie seit 20 Jahren von ihrem Mann vermisst. Es ist auch nicht einseitig gefärbt, tatsächlich gibt er sich auch oftmals als Holzkopf im Beisein von Besuchern.
Ich sagte ihm irgendwann (allein) klar ins Gesicht: Du bist dabei, Deine Frau zu verlieren. Ist Dir das bewusst? - Nicht durch mich, sondern aufgrund Deines Verhaltens. Das, was er dann über mehrere Minuten brabbelte, hätte ich in Hinblick der Menge und Aussagekraft locker in Großbuchstaben auf einen Bierdeckel schreiben können... - also bisher null Reflektion trotz unzähliger Konfliktgespräche zwischen beiden. Bemühungen über zwei Tage, Rückfall in altes Schema...
Sah sie mich, ließ sie sprichwörtlich ihren Mann auf dem Balkon beim Frühstück sitzen. Saßen wir mal zusammen - beide Paare - und meine Frau fragte sie irgendwas, dann sah sie immer nur mich an und gab die jeweilige Antwort mir. Das entging auch meiner Frau nicht.
Irgendwann fing es dann an, Berührungen mal am Arm, sich nach kurzem Trost suchen an mich lehnend, Küßchen hier... - ich zog die Handbremse! Ich machte ihr klar, dass ich meine Frau liebe - auch wenn ich mich tatsächlich wie bereits beschrieben auch auf einer wirklichen emotionalen Ebene mit der Nachbarin (noch immer) verstehe - und es da nicht mehr gibt auch wenn wir uns gut verstehen. Auch ist sie attraktiv und blühte, wie man so schön sagt, durch mich richtig auf. Das zeigte sich auch in ihrem Äußeren, enge Kleider, kurze Röcke, Nagellacke, ... . Sie forderte aber nicht drängend, sondern weiß eigentlich auch, dass eine Menge auf dem Spiel stünde. Ihr Wohlfühlen war so hoch - welche Schlüsse ihre Freundinnen daraus auch immer erzielten - aber auch von deren Seite ergab sich hier im wirklich extrem ländlichen durch mich/uns Zugezogene plötzlich spürbar gesteigertes Interesse mir gegenüber. (Einerseits für mich nett, in Summe aber eher unangenehm - schreckt einige Männer ab.)
Wären meine Frau und ich nicht wirklich in gesamter Breite ein enges Team, erschwerend kommt nämlich hinzu, dass wir uns nur alle 4-6 Tage sehen und das wäre manchem ausreichend Grund für Nähe und Wärme zu einem anderen Menschen auf gleicher Ebene, dann sähe es vielleicht anders aus.
Es gibt also schon ein paar Situationen im Leben, in denen man auf den Prüfstand kommt. Es gehört nicht immer sehr viel dazu, bei einer solch teils ungewollten Gratwanderung umzuknicken oder abzurutschen. Bitte habt auch Nachsicht, wir sind alle nur Menschen. Eine kann damit besser umgehen, ein anderer kommt da vielleicht nicht so einfach und deutlich raus, wie man es selbst dann erwartet. Im Grunde erwarten wir Verständnis für eigene Fehltritte, der Fehltritt des anderen, der mich dann verletzt, wird aber nicht mit gleichem Maß betrachtet. Das ist nicht richtig, ebenso kann man nicht einfach ein Eigenverhalten ohne in exakt dieser Situation zu stecken einfach annehmen und vielleicht sogar noch vorwerfen. Lieber helfen statt Vorhaltungen zu machen und sich dabei als das Maß aller Dinge darzustellen.
Dennoch hat jede(r) seine Schmerzgrenze. Grenzen sind wichtig - aber auch eine wirkliche Harmonie und Verständnis.
Fühlt sich Dein Mann also wirklich da rein gepresst, es wird ihm dennoch schmeicheln, würde ich an Deiner Stelle eine Paarung aus Verständnis und Initiative ergreifen.
Wie eine Verteilung darin aussehen könne und mit welchen Maßnahmen das konkret erfolgen sollte, lässt sich aus der Distanz nicht detailliert beschreiben. Das Vertrauen ist aber bei euch das Problem und da müsst ihr bereits einen Ansatz finden.
Es kann hilfreich sein, wenn Du der Frau gegenüber für klare Verhältnisse sorgst - es kann aber sein, dass sich Dein Mann dann als bevormundeter Depp fühlt und sich daraus eher eine contra-produktive Haltung ergibt. Ebenso kann es sein, dass sich diese Frau nun erst recht angestachelt fühlt. Stärkst Du Deinen Mann, das hängt ja von seiner Persönlichkeit ab, kann er Dir ggf. nett erzählen, dass er es erledigt habe, die Praxis aber anders aussieht, weil ihm eben der Mut fehlt und es sich aus seiner Sicht um einen - nennen wir es mal - Mitleidskontakt handelt... . So oder so müsst ihr intensiv darüber reden, Du Dir vorher Gedanken für eine Gesprächsstrategie machen und ihm eben je nach Reaktion den einen oder anderen Vorschlag machen. Dann wirst Du sehen, zu was er tendiert (und ob überhaupt) und kannst entsprechend handeln.
Sei Dir aber sicher, wird der Druck, Deine Forderungen in seine Richtung zu vehement, ist das Problem garantiert nicht vom Tisch - im Gegenteil.
05.12.2015 13:30 •
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