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Mit Gefühlsachterbahn zurecht kommen - Fernbeziehung

N
Hallo,

heute ist Montag. Der typische wöchentliche Tiefpunkt bei Fernbeziehungen.
Ich habe jetzt schon viel über Fernbeziehungen gelesen, über die typischen Probleme und die dazugehörigen Ratschläge..
Vieles davon lässt sich auch umsetzen, aber dennoch finde ich es unglaublich schwierig mit den Gefühlsschwankungen zurecht zu kommen.

Das Wochenende war großartig, es hätte nicht schöner sein können.
Und jetzt geht es mir so schlecht dass ich mich am liebsten Trennen würde um diesen regelmäßigen Verlust nicht aushalten zu müssen.
Das haben wir aber schon durch, Trennung ist keine Lösung, ich will die gemeinsame Zukunft mit ihm und bin bereit dafür die Fernbeziehung erstmal hinzunehmen.

Deswegen muss ich lernen mit dieser Gefühlsachterbahn umzugehen.
Ich weiß schon dass es physisch an den Entzugserscheinungen liegt, da die Glückshormone total ausrasten wenn wir uns sehen und das hohe Level dann absackt wenn wieder hunderte Kilometer zwischen uns liegen.
Wir sehen uns spät Freitagabend wieder, Rettung ist also in Sicht, aber danach geht das Spiel von vorne los.

Ich weiß grad nicht wie ich das aushalten soll. Mein Alltagsleben leidet darunter wenn ich dermaßen von meiner Gefühlswelt in Beschlag genommen bin. Ich kann es aber auch nicht weniger fühlen, so beherrscht bin ich nicht und es würde wenn, dann auch nur auf Kosten der Gesamtgefühlswahrnehmung gehen. Also hätte ich beim Wiedersehen Probleme die Freude und Liebe erneut zuzulassen..
Abstumpfen will ich also nicht.

Ich hoffe dass es noch andere Möglichkeiten gibt damit zurecht zu kommen...

Gibt es hier Fern-/Wochenendbeziehungserfahrene die andere Handlungsstrategien entwickelt haben oder gelernt haben mit der Gefühlsachterbahn umzugehen?
Vielleicht gibt es auch einfach ein paar Mitleidende mit denen man sich austauschen kann?

Liebe Grüße,
n-ever

19.09.2016 10:06 • #1


P
wenn alles zwischen euch in ordnung ist, und ihr in zukunft plant zusammen zu ziehen, worin liegen dann deine (verlust-)ängste begründet? kannst du nicht allein sein? ich mein, wenn ihr euch freitag wiederseht, dann kannst du dich doch darauf freuen, anstatt bis dahin leidend vor dich hin zu vegitieren?

19.09.2016 10:32 • #2


A


Mit Gefühlsachterbahn zurecht kommen - Fernbeziehung

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VictoriaSiempre
Liebe n-ever,

ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, wenn ich Dir sage: Dein Luxusproblem hätte ich gerne.

Nach einer gescheiterten Ehe und mit kleinen Kindern (die ja, machen wir uns nix vor, die Partnersuche noch mal erschweren) hast Du jemanden kennengelernt, bei dem alles stimmt. Du bist bist verliebt, er ist verliebt, ihr versteht Euch gut. Einziges Manko ist die Entfernung, die aber ja i. d. R. nur 5 bzw. 4 1/2 Tage besteht, weil ihr die Wochenenden gemeinsam verbringen könnt. Da ihr das perspektivisch anders plant, ist abzusehen, dass das kein Dauerzustand bleiben muss mit der räumlichen Distanz zwischen Euch.

Du müsstest Dir wirklich mal die Karten legen und Dich fragen, wie wichtig Dir dieser Mann ist. Und dann die Ist-Situation entweder akzeptieren oder sie halt ändern. Am Montagmorgen oder - noch schlimmer - bereits am gemeinsamen Sonntag eine Trauermiene aufzusetzen und wegen der übersichtlichen Trennung zu leiden, ist auf Dauer Gift und eine Belastung für Eure Beziehung.

Wenn Du nicht der Typ für eine Fernbeziehung bist, dann solltest Du sie beenden. Ich würde es nicht tun, sondern mich auf das Wochenende (und gemeinsame Urlaube etc) freuen. Es ist die Frage, wie man was sieht; ob das Glas halbvoll oder halbleer ist.

Ich wünsche Dir alles Gute.

19.09.2016 10:44 • x 5 #3


N
Hmm, ich will ja auch nicht leiden sondern diese Sache in den Griff kriegen.
Gerade WEIL ich damit nicht mein Glück gefährden bzw die Beziehung vergiften möchte.
Es ist aber keine reine Ansichtssache sondern ich fühle mich in dem Moment wirklich schlimm.

Deswegen habe ich hier nach Tipps gefragt, kann ja sein dass Andere das auch so erlebt haben und noch wissen was ihnen dabei geholfen hat mit der Situation besser zurecht zu kommen.

Das mag ein Luxusproblem sein, aber für mich ist es auch eins der Dinge die ich tun kann um die Beziehung zu erhalten.

Und klar ist mir auch bewusst dass es hier viel dringendere Fälle gibt die mehr Rat und Hilfe benötigen... von denen will ich auch keine Aufmerksamkeit abziehen. Trotzdem kann ich doch auch für meine Situation fragen, vielleicht findet sich ja wer den genau das auch mal tangiert hat oder so...
Quellen der Unzufriedenheit zu erkennen und anzugehen, statt sie unterschwellig einfließen zu lassen.

Der Schlüssel scheint schon vorallem in der Akzeptanz zu liegen, aber noch hab ich nicht den Dreh raus, mich emotional ausgeglichen zu verhalten.

19.09.2016 15:57 • #4


SilentOne78
Hallo n-ever,

ich kenn den Montags-Blues... bzw. das ein oder andere Tränchen beim Abschied. Bei uns liegen mal eine, mal zwei Wochen zwischen den Wochenenden, die wir zusammen verbringen. Wenns zwei sind bis zum Wiedersehen fällt das Gehen(lassen) immer ein bisschen schwerer, als wenn man sich schon am Nächsten wieder sieht.

So richtig schlimm gehts mir aber nicht damit, an manchen Abenden (gerade nach einem heftigen Arbeitstag) genieße ich sogar eher die Ruhe zuhause und das ich tun und lassen kann, wozu ich Lust hab.

Zitat:
Ich weiß grad nicht wie ich das aushalten soll. Mein Alltagsleben leidet darunter wenn ich dermaßen von meiner Gefühlswelt in Beschlag genommen bin


Wie äussert sich das denn? Bist Du unaufmerksam, gereizt, abwesend...? Und wie lange hält das an, bis Du wieder in den Alltag ohne ihn zurückgefunden hast bzw. die Vorfreude aufs Wiedersehen überwiegt?

Ein Schnellrezept fürs aktzeptieren lernen hab ich leider nicht... Manchmal hilft Augen zu und durch und etwas Nachsicht mit sich selbst. Nicht so sehr dagegen ankämpfen (es krampfhaft in den Griff kriegen wollen und sich dann noch mehr reinsteigern in negative Gefühle, wenn das nicht gelingt), sondern sich tragen lassen von den Gefühlswellen und darauf vertrauen, dass sie auch wieder abklingen. Dann bist Du halt Montags mal schlecht drauf... was solls.

19.09.2016 20:23 • x 1 #5


N
HI SilentOne,

zu deiner Frage wie sich das äußert; ganz genau wie von dir beschrieben. Ich bin dann unaufmerksam, gereizt und abwesend. Kopfarbeit fürs Studium ist da kaum möglich und selbst die automatisierten Alltagshandlungen wie Aufräumen, Kochen usw gehen nur schleppend vorran.

Ich finde das Bild der Wellen sehr hilfreich!
Schwimmen bei Wellengang geht ja auch nur dann dauerhaft gut, wenn man die Wellen hinauf und hinab schwimmt, statt sie durchbrechen zu wollen.

Mittlerweile überwiegt wieder die Vorfreude, Dienstags ist also der Wendepunkt.

Ich werde nächste Woche den Tag nach der Abreise mit weniger wichtigen Aufgaben belegen. Dann kann das Gefühlstief immerhin keinen großen Schaden mehr anrichten.

21.09.2016 05:23 • #6


N
Huhu!
So, drei Monate später melde ich mich mal wieder...
Wir haben uns tatsächlich JEDES Wochenende gesehen. Einmal fahre Ich, dreimal fährt er pro Monat.

Nächstes Jahr im Herbst will er sich hier Arbeit suchen und dann mit mir zusammen ziehen.
Außerdem will er sich zum 1Jährigen verloben und dann gleich nach meinem Studienabschluss heiraten und ein Kind zeugen. O,o Moment, das geht mir jetzt zu schnell.
Ich muss mir vor Augen halten, dass das nur Pläne sind. Sonst bekomme ich Panik.
Einerseits ist da dieses Gefühl, er sei absolut der Richtige. Dann wieder findet ein Teil von mir, dass es besser wäre sich zu trennen.
Ich habe noch nicht herausgefunden was mich da reitet.. nur das Gefühl, es wäre ein Riesen Fehler ihn ziehen zu lassen .sein stämmiger, verwurzelter Charakter stabilisiert mein Leben, wo sonst so überschießende Dynamik waltet.
Aber richtig glücklich fühle ich mich nur selten wenn ich über uns nachdenke.
Oft ist da mehr das Gefühl dass er allem seinen Stempel aufzwingt, sich selbst in die Mitte stellt und geradezu blind ist für die Gefühlswelt Anderer.
Er hört nicht zu und fragt nicht nach, langweilt sich sogar wenn er nicht selbst reden kann und zeigt recht respektlos sein Desinteresse. Das ist mir schon sehr häufig aufgefallen, auch wenn er bei mir noch recht aufmerksam ist.
Dennoch hält sich sein Mitgefühl und seine Anteilnahme sehr in Grenzen. Ich vermisse da oft Respekt für die Mitmenschen. Irgendwie ist er manchmal eiskalt.

20.12.2016 02:26 • #7


Waldfee47
Zitat von n-ever:
Nächstes Jahr im Herbst will er sich hier Arbeit suchen und dann mit mir zusammen ziehen.
Außerdem will er sich zum 1Jährigen verloben und dann gleich nach meinem Studienabschluss heiraten und ein Kind zeugen. O,o Moment, das geht mir jetzt zu schnell.
Ich muss mir vor Augen halten, dass das nur Pläne sind. Sonst bekomme ich Panik.

Hey..
Zweifel.. ich kenne das zu genüge.. und ich kann dir sagen:
Nimm das ernst, was du fühlst.

Was willst du?
Willst du dich auch verloben? Ein Kind mit ihm?
Wie sollen die nächsten 10 Jahre mit ihm aussehen?
Nehme dich und deine Gefühle ernst.
Dies wünscht dir die Waldfee

20.12.2016 03:21 • #8


T
Also ich hatte 1,5 Jahre eine Fernbeziehung, Distanz 600km.
Jedes zweite Wochenende, oder aber auch an Feiertagen mit verlängerten Wochenende, sahen wir uns.
Wir haben die Zeit mit Schreiben und auch Telefonaten über rückt. Für mich ging es voll in Ordnung. Ich muss sogar sagen, die Vorfreude war mindestens so schön wie dann die gemeinsame Zeit miteinander. Die Zugfahrt war eine einzige emotionale Energie Bombe für mich, denn mit jedem Kilometer den ich ihr näher kam, wurden die Glückshormone immer mehr.
Mein Rat ist etwas eigenwillig, und vielleicht nicht gleich zu verstehen, aber eines Tages wirst du ihn deuten können.
Du bist im Hier und Jetzt, darum genieße jeden Moment den ihr zusammen seid, und auch die Momente der Ruhe zwischen euren Treffen. Denn eines ist klar, und von dem werdet auch ihr nicht befreit sein. Falls ihr es wirklich schafft, eine gemeinsame Zukunft für euch zu finden, dann wird auch euch eines Tages der Alltag einholen. Wenn man sich jeden Tag sieht, wird man sich leider viel zu schnell zur gemeinsamen Selbstverständlichkeit. Sprich jetzt in der Phase der Fernbeziehung sehe ich den eigentlichen Hochgenuss, da du jede Minute voll zu schätzen weist.
Darum mein Rat nicht traurig sein, beim Abschied. Natürlich sind auch bei mir immer Tränen geflossen, aber es waren Tränen der Rührung, und der immensen Freude auf ein Wiedersehen.
Bei mir hat es aber dann leider doch nicht geklappt, da meine damalige Partnerin eben zu schwach für diese Art von Beziehung war. Ich konnte nicht weg , wegen meiner Kinder. Und sie hatte ihren kranken Vater zu betreuen, so war dann das Ende wohl vorprogrammiert.
Ich wünsch euch beiden auf jeden Fall mehr Glück als ich es hatte. Und denk dran...erfreute dich jetzt an genau dieser Zeit, denn jetzt seid ihr euch beide noch nicht selbstverständlich.
Von daher ist diese Zeit der Ferne, eine wundervolle wie ich meine. Die Vorfreude, gibt so viel Kraft und Energie, für den Alltag den man ohne seinen Partner auch schaffen kann.
Alles Gute

20.12.2016 04:54 • x 2 #9


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