…seit Anfang des Jahres stöbere ich hier schon in diesem Forum, lese die Geschichten und Schicksale, lese die Entwicklungen, suche dabei Antworten – vielleicht suche ich auch die eine oder andere (gefährliche?) Hoffnung – entdecke dabei viele Parallelen und versuche doch irgendwie das „Exklusive“ meiner Geschichte zu erkennen. Aber irgendwie ist es häufig immer wieder so unfassbar ähnlich, und man kann dabei nicht glauben, dass es einem dann selbst mit dieser Person passiert, der man so sehr vertraut und so viel anvertraut hat, die Person mit der man glaubte, sein Lebenskonzept und seinen Mittelpunkt gefunden zu haben – man war angekommen, glücklich, zufrieden und bereit für eine weitere großartige Zukunft, die einem weit offen zu stehen schien. Klingt verdammt pathetisch, aber so war es wirklich…
Ich hatte mal eine ellenlange Version meiner kompletten Geschichte mit allen Details zusammengestellt – wie alles begann, wie sich alles entwickelt hat usw. - aber ich denke mal, 9 Seiten will dann doch keiner lesen, es sind aber immer noch 3 Seiten. Das eine oder andere Detail kann ich vielleicht auf Nachfrage hervor kramen, wenn es Not tut.
Nehmen wir also die Fakten – meine Exfrau (wobei, die Scheidung ist noch von keinem von uns beantragt worden) und ich waren seit über 13 Jahren (meines Erachtens und das der meisten mittlerweile geschockten Freunde und Bekannte glücklich) zusammen, davon seit 7 Jahren verheiratet und haben eine 4-jährige großartige Tochter.
Rückblickend und auch durch spätere Gespräche in meinem Bekanntenkreis hatte sich meine Frau seit der etwas komplizierten Geburt unserer Tochter doch irgendwie verändert - sie wurde merklich ernster. Ihre bezeichnende Ausgelassenheit und Fröhlichkeit hatte abgenommen, dafür reagierte sie eher launischer, war schneller deprimiert – dennoch hieß es nach zwei Tagen häufig wieder „Das Leben ist doch so schön!“. Im vergangenen Jahr nahmen ihre Launen dann deutlich zu. Wir hatten zusätzlich auch das altbekannte Phänomen, dass man zunehmend eher Eltern und weniger eine Paar wurde - sie erwähnte dabei schon mal, dass sie unglücklich sei, was mich sicherlich irritierte, aber ihre Launenhaftigkeit ließ mich leider nicht ernsthaft aufhorchen, weil eben ein paar Tage später (nach außen hin) alles wieder in bester Ordnung war – wir starteten ein paar eher fruchtlose Versuche, alleine etwas zu unternehmen, mal essen zu gehen oder ins Kino, aber irgendwie waren wir anscheinend „aus der Übung“ - nach vielem Hin-und-Her schob sie auf einmal den immer wieder kehrenden Frust primär auf ihren Job. Letztendlich erledigte sie dort die Arbeit ihres Vorgesetzten und fühlte sich aber nicht entsprechend vergütet bzw. gewürdigt. Sie sah sich in einer wesentlich lukrativeren wichtigeren Position. Um ihren Seelenfrieden wieder herzustellen, schrieben wir Bewerbungen, doch dann geschah es, dass sie mit der Drohung ihres Weggangs und reger Unterstützung aus dem Kollegenkreis zum Jahresende die Position ihres Chefs zugesprochen bekam. Nun hatte sie etwas, womit sie erst in frühestens 5 Jahren gerechnet hatte. Und auf einmal war sie überglücklich, sie sprach Ende November sogar das seit Anfang 2014 ad acta gelegte Thema eines zweiten Kindes an.
Doch die Zufriedenheit hielt offensichtlich nicht lange bzw. das Problem war nämlich ein ganz Anderes, von dem ich gar nichts ahnte.
Kurz nach Neujahr kam es eines Abends während eines unverfänglichen Gesprächs wieder zu einer ihrer launischen verärgerten Reaktionen, worauf ich sie fragte, was denn jetzt schon wieder los sei. Darauf meinte sie, ich würde doch merken, dass es mit uns nicht lief.
Als ich sie fassungslos fragte, ob sie damit ausdrücken wollte, dass sie die Trennung wünschte, bejahte sie dies unbeirrt. Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte und fragte auch gleich mal panikerfüllt, ob es einen Anderen gäbe. Sie hätte sich zwar in einen verguckt, aber da würde nichts laufen; was aber mehr werden könnte – ich lag richtig mit meiner Vermutung, dass es dieser eine Kollege alias Juniorchef sein musste, dem sie nun schon seit 2 Jahren nach Feierabend Englischnachhilfe gab und mit dem sie in den letzten Monaten immer mehr unternommen hatte und den ich bereits zynisch als ihre Affäre bezeichnet hatte. Doch hatte ich ihr immer voll und ganz vertraut, darauf gebaut, dass das, was wir hatten viel zu wertvoll und großartig war, um es für so eine unsinnige Geschichte aufs Spiel zu setzen. Warum sollte sie nicht einfach einen guten Freund haben…man, war ich naiv!
Nach dem ersten Schock und einigen furchtbaren Tagen (mit den klassischen Gefühls.tremen à la Bitten, Weinen, Toben, Depressionen, Wut, Verzweiflung, intensiven Gespräche etc.) war dies aber auch meine Grundlage, um jetzt alles zu geben, ich wollte um unsere Ehe und Familie kämpfen und war überzeugt, diese retten zu können. Noch bekam die Kleine; welche übrigens ein echtes Papa-Kind ist; nur mit, dass Mama nicht mehr bei Papa schläft. Die war nach ein paar Tagen rüber ins Arbeitszimmer gezogen.
Ich legte mich also ins Zeug, um all das zu widerlegen, was mir meine Frau als Vorwurf und Gründe für das Verschwinden ihrer Gefühle vorgetragen hatte – meine Bequemlichkeit, mein fehlender Ehrgeiz, die abnehmende Zuneigung (kein Händchenhalten oder regelmäßige Küsse) – im Endeffekt warf sie mir zusammengefasst eigentlich vor, dass ich zu sehr zufrieden mit unserer aktuellen Situation und meiner Rolle als Vater gewesen bin.
Aber ich wollte nicht, dass es hier zu Ende ist. Das konnte und durfte nicht wahr sein. Ich setzte also alles in Bewegung, musste immer wieder gefrustet erkennen, dass ich an diese plötzlich so fremde Frau nicht mehr heran kam – von einem Tag auf den anderen eine extreme Kälte und Distanz zwischen uns. Manchmal suchte sie dennoch meine Nähe, ließ sich in den Arm nehmen oder hakte sich bei mir ein – Momente von fundierter Hoffnung, die sich dennoch befremdlich anfühlten. Wir unternahmen einen fruchtlosen Wochenendausflug ohne unsere Tochter - auch wenn wir hier und da ein paar gute wenn auch unverbindliche Stunden hatten, es brachte uns nicht weiter. Noch hielten wir das Familiendasein irgendwie aufrecht, wir lebten schließlich weiterhin zusammen in unserer Eigentumswohnung.
Kürzen wir es ab, denn der eine oder andere ahnt es vielleicht auch schon. Mitte März; direkt nach einem Kurzurlaub mit der Kleinen bei ihren Eltern ohne mich; setzte mich meine Frau davon in Kenntnis, dass sie bereits seit Juli 2015 eine Affäre mit eben diesem erwähnten Kollegen habe, welche sie eigentlich nur über die Adventszeit unterbrochen hätte.
Ausraster, Fassungslosigkeit, Schockreaktionen – das ganze Programm waren die Folge bei mir. Auf einmal alles umsonst – dieses verzweifelte überzeugte Kämpfen, um das Schlimmste zu vermeiden, und es war eigentlich schon alles passiert – und sie war sich ihrer Sache bereits sicher gewesen, hatte mich mieserweise über fast 3 Monate zappeln lassen.
Ich lasse hier mal die Details der nächsten grausamen Wochen aus und liefere nur die Fakten: viele dramatische Nächte, zahlreiche fruchtlose emotionsgeladene aber auch konstruktive Gespräche. Wider meiner ursprünglichen langjährigen Einstellung, dass ein Fremdgehen für mich das endgültige Aus bedeuten würde, wollte ich nach einiger Bedenkzeit doch einem Neuanfang die Chance geben – was wir hatten und weiterhin hätten haben könnten, war mir einfach zu wertvoll, um es nicht zu versuchen. Daher wollte ich sogar diesen elenden Betrug; von mir aus gerne mit professioneller Hilfe; verarbeiten. Für meine Frau war die Trennung jedoch weiterhin beschlossene Sache und das Interesse an einer Zukunft mit dem Anderen unverändert, daran rüttelte auch ein weiteres Beratungsgespräch nichts.
Unsere kleine Tochter blieb natürlich von den Entwicklungen auch nicht unberührt, und ihre Mutter zeigte mittlerweile zunehmend, wie überfordert sie mit allem war bzw. wie ihre Prioritäten sich verlagerten. Nicht selten gerieten die beiden heftig aneinander, ich musste meine Tochter regelmäßig beruhigen und irgendwie vermitteln, obwohl ich zunehmend eine unbändige Wut auf meine Noch-Frau bekam, denn sie leistete sich einen egoistischen verantwortungslosen Klopper nach dem anderen. Dazu kamen extremste Aussagen wie ich bin was Besseres als du, du hast mich nicht verdient oder ich vermisse niemanden deiner Familie, die bedeuten mir nichts, ich habe dessen Leben vielmehr aufgewertet bis hin zu Menschen, die mich kritisieren, sind sowieso unter meinem Niveau...der Wahnsinn!
Im April nahm sie sich letztendlich eine sauteure Zwei-Zimmer-Wohnung für 6 Monate. Somit nächtigte sie nicht mehr ständig im Arbeitszimmer, wenn sie mal nicht bei einer Freundin (oder vielmehr dem Anderen) übernachten konnte, es sei denn es waren ihre festen Abholtage für die Kleine. Derzeit holt sie sie zweimal in der Woche vom Kindergarten ab und hat sie alle 2 Wochenenden. Ich hole sie dreimal ab (hatte bereits nach ihrer Geburt und meiner 7-monatigen Elternzeit meine Arbeitsstunden reduziert) und habe sie an den anderen Wochenenden, auch wenn es gelegentlich vorkommt, dass ich sie auch mal eine komplette Woche habe, wenn die Mutter wieder auf Geschäftsreise ist.
Mittlerweile haben wir auch unsere jeweiligen Urlaube hinter uns gebracht – das erste Mal waren wir jeder alleine mit unserer Kleinen im Urlaub – die Mutter mit der Kleinen samt ihren Eltern in unserem alljährlichen Sommerrefugium plus Kurzbesuch des Neuen vor Ort / ich alleine mit Tochter in den Bergen. Dieser Urlaub hat meine Tochter und mich noch enger zusammen geschweißt, als dies schon vorher der Fall war und mich darin bestärkt, ihr möglichst so wenig zusätzliche Veränderung im sozialen Gefüge anzutun, als unbedingt nötig…ihre Familie ist kaputt gegangen, das reicht absolut.
Dafür führt ihre Mutter zunehmend den Neuen in ihr Leben ein. Mittlerweile wurde die Kleine mehrmals mit ihm konfrontiert – sie beschwert sich jedes Mal über ihn, keine Ahnung, ob sie das nur mir gegenüber tut. Man kriegt ja die tollsten Dinge mit, wie Trennungskinder agieren, um sich ihre jeweilige Harmonie zu bewahren.
Status zur Zeit: ich wohne mit unserer Tochter weiterhin in der Eigentumswohnung, die meine Ex natürlich partout verlustreich verkaufen will und nicht einsieht, dass Darlehen weiter zu bezahlen – ich müsste also zusehen, wie ich das alleine finanziert bekomme, um unser gewohntes Zuhause mit allen Freunden, Spielkameraden und dem Kindergarten sowie die zukünftige Schule in der direkten Nachbarschaft gerade für die Kleine zu gewährleisten.
Sie besucht weiterhin regelmäßig ihre Mutter, übernachtet mittlerweile dann auch dort (mir wird jetzt schon schlecht, dass sie in absehbarer Zeit oder mittlerweile sogar schon in dem neuen gemeinsamen Liebesnest übernachtet). Meine Ex will eine 50/50-Regelung durchsetzen – um somit anscheinend den Kindesunterhalt nicht zahlen zu müssen. Mir steht eigentlich auch ein Trennungsunterhalt zu, da sie nahezu das Doppelte verdient wie ich, aber ich hatte diesen bisher nicht gefordert, sondern nur angedeutet, denn so lange sie ihren Dauerauftrag bezüglich der Wohnung weiterhin bezahlt, komme ich gut über die Runden.
Ich hatte bisher auch nur einen Erstberatungstermin bei meinem Anwalt im Juni, der mich größtenteils beruhigte. Trotzdem mache ich mir so meine Gedanken, was meine Noch-Frau da alles im Hintergrund drehen könnte, um sich mehr und mehr in ihr neues Prestige-Leben zu stürzen ohne Rücksicht auf die Vergangenheit.
Am meisten macht es mir zu schaffen, dass der schöne Familientraum für meine Kleine so abrupt kaputt gegangen ist – dabei ist die Zeit mit ihr so kostbar, und ich begreife nicht, wie ihre Mutter es so oft so lange ohne sie aushalten kann. Gut für mich, wir haben somit einfach eine ausgiebige großartige Zeit zusammen, gerade vor zwei Wochen hat sie Radfahren gelernt – auch dieses Highlight hat ihre Mutter verpasst. Mir tut es dann immer wieder furchtbar weh, ihr morgens zum Abschied zu winken, wenn ich weiß, dass ich sie die nächsten Tage nicht sehen werde, weil sie mit der „neuen Welt“ ihrer Mutter konfrontiert wird.
Dann denke ich oft an unsere großartigen intensiven Jahre zurück, die so plötzlich vernichtet wurden und sich zunehmend wie eine Riesenlüge anfühlen. Und diese Frau; wenn ich sie mal sehe, denn der Kontakt wird weniger und weniger, von mir kommt eigentlich gar nichts mehr, auch keine Reaktionen auf ihre Nachrichten per WA, sollte es nicht unbedingt nötig sein – und eigentlich geht es nur noch um Absprachen bezüglich unserer Tochter; ist mir so unfassbar fremd geworden, als hätte ich 13 Jahre mit einer Schizophrenen verbracht oder als hätte sie mir über ein Jahrzehnt etwas vorgespielt. Und trotzdem schmerzt es immer noch so sehr und ich falle regelmäßig in ein düsteres Loch, fühle mich so einsam und wünsche mir eine neue Chance für uns alle drei, so wie heute mal wieder – und das nach bereits 8 Monaten…
21.09.2016 10:58 •
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