Neue Beziehung - wenn die Masken fallen

MKH
Hallo zusammen,

nach knapp drei Monaten in der neuen Beziehung geht es mir immer noch prima, allerdings habe ich bemerkt, dass allmählich die Masken fallen, d.h. irgendwie hat man die rosarote Brille noch in vielen Belangen auf, aber Thema Ich-Bestimmung kommt jetzt besonders bei mir wieder zum Tragen.

Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch, verbringe gerne Zeit alleine, gehe alleine joggen, einkaufen usw. Er wiederum wäre am liebsten bei allem dabei, was ich mache. Das war jetzt drei Monate lang alles schön und ich wollte das auch, allerdings merke ich, wie ich mich selbst jetzt wieder etwas zurückerobern möchte. Jetzt die Frage: Wie tut man das, ohne den anderen vor den Kopf zu stoßen oder gar zu enttäuschen?

Er freut sich total, mich am kommenden Wochenende zu sehen, irgendwie ist es für ihn ganz selbstverständlich geworden, dass wir von Freitag bis Sonntag zusammen sind. Allerdings entspricht das nicht dem Bild, dass ich auf Dauer habe. Ich brauche auch mal Zeit für mich. Ich will am Samstag früh laufen gehen und nachmittags treffe ich mich mit Freundinnen. Das hat ihn jetzt etwas enttäuscht, als ich ihm sagte, dass ich erst Samstag Abend zu ihm komme. Aber andererseits mag ich mich einfach nicht selbst aufgeben, will auch mal für mich sein, da ich unter der Woche wegen Arbeit und anderen Verpflichtungen auch kaum Zeit finde, um mal durchzuatmen.

Natürlich könnte ich auch all das mit ihm tun (joggen, bummeln etc), ABER das entspricht nicht meiner Philosophie einer Beziehung. Klar kann man das auch mal zusammen machen, aber eben auch mal alleine. Versteht ihr? Ich bin dafür, dass jeder seine Freiheiten hat. Er fährt ja auch Ende Juni mit Kumpels nach Kroatien zum Segeln.

Nicht, dass er sich jetzt darüber aufregt, aber mich plagt immer gleich das schlechte Gewissen, wenn ich etwas eigenes beanspruche, vielleicht, weil ich das in meiner letzten Beziehung kaum konnte, weil mein Ex ein besitzergreifender Egoist war, der mich direkt bestraft hat, sobald ich etwas ohne ihn gemacht habe.

Wie händelt ihr das in neuen Beziehungen?

Darüber hinaus merke ich, dass jetzt, nach 3 Monaten auch in anderen Bereichen die Masken fallen. sprich: Man fängt an, über dies und das zu diskutieren, ist sich nicht immer einig. wir waren über Pfingsten im Urlaub und an einem Abend hat es ordentlich gekracht, weil er mir vorgeworfen hat, ich würde immer bestimmen wollen und es ginge immer nur um mich. ein Wort gab das andere, aber 2 Stunden später war wieder alles gut. Dennoch sehe ich mich immer in der Pflicht, eine neue Beziehung möglichst sensibel zu behandeln und zu beschützen, weil etwas so Wertvolles nicht zerbrechen darf. Aber irgendwie gelingt mir das durch meine impulsive Art nicht immer.

Es kommt mir vor, als würden wir in dieser Phase der Beziehung nun testen und prüfen, wie weit man beim anderen gehen kann, es werden Machtverhältnisse unbewusst geklärt und beansprucht, jeder schaut jetzt, dass er seine eigenen Interessen irgendwie durchbringen kann, ich hab manchmal das Gefühl, dass man sich erst jetzt so richtig kennenlernt. Und man will vieles einfach nicht sagen, haut es dann aber doch raus, ganz egal, ob der andere dann etwas überfordert oder sogar gekränkt ist.

Ich würde gerne wissen, wie ihr das in neuen Beziehung anpackt, wie ehrlich ihr zum anderen seid (Du könntest ruhig auch mal einkaufen/putzen/aufräumen oder Nee, das kannst du nicht anziehen, das sieht nix aus! oder Musst du das jetzt unbedingt machen, das ist doch unnötig) und inwiefern ihr ein eigenes Individuum in der Beziehung bleibt. also wie ihr weiterhin ein ich bleibt, anstatt ein wir? ich finde, es gibt nämlich nichts schlimmeres, als dass man in Beziehungen plötzlich nur noch ein wir ist. jeder ist doch trotzdem noch ein ich, der auch mal eigene Sachen macht! Oder? Ich verschmelze doch nicht gleich komplett mit einer anderen Person, bloß, weil ich mit ihm zusammen bin, oder?

Und nur zur Info: JA, ich bin seeehr verliebt in ihn, aber ich möchte ihn auch nicht kränken, wenn ich mal hier und da einfach auf Rückzug gehe, weil ich Zeit für mich brauche.

08.06.2017 15:02 • #1


F
Hallo MKH,

ich kann dich bestens verstehen. ich bin da genau bei dir. Ich hatte mal eine Beziehung, bei der ich das nicht so ausleben konnte, wie du es eben gern auch magst. (führte dann natürlich auf Dauer ins nichts, aktuell hab ich das aber leider ein anderes Problem).

Da hilft nur reden. möglichst ruhig, ohne laut und emotional zu werden. versuch ihm zu erklären, wie du bist, was du magst, wie du da tickst und wenn ihm was an dir liegt, dann wird er das verstehen. eine beziehung basiert ja auf kompromissen. vielleicht macht ihr euch unternehmungen aus, die ihr zusammen macht und eben ein paar die du gern alleine machst. wie z.B. das joggen um deinen kopf frei zu bekommen vom stress auf arbeit etc.

Und das mit dem austesten ist glaube ganz normal, denn so findet man ja raus, wo man steht und wie das alles zusammenpasst (dominant, unterwürfig usw.)

08.06.2017 15:17 • #2


MKH
@Fram29 Er scheint sich damit abzufinden, dass ich Samstag Zeit für mich beanspruche, ich habe ihm heute am Telefon auch gesagt, dass es bestimmt daran liegt, dass ich auch so oft in meinem Leben schon alleine war und deshalb in manchen Dingen einfach komisch bin, aber dass das alles nix mit ihm zu tun hat. Meine Alleingänge sollen für ihn irgendwann was normales sein, etwas, das er mir einfach gewährt. Und sie sollen für mich so sein, dass ich mich nicht mit einem schlechten Gewissen rumplagen muss.

Weißt du, ich lese so viel darüber, dass wahre Liebe nicht weh tun soll usw.. und dass wahre Liebe einfach entspannt ist und einfach geschieht, aber dennoch muss man sich ja auch zwischen dem ganzen entspannten und einfachen auch mal noch richtig kennenlernen und da kann es mitunter passieren, dass ich als dominante Person eben auch mal anecke oder den anderen vor den Kopf stoße.

Es ist eben diesmal nur so, dass mein neuer Freund seeeehr sensibel ist. Ein Romantiker, der eben eher nachgibt als nach vorne prescht. Durch mich könnte er sich leicht überrollt fühlen Aber immerhin ist mir ein sensibler Mann lieber als so ein harter Kerl, der genauso dominant ist wie ich. Das würde nicht gut gehen.

Umso eine größere Herausforderung ist es, dass ich meine Interessen jetzt so gut es geht SANFT durchsetze, als ihm direkt die Hölle heiß zu machen..

Manchmal glaube ich halt, dass ich etwas eingerostet bin, was Beziehungen angeht. Ich hatte seit 4 Jahren keine richtig ernsthafte Beziehung mehr, wo ich wirklich 100% der Überzeugung bin, dass sie Potenzial hat. Hier hab ich das Gefühl, dass es passt und ich will einfach nichts falsch machen.. und stolpere trotzdem durch meine ungestüme Art manchmal voll rein!

Und trotzdem:

08.06.2017 15:48 • #3




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