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Eine neue Liebe finden - mit welcher Hoffnung?

Maya1967
Da ich mit niemandem mehr über meine Scheidung und die damit verbundenen Gefühle sprechen kann, hoffe ich, hier auf eine Person zu treffen, die sich vielleicht in einer ähnlichen Situation befindet oder die mir ihre Gedanken zu meiner Geschichte mitteilt. Ich werde dieses Jahr 50 Jahre alt und vor sieben Jahren hat mich mein Mann verlassen und nach einem Trennungsjahr die Scheidung eingereicht. Er war eines Tages, als ich nach Hause kam, nicht mehr da und ich habe ihn danach ein paar Tage später noch ein letztes Mal kurz gesehen. Wir haben das Treffen abgebrochen, da er anfing zu weinen und sich nicht mehr beruhigen konnte. Da ich um dieses Treffen gebeten und vor allem, weil ich den Eindruck hatte, dass ich oder meine Anwesenheit diese Weinkrämpfe auslösten und M. sich bereits in ein anderes Zimmer begeben hatte, fragt ich ihn, ob er wolle, dass ich gehe, was er bejahte. Zum Abschied sagte er: Das Schlimmste ist, dass ich immer noch Hoffnung habe. (Dieser Satz galt für mich jahrelang.)

Danach habe ich ihn nie wieder gesehen und so absurd sich das anhört, ich weiß gar nicht, wann bzw. wie er mir mitgeteilt hat, dass er mich verlässt. Den Scheidungstermin hat er so organisiert, dass es keinen gemeinsamen Termin gab - er lebt mittlerweile in einer anderen Stadt. Nach seinem Weggang wollte er seine persönlichen Dinge aus der gemeinsamen Wohnung holen und hat mich gebeten, ihm 3 Tage Zeit zu geben und für diesen Zeitraum die Wohnung zu verlassen, weil er mich nicht sehen wollte. Ich habe seinem Wunsch entsprochen. Wir waren 14 Jahre zusammen. Ich hatte ihn durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt, als ich 23 Jahre alt war. Dieser gemeinsame Freund war damals der Meinung, ich sei die richtige Frau für seinen besten Kumpel und wir hatten eine kurze Affäre, die ich nach ein paar Monaten aber beendet habe, weil ich zu dieser Zeit seit ein paar Jahren mit einem anderen Mann eine Beziehung hatte.

Nach 5 Jahren haben wir uns wieder getroffen und nachdem wir ein Jahr lang eine Liebesbeziehung hatten, bin ich 1997 in seine Wohnung eingezogen, die wir zuvor in wochenlanger Arbeit renoviert und umgestaltet hatten. Dort haben wir 13 gemeinsame Jahre verbracht und es waren die glücklichsten Jahre meines Lebens. 2001 haben wir aus steuerlichen Gründen und weil wir ohnehin zusammen bleiben wollten, bis der Tod uns scheidet, geheiratet. Obwohl ich zu dieser Zeit schon Anfang dreißig war, habe ich zu dieser Zeit ein zweites Studium absolviert, da ich mich beruflich neu orientieren musste. Mein damaliger Mann hatte das große Glück, eine zwar befristete, aber seinen Qualifikationen entsprechende Stelle im Wissenschaftsbetrieb zu finden und durch die Heirat hatten wir 1000 mehr zur Verfügung und ich musste nicht mehr parallel zum Studium arbeiten. Der einzige Nachteil war, dass er in eine andere Stadt ziehen musste und wir somit 5 Jahre lang eine sog. Fernbeziehung hatten. Ich habe ihn sehr vermisst in dieser Zeit, aber es war auch schön, ihn zu besuchen und wir haben täglich telefoniert. Unsere Beziehung war gleichzeitig sehr eng und sehr frei zumindest habe ich das so empfunden. Ich habe diesen Mann sehr geliebt und er hat mir sehr gut getan. Die Liebe hat uns beiden (zumindest mehrere Jahre lang) sehr gut getan, das ist auch unserem Umfeld aufgefallen und vor allem fühlte mich das erste Mal in meinem Leben irgendwo und bei irgendjemandem wirklich zu Hause, erkannt, geliebt und angenommen.

Offenbar habe ich diesen Mann idealisiert und unsere Liebe schön geredet. Ich habe lange nicht daran geglaubt, dass alles endgültig vorbei ist und dass er mich nie wiedersehen möchte. Vor 3 oder 4 Jahren, nach meinen letzten Versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen, um zu hören, wie es ihm geht, was er macht, etc., hat er mich des Stalking bezichtigt.

Das war für mich ein massiver Schock und ich habe mich noch immer nicht davon erholt. Ich bin fassungslos, wie es sein kann, dass das jetzt seine Perspektive ist. Wie kann so etwas geschehen? Was ist geschehen? Was war wirklich und was meine Projektionen? und natürlich auch: Was ist/soll/heißt das eigentlich: Liebe bzw. was für eine Bedeutung hat diese Liebe, die offenbar einfach so enden kann? Meine Liebe habe ich als bedingungslos empfunden und ich hätte mich niemals von M. getrennt, außer natürlich aufgrund von (fortgesetzter) psychischer oder physischer Gewalt o. Ä.

Ohne Frage gab es auch Konflikte und Probleme. Da ich es aber für unrealistisch halte, davon auszugehen, dass es nicht/nie zu Konflikten kommt, habe ich das Auftreten auch nie in Relation zur Qualität unserer Beziehung gesetzt. Mit M. habe ich mich das erste Mal in meinem Leben ganz gefühlt, das erste Mal wirklich als Person erkannt und angenommen.

Vielleicht ist das der Hauptgrund für meine derzeitiges trauriges Schicksal. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke und es war zwischenzeitlich auch schon mal etwas besser, aber erst heute wieder vermisse ich ihn sehr und habe wieder um ich geweint nach sieben Jahren. Meine Freundinnen sagen, ich soll mir Hilfe suchen und meinen damit eine Psychotherapie. Meine Mutter schlug einmal sogar vor, ich solle Medikament nehmen. Vor 3 Jahren war ich ca. 20 Stunden bei einem Psychotherapeuten, was mir aber leider nicht sehr geholfen hat, besser mit meiner neuen Lebenssituation klar zukommen. Das einzig Positive war, dass es mir geholfen hat, meine Schuldgefühle zu verringern und dass der Psychotherapeut das Verhalten meines Mannes als passive Aggression bezeichnet hat. An irgendeinem Punkt habe ich akzeptiert, dass es wohl eine Weile dauern wird, bis es mir wieder besser geht und mich vertrauensvoll bemüht, jeden einzelnen Tag so gut wie möglich hinter mich zu bringen und mich an den sog. kleinen Dingen zu erfreuen (z.B. Yoga, Spaziergänge, Treffen mit Freundinnen, gutes Essen, den Sommer, Kinder, etc).

Aber es wurde und wird nicht wirklich besser und ein Grund dafür ist meiner Meinung nach vor allem, dass ich zu dem anhaltenden Kummer auch noch sehr einsam bin. Vor ein paar Monaten habe ich mich sogar im Internet auf die Suche begeben, um zu merken, dass ich keinen dieser Männer will und daraufhin die Suche wieder eingestellt. Ich wollte mir nicht vorwerfen lassen, dass ich mir einen Mann wünsche, mir aber zu fein bin, mich auf eine mittlerweile in weiten Kreisen sowohl akzeptierte als auch praktizierte Form einzulassen. Insbesondere habe ich festgestellt, dass ich keinen Mann will, mit dem ich nicht jung gewesen bin. Das hätte wahrscheinlich auch ein anderer Mann sein können als M., war es aber nicht. Ich kann und will aber auch nicht den Rest meines Lebens, es sei denn es handelt sich nur noch um ein paar Wochen oder Tage, allein sein bzw. allein leben.

Erschwerend ist in diesem Zusammenhang auch das Alter, da es nicht mehr zahlreiche attraktive Männer in meinem Umfeld gibt, die ihr Interesse an mir bekunden. Ich denke auch, es ist weniger eine Frage des Alters an sich, als vielmehr eine der damit häufig verbundenen Lebensumstände.

Ich habe keine Kraft mehr und dieser Verlust war leider auch nicht der erste, den ich erleben musste. Nach einer schwierigen Kindheit und Jugend, aus der ich mit dem Gefühl herausging, nicht liebenswert zu sein, habe ich in der Liebe zu M. eine Heilung vieler alter Wunden erlebt. Glaubte ich zumindest und ich denke, es sind diese Wunden, die nun wieder aufgerissen wurden und natürlich kann nur ich selbst sie wirklich heilen, aber das Verlassen-werden und das Fehlen von Liebe von einem anderen Menschen sind der Heilung alles andere als förderlich und der Verlust bleibt ein Verlust. Ich empfinde es so, dass ich meine gesamte Vergangenheit verloren habe. Die Erfahrung, dass sich das Verhalten eines Menschen derart verändern kann, hat bei mir ein existenzielles Misstrauen hervorgerufen.
Ich habe mich noch nie von jemandem getrennt bzw. jemanden verlassen, nachdem ein gewisser Grad an Nähe existierte. Ich habe keine Vorstellung davon, wie es anderen gelingt, sich einst geliebte Menschen aus dem Herzen zu reißen? Eine Trennung ist keine Strategie zur Lösung von Problemen und war für mich unvorstellbar. Die Heirat hatte für mich vor allem die Bedeutung einer beidseitigen Erklärung, genau das nicht zu tun. Auf welcher Hoffnung sollte ich jetzt noch versuchen, eine neue Liebe zu leben?

24.06.2017 21:30 • x 3 #1


Sabine
Hallo @Maya1967 schön, dass du zu uns gefunden hast und herzlich Willkommen bei uns

Ich verstehe von was du erzählst, und es ist schwer zu erkennen, warum du ihn noch nicht wirklich loslassen kannst?

Bevor du eine neue Liebe finden kannst oder aber den Sinn darin erkennst, führt der Weg nur darüber, wieder leben zu können. Freude am Leben zu haben.

Es hilft dir wenig, verstehen zu wollen, warum etwas Menschen so machen können, so handeln können.

Sie sind, wie du ein Individuum. Sie dürfen anders entscheiden. Sie dürfen anders handlen. Und vor allem dürfen sie das alles anders tun, als wir erwarten.

Das anzunehmen, dass jeder ein Recht hat zu handeln, zu denken wie er/sie es für richtig hält, fällt dem Menschen heute sehr schwer. Wir leben ja nur noch in Erwartungen von anderen und kennen, das Sein lassen von anderen, nicht mehr.

Wir suchen immer nur Gründe. Wieso, weshalb, warum?

Aber was machst du in der Zeit mit dir, in der das Leben an dir vorbeirauscht?

Lese hier im Forum und vielleicht findest du eine Antwort auf das was du suchst.

Ich wünsche dir bald eine bessere Zeit.

Lg Lilly

24.06.2017 22:08 • x 5 #2


A


Eine neue Liebe finden - mit welcher Hoffnung?

x 3


Maya1967
Vielen Dank für die Antwort.

24.06.2017 22:16 • x 1 #3


Sabine
Sehr gerne

24.06.2017 22:18 • #4


VictoriaSiempre
Hallo Maya,

mich hat das, was Du schreibst, sehr berührt. Mit den üblichen Standardfloskeln und lies mal im Forum möchte ich deshalb nicht antworten. Ich muss es aber ein wenig sacken lassen, um was dazu zu schreiben.

24.06.2017 22:23 • x 4 #5


Y
Hallo Maya,

deine Trennungs- Geschichte liest sich , als seien deinerseits ganz viele Fragen noch offen. .
Das könnte erklären, wieso du schlecht einen Abschluss findest. Wenn deine Therapeutin von passiver Aggression redet, liegt dort eventuell ein Teil der Antwort. Dass er dir z.B. die Verantwortung überträgt, weil sein Leben schlecht verläuft. . eine Art Gewissensmanipulation?
Was ich nicht verstehe ist, dass er traurig wird und weint, deine Gegenwart nicht gut aushält, obwohl er doch die Trennung suchte. Gab es einen Auslöser?

Zitat:
. Die Erfahrung, dass sich das Verhalten eines Menschen derart verändern kann, hat bei mir ein existenzielles Misstrauen hervorgerufen.



ja, das ist mit der härteste Part einer Trennung!

24.06.2017 22:28 • x 4 #6


S
Hallo Maya,

einer meiner Freundinnen ist ähnliches passiert. Ihr Ehemann hat auch nie wirklich über Probleme in der Ehe gesprochen. Irgendwann Samstags hat er die beiden Töchter und die Frau in die Küche gerufen, weil er was zu sagen hatte und hat verkündet, dass er ausziehen würde. Dann hat er was zusammen gepackt und ist gegangen.

Danach hat er mit seiner Frau noch ein paar Male telefoniert, um Sachliches zu besprechen, irgendwann alles seinem Anwalt übergeben, ist zum Scheidungstermin erschienen und das war es dann nach über 20 gemeinsamen Jahren.

Für den oder die Verlassene ist so ganz schwierig einen Abschluss zu finden. Fragen werden nicht beantwortet, eine Gelegenheit Dinge anders zu machen wurde nicht gegeben. Hier bleibt nur eine große Leere. Andere, die Antworten bekommen von ihrem Ex, fragen sich immer wieder, ob diese Antworten wirklich stimmen, die Dinge erklären oder
nicht doch auch eine subjektive Betrachtung sind, die wiederum auch nicht weiter bringen.

Meine Freundin hat Jahre gebraucht, bis es ihr wieder besser ging. Viele Gespräche im Familien- und Freundeskreis, eine Therapie bei einer Psychologin, ein Klinikaufenthalt, Yoga, Thai Chi, Familienaufstellung etc.

Loslassen und akzeptieren ist schwer - in einer Konstellation wie bei dir ganz besonders. Aber auch du kannst es schaffen.

24.06.2017 22:45 • x 6 #7


A
Zitat von Maya1967:
Was ist/soll/heißt das eigentlich: Liebe bzw. was für eine Bedeutung hat diese Liebe, die offenbar einfach so enden kann?

Mit M. habe ich mich das erste Mal in meinem Leben ganz gefühlt, das erste Mal wirklich als Person erkannt und angenommen.
Vielleicht ist das der Hauptgrund für meine derzeitiges trauriges Schicksal.

Aber es wurde und wird nicht wirklich besser und ein Grund dafür ist meiner Meinung nach vor allem, dass ich zu dem anhaltenden Kummer auch noch sehr einsam bin.

....aber das Verlassen-werden und das Fehlen von Liebe von einem anderen Menschen sind der Heilung alles andere als förderlich und der Verlust bleibt ein Verlust. Ich empfinde es so, dass ich meine gesamte Vergangenheit verloren habe.

Ich vermute so einfach ist diese Liebe nicht geendet, meistens beginnt es schleichend und möglicherweise hat du einige Signale ausgeblendet, die dich hätten wachrütteln können.

Das Leben deines geschiedenen Mannes geht weiter, er kennt dich gut und findet es für sich besser den totalen Abstand einzuhalten, dieses zu akzeptieren kannst du nicht.

Solange du andere Personen brauchst um dich als Ganzes zu fühlen bleibst du abhängig von anderen um dich gut fühlen zu können, suche in dir welche Anteile du vermisst, wo sie geblieben sind ? Wo hast du diese abgespalten ? Solange du diese nicht integrieren, annehmen, wertschätzen kannst, wirst du immer jemanden vermissen und dich einsam und verlassen fühlen - von dir Selbst !

Überprüfe deine Gedanken, du hast deine Vergangenheit gelebt und erinnerst dich doch auch daran, sie ist vorbei, genauso wie dein Leben weitergeht und dir ständig neues bietet.

Die Realität ist, Verluste gibt es in jedem Augenblick in unserem Leben, es ist unsere Aufgabe zu lernen wie wir damit umgehen können. Klammern an etwas, was schon lange nicht mehr existiert kostet dich deine wertvolle Lebenszeit, vergeude sie nicht indem du an Illusionen festhälst.

Du bist deinem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert sondern hast das Ruder wo es langgehen soll selbst in der Hand. Vielleicht hilft der erneute Gang zum Psychotherapeuten dir auf die Sprünge zu helfen. Ich vermute das Trennungsgeschehen hat dich retraumatisiert und wirkt jetzt doppelt so schwer. Leider bekommt nicht jeder die Chance in Würde und Anerkennung von einander Abschied nehmen zu können, dennoch ist es so wie es ist und das gilt es zu akzeptieren.

Alles Gute !

24.06.2017 22:56 • x 4 #8


B
Liebe Maya,

Deine Geschichte berührt mich sehr.
So lange leidest du schon und bekommst keinen Abschluss. Dabei ist dieser so wichtig, damit du wieder leben kannst. Und ich meine LEBEN, nicht irgendwie funktionieren.
Sowohl @sabine49 als auch @Ajvar haben schon sehr viele gedankenanstöße gegeben. Denen kann ich mich nur anschließen.

Den abschluß musst du leider allein bewerkstelligen. Eine mammutaufgabe.
Aber es lohnt sich. Ohne externe hilfe wird dass nicht funktionieren.
Hole sie dir.

Wir sind für dich da und versuchen dich zu unterstützen

24.06.2017 23:30 • x 3 #9


L
Musste auch, wie Viktoria, länger überlegen bevor ich schreibe.

Was mir mittlerweile in Sinn kam: Scheinbar habt ihr, trotz der langen gemeinsamen Zeit keine Kinder. Kann das für dich irgendwie eine Rolle spielen?

24.06.2017 23:41 • x 1 #10


Maya1967
Vielen Dank für deine Antwort. Ja, es war schade, dass wir kein Kinder hatten - vielleicht auch besser so, weil die Beziehung ja nicht so gut war, wie ich dachte. In der ersten Zeit war ich darüber oft sehr traurig, aber dann habe ich es so akzeptiert und gedacht, aber dafür (als würde das Leben so funktionieren) erlebe ich eine ganz besondere Liebe. Die Trauer über die Kinderlosigkeit haben wir geteilt und damit bin ich nun auch ganz allein.

24.06.2017 23:59 • #11


I
Zitat von Maya1967:
Das war für mich ein massiver Schock und ich habe mich noch immer nicht davon erholt. Ich bin fassungslos, wie es sein kann, dass das jetzt seine Perspektive ist. Wie kann so etwas geschehen? Was ist geschehen? Was war wirklich und was meine Projektionen? und natürlich auch: Was ist/soll/heißt das eigentlich: Liebe bzw. was für eine Bedeutung hat diese Liebe, die offenbar einfach so enden kann?

Ich habe keine Kraft mehr und dieser Verlust war leider auch nicht der erste, den ich erleben musste. Nach einer schwierigen Kindheit und Jugend, aus der ich mit dem Gefühl herausging, nicht liebenswert zu sein, habe ich in der Liebe zu M. eine Heilung vieler alter Wunden erlebt.
Glaubte ich zumindest und ich denke, es sind diese Wunden, die nun wieder aufgerissen wurden und natürlich kann nur ich selbst sie wirklich heilen, aber das Verlassen-werden und das Fehlen von Liebe von einem anderen Menschen sind der Heilung alles andere als förderlich und der Verlust bleibt ein Verlust.


Liebe Maya, deine Geschichte geht mir sehr nahe und ich verstehe sehr gut, dass du eine Antwort suchst auf die Frage nach dem warum...
Warum tut er das?
Mein Eindruck: er ist mit der Situation überfordert.
Du schreibst Du hast mit ihm eine Heilung alter Wunden erlebt. In Wirklichkeit ist es aber so, dass ein Partner alte Wunden nicht heilen kann. Er kann eine Art Verband darüber legen, so dass du sie nicht mehr so spürst... durch seine Art mit dir umzugehen, sein Verständnis etc. So fängt er dich auf und es entsteht bei dir der Eindruck des geheilt seins.
Das kostet ihn aber viel Energie. Irgendwann kann er das nicht mehr leisten.
Dann bricht das ganze Konstrukt plötzlich wie ein Kartenhaus zusammen.
Du hast dich ihm geöffnet und er hat dann irgendwann dichtgemacht. Plötzlich sind die alten Verletzungen wieder präsent.

Wunden aus der Kindheit kann kein Partner der Welt heilen. Das kannst nur du selbst, wenn überhaupt jemand.
Deine Angst ist groß, alleine leben zu müssen. Kann es sein, dass du ihn das unbewusst hast spüren lassen? Hast du vielleicht geklammert, ihn erdrückt ohne es zu bermerken oder es zu wollen? Oder ihm Verantwortung für dein Wohlergehen aufgeladen?

Er weint, wenn er dich sieht, hat noch irgendwelche Hoffnungen, zugleich sieht er aber keine Chance mehr? Kann deinen Anblick nicht ertragen?
Klingt für mich nach kompletter Überforderung. Vermutlich sein Gewissen, dieser Verantwortung nicht mehr gewachsen zu sein.
Er hätte diese Problematik schon vorher mal ansprechen können oder Signale setzen können?
Vielleicht konnte er das auch nicht aufgrund seiner eigenen Geschichte.
Oder hat er das getan und du hast sie nicht wahrnehmen (wollen?)...
Fragen, die du dir stellen und für dich klären solltest. Denn sie könnten in einer neuen Beziehung wieder zum Problem werden.

Das ist mein ganz persönlicher Eindruck beim Lesen deiner Zeilen. Ich kenne weder dich noch deinen Mann und kann mich entsprechend irren...
Dir alles Gute Irrlicht

25.06.2017 00:19 • x 4 #12


B
Hallo Maya,

Wie geht es dir heute morgen ?

Mich interessiert, wie du in der doch recht langen zeit nach der scheidung lebst ? Was hast du getan bzw tust du, um weiter zu kommen ?
Du erscheinst mir als sehr sensibler mensch. Das macht dich (leider) für schmerzen sehr empfänglich. die leidensphasen sind bei sensiblen bzw hochsensiblen menschen länger. Auch leider. Jeder braucht die Zeit, die er braucht. Aber irgendwann sollte es voran gehen.

Du wirst ERST 50 . Da geht noch was.

Woran hast du so richtig Freude ? Wann kommst du nach Hause und sagst: hallo Wohnung, bin wieder daahaa, was war das für ein schöner Tag ? Wann hast du das Gefühl, daß der Tag viel zu schnell vorbei ist ? Wann bist du tief zufrieden und hast deine innere Ruhe ?

Ich freu mich auf deine Gedanken hierzu

25.06.2017 09:33 • x 5 #13


Maya1967
Hallo bazinga,

mir geht es nicht so gut, obwohl deine und die Antworten bzw. Reaktionen der anderen mich sehr bewegen und auch trösten. In meinem direkten Umfeld will niemand mehr meine Klagen hören und das kann ich einerseits auch verstehen, aber leider habe ich in den ganzen Jahren wenig Verständnis und Mitgefühl erfahren. Einige Freundschaften sind nach der Trennung auch zerbrochen bzw. einige gemeinsame Freunde haben sich von mir abgewandt.
Oft erschrecke ich, wenn ich mir vor Augen halte, wie viel Zeit bereits vergangen ist. Ich glaube, ich warte immer noch darauf, dass M. wieder Kontakt mit mir aufnimmt. Ich dachte immer, dass M. Zeit braucht und dass es aber auf keinen Fall so bleiben könnte, dass man einfach fortgeht und den Kontakt abbricht. Damit meine ich nicht, dass alles wieder so wird wie zuvor und noch nicht einmal, dass wir wieder in Liebe zueinander finden, aber dass es noch etwas zu sagen gibt, dass ich erfahre, warum M. gegangen ist. Warum ihm alles, was war nichts mehr bedeutet, warum er mir meine Fehler nicht verzeihen kann etc.
Sein Verhalten entwertet für mich alles - mein großes Glück, meine große Liebe, das war alles eine Illusion. All die Jahre, in denen ich gedacht habe, etwas geschafft und aufgebaut zu haben, waren vergebens, verschwendete Lebenszeit.
Was mache ich um weiterzukommen? Das ist eine gute Frage. Ich versuche, zufrieden zu sein mit dem, was ist und nicht in negative Verhaltensmuster zu verfallen. Ich habe einen anstrengenden und zeitaufwändigen Job und das lenkt mich zeitweise ab. Ich habe ersteinmal aufgehört zu denken, dass es mir möglichst schnell gelingen muss, mich besser zu fühlen, weil mich das zusätzlich unter Stress gesetzt hat.
Was macht mir Freude? Musik, Spaziergänge in der Natur, Gespräche mit Freundinnen und viele kleine Dinge des Alltags, aber alleine ist alles traurig. Manchmal fühle ich mich auch zufrieden (ohne Grund), aber das ist sehr selten, weil ich mich meistens sehr einsam fühle.
Was ist denn deine Geschichte, bzw. weshalb bist du in diesem Forum?

Viele Grüße

25.06.2017 12:04 • x 1 #14


U
Hallo Maya 1967,

ich habe Deinen Thread verfolgt und würde Dir gerne mal meine Sicht darstellen, vielleicht hilft es Dir ein wenig.

Deine Geschichte erinnert mich in Teilen an meine Geschichte, ich wurde auch quasi über Nacht ausgetauscht. Meine Ex wollte zweimal zurückkommen, ist aber letztlich beim neuen Mann geblieben, den sie auch heiratete.

Die Hilflosigkeit und die immer wiederkehrende Frage nach dem WARUM wird oft, wenn nicht gar immer, unbeantwortet bleiben. Ich nenne es das unausgesprochene Argument. Mit Hilfe einer Psychologin habe ich versucht, dem auf dem Grund zu gehen. Sie konnte mich nicht kurieren, dass darf man auch nicht erwarten. Aber sie hat mir kleine Wege aufgezeigt, mit der Geschichte klarzukommen.

Für mich hat sich dabei folgendes herausgestellt:

Die Ehe war schon länger in Monotonie, nur es fiel mir nicht auf.
Die Gespräche wurden weniger, dafür die Arbeit immer umfangreicher.
Als die Kinder aus dem Haus waren, fehlte uns etwas in der Beziehung. Eine gemeinsame zu verantwortende Aufgabe sozusagen.
Menschen ändern sich über die Jahre, man sagt ca. alle 7 Jahre. darum gibt es auch den Begriff Das verflixte 7.Ehejahr. Angeblich sollen spätestens dann, wenn vorher alles immer gut in der Ehe lief, erste größere Probleme kommen. In gewissen Teilen traf das bei meinem Fall sogar zu.
Wenn einer der Partner in einer Beziehung unglücklich ist, spricht er oder sie leider sehr oft darüber nicht und leidet im Stillen aus Angst, Streit u.ä. hervorzurufen.

Je länger man eine Beziehung hatte, desto länger dauert die Regeneration. Was über Jahre aufgebaut wurde, wird nicht in wenigen Tagen oder Wochen verarbeitet. Das kann u.U. Jahre dauern. Dann kommt die sprichwörtliche Angst, dass man für immer alleine bleibt. Man wird älter und meint, dann keine Leute mehr kennen zu lernen, weil alle vergeben sind.

Nun, ein guter Tipp und eine selbst entworfene Strategie, die ich mir über die letzten über zwei Jahre zugelegt habe ist folgende:

1.Ich habe akzeptiert, dass ich nicht alles beeinflussen kann. Weder meinen Partner, noch alle möglichen Tiere, Kinder etc.
2.Ich weiß, was ich will und was ich nicht mehr will. Das war während meiner Ehe komplett anders.
3.Ich mache, was ich will und denke mir oft, wenn Leute mich bedrängen: Go home and shut your mou....
4.Ich bin mit 43 nicht mehr taufrisch, möchte auch keine Kinder mehr großziehen, dass habe ich bei dreien mit meiner Ex erfolgreich getan, die sie mit in die Ehe brachte.
5.Ich weiß, dass ich irgendwann mal wieder eine Frau kennen lernen werde, die zu mir und ich zu ihr passe, aber ich lasse mir und auch ihr die Zeit, zu erkennen, ob es passt.
6.Ich muss an meiner Anziehungskraft arbeiten, wird hier in den Foren von einigen Usern immer wieder mal thematisiert. Aber vor allem bleibe ich mir treu. Was ich nicht will, wird es nicht geben.
7.Da es quasi keine Limits gibt: Ich flirte hin und wieder sehr gerne, ich bin ja momentan niemanden verpflichtet. Ich genieße das Leben, lebe zwar bescheiden und auf kleinem Fuss. Aber na und, ich bin mit mir unter den gegebenen Umständen zufrieden. Ich bin nicht reich, kein Brad Pitt-Superstar, habe keine herausragende berufliche Stellung und momentan auch keine Partnerin. Aber ich habe einen tollen Hund und zwei Katzen, die mir treu ergeben sind und die ich über alles liebe. Und ich lebe. Sicher gibt es dunkle Tage, aber letztlich bin ich es, der entscheidet, ob ich den *beep* einziehe oder lebe. Ich habe mich für letzteres entschieden.

Also liebe Maya, mein größter Tipp: Setz Dich an Dein Steuer und bestimme Dein Leben. Lass nicht Gedanken und Ängste Dein Leben bestimmen, dann wirst Du es nicht genießen können. Du bist 50, na und? Zahlen sind schöne Statistikwerte, nicht mehr. Ich schreibe aber MEINE EIGENE STATISTIK. Also, nimm alle Hilfen und Freuden in Anspruch, behalte die Kontrolle über Dein Leben und schau nach vorne, nicht nach hinten. Du kannst die Gegenwart beeinflussen, nicht jedoch die Vergangenheit und die Zukunft.

Warte nicht auf irgendetwas wie den Kontakt Deines M. Das wird nichts. Denn Du kannst es nicht beeinflussen, wenn er nicht will, musst Du das (leider) akzeptieren. Aber da draußen sind bestimmt viele andere einsame Herzen, die Dich sicher kennenlernen möchten. Also, worauf wartest Du. Wenn Du die nächsten 30 Jahre so weiter machst, bleibst Du einsam und alleine, aber dann hättest Du auch selber schuld. Nutze daher die Gegenwart und schau Dich in aller Ruhe um. Es passiert Dir nichts Gutes, außer DU tust es.

Ganz viele liebe Grüße und viel Kraft und Erfolg, auch Du schaffst das schon noch!

Udi74

25.06.2017 13:27 • x 7 #15


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