Hallo,
ich nin nun seit fast 8 Monaten getrennt komme noch immer nicht von der Beziehung los - obwohl ich sie beendet habe.
Aber erstmal ein bisschen was zur Vorgeschichte. Wir sind beide Anfang 20 lesb. ich habe überlegt, ob ich das überhauot schreiben sollte, aber es ist einfacher wichtig, um zu verstehen, warum ich die Beziehung beendet habe. Wir - ich nenne sie im Folgenden A - lernten uns letztes Jahr im Sommer über ein Dating-Portal für lesb. Frauen kennen (wir sind beide nicht der Typ für Parties und haben beide keinen Freundeskreis in dieser Szene). Nachdem wir zwei Wochen wirklich lange Texte geschrieben haben und uns gut verstanden hatten, trafen wir uns. Es war so toll! Ich kam mittags zu ihr und bin erst sieben Stunden später wieder gefahren - wir haben uns sehr gut unterhalten, saßen am See und wussten einfach, dass wir uns wiedersehen wollten. Und so kam es, dass sie 5 Tage später zu mir in die Stadt kam und es war wieder wunderschön. Wir verbrachten den ganzen Tag zusammen und es kam am Ende des Tages auch zu einem Kuss. Wir trafen und öfter und wussten - ohne es direkt anzusprechen - dass wir jetzt zusammen sind. A machte mir ein überraschend großen Geburtstagsgeschenk, obwohls wir uns zu diesem Zeitpunkt erst rund einen Monat kannten. ich fands etwas unverhältnismäßig, aber hab mich natürlich trotzdem sehr gefreut. Nach und nach lernten wir auch unsere Freunde kennen. Ich fühlte mich wohl, wenn ich bei ihr war und ich ihre Freunde kennenlernen durfte, so war es, denke ich, auch für sie bei mir/meinen Freunden.
Zwischen Pizza im Bett Tagen, Ausflügen, Weihnachtsmarktbesuchen ging es und einfach gut. Sie bastelte mir sogar einen ziemlich aufwendigen Adventskalender, wieder so ein Liebesbeweis, den ich (nach bis dato ca. 3 Monaten Beziehung bzw. 3 Monaten nach dem Kennenlernen) sehr schön fand, aber auch ein bisschen unverhältnismäßig. Ich hab mich trotzdem natürlich wieder riesig gefreut. Doch zugleich wuchsen die Zweifel in mir. Ich wollte sie nicht gewinnen lassen und kämpfte mit mir uns meinen Gedanken, denn so sehr ich es auch wollte, konnte ich mir einfach nicht vorstellen, meinen Eltern von ihr zu erzählen. Sie akzeptieren meine Homos.ualität nicht komplett und ich hatte Angst, was passiert wenn ich es ihnen und meiner restlichen Familie erzählen wollte und hab mich dadurch immer unsicherer gefühlt und auf einmal an allem gezweifelt. ist die Beziehung wirklich das, was ich will? Steh ich nicht vielleicht doch auf Männer? Ist meine Freundin nicht viel verliebter für mich und tut mehr für mich als ich für sie?
Ich konnte mir beispielsweise nie vorstellen, mit ihr zukünftig zu verreisen. Und die Blicke auf den Straßen, wenn wir Hand in Hand gingen, wurden irgendwann so unerträglich für mich, dass ich es schon meidete, mit ihr rauszugehen bzw. es vermeidete, ihre Hand zu halten. Sie hatte mit all diesen Sachen gar kein Problem.
Ihre Familie wusste über uns Bescheid, sie wollte ihr Glück auch in der Öffentlichkeit zeigen. Was man dazu sagen muss: sie hatte zuvor eine Beziehung, die 2,5 Jahre anhielt und war in ihrem Umfeld damals schon komplett geoutet. Ich hatte zuvor eine 1,5 jährige Beziehung, die ich weitgehend geheim gehalten habe, meine Eltern wussten Bescheid, aber reagierten nicht besonders toll. deshalb hab ich mir irgendwann angewöhnt, dass einfach zu vertuschen, auch wenns der falsche Weg war. Nach dieser 1,5 jährigen Beziehung dauerte es fast 2 Jahre bis ich davon los kam und dann kam A und plötzlich hatte ich wieder Gefühle für jemanden. A war zu dem Zeitpunkt als wir uns kennenlernten 10 Monate getrennt.
Es war nun irgendwann lurz vor Weihnachten 2016 und wir trafen uns, übergaben uns schon unsere Weihnachtsgeschenke und verbrachten einen eigentlich schönen Abend - doch die Zweifel wirden größer und ich war etwas genervt an diesem Abend, obwohl er doch so schön war. Über Weihnachten waren A und ich bei unseren Familien und sahen und eine Woche nicht. Diese Zeit war schön und schrecklich zugleich. Mir ging es gut und ich brauchte den Kontakt zu A einfach nicht. ich merkte Tag für Tag wie ich einfach nicht mit ihr telefonieren oder schreiben will.
Dann kam der 30. Dezember. Ich fuhr wieder in meine eigene Wohnung, weil ich mit A zusammen dort Silvester feiern wollte. Schon als ich noch bei meinen Eltern im Ort im Zug saß, verspürte ich eine tiefe Traurigkeit. Ich wollte bei ihnen bleiben, hatte fast schon sowas wie Heimweh (was ich sonst nie hatte) und angekommen in meiner Wohnung weinte ich. A kam einige Stunden später zu mir und das war das erste Mal, dass ich mich nicht freuen konnte über ihren Besuch, was mir wieder Angst machte und mir erneut Tränen in die Augen stiegen. Ich verstand auf einmal nichts mehr! A versuchte alles, damit wir eine schöne Zeit haben und ich? Ich heulte und sagte ihr, dass ich alles in Frage stelle, dass ich den Kontakt in der einen Woche, in der wir uns nicht sahen, überhauot nicht gebraucht habe, dass ich schon überlege, ob ich doch auf Männer stehe (und das tue ich wirklich nicht - ich hatte in den letzten 6 Jahren immer nur Frauen und kann mich in Männer einfach nicht verlieben), dass ich mich nicht freuen kann, dass sie bei mir ist. All das habe ich ihr gesagt und sie blieb ganz ruhig, nahm mich in den Arm und küsste mich. sie ging nicht weg, sie blieb! Silvester war es immer noch nicht besser. Ich weinte fast den ganzen Tag, A blieb ununterbrochen bei mir und hörte einfach zu. Einen Tag später bat ich sie zu fahren. Mir ging es so schlecht, ich hatte eine tiefe Traurigkeit in mir und A konnte nichts dagegen tun. Ich wollte ein paar Tage für mich um wieder zu wissen, was ich will und um überhaupt auch mit mir klar zu kommen. A fuhr also wieder nach Hause und ich blieb in meiner Wohnung und weinte, aß fast nichts und mir ging es einfach hundeelend. A hielt die Kontaktsperre nicht durch und meldete sich in den folgenden Tagen immer wieder. Sie versicherte mir, dass sie hinter mir steht, dass sie kämpfen wird und nicht einfach gehen möchte! Das tat mir gut, auf der anderen Seite überforderte es mich, weil ich sehr gut verstanden hätte, wenn sie einfach gegangen wäre. so wie ich in diesem Monat drauf war, hätte ich nichts anderes erwarten können.
Doch wie bereits beschrieben, es kamen dauernd Nachrichten, dass sie zu mir steht und die Beziehung nicht aufgibt! Ich fuhr einige Tage später wieder zu meinen Eltern und blockte zunehmend den Kontakt zu A ab. Wenn sie fragte, ob wir uns sehen können, war das für mich immer ein Problem, weil ich merkte, dass es mir nicht wichtig ist, sie zu sehen. doch ich richtete es ein. Nachdem ich 1,5 Wochen bei meinen Eltern war und wieder in meine eigene Wohnung kam, besuchte A mich erneut und es war schön! Trotzdem gingen diese Zweifel einfach nicht weg. Wir redeten über alles und ich sagte letztendlich, dass wir sehen müssen, wohin uns der Weg führt, dass ich ihr jetzt keine 100 prozentige Antwort geben könnte. wir trafen uns noch zwei Mal, wo es gefühlsmäßig ähnlich wie zuvor bei mir aussah. Und dann war es soweit. Inzwischen war es Februar. Ich war wieder bei meinen Eltern und merkte einfach, dass es unfair wäre, A so hinzuhalten. Ich war mir sicher, dass ich die richtige Entscheidung treffe und schrieb ihr, auf ihre Frage Sehen wir uns Ende der Woche?, dass ich nicht weiß, ob ich das will. Daraufhin telefonierten wir und ich beendete am Telefon unsere Beziehung. Ich versuchte alles zu erklären. Wie es in mir drin aussieht, wusste sie ja schon vorher, aber ich versuchte es wieder zu erklären. Ich sagt sogar, dass es sich für mich mittlerweile eher wie eine Freundschaft anfühlt. Sie - inzwischen heulend von ihrer Arbeit früher nach Hause gegangen - konnte die Welt nicht mehr verstehen. Sie sagte Wie kannst du nur ein ruhiges Gewissen haben?, was ich als unfair empfand, da ich ihr immer sofort erzählt habe, was mich bedrückt und zweifeln lässt. Aber es war für mich einfach ok in diesem Moment. Es war ok, dass wir uns da gerade getrennt haben am Telefon.
Tage und Wochen vergingen. Mir ging es recht gut und ich war durch allerhand Klausuren in der Uni abgelenkt. Ungefähr einen Monat später fing es an, dass ich grübelte. Dass ich merkte Halt! Was war da eigentlich los mit dir? Du warst doch glücklich in der Beziehung, wieso hattest du so Angst, was andere darüber denken? Wieso war dir das nicht einfach egal? Ich verstand mein Verhalten aus den letzten Monaten nicht mehr. Nach ein paar Tagen beschloss ich, A eine Nachricht zu schreiben. Ich fragte, ob wir reden könnten und es kam prompt Nein, das können wir nicht. Ich habe abgeschlossen. Für mich ist das vorbei. zurück. Ich konnte es einfach nicht glauben. Sie, die noch 6 Wochen vorher versprach, dass sie bei mir bleibt, dass sie kämpft, schreibt mir jetzt, dass sie abgeschlossen hätte?
Mir ging es wieder schlechter. In meinem Nebenjob und der Uni konnte ich mich nicht mehr konzentrieren, meine Gedanken waren bei A und vor allem auch bei meinem Verhalten aus den letzten Monaten, das ich nicht mehr nachvollziehen konnte. Ich beschloss, ihr einen Brief zu schreiben, weil ich alles noch als unausgesprochen empfand. Fast 4 Seiten schrieb ich. Besser ging es mir nach dem Abschicken des Briefes jedoch nicht. Meine beste Freundin, die zufällig im gleichen Ort wie A wohnt, besuchte ich einige Tage später. Wir kauften ein und es kam wie es kommen musste, wir sahen A. A sah mich nicht, aber ich sah sie und wurde unruhig. Ich musste zu ihr! Ich musste einfach! Ich ging tatsächlich noch am gleichen Abend zu A. Ihre Mitbewohnerin lies mich rein. Als ich A sah, blickte ich in ein kaltes, ausdrucksloses Gesicht. Ich fragte, ob wir reden könnten, aber sie wollte nicht reden. Ich fragte, ob sie meinen Brief gelesen hätte. Ja, sagte sie. aber Da ist nichts mehr, da sind keine Gefühle mehr! Das war ein Stich ins Herz. Ich ging aus der Wohnung. Ich konnte alles nicht glauben. A, die mir alles versprochen hatte, die bei der Trennung sich nicht mehr vom Weinen beruhigen konnte, sagt mir nun auf einmal, dass da keine Gefühle mehr sind? Ich wollte es nicht wahr haben. Ich merkte so sehr, wie viele Gefühle dort noch von meiner Seite waren und wusste nicht wohin mit ihnen. ich machte mir große Vorwürfe!
In den darauffolgenden Tagen und Wochen versuchte ich mich abzulenken. Aber oft überfielen mich mitten als ich an der Arbeit oder unterwegs war, die Tränen. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass ich sie verloren hatte und dass es meine Schuld war, dass sie nicht mehr zu mir gehört. Ich besuchte viele Freunde, redete mit ihnen darüber, reiste, ging auch mal feiern, suchte mir neue Sportarten und ich fing eine Therapie bei einer Psychologin an, weil ich mich endlich meiner Angst, auf Frauen zu stehen und mit ihnen eine Beziehung zu führen - egal was andere sagen, stellen wollte und ich redete mit meinen Eltern. Ich sagte ihnen, dass sie endlich in Sachen Frauen hinter mir stehen müssen und zu meinem großen Erstaunen, versicherten sie mir, dass sie das tun.
Zu allem Überfluss bekam ich noch im März mit, dass A sich neu verliebt hatte. sie hatte jemanden in dem gleichen Dating-Portal kennengelernt, in dem sie auch mich kennenlernte. eine Frau, die 10 Jahre älter als sie selbst ist. Die den gleichen Vornamen wie ich hat und ursprünglich aus der gleichen Region kommt wie ich. komische Zufälle wie ich finde. Sie hatte sich noch im Februar wieder neu verliebt in diese Frau. Einen Monat nachdem sie mir versprach, zu kämpfen.
Es sind nun einige Monate vergangen und erst gestern war wieder ein schwarzer Tag. Gleich nach dem Aufstehen ging es mir schlecht. Ich weinte. Denn ich kann es immer noch nicht glauben, alles kaputt gemacht zu haben. und auch nicht, dass sie mit dieser neuen Frau glücklich ist und sich einfach in einem fließenden Übergang in sie verlieben konnte. Ich kann es bis heute nicht wahrhaben, aber es ist tatsächlich so. Ich liebe sie noch immer.
Vor zwei Wochen schrieb ich ihr noch eine letzte Nachricht - wir haben uns überall entfreundet und hatten seit ich bei ihr war, keinen Kontakt mehr. Ich schrieb ihr bei Facebook noch einige Worte zum endgültigen Abschluss. auch, dass ich weiß, dass sie sofort eine neue Freundin hatte und dass ich das nicht verstehen kann (gerade weil kurze Zeit zuvor ja nich ihre Versprechen kamen. ), aber auch, was ich in meinem Leben bisher alles geändert habe. Und dass sie mir nicht antworten soll, da ich endgültig mit ihr abschließen will.
Es kam auch keine Antwort. Ich weiß nicht mal, ob sie die Nachricht überhaupt gelesen hat.
Das war meine Geschichte. Das, was ich nicht verstehe, ist wie ich alles kaputt machen konnte. aber auch wie sie sich wirklich im fließenden Übergang wieder neu verlieben konnte. Jeden Tag quälen mich diese Fragen und die Selbstvorwürfe sind einfach immer da.
Was vielleicht noch wichtig ist. ich hatte immer die tolle Familie, die eigentlich in jeder Lebensphase hinter mir steht, A hat jedoch eine eher kaputte Familie. Eltern getrennt, viel Streit in der Familie etc.
Ich hoffe auf einige Ansichten von euch. Danke!
23.07.2017 10:03 •
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