Sie zweifelt und wir feiern getrennt

H
Vor etwa drei Jahren trennte ich mich von meiner damaligen Partnerin, weil ich mit der Frau zusammen sein wollte, mit der ich damals eine intensive und leidenschaftliche Affaire hatte. Die Trennung war sehr schwierig, besonders wegen unserer zwei Kinder, die damals 1 und 4 Jahre alt waren. Ich bin mit beiden Kinder von Anfang an sehr eng zusammen gewesen und beide sind Wunschkinder. Die Beziehung zur Mutter begann etwa in der Zeit kaputt zu gehen, als ich merkte, dass zwar mein Wunsch eine Tochter zu haben, in Erfüllung gehen würde, ich mir aber keine gemeinsame Zukunft mehr vorstellte. Es gab täglich Zank und Nörgelei, im Bett lief irgendwann nichts mehr, sie ließ sich gehen und sah überall nur Probleme, während ich fand, dass es mit den Kindern glücklich und gut lief. Ich fühlte mich schlecht behandelt und nicht gewertschätzt, und dass sie mich als Mann überhaupt nicht mehr wahrnahm, machte mich unglaublich unzufrieden. Wenn ich es ansprach, nahm sie es nicht ernst, stellte unerfüllbare Bedingungen oder vertröstete mich auf später. Etwa alle drei Monate, erwies sie mir die Gnade und fasste mich an. Was es für mich noch schlimmer machte.
In dieser Zeit lernte ich auf Arbeit nach und nach eine Frau kennen, die offen und freundlich zu mir war. Etwas, was ich unglaublich vermisste. Ich fühlte mich wohl in ihrer Nähe und freute mich auf sie. Dabei wurde mir klar, wie schlecht es mir eigentlich ging, in meiner Partnerschaft, in der ich versuchte alles richtig zu machen, aber nichts davon richtig war. Mit meiner Partnerin wusste ich nicht mehr weiter.
Als mir meine Kollegin stand, dass sie in mich verliebt sei (sie machte es sich damit nicht einfach), war nichts mehr aufzuhalten. Als Mann gewollt und akzeptiert zu sein, machte mich glücklich, stark und zuversichtlich. In dieser Zeit verstand ich mich anfangs auch besser mit meiner Partnerin, und konnte vieles besser aushalten. Für die Kinder hatte ich viel positive Energie und war gern mit ihnen zusammen.
Nach und nach wurde mir erst klar, dass das auf eine Trennung hinaus lief, obwohl meine Tochter damals noch kein Jahr alt war. Manchmal konnte ich es kaum aushalten, wenn ich sie auf dem Arm hatte und daran dachte, dass ich mich offenbahren musste. Ich hatte unbeschreibliche Angst davor, dass ich mit der Trennung die Kinder verlieren würde. Deshalb dauerte es auch ein halbes Jahr, bis ich den Schritt wagte.
Es kam schlimm, aber jetzt nach drei Jahren ist es auszuhalten. Es gibt jetzt feste Umgangszeiten aber immer noch hasst mich meine Ex und lässt auf diese Weise nicht los.
Ich wusste, dass aus den meisten heimlichen Affairen nichts wird, aber wir haben es Schritt für Schritt geschafft, ein normales Paar zu werden. Es gab viele Vorwürfe und Anfeindungen aus der Familie. Wir haben das gemeinsam durchgestanden. Auch sie hat viel aufgegeben für die Beziehung zu mir.
Ich bin sehr froh und dankbar darüber, dass ich trotz Trennung und Umgangskrieg mit dieser Frau glücklich bin, dass sie immer zu mir gehalten, mich unterstützt und ermuntert hat.
Seit ein paar Monaten geht es ihr nicht gut. Nach einer schwereren Erkrankung wirkt sie niedergeschlagen und unsteht. Die Tatsache, dass sie acht Jahre älter ist als ich, spielt auf einmal eine größere Rolle, sie fühlt sich nicht gewollt, obwohl ich sie mehr liebe als je zuvor. Um ihren alten Freundeskreis herum ist es stiller geworden. Was sie genau bedrückt, will oder kann sie mir aber nicht sagen. Vor ein paar Tagen, hat sie mir gesagt, dass sie mich liebt, aber sie zusehen müsse, wo sie bleibt. Sie spricht mehr oder weniger offen an, dass alles keinen Sinn mehr mache. Es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas von ihr höre. Sie zieht sich dann zurück und doch sind wir einige Tage später wieder zusammen und es fühlt sich richtig an. Das kommt etwa alle halbe Jahre vor.
Dieses Mal sagte sie mir, dass sie sich Silvester von mir ausgeladen fühlte. Und richtig, ich hatte es versäumt, es ihr deutllich zu sagen, dass ich mit ihr und den Kindern feiern möchte. Mir selbst ist Silvester nicht besonders wichtig. Sie sagte mir aber, als das Kind schon in den Brunnen gefallen war, dass sie mit mir und unseren Freunden und den Kindern feiern möchte und dass es ihr sehr viel bedeutet. Sie hat sich gekränkt zurückgezogen und wir haben Silvester nicht zusammen verbracht. Jetzt am Jahresanfang ist das kein gutes Omen.
Sie sagt mir manchmal, dass sie mir zuvor kommen wolle, bevor ich sie für eine Jüngere verlasse. Dabei ist aus meiner Sicht alles in Ordnung, ich begehre sie wie am ersten Tag und bin gern mit ihr zusammen.
Ich weiß, dass meine Trennung lange Zeit ein riesiges Thema war, dass zwei kleine Kinder zu haben, auch sehr Raum greifend ist. Ich höre von ihr oft, dass sie sich nicht wichtig genug fühle. Anderseits lehnt sie stets ab, wenn ich ihr konkrete Unterstützung anbiete. Ich wünschte, sie würde wenigstens verstehen, dass ich auf ihrer Seite und für sie da bin. Und dass sie jetzt dran ist, von mir das zu bekommen, was ich lange Zeit von ihr bekam. Ich habe Geduld und kann Einiges aushalten.
Mir ist die besondere Vergangenheit unserer Beziehung sehr bewusst. Auch und besonders das Leid, was wir mit zu verantworten haben. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die mit unserer Geschichte keine guten Gefühle haben, aber darum soll es hier nicht gehen. Wir sind beide keine schlechten Menschen.
Wie zeige und sage ich ihr, dass ich sie liebe? Irgendwie scheint es nicht anzukommen.
Sie will es sich irgendwie nicht wert sein, zu sagen was sie bedrückt oder was sie sich wünscht. Immer wieder entschuldigt sie sich oder nimmt sich zurück. Ich habe Angst sie zu verlieren. Habt Ihr einen Rat für mich?

01.01.2017 12:27 • #1


Herztot
Sie spürt in sich eine tiefe Unsicherheit, warum auch immer. Vielleicht aus ihrer inneren Erkenntnis, dass du sie verlassen wirst, wie du deine Familie verlassen hast oder weil es bei ihr im frühkindlichen Entwicklungsstadium so geprägt wurde.
Ich weiß es nicht, du auch nicht und das größte Problem, sie selbst ebenfalls nicht.
Mache ihr klar, dass deine Liebe dein Part ist und das du das Gefühl hast, es kommt nicht an. Ihr Part wäre zu ergründen, warum sie sich so fühlt.
Ich glaube daran, dass eine frische Beziehung/Liebe frei sein sollte von Altlasten. Die Liebe ist doch, so rein sie sein mag, von der verbrannte Erde, die hinterlassen worden ist tangiert.

Fazit sie sollte erkennen, was ihr wirklich fehlt.
Ich wünsche euch viel Glück.

01.01.2017 14:43 • #2


A


Sie zweifelt und wir feiern getrennt

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H
Danke. Das tut gut.

01.01.2017 15:21 • #3


SilentOne78
Hallo Handmann,

eine schwierige Situation... wenn einer der Partner Zweifel hat und das Gefühl, nicht liebenswert (genug) zu sein, ist das für beide belastend.

Du kannst Deine Partnerin sicher ein Stück weit unterstützen. Indem Du sie Deine Liebe spüren lässt, geduldig und verlässlich bist. Aber sie muss das auch annehmen wollen und können...

Du schreibst, Du hättest ihr konkrete Unterstützung angeboten, die sie aber ablehnt. Kannst Du da mal Beispiele nennen?
Könnte es eventuell sein, dass Du ihr vor allem praktische Unterstützung anbietest (ihr irgendwelche Arbeiten abzunehmen oder ähnliches), während ihr viel mehr die emotionale Unterstützung fehlt?

Sie sagt, sie fühlt sich nicht wichtig genug... hast Du sie da mal ganz direkt gefragt, was sie sich wünscht? Was Du anders machen kannst, um ihr dieses Gefühl zu nehmen?

02.01.2017 15:28 • #4


H
Es ist ein wenig so, wie Du sagst. Gestern hatten wir wieder die Situation: Ich habe ihr, bei etwas Praktischem geholfen und habe gemerkt, dass es ihr unangenehm war, obwohl es mir großen Spass gemacht hat. Sie scheint Angst davor zu haben, bei mir “Schulden“ zu haben. Irgendwie ist das auch gut, weil sie mir damit zeigt, dass es ihr etwas wert ist.
Wir können eigentlich sehr gut miteinander reden. Ich weiß aber, wie sehr ich ihr mit meinen Themen für ihre Anliegen den Raum nehme. Und ich glaube, dass es für sie eine Herausforderung ist, da mitzuhalten. Ich werde an dieser Situation etwas ändern: Ich habe mir einen Therapeuten gesucht, der mir hilft, meine Trennungsgeschichte auszuarbeiten und bessere Zukunftsperspektiven zu entwickeln.
Ich hoffe, dass es mir gelingt, etwas aufmerksamer zu werden, auch für das Unausgesprochene. Und mich selbst zu stärken, die letzten Jahre haben mich selbst sehr erschöpft. Ich werde auch weniger arbeiten. Vielleicht wird das dazu beitragen, dass es ihr leichter fällt, ihre Wünsche auszusprechen.

05.01.2017 15:48 • #5




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