Hallo zusammen,
seit Längerem verfolge ich nun diesen Thread und überlege seither, ob ich mit Euch meine Geschichte teilen soll oder nicht. Ich mag die Art, wie Ihr hier miteinander umgeht (deshalb will ich auch gar keinen eigenen Thread aufmachen) und wie Ihr Euch gegenseitig stützt, allerdings habe ich ganz schön Muffe, was Ihr zu mir sagen würdet, wenn ich Euch aus meinem -gerade ziemlich aus den Fugen geratenem- Leben erzähle. Allerdings glaube ich auch, dass es an der Zeit ist, dass mir endlich jemand den Kopf wäscht, weil es so nicht weitergehen kann, bzw. ich gerade des Gefühl habe, so ziemlich auf meinen höchstpersönlichen Abgrund zuzusteuern, ohne dass jemand in der Lage ist, mich dabei aufzuhalten.
Aber vielleicht sollte ich von Vorne beginnen:
Ich selbst (40) bin verheiratet (mit Kind) und habe mich vor 4 Jahren in den Mann (43) meiner (damals) so ziemlich besten Freundin verliebt. Er sich auch in mich. Das hat sich weder eingeschlichen, noch hätte ich das jemals selbst für möglich gehalten, aber es war auf einen Schlag plötzlich da. Wir waren beide dermaßen davon überfahren und vor allen Dingen erstmal ganz schön überfordert. Zwischen uns war nichts, aber plötzlich war da dieses unglaublich starke Gefühl, das wir allerdings nicht wollten und zunächst erstmal versuchten, dass dies wieder weg geht. Dennoch haben wir viele Nachrichten geschrieben, uns aber nicht getroffen. Nur eben auf privater Ebene, wie gesagt, ich war mit seiner Frau befreundet, ich ging in seinem Haus quasi ein und aus. Da gab es auch noch weitere Freundschaften, also auch mein Mann, die Kinder (auch die beiden haben Kinder) und das ganze Umfeld. Wir wohnen im selben Dorf, da kennt ja auch jeder jeden.
Dennoch haben wir es nicht in den Griff bekommen, trotz Kontaktsperre, dem Plan, keine Nachrichten mehr zu schicken und und und. Irgendwann haben wir uns dann auch getroffen, zu S... kam es allerdings nie. Ich wollte den Betrug nicht noch größer machen, als es eh schon war (heute weiß ich, dass das im Endeffekt auch keinen Unterschied mehr gemacht hätte) und eigentlich wollte ich meinen Mann auch nicht verlassen. Er seine Frau ebenso wenig. Irgendwie hatten wir beide den (natürlich völlig naiven) Plan, irgendwann wieder alles in den Griff zu bekommen und in seine Ehe zurückzukehren. Anstatt dessen wurden die Gefühle immer tiefer und unser Verhältnis immer inniger, die Wahrheit haben wir irgendwie verdrängt.
Es kam wie es kommen musste: wie flogen nach einem knappen ¾ Jahr auf, es war ein ganz schlimmes Drama (auch mit meiner Freundin, ich habe letztendlich ja doppelt betrogen), jeder ist in seine Ehe zurückgekehrt, denn Ziel war es nach wie vor diese zu erhalten und zu retten. Für uns folgte der absolute Kontaktabbruch und das war auch gut so. Die erste Zeit war ich ausschließlich damit beschäftigt, meine Ehe wieder glücklich zu machen und es dort auch wieder zu werden. Ich war immer ganz gut reflektiert und wusste auch relativ schnell, wie es überhaupt passieren konnte, dass ich ausbreche. Wir haben auch eine Beratungsstelle aufgesucht und uns von extern Hilfe geholt. In dieser Zeit war mein AF (wobei ich ihn als solches überhaupt nicht sehe, aber ein anderes Wort fällt mir jetzt auch nicht ein) völlig unwichtig. Erst als es in meiner Ehe wieder besser lief und mein Mann mir wieder anfing zu vertrauen, holte mich die alte Geschichte wieder ein. In dieser Phase ging es mir richtig schlecht. Ich fing an, ihn zu vermissen, fragte mich, wie es ihm wohl geht, hatte das Bedürfnis, mich von ihm verabschieden zu müssen. Ja, da war noch ganz viel ungeklärt und vor allem zu verarbeiten. Ich habe ihn daher kontaktiert, wir haben uns nochmals zu einem Abschlussgespräch getroffen und das war auch wirklich ok und ganz sachlich ohne irgendwelche Annährungen.
Wir hatten uns danach auch weitere KS auferlegt, aber mit der Option, wenn einem irgendwas auf der Seele brennt, darf er sich beim andren melden.
Das ging kein halbes Jahr gut, hab ich angefangen, eine saumäßige Wut zu bekommen. Ich hab ihn bombardiert, beschimpft und was weiß ich nicht alles.... völlig daneben, aber ich habe das in diesem Moment gebraucht. Er hat damals ganz cool reagiert, mir alles erklärt und ich hab mich wieder beruhigt... danach Kontaktabbruch (knapp 2 Jahre) und alles lief seine Bahnen. Natürlich hat man sich immer wieder mal wo gesehen, da wir im gleichen Ort wohnen, die Kinder zusammen im Verein sind und es auch Überschneidungen im Freundeskreis gibt. Oder man hat sich zufällig gesehen auf Festen, beim Einkaufen usw. Dennoch schafften wir es manchmal uns ein halbes Jahr gar nicht zu sehen. Nur wenn ich ihn gesehen, habe ich auch immer seine Blicke gesehen. Ich habe immer gesehen, dass da noch ganz viel ist und auch ich hab ihn nie vergessen. Dafür war alles viel zu heftig und zu intensiv und letztendlich auch nie wirklich abgeschlossen. Ich selbst habe ihn immer komplett ignoriert, weil ich es nur so geschafft habe, meinen Selbstschutz zu aktivieren.
Vor einem halben Jahr hatten wir dann nochmal kurz Email-Kontakt, das war aber alles ganz sachlich und nett, also eigentlich alles gut. Da ging es auch nur drum, ne Sache zu klären.
Nur jetzt vor vier Wochen, da kam es, dass wir uns (wir waren beide alleine unterwegs) auf einem Fest getroffen haben, ganz viel Blickkontakt hatten und schlussendlich irgendwann draußen gelandet sind. Es fühlte sich haargenau an, wie damals vor 4 Jahren. Letztendlich waren die gleichen Gefühle wieder da. Nur der Vernunft ist es geschuldet (zum Glück funktionierte die noch), dass zwischen uns nichts passiert ist, außer tiefen Blicken, Umarmungen, seine Hände auf meinen Hüften, Händchenhalten, mal ein Kuss auf die Stirn oder die Backe mehr aber nicht. Aber dennoch bin ich gefühlsmäßig genau wieder da, wo ich damals war. Seither schreiben wir auch wieder Emails, manchmal 50-60 Stück an nur einem Tag. Treffen gibt es keines, ist auch nicht geplant, aber wenn wir den Absprung nicht schaffen, wird es irgendwann auch ganz sicher da wieder darauf hinaus laufen.
Die Lösung in der Theorie wäre natürlich ganz einfach: Kontaktabbruch, denn alles andere ist vermutlich der direkte Weg in die Hölle. Alles würde von Vorne anfangen und diesmal hätte ich sicher keine Partner mehr, der mir nochmal alles verzeiht. Oder Freunde, die seither Rücksicht auf diese vertrackte Situation nehmen
Dennoch kann ich diesen Menschen einfach nicht vergessen, loslassen oder aufhören zu lieben. Ich habe wirklich 4 Jahre lang versucht, dagegen anzukämpfen und mich dagegen zu wehren. Ich habe verarbeitet, reflektiert und war wieder glücklich. Also was ist das noch, dass ich heute nach all der Zeit- letztendlich noch keinen Millimeter weiter bin. Und warum ist es bei ihm noch genauso. Bei ihm, der immer so rational und sachlich und alles auf logischem Denken versucht zu erklären. Ich sah in dieser Nacht alles in seinen Augen. Ihm gehts genau wie mir. und auch er riskiert ja einiges.
Dass wir zusammenkommen ist ebenfalls keine Option. Ich weiß, er würde seine Frau niemals verlassen. Da ist sein Verantwortungsgefühl zu groß, den sie würde glaub ohne ihn nicht existieren können. Sie würde die Kinder schnappen, in ihre Heimat zurückgehen (sie ist nicht von hier) und diese liebt er über alles. Den Verlust der Kinder würde er nicht verkraften, da opfert er lieber uns. Dennoch weiß ich, dass er mich bis heute liebt. Genauso wenig möchte ich meinen Mann verlassen. Trotzdem allem liebe ich diesen.
So drehe ich mich im Kreis und komme nicht raus, obwohls ja eigentlich so einfach wäre. Aber ich schaff es nicht, ihn loszulassen, jetzt wo ich ihn endlich wieder habe. Und wenn es nur virtuell ist. Denn eines wurde mir irgendwie auch klar: wenn ich es in all den Jahren nicht geschafft habe, werde ich es die kommenden Jahre wohl auch nicht schaffen nur ansatzweise von ihm loszukommen.
29.03.2017 09:38 •
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