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Trennung von den Eltern?

G
Hallo Ihr Lieben,

ich bin hier eigentlich wegen der Trennung von meinem Partner unterwegs, aber diese Beziehung/Trennung hat auch sehr stark mit meiner Beziehung zu meinen Eltern zu tun. Ich bin gerade dabei, vieles aufzuarbeiten.

Es ist so, dass meine Eltern mich schon immer sehr viel Kraft gekostet haben. Meine Mutter ist psychisch krank und depressiv seit ich denken kann. Ihr Denken und Leben kreist nur um sie selbst. Mein Vater ist schon sehr alt und ist noch durch den Krieg und die Nachwirkungen traumatisiert. Er war immer sehr kalt, autoritär, negativ und skeptisch. Er ist auch mir, seiner einzigen Tochter gegenüber sehr skeptisch und traut mir genauso wenig wie allen anderen. Er hält Menschen grundsätzlich für schlecht.

Ich bin mein Leben lang (fast 40 Jahre nun) hinter der Liebe meiner Eltern hergehechelt. Aber es hat irgendwie keinen Sinn. Sie brauchen ständig meine Hilfe, aber für mich waren sie kaum da und jetzt können sie es auch gar nicht mehr.

Ich bin ausgelaugt. Sie saugen alle Energie aus mir raus. So empfinde ich das. Ich habe mich jetzt sehr zurück gezogen, weil ich Zeit und Ruhe für mich brauche. Jetzt sind sie sehr irritiert und fragen tatsächlich mal wie es mir geht. Aber ich habe völlig dicht gemacht. Ich wünsche mir manchmal, dass ich nichts mehr mit ihnen zu tun haben müsste.

Aber es sind doch meine Eltern? Ich kann sie ja nicht einfach ignorieren. Ich kann ihnen aber auch einfach nicht verständlich machen, was ich mir von ihnen wünschen würde. Das wird gleich als Undankbarkeit verstanden, schließlich haben sie ja so viel für mich getan................

Hat jemand irgendwie ähnliche Erfahrungen oder einen Tipp für mich?

23.01.2016 12:42 • #1


L
Hallo Guddie,

Ich kann dir zu diesem Thema gut Robert Betz empfehlen. Schau doch bitte mal bei YouTube nach ihm.
Glg

23.01.2016 12:48 • #2


A


Trennung von den Eltern?

x 3


G
Vielen Dank für den Tipp, hab schon mal kurz reingeschaut. Ich muss wohl irgendwie Frieden mit der Vergangenheit schaffen. Das ist der erste Schritt.

Na, dann hab ich ja dieses Wochenende schon mal genug zu tun.

23.01.2016 13:01 • #3


T
Sich von Eltern ganz zu lösen ist schwierig, aber in deinem Fall der lohnenswerte Weg. Deine Eltern werden sich nicht mehr ändern.
Wenn du einen konsequenten Cut durchziehst dann ist die erste Zeit anstrengend, aber danach wirst du frei sein. Menschen die einem nur schaden sind es nicht wert, dass man sie ins eigene Leben lässt.

23.01.2016 13:02 • x 1 #4


G
Vielen Dank, top.

Wenn ich mir meinen Text und Deine Antwort durchlese, bekomme ich selbst schon den Eindruck, dass das in dieser Kürze natürlich nicht alles erfasst. Ich bin im Moment wütend und ausgelaugt, aber eine komplette Trennung von meinen Eltern würde ich selbst gar nicht wollen.

Sie haben auch ihre guten Seiten. Das sind so die kleinen Lichtblicke zwischendurch. Grundsätzlich stimmt aber die Balance nicht. Ich muss selbst meine Grenzen setzen. Ich habe durch die Erfahrungen gerade in den letzten 5 Jahren gelernt, dass ich nicht einfach auf ihr Wohlwollen als Eltern zählen kann. Und das muss Konsequenzen haben. Eben in Form von deutlichen Grenzen und einem emotionalen Rückzug. Ich muss selbst akzeptieren, dass ich einfach nicht erwarten kann, was ich mir erhoffe. Sie sind wie sie sind.

Aber ich darf mich nicht mehr ausnutzen lassen. Größtmöglicher Rückzug ohne Cut. Darauf läuft es wohl hinaus.

23.01.2016 13:13 • #5


Everywhere
Hallo Guddie!

Ich bin unter ähnlichen Umständen aufgewachsen.. Auch meine Mutter ist (seit dem frühen Tod meines Vaters depressiv).
Ich dachte für SIE, lebte IHRE Sorgen, löste z.T. IHRE Probleme - war gewissermaßen (man kann es sich kaum vorstellen) ihre Therapeutin.
Das hat mich auf meinem Lebensweg in so ziemlich allen Bereichen geprägt.

Irgendwann nahm ich bestimmte Muster bewusst wahr, und es ging mir wie Dir - ich konnte nicht mehr.
Ich machte eine Phase von tiefster Wut durch und stillen Vorwürfen. Auch meine Mutter hat mir die Konfrontation als scheinbare Undankbarkeit ausgelegt. Dabei war es das natürlich nicht. Und hinter ihrer Reaktion verbarg sich einfach Angst, ich würde sie hassen.

Es folgten Jahre in denen ich ihr mehr oder weniger behutsam meine Gefühle mitteilte. Daraufhin hat sie manchmal Monate nicht mit mir gesprochen, aus Scham. Sie merkte aber auch, dass ich sie nicht verlasse und wurde mit der Zeit zugänglicher..

Ich weiß genau, was sie geleistet hat, wie ihre eigene Kindheit war und, dass sie ihr Bestes, wozu sie fähig und bereit war, gegeben hat. Unser Verständnis füreinander war nie so groß wie heute und wir haben voneinander viel gelernt. Das War allerdings ein jahrelanger Prozess.

Mir hat auch eine weite räumliche Distanz geholfen. Ich kam zur Ruhe und fand zu mir selbst. Das machst Du auch, wenn ich richtig gelesen habe?

Also, meiner Mutter ging es damit, wie es war, auch nie gut, aber wir haben unseren Frieden damit gemacht. Verzeihen ist dabei ein Schlüssel. Dass Du Dich mitteilst, gehört unbedingt dazu. Du tust Dir keinen gefallen, wenn Du zuviel Rücksicht auf ihre Gefühle nimmst (musst ja nicht das Brecheisen rauskramen.. ).

Viele Grüße

23.01.2016 13:15 • #6


E
Zitat von top:
Sich von Eltern ganz zu lösen ist schwierig, aber in deinem Fall der lohnenswerte Weg. Deine Eltern werden sich nicht mehr ändern.
Wenn du einen konsequenten Cut durchziehst dann ist die erste Zeit anstrengend, aber danach wirst du frei sein. Menschen die einem nur schaden sind es nicht wert, dass man sie ins eigene Leben lässt.


Hey Top ,deine Beiträge sind immer super .. schade nurn, dass du immer nur als Gast unterwegs bist..

Liebe Grüße
Alex

23.01.2016 13:21 • #7


G
Danke Everywhere!

Deine Sichtweise hilft mir sehr. Ja, erst mal Abstand finden und Zeit, diese Beziehung wirklich mal ernsthaft zu reflektieren, scheint mir auch der beste Weg. Und dann finde ich mich wohl irgendwo zwischen Grenzen, Verständnis (nicht zu viel!) und vorsichtiger Artikulation meiner Bedürfnisse wieder.

23.01.2016 13:28 • #8


Everywhere
..wir treffen immer wieder Entscheidungen, und ich habe ganz stark den Eindruck, dass Du auf jeden Fall den für DICH positiven und liebevollen Weg gewählt hast.

23.01.2016 13:42 • #9


T
Danke Alex.

Selbstverständlich gibt es mehrere Möglichkeiten und ich finds gut das du dich damit auseinandersetzt. Man muss die Erfahrungen selber machen. Meiner Erfahrung nach ist man mit den Menschen mit denen man zu tun hat, immer emotional gebunden. Es ist zwar möglich das man sich emotional mehr lösen kann, was einem abschotten gleichkommt, aber du kannst dich nicht selbst belügen. Wenn durch den Kontakt trotzdem eher negative Eindrücke hinterbleiben, wird es trotzdem Einfluss auf dich haben, sofern du kein gefühlskalter Mensch bist. Ich selber bin bei meinen Eltern damals jahrelang so verfahren, nur um am Ende draufzukommen dass es mich trotzdem nicht glücklicher machte.

23.01.2016 13:47 • x 2 #10


F
Ich habe auch mal den Kontakt zu meiner Mutter monatelang komplett abgebrochen, weil sie mir einfach nicht mehr gut tat und ich es leid mit ihr war.
Mittlerweile verstehen wir uns wieder (seitdem sie selbst eine Therapie begonnen hat), aber ich merke, dass es mir schnell zu viel wird, wenn wir zu viel miteinander zu tun haben. Und da reicht schon ein kurzes Sehen. Ich brauch zwischendurch immer mal wieder tagelang totale Ruhe vor ihr, damit es mir nicht dauerhaft wieder zu viel wird.

Sich von den Eltern abzuschotten ist nichts Schlechtes. Du musst das tun, was für DICH gut tut. Eltern hin oder her.

23.01.2016 14:01 • x 2 #11


B
Hallo, zwar ist das Thema nun schon ein paar Monate alt, aber ich bin gerade in einer schwierigen Situation mit meiner Mutter.

Sie hat regelmäßig abends (ich vermute unter Alk.) Aussetzer, bei denen sie mich schriftlich auf allen Medien (Mail sms WhatsApp) für die Erziehung zu meiner Tochter und für meinen lebensstil generell hart verurteilt. Manchmal kommt danach eine Entschuldigung...Manchmal wird einfach alles totgeschwiegen.

Ich hab so lang gehofft, dass wir mal persönlich über soetwas reden können, damit ich ihr erzähle, wie ich mein Leben überhaupt lebe- sie kennt immer nur Bruchteile. Aber dazu ist sie nie bereit.

Ich habe nun nach dem letzten Ausbruch vorgestern Abend beschlossen, sie überall zu blocken und den Kontakt abzubrechen. Dabei wünsche ich mir so sehr eine Mutter und auch eine Oma für meine Tochter...

Doch ich halte diese Abendlichen Beleidigungen einfach nicht mehr aus. Sie erschüttern mich jedes Mal:/

22.08.2016 09:29 • #12


R
hallo Birdie0815,

ich gehe mal davon aus......dass euer mutter-tochter konflikt schon länger besteht.
hat sie denn ein gespräch-aussprache mit dir abgelehnt? warum?
was ist euer hauptkonflikt?
das ist wirklich sehr verletzend was deine mutter da macht......
könnte es helfen ihr einen brief zu schreiben......von dir und ihrer enkeltochter
zu erfahren wie ihr lebt.....was du dir wünschst......?
ich weiß nicht was du schon alles unternommen hast um euer verhältnis wieder zu verbessern.....nur du kannst für DICH erspüren wo DEINE grenze ist. das thema mutter-tochter ist schon nicht immer einfach.
ich habe sehr viele tränen vergossen bis ich mich so von meiner mutter abgenabelt hatte das es für mich o.k. war. der komplette abbruch ist auch eine lösung aber es ist auch zu bedenken.....es sind auch deine wurzeln.....
hast du das gefühl, dass es noch sehr wichtig für dich wäre sich mit deiner mutter auszusprechen?
kannst du damit leben....sie nicht mehr zu sehen.....nichts mehr zu klären?
ich kenne dein alter nicht.....habe mit meiner mutter rumgeackert bis ich so 40 war.....
ich wünsche dir auf deinem weg kraft und mut.
alles liebe von ringelblume

23.08.2016 18:30 • #13


A


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