Um die Familie kämpfen mit einer Paartherapie?

R
Ich möchte das Forum nun nutzen und (vielleicht) unseren Weg aus der Krise niederzuschreiben.
Zur Situation:
Mein Mann und ich kennen uns seit 8 Jahren, davon 6 verheiratet. Wir haben einen Altersunterschied von 11 Jahren und haben (Blöderweise?) vor unserer Hochzeit nie zusammen gewohnt, Fernbedienung geführt.
Die ersten zwei Ehejahre waren schwierig, Jobverlust und Depression bei meinem Mann, neuer Job, dafür wieder Wochenendehe.
Danach war es fast zwei Jahre ganz ok, wir wohnten wieder zusammen, nicht toll, aber ich habe das auch immer auf unsere Wohnsituation zurückgeführt (winzige Schimmelwohnung).
Vor zwei Jahren dann Hauskauf, seit einem Jahr ein Baby. Und jetzt das Große: UND JETZT?
Ich bin total unzufrieden damit, wie alles läuft, er schiebt seine Antriebslosigkeit und seine schlechte Laune auf seine Arbeit.
Seit etwa 4 Jahren führen wir ein sehr offenes S.leben mit Sw.clubs und Hausfreunden (übrigens auf das Betreiben meines Mannes hin).
Einer dieser Hausfreunden/Affären ist mir nun gefährlich nahe gekommen und ich merke, dass mir die sporadischen Treffen zu wenig werden.
Er hat auch seine Macken, erfüllt aber viel von dem, was ich im Moment vermisse.
Ich weiß, das ist Irrsinn und Fantasie-Hormon-Gespinne, trotzdem ist der Gedanke an ein anderes Leben plötzlich da..... Und sehr verlockend.
Ich habe mich nun bei einem Therapeuten angemeldet, der auch Paartherapie macht und will mal sehen, was hier eigentlich los ist.
So wie die letzten Monate mag ich nicht alt werden.Streit, Vorwürfe, ich fühle mich ständig kritisiert und mein Mann wird für mich zunehmend unattraktiv. Ich will aber auch nicht die Familie so kampflos aufgeben. Wir werden sehen.....

15.10.2014 11:47 • #1


R
Zentrale Probleme gibt es leider sehr viele: wenig S., der für mich zunehmend unbefriedigend wird, da mein Mann ständig Extravaganzen haben möchte - von spontanem Begehren spüre ich seit locker zwei Jahren kaum etwas (wie das Kind entstanden ist, grenzt an ein Wunder).
Mein Mann hat bestimmt 20kg zugenommen, bewegt sich nicht mehr, sitzt viel vor dem PC
Garten (2000m2) ist dieses Jahr mit Säugling komplett an mir hängen geblieben (wegen seiner Arbeit...)
Wenn er Spätdienst hat, sehen wir uns praktisch gar nicht. In den Wochen fühle ich mich schon wie alleinerziehend.
Kritik und Vorwürfe (beiderseits) an der Tagesordnung, Gespräche scheitern immer wieder an den selben Punkten.
Gemeinsames Sozialleben mit Freunden findet ausschließlich auf mein Betreiben und Drängen hin statt und das auch sehr selten, Besuch bekommen wir fast nie zu Familienfeiern gehe ich meist alleine.

15.10.2014 11:56 • #2


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Um die Familie kämpfen mit einer Paartherapie?

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Hallo ratlosin,
herzlich Willkommen hier im Forum! Ein erster Schritt - wie du sagst.
Ich habe dieses Forum hier auch vor noch nicht all zu langer Zeit als einen ersten Schritt gesehen. Nur manches braucht auch wirklich Zeit. Auch Antworten brauchen Zeit, um zu sacken. Soviel vorweg.

Erstmal finde ich, dass ihr ziemlich turbulente Jahre hinter euch habt: Fernbeziehung, relativ schnell geheiratet, Depression, Arbeitslosigkeit, neuer Job, eine 'Schimmelwohnung', Hauskauf, Schwangerschaft, Geburt, erstes Jahr mit Baby...

Puhh. Ich wiederhole es, weil vielleicht deutlich wird, dass das ein ganz schönes Paket ist. Offene Beziehung dazu. Neue Reize. Lust, Freude, aber auch Sehnsucht.

Das ist eine Menge. Eine Menge, die zusammenschweißen kann, aber auch eine Menge Potential für Entfremdung bietet. Ich bin selbst Mutter eines kleinen Sohnes. Und ich kann mich noch gut an das erste Jahr erinnern. Da muss man sich erst neu finden. Als Frau, Mutter/ Mann, Vater etc, aber auch als Paar. Da entdeckt man auch Seiten am Partner, die neu sind, die vielleicht nicht gefallen.
Ich habe mich da auch oft überfordert gefühlt. Überfordert mit der neuen Rolle, die ich lernen musste. Und ich hatte eine tiefe Sehnsucht in mir nach dem anderen Leben. Nach dem Leben, das ich vorher hatte. Nach Freiheit, Spontaneität.

Ich weiß nicht wie es da bei euch so aussieht. Seit ihr darüber im Gespräch? Ansonsten ist die Idee mit der Paartherapie doch auch schon ein guter Anfang...

Grüße!

15.10.2014 12:12 • #3


G
Oh, deinen zweiten Post hatte ich noch nicht gesehen...

15.10.2014 12:13 • #4


R
Habe heute mit meinem Mann noch gesprochen. Er sagt, er habe noch Gefühle und Interesse, daran zu arbeiten, aber er sehe MICH als das Problem. Ich sei nicht loyal genug und er habe das Gefühl mir nichts mehr anvertrauen zu können. Er habe sich deswegen schon total zurückgezogen innerlich.
Er sagte auch, ich solle mir das mit der Therapie überlegen, da würden Prozesse in Gang gesetzt, die nicht mehr rückgängig zu machen sind.
Vielleicht hat er Angst davor.
Trotzdem denke ich, dass das ein richtiger Schritt ist, da wir alleine nicht weiterkommen und auch mein Mann sagte, er könne sich das so die nächsten Jahre nicht vorstellen.

15.10.2014 14:40 • #5


R
Ich verstehe diesen Mann ganz und gar nicht. Nach dem letzten Gespräch fragt er dann auf einmal völlig unvermittelt per Sms, ob ich Lust auf eine Massa. hätte (vielleicht als Entschuldigung?), heute dann, ob ich einen anderen hätte.
Ich habe nichts über den Hausfreund gesagt, nur, dass ich mir wünschen würde, dass ER wieder etwas anders wird. Von dem Mann, den ich mal geheiratet habe ist nicht viel übrig.
Die Sache mit dem Hausfreund habe ich beendet, um die Belastung rauszunehmen und mich besser konzentrieren zu können ohne zusätzliche Verwirrung.
Da sind durchaus noch zärtliche Gefühle für meinen Mann und ich weiß, was ich an ihm habe (er hat zum Beispiel einen fantastischen Humor und bringt mich zum Lachen).

Die Frage ist: was nützt das beste Fundament, wenn die Bude, die drauf steht, unbewohnbar ist?!

17.10.2014 13:08 • #6


A
Zitat von ratlosin:
Da sind durchaus noch zärtliche Gefühle für meinen Mann und ich weiß, was ich an ihm habe (er hat zum Beispiel einen fantastischen Humor und bringt mich zum Lachen).

Die Frage ist: was nützt das beste Fundament, wenn die Bude, die drauf steht, unbewohnbar ist?!
hallo ratlosin

eine längere beziehung ist wie ein altbau, dessen etagen ständig saniert werden müssen, damit sie funktionsfähig bleiben können.

für mich liest es sich so als würde dein mann am liebsten dir die verantwortung aufdrücken und scheut eine therapie weil er sich dann ja auch verändern müsste und möglicherweise eigenschaften von ihm an tageslicht kommen, die er sich lieber nicht ansehen will.

alles ist möglich sofern von beiden seiten noch genügend gefühle vorhanden sind um die dinge zu bereinigen, die zwischen den partnern stehen. der wille zur veränderung muss bei beiden vorhanden sein, dann kann eine chance bestehen, die räume wieder stabiler und frischer zu machen indem alter staub entfernt wird.

17.10.2014 13:31 • #7


R
Ich frage mich in der letzten Zeit halt immer häufiger, ob wir nicht im Kern unseres Wesens zu unterschiedlich sind - und mir das bisher nie so aufgefallen ist, weil eben die letzten Jahre so turbulent waren.
Ein Beispiel: Mein Mann hat keine Freunde. Nicht einen einzigen. Es gelingt ihm nicht, zu anderen tragfähige Bindungen herzustellen und es liegt ihm auch gar nicht viel an sozialen Kontakten. Das führt natürlich auch dazu, dass ich eine Doppelrolle als beste Freundin und Frau ausfüllen muss. Mein Freundeskreis ist dagegen groß, ich bin gerne unter Menschen und brauche das für Kopf und Herz. Dieser Umstand führt immer und immer wieder zu Streit und Problemen.
Anderes Beispiel: Mein Mann kann sehr unversöhnlich auf Enttäuschungen reagieren und zwar jahrelang. Ich aber bin ein sehr Harmonie bedürftiger Mensch, kann gut verzeihen und vergessen (manchmal ZU gut....).
Ich weiß es nicht. Ich hoffe, wir finden einen Weg in der Mitte, sodass beide damit auskommen.

17.10.2014 15:00 • #8


R
Gestern hatte ich einen Termin bei der Paarberatung. Ich gäbe eineinhalb Stunden reden können und habe - so empfinde ich - auch ehrlich alles beschrieben, auch meine Fehler.
Mein Mann soll jetzt innerhalb der nächsten zwei Wochen auch einen Termin machen.
Der Therapeut will uns erstmal einzeln kennenlernen und das finde ich sehr sinnvoll.
Ich hoffe nun, dass mein Mann das auch tut. Sonst werde ich alleine weiter hingehen und zumindest an ein paar Kommunikationsstrategien arbeiten.
Beim Nachhausekommen war mein Mann sehr neugierig wollte wissen, was ich alles erzählt Habe, ich habe mich da aber dann bewusst zurückgehalten.
Jedenfalls tat es gut, mal alles auf den Tisch zu legen
Auch der Therapeut meinte, dass wir scheinbar nur gegen Nöte von außen gut ankommen, aber uns ansonsten scheinbar wenig verbindet (Freizeit, Interessen) und dass er das Sozialleben auch als ein großes Problem wertet, das man angehen muss.
Ich hoffe wirklich, das bringt etwas, denn ansonsten sehe ich keine Chance, diese Ehe aufrechterhalten bis zum Lebensende.

21.10.2014 10:01 • #9


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Habe gestern mit meiner Cousine telefoniert, die Psychologin ist und bin jetzt total unsicher: sie sagte, Finger weg von Paartherapie. Die meisten würden such im Anschluss daran trennen und vor allem nicht, wenn einer Probleme mit Depressionen hat. Da könne man viel falsch machen.
Ich weiß aber sonst nicht weiter. Mein Mann lehnt eine Einzeltherapie ab - auch weil er ja der Meinung ist, das Problem läge bei mir....
Jetzt bin ich total unsicher.

23.10.2014 09:40 • #10


R
Gestern habe ich lange mit meiner Schwester telefoniert. Sie sagte, sie habe immer gedacht, dass mein Mann und ich so unterschiedlich seien....
Er muss nun noch eine Woche arbeiten und hat dann drei Wochen frei bevor er seine neue Stelle antreten wird. Er hat sich vorgenommen, hier einiges zu erledigen, was im letzten Jahr liegen geblieben ist.
Er hat ziemlich gute Laune und wirkt energiegeladen.
Es tut mir total leid, dass ich da im Moment nicht mitziehen kann, aber dafür war er jetzt zu lange schlecht drauf.
Ich schwanke jeden Tag zwischen: ich liebe ihn noch und ich will nicht alles verlieren und zerreißen und dem Wunsch, neu anzufangen, mich neu zu verlieben und diesen ständigen Streit loszuwerden.....
Es ist SOO schwierig.
In meinem Umfeld hat wirklich JEDER Verständnis für die Probleme, mein Mann ist einfach echt schwierig im Sozialleben.
Und es trifft mich so hart, wenn meine Schwester mir am Telefon sagt, sie fühle sich in unserem Haus seinetwegen nicht willkommen. Das will ich einfach nicht mehr.....

27.10.2014 14:49 • #11


R
Erneutes Gespräch...
Versucht zu klären, worum es geht und wieder im Kreis gegangen. Wieder beide sauer gewesen. Ich habe dann meine Probleme mit unserem Sozialleben noch angesprochen, woraufhin mein Mann meinte: das auch noch? Das würde ja immer mehr, sei ein riesen Berg, das würde ihm ehrlich gesagt alles etwas viel, da könnte man es ja gleich stecken.....

Wenn ich ihn nicht nich lieben würde, wäre es wohl einfacher.
Aber ich liebe ihn immer noch sehr tief und ich liebe uns als Familie.
Ich habe keine Angst vor dem Alleinsein, aber ich habe Angst vorm Aufgeben, Angst, die Waffen zu strecken und später zu denken: das war zu früh....

29.10.2014 14:18 • #12


A
dann gebe euch doch noch eine frist von einem bestimmten zeitraum, wenn du merkst, dass sich nicht einiges in deine richtung bewegt, kannst du deine entscheidung treffen.

deinem mann scheinen deine vorstellungen zuviel zu sein, wenn menschen so verschiedene bedürfnisse haben ist es schwer auf dauer damit klarzukommen, klar kannst du auch viel allein für dich unternehmen, aber wenn kaum gemeinsamkeiten vorhanden sind, entsteht auch irgendwann eine distanz und frustation.

verschaffe dir selbst einen eindruck wie die paartherapie wirkt,
setze die wie schon geschrieben erstmal eine frist
so kannst du erstmal etwas druck rausnehmen
und dich um die veränderungen kümmern
und dann treffe deine entscheidung.
nur du hast eine ahnung was zwischen euch noch möglich ist
und ob dir das reicht, was du bekommst.

alles gute!

30.10.2014 17:06 • #13


R
Das habe ich im Prinzip schon. Er soll jetzt Gelegenheit haben, sich im Urlaub zu erholen (3wochen). Danach wird der neue Job anfangen.
Ich Habe mir Februar als Frist gesetzt. Bis dahin sollte er in seinem neuen Job eingearbeitet sein und ich würde dann gerne sehen, dass sich etwas bewegt.
Im Moment arbeite ich selbst nicht, da ich noch in Elternzeit bin, aber auch ab Februar wieder.
Dann sollte für uns ja absehbar sein, welche Richtung das Ganze nimmt, hoffentlich......
Der andere Mann geht mir auch leider immer noch im Hinterkopf rum, obwohl ich den Kontakt abgebrochen habe....

01.11.2014 02:35 • #14


R
Heute ist wieder ein großes Durcheinander in meinem Herz.
Er hat jetzt erstmal Urlaub und ist (wieder) ganz anders als die letzten Wochen: arbeitet in Haus und Garten, kommt an um mich in den Arm zu nehmen, will sogar auf eine Familienfeier mitkommen....

Und ich? Ich kann das gar nicht richtig genießen, kann nicht glauben, dass er sich wirklich Mühe gibt und blicke nur mit Sorge auf die Zeit, in der er wieder arbeiten gehen wird.
Bei dem Therapeuten hat er immer noch nicht angerufen, wollte erst, dass ich den Termin ausmache - das habe ich aber abgelehnt.
Erschwerend kommt hinzu, dass ich den anderen Mann nicht aus dem Kopf bekomme. Zwar hatten wir nun eine ganze Zeit keinen Kontakt, trotzdem denke ich täglich an ihn und frage mich, wie es ihm geht.
Ich bin auch immer noch sehr verletzt durch die Worte meines Mannes, als er sagte, man könne es gleich stecken und es wäre wohl besser, er würde gehen....
ICH habe dann gesagt, dass ich das so kampflos nicht akzeptieren werde - danach haben wir nicht mehr darüber gesprochen. Trotzdem bin ich total enttäuscht davon.
Inzwischen bin ich gar nicht mehr sicher, ob sich das alles wieder gerade biegen lässt...... In der Hinsicht hat er recht: es IST ein Riesenberg.
Mein Optimismus ist aber geschwunden und ich finde es so schwer, die Situation jetzt richtig einzuschätzen, weil ja nun mal Urlaub haben nicht der Normalzustand ist.

03.11.2014 17:51 • #15


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