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Fehlende Mutterliebe

Mienchen
Irgendwie mag ich gerne etwas von der Seele schreiben, auch wenn es vielleicht gar nicht ins Forum Trennung gehört.
Ich hab extra eine Unterrubrik gewählt, damit sich niemand sonderlich belästigt fühlt.

Es geht um meine Familie. Ich bin behütet aufgewachsen, geliebt von der Oma, geliebt vom Vater und akzeptiert von der Mutter.

Meine Mutter ist das Thema hier. Ich hab mir nie Gedanken darüber gemacht, ob es etwas mit meinem Leben zu tun hat, wenn ich in manchen Dingen seltsam war. Durch meinen Partner ausgerechnet fing ich an, zu grübeln.

Seine Mutter drückt ihn oft, wenn wir bei ihm sind. Ab und an schreibt sie ihm Nachrichten die mit HDL enden. Hab dich lieb. Ich fing an, meine eigenen Beziehung zu meiner Mutter zu hinterfragen.

Wenn ich zurück blicke, hat sie mich niemals in den Arm genommen, wenn es mir schlecht ging. Sie hat gesagt, ich werd schon nicht dran sterben, wenn ich Angst hatte, traurig war, mir Sorgen wegen etwas machte. Auch jetzt, mit fast 40 Jahren und nach dem Tod meines Vaters und meiner Oma kam nie Liebe in irgendeiner Form.

Sie mag ihre Gründe haben und ihre Dämonen. Liebe kann sie zeigen, ihren Freundinnen. Mir nicht.

Manchmal frage ich mich, ob diese Verlustangst, die ich manchmal habe, davon kommen könnte. Eigentlich weiß ich es. Meine Schwester war damals meine große Bezugsperson. Ich hab sie vergöttert. Ihr Mann hat sie zu den Zeugen Jehovas geführt. Ich bin für sie jetzt kein Teil mehr ihres Lebens, weil ich kein Zeuge bin.

Manchmal, an Tagen wie heute, hab ich einfach ein sehr schweres Herz und wünschte mir, das ich mal schwach sein darf und jemand da ist, der mich in den Arm nimmt. Das ich sagen kann, ich hab eine Familie, die hinter mir steht.

Blöder Sonntag einfach. Ich erwarte keine Antworten, ich wollte es nur einfach mal loswerden

24.05.2020 19:37 • x 22 #1


EngelohneFlügel
Ich kann dir dazu schreiben, das du nicht allein bist. Auch mir ging es ähnlich.
Mein Vater starb als ich 20 war. Meine Mutter, die sich anhörte wie in deiner Schilderung, wurde danach noch kälter als kalt. Als ich dann mit 31 Jahren meine NF heiratete brach sie mit mir vollends den Kontakt ab. Seit 10 Jahren habe ich nichts mehr von ihr gehört. Ebenso von meinem Bruder.
Wären meine Schwiegereltern nicht gewesen letztes Jahr, ich hätte glaube ich den Verstand verloren als ihre Tochter sich so Knall auf Fall von mir trennte.

24.05.2020 20:13 • x 9 #2


A


Fehlende Mutterliebe

x 3


Mienchen
Es ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man merkt, daß sich andere Mütter anders verhalten, als die eigene..

Man hat plötzlich das Gefühl, das man so allein ist

24.05.2020 20:54 • x 9 #3


AD46
Ja, das kenne ich auch. Mein Verhältnis zu meiner Mutter ist auch extrem gestört. In den Arm nehmen, da sein, all das kenne ich von ihr auch nicht. Deswegen werden meine Kinder geknuddelt, sobald ich sie zu fassen kriege. Dem Tennie wird das langsam unangenehm.
Meine Mutter ist die Zen-Meisterin darin, mir Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen zu machen. Langsam aber sicher löse ich mich allerdings davon. Ich ignoriere sie dann. Ist nicht so schwer mit 400 km dazwischen. Aktuell ist sie tödlich beleidigt, weil ich nach der Trennung nicht zurück in die Heimat kommen werde. Sie begreift einfach nicht, dass ich nicht einfach die Kids noch zusätzlich aus ihrem Leben reißen kann und möchte oder sie von ihrem Vater fern halten werde. Ich hatte ihr das schon mehrfach gesagt, sie ignoriert das einfach. Hat sich sogar schon nach Wohnungen umgehört. Diese Frau ist dermaßen übergriffig, es ist unglaublich. Und dass, obwohl wir uns noch nicht einmal gut verstehen. Weder ich noch die Kinder hätten einen Vorteil davon. Es geht wie immer nur um sie. Kann sie aber knicken.
Sie hat jeden ihrer verdammten Köter liebevoller behandelt als mich. Sorry, eigentlich mag ich Hunde.

24.05.2020 21:14 • x 10 #4


A
Zitat von Mienchen:
Manchmal, an Tagen wie heute, hab ich einfach ein sehr schweres Herz und wünschte mir, das ich mal schwach sein darf und jemand da ist, der mich in den Arm nimmt. Das ich sagen kann, ich hab eine Familie, die hinter mir steht.


Das innere Kind selber liebevoll nachbemuttern!
In den Arm nehmen, zuhören, verwöhnen, annehmen, streicheln, trösten, aufbauen, liebe Dinge sagen ...
Sich selber eine liebevolle Mutter sein!

24.05.2020 21:20 • x 10 #5


Simone79
Zitat von AD46:
Diese Frau ist dermaßen übergriffig, es ist unglaublich.

Oh ja kenne ich auch. Wir wohnen auch noch am selben Ort. Sie weiss immer alles besser, wusste es schon immer ( dass sowohl mein NM als auch der Ex meiner Schwester nicht die, richtigen sind). Versucht sich in die Kindererziehung der Enkel einzumischen und ist dann noch beleidigt wenn man ihr die Meinung sagt.

Zitat von Mienchen:
Wenn ich zurück blicke, hat sie mich niemals in den Arm genommen, wenn es mir schlecht ging.


Meine leider auch nicht. Aber in ihrer verschobenen Wahrnehmung sind ich und meine Schwester einfach undankbar, sie habe doch alles Für uns getan... Leider wissen wir nicht was diese alles Gewesen sein soll.

24.05.2020 21:23 • x 4 #6


E
Konntest Du mal mit jemandem aus Deiner Familie über Deine Mutter sprechen? War sie zu Deiner Schwester anders? Wenn eine Mutter sich kalt verhält, steckt häufig etwas anderes dahinter.
Ich habe auch lange gebraucht, die wenig fürsorgliche Art meiner Mutter nicht persönlich zu nehmen. Sie kann nicht anders - sie kann einfach nicht trösten, nicht loben, nicht einfach mal etwas ohne Kritik stehen lassen.
Wie alles in ihrem Leben, wollte sie auch das Mutter-sein perfekt machen, nicht eine Glucke sein, konsequent und streng. Dazu gehörte auch, dass wir Kinder nach außen perfekt sein sollten - damit sie zeigen kann, was sie als Mutter geleistet hat. Wir waren natürlich nicht perfekt und sie war unfassbar enttäuscht darüber - bis heute.
Ich kann Dir nur raten, innerlich ein Stück zurückzutreten und zu schauen, wie Du diese Lücke in Dir füllen kannst -bzw. was genau Dir fehlt. Bei mir ist es der Respekt vor meiner Person, der mir gefehlt hat - das hat sich auch in meinen Partnerschaften gezeigt - hier wurde mir auch nie Respekt entgegen gebracht.
Langsam fange ich an, diesen Respekt selbst zu haben und einzufordern, fühle mich dabei aber immer wie eine 'Angeberin' - höre dabei sogar manchmal die Stimme meiner Mutter 'hänge es nicht an die große Glocke' - doch, ich hänge es jetzt aber an die große Glocke und das darfst Du auch! Und, wie Du hier siehst: Du bist nicht allein!

24.05.2020 21:24 • x 7 #7


Mienchen
Das innere Kind.. Ja ich hab viel davon gelesen, aber ich erreiche es nicht. Immer wenn ich das Gefühl habe, vor ihm zu stehen merke ich, das es verschwindet.

Ich möchte meiner Mutter alles recht machen, möchte für sie da sein und bin absolut nicht ich selbst, wenn ich spüre, daß ich sie verärgert habe. Ich hab damals die ganze Beerdigung von meinem Vater geregelt, hab natürlich keine Träne vergossen, weil ich mich vor ihr geschämt hätte für meinen eigenen Schmerz.

Ich war danach oft an dem Punkt, wo ich sie so sehr gebraucht hätte. Aber sie saß eiskalt neben mir mit dem üblichen Satz wirst du schon überleben

24.05.2020 21:30 • x 3 #8


E
Zitat von Mienchen:
Satz wirst du schon überleben

Hört sich an wie ein Satz, den sie sich selbst sagt. Konnte sie sich denn selbst gut um sich kümmern? Genießen? Mal ausgelassen sein? Es tut mir in der Seele weh, zu hören, dass Du Dich für Deine Trauer um Deinen Vater vor Deiner Mutter schämen musstest. Fühl Dich mal gedrückt!

24.05.2020 21:41 • x 4 #9


Spreefee
Ich kenne das auch. Als ich das letzte Mal von meiner Mutter vor zwei Jahren hörte, schlug sie die Einladung zu meinem Geburtstag aus, mit den Worten, ich komme nicht mehr zu dir, du bist mein größtes Problem.

Seit dem rufe ich nicht mehr an, gehe nicht mehr vorbei.

Ich fragte mich sehr lange, warum ich ihr Problem gewesen bin. Warum ich immer ihr Problem war. Zwei Sätze blieben haften, schon seit vielen vielen Jahren :

1. Du machst nie, was man dir sagt!

2. Das du bist, wie du bist ist die Schuld deines Vaters und seiner Mutter.

All das sagte sie mir, nach dem mein Vater starb.

Heute weiß ich, warum ich krank bin, warum ich bin, wie ich bin. Das zu verstehen, half mir loslassen.

24.05.2020 22:09 • x 3 #10


Mienchen
Zitat von Emma75:
Hört sich an wie ein Satz, den sie sich selbst sagt. Konnte sie sich denn selbst gut um sich kümmern? Genießen? Mal ausgelassen sein? Es tut mir in der Seele weh, zu hören, dass Du Dich für Deine Trauer um Deinen Vater vor Deiner Mutter schämen musstest. Fühl Dich mal gedrückt!


Sie konnte sich gut um sich selbst kümmern. Sie hat erst ihre Schwiegermutter gepflegt (sehr aufopfernd, obwohl sie sich nicht sehr gut mochten) und dann später um meinen Vater. Sie hat es wirklich gut gemacht.

Sie hat früher mit Depressionen gekämpft, inkl. Suizidversuch. Und trotzdem hab ich schon als Kind bei ihr gespürt, das ich immer falsch war.

Eine Erinnerung ist mir hängen geblieben. Meine Freundin bekam oft Küsse von ihrer Mutter. Ich versuchte sie damals als Kind auch zu küssen. Sie war sehr erbost darüber und hat mich grob weg geschoben. Ich wußte damals nicht, was ich falsch gemacht habe.

Ich kann vor ihr gar nicht weinen. Obwohl ich sehr emotional bin. Ich wollte damals beim Tod meines Vaters keine Schwäche zeigen, stark sein für sie.

Im Nachhinein frage ich mich, warum sie nie gesehen hat, daß ich ein Stück weit mit unter der Erde lag, als er ging. Ich verstehe es nicht


Keine Ahnung, ich wollte hier auch niemanden irgendwie belästigen, hier haben viele User momentan schlimmere Probleme und vor allem akutere.

Ich wollte es nur einfach mal aufschreiben, weil heute so ein Tag ist, an dem ich sehr nachdenklich bin und ich mich hier verstanden fühle

24.05.2020 22:09 • x 3 #11


E
Zitat von Mienchen:
Sie hat früher mit Depressionen gekämpft, inkl. Suizidversuch. Und trotzdem hab ich schon als Kind bei ihr gespürt, das ich immer falsch war.

Das war bei meiner Mutter genauso. Vielleicht haben wir uns gerade deshalb 'falsch' gefühlt. Weil sie sich irgendwie 'falsch' gefühlt haben und wir ihnen vielleicht viel näher waren als wir dachten....

24.05.2020 22:14 • x 3 #12


Mienchen
Zitat von Emma75:
Das war bei meiner Mutter genauso. Vielleicht haben wir uns gerade deshalb 'falsch' gefühlt. Weil sie sich irgendwie 'falsch' gefühlt haben und wir ihnen vielleicht viel näher waren als wir dachten....


Aber warum können wir dann nicht einfach geliebt werden für das, was wir sind? Ihre Kinder?

24.05.2020 22:17 • x 3 #13


Spreefee
Wie soll jemand Selbstliebe einem Kind lehren können, wenn man sie selbst nicht besitzt?

24.05.2020 22:18 • x 2 #14


Scheol
Zitat von Mienchen:

Sie konnte sich gut um sich selbst kümmern. Sie hat erst ihre Schwiegermutter gepflegt (sehr aufopfernd, obwohl sie sich nicht sehr gut mochten) und dann später um meinen Vater. Sie hat es wirklich gut gemacht.

Sie hat früher mit Depressionen gekämpft, inkl. Suizidversuch. Und trotzdem hab ich schon als Kind bei ihr gespürt, das ich immer falsch war.

Eine Erinnerung ist mir hängen geblieben. Meine Freundin bekam oft Küsse von ihrer Mutter. Ich versuchte sie damals als Kind auch zu küssen. Sie war sehr erbost darüber und hat mich grob weg geschoben. Ich wußte damals nicht, was ich falsch gemacht habe.

Ich kann vor ihr gar nicht weinen. Obwohl ich sehr emotional bin. Ich wollte damals beim Tod meines Vaters keine Schwäche zeigen, stark sein für sie.

Im Nachhinein frage ich mich, warum sie nie gesehen hat, daß ich ein Stück weit mit unter der Erde lag, als er ging. Ich verstehe es nicht


Keine Ahnung, ich wollte hier auch niemanden irgendwie belästigen, hier haben viele User momentan schlimmere Probleme und vor allem akutere.

Ich wollte es nur einfach mal aufschreiben, weil heute so ein Tag ist, an dem ich sehr nachdenklich bin und ich mich hier verstanden fühle



Wie alt ist die Mutter ?

Ein Buch

Die Kinder der Nachkriegskinder


So hört sich ihr Glaubenssatz an. Wirst du schon überleben...... vermutlich von ihrer Mutter

24.05.2020 22:19 • x 3 #15


A


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