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Trennung nach 12 Jahren, Expartner zurück, Lebenskrise

V
Liebes Forum,

ich bin schon seit einigen Monaten eifriger Mitleser einiger Beiträge. Ich kann mich in vielen Geschichten überraschend wiederfinden. Ich bin dankbar, dass dies ein Ort ist an dem sich Leidensgenossen über ihre Erfahrungen, Sorgen und Ängste austauschen können. Es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine mit diesen Dingen auf der Welt ist.

Vielleicht gibt es jemanden der eine ähnliche Situation wie ich erlebt hat und der mir einen Rat auf den Weg mitgeben kann.

Zu meiner Situation:

Ich (w, 29) bin nun seit 11 Wochen Wochen von meinem Expartner (31) getrennt. Wir haben uns mit 17 und 19 Jahren kennengelernt und hatten zuvor auch schon jeweils 2 längere Beziehungen hinter uns. Wir hatten insgesamt eine schöne Beziehung in der wir uns über all die unterschiedlichen Lebensabschnitte gegenseitig sehr viel Halt und Liebe geschenkt haben. Wir haben zeitweise oft an unterschiedlichen Orten gelebt, es aber trotzdem immer geschafft uns sehr oft zu sehen, waren auch viel auf Reisen und seine Familie wurde über die Jahre auch zu meiner. Die S. war bis zuletzt für beide Seiten sehr erfüllend und hat über die Jahre nicht abgenommen. Es gab wie überall Höhen und Tiefen. Wir waren jeweils schon 2 mal für ein paar Monate getrennt. Ein großes Problem war das fremdgehen seinerseits, die damit verbundenen Lügen und meine Reaktion in Form von fehlendem Vertrauen und Eifersucht. Ich habe über die Jahre aufgrund des fehlenden Vertrauens und des Studenten Lebensstils auch ein paar Ausrutscher gehabt. Wir haben uns immer sehr viel Freiheiten gelassen und uns viel. verziehen, weil die Beziehung immer über allen anderen Personen stand.

Er hat sich nach dem Studium immer wieder an diversen beruflichen Projekten versucht, jedoch mit ausbleibenden Erfolg. Leider hat er angefangen viel zu *beep* um mit der Frustration umzugehen. Seine Eltern sind dann oft finanziell für ihn eingesprungen. Darunter litt sein Selbstwert sehr stark, was vielleicht auch das Suchen nach Bestätigung in Form von fremdgehen erklären könnte.

Er wiederum litt an meinen immer wiederkehrenden teilweise schweren Depressionen. Durch die vielen Streits und negativen Entwicklungen hat unsere Beziehung an Freude und Leichtigkeit verloren. Sie wurde fast toxisch und wir haben gemerkt, dass wir uns nicht mehr so gut tun. Meine Lösungsversuche wurden am Ende nur noch mit Respektlosigkeiten und großem Distanzwusch seinerseits abgetan. Am Ende fühlte er sich zu verantwortlich für mich und wollte nicht zusätzlich meinen Kummer verstärken. Schließlich hat er dann 2 Tage nach einem wunderschönen Traumurlaub in dem wir auch von Heirat und Kindern gesprochen haben, Schluss gemacht.

Ich war und bin am Boden zerstört. Bin wie gelähmt, bekomme meinen Alltag nicht mehr richtig auf die Reihe, weine jeden Tag, bin völlig aus dem körperlichen und seelischen Gleichgewicht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel Schmerz empfinden könnte. Trotz vieler Gespräche und Erlebnisden mit Freunden, meiner angefangen Therapie und vielen anderen Hilfsangeboten fühle ich mich innerlich leer und tot. Und das in einer Zeit in der für mich auch einige Säulen wackeln. Nach dem Verlust des Partners und den damit verbundenen geplatzten Traum von Familie und Kindern sehe ich mich jetzt mit knapp 30 Jahren wieder bei 0 anfangen während um mich herum Verlobungen und Heirat auf der Tagesordnung stehen.

Er tut sich auch schwer mit der Trennung, vermisst seine Bezugsperson und unsere Intimität, obwohl er schon 2 Wochen später eine Affäre am laufen hatte die er beim feiern kennengelernt hat. Im Mai wollten wir noch gemeinsam nach Frankreich ziehen, da dort seine aktuelle Arbeitsstelle war, die er letztendlich auch aufgab, nun muss er sich auch neu orientieren und seinen Weg erstmal finden.

Wir haben immer noch Kontakt und sehen uns ab und zu, auch wegen der ganzen gemeinsamen Freunde und seiner Familie (Geburtstagsfeiern, etc.). Ich bin für ihn jetzt sein Lieblingsmensch und seine beste Freundin, aber eine Beziehung kann er sich im Moment nicht mehr vorstellen. So wie sie zuletzt war möchte ich auch keine mit ihm! Er genießt die Freiheit und das Gefühl nicht mehr für mich verantwortlich zu sein.
Kontaktsperre hatten wir auch schon, das haben wir beide aber kaum ausgehalten, weil wir uns im Leben des anderen nicht missen wollen.

Ich spüre, dass noch Liebe seinerseits da ist (verschüttet unter dem ganzen Druck) und kann mir nicht vorstellen dass es das für immer zwischen uns gewesen sein soll, jedoch möchte ich mir keine falschen Hoffnungen machen, Händchenhalten während er seine Freiheit genießt und weiter leiden. Vielleicht müssen wir diese Entwicklungsphase jeweils allein verbringen um dann später wieder gereift und neu zueinanderfinden, vielleicht sollte ich diesen Traum für immer begraben?
Was soll ich nur tun?

23.11.2018 02:50 • #1


mafa
Jetzt erst mal Zeit allein verbringen, zu verarbeiten und zu reifen ist sicherlich gut und wichtig. Dass Leute aber nach so langer Zeit dann wieder zusammen finden, ist selten, davon würde ich mal nicht mehr ausgehen... oftmals will man dann eigentlich auch gar nicht mehr ..
Schau auf dich, konzentriere dich auf dich, du was dir gut gut und was die Zukunft bringt, dass wirst du dann sehen ... es wäre aber vielleicht besser wenn du ihm nicht ständig irgendwo bei Feiern begegnest. Das lässt sich vermeiden wenn man das will .. sonst bist du nämlich immer in dieser Zwischenphase kannst dich nie richtig lösen, und das macht dich irgendwann richtig kaputt

23.11.2018 06:30 • x 2 #2


A


Trennung nach 12 Jahren, Expartner zurück, Lebenskrise

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Thommy75
Lieber Vampirelle,

ich kann mich @mafa hier nur anschließen, da seine Ansichten sehr vernünftig klingen und ich auch keinen anderen Rat hätte.

Zieh dich erstmal zurück und lerne neu, was dir gut tut. Die gelegentlichen Treffen werden dir nicht gut tun und deinen Abschließungsprozess nur unnötig in die Länge ziehen. So bleibst du gefangen in der Schleife der Trauer um die Beziehung.

LG, Thomas

23.11.2018 06:52 • x 2 #3


Tiefes Meer
Hallo @vampirelle,

einen lustigen Nick hast Du Dir ausgesucht. Willkommmen im Forum.
Du fragst
Zitat von Vampirelle:
Was soll ich nur tun?


Die Frage ist verständlich und doch geht es bei Trennungen eher weniger um das tun, sondern mehr um das (sein) lassen. Ihn kannst Du nicht ändern, die Trennung kannst Du nicht ändern, Deine Trauer kannst Du nicht ändern . Du kannst jedoch lernen, die Dinge genau so sein zu lassen wie sie nun eben mal sind.

Innerlich, indem Du Dir zugestehst, dass Du traurig und vielleicht auch oft wütend oder verzweifelt bist . Dir selber gut zuredest, Dich mental selber in den Arm nimmst. Äußerlich, indem Du kleine, tröstende Dinge für Dich tust . Und Dir genau anschaust, was es mit Dir macht, wenn Du ihn immer und immer wieder triffst .

Du wirst dann wahrscheinlich merken, dass jedes Treffen Dich emotional erstmal runter reißt. Normal . Du kannst den Treffen ausweichen . Vielleicht erstmal für eine Weile .

Zitat:
Ich bin für ihn jetzt sein Lieblingsmensch und seine beste Freundin,
Ach ja. Verlasser und ihre Phantasien von einem nahtlosen Übergang in eine Freundschaft . Liebes . Das funktioniert nicht . Nicht für Dich . Nicht jetzt .

Zitat:
Vielleicht müssen wir diese Entwicklungsphase jeweils allein verbringen

Ja. Das müsst ihr . Trennung können wir immer nur getrennt vom ehemaligen Partner verarbeiten. Das liegt in der Natur der Sache .

Zitat:
....um dann später wieder gereift und neu zueinanderfinden, vielleicht sollte ich diesen Traum für immer begraben?
Wenn Dir dieser Traum hilft und Dir ein besseres Gefühl gibt, dann halte ihn eben ein Weilchen fest . Wie gesagt - es gibt nichts zu tun im Moment . Nicht mal was zu entscheiden.

Ihr seid getrennt . Und was irgendwann in der Zukunft liegt, das kannst Du nicht entscheiden. Nicht heute, nicht jetzt . Niemand weiß, was kommt . Vielleicht findet ihr in ein paar Jahren noch einmal zueinander . Vielleicht auch nie. Vielleicht entwickelt sich eine Freundschaft, vielleicht auch nicht .

Deshalb - Baue weder auf das eine noch auf das andere Zukunftsszenario. Kümmere Dich um das , was hier und jetzt vor Deiner Nase liegt . Und das bist Du mit Deinen verletzten Gefühlen. Deine vordringliche Aufgabe ist es, diese Phase zu überleben, Dich selber zu unterstützen, Dich wieder aufzubauen . Diese Aufgabe ist schwierig genug. Das weiss hier jeder.

Ein erster Schritt ist gemacht. Du hast begonnen hier zu schreiben und den Austausch mit Leidensgenossen zu suchen. Das war ein guter Schritt . Dieses Forum hat schon vielen geholfen .

23.11.2018 14:40 • x 3 #4


M
Bin hier irgendwie falsch gelandet

27.10.2021 20:27 • #5




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