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Vom Zerrissenwordensein

DieSeherin
Zitat von Mercurius:
Und jetzt gefall ich mir in meiner Rolle als Opfer.


weißt du was? es klingt zwar jetzt etwas fies und irre, aber ich meine es echt liebevoll: ich habe gerade so gelacht, als ich deinen text gelesen habe! (sorry, aber mein kollege schaut mich immer noch ganz irritiert an!)

weil er richtig gut klingt! weil es danasch klingt, als seist du auf dem perfekten weg, als würdest du deine wut so richtig geballt rauslassen! als würdest du alle trauer-phasen auf einmal durchlebn... und das finde ich klasse und hoffe, dass du den job bekommst, gehst und nicht zurück schaust

07.05.2019 14:33 • x 2 #61


M
Vorgestern sagte sie mir dann, sie habe nur noch freundschaftliche Gefühle. Ich hab es beendet. Gestern hielt ich es nicht mehr aus und rief sie erneut an. Endlich konnte sie mir sagen, warum das alles nun zerstört ist. Ich sei so oft so dramatisch gewesen und hätte an den eigentlichen Problemen vorbei geredet, dass sie mich irgendwann nicht mehr ernst genommen habe. Das sei so mächtig geworden, dass alles davon belastet worden sei.

Sie hat mich nicht mehr ernst genommen.

Ich verstehe sie. Aber sie hätte reden können. Sie war auch dramatisch und hat an den Problemen vorbei geredet.

Ich liege seit 0.00 wach in meinem Bett. Jetzt fangen die Vögel an zu zwitschern. In mir ist ein neuer Schmerz. So ein Gefühl hatte ich noch nie. Weit und breit habe ich niemanden, den ich aufsuchen könnte. Bald muss ich zur Arbeit. Dort findet ein Kongress statt. Und abends muss ich als Vertreter unseres Hauses mit manchen der Teilnehmer essen gehen. Ich glaub ich schaffe das gar nicht. Morgen soll ich einen Workshop mitgestalten. Wie denn? Und vor allem: warum? Was soll das denn alles?

Ich wünsche mir so sehr einen lieben Menschen, der mir zuhört. Wenn jemand aus dem Mainzer Raum kommt, das liest und sich vorstellen kann, ein bisschen zuzuhören, möge er sich via PM melden.

14.05.2019 05:02 • #62


A


Vom Zerrissenwordensein

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A
Lieber

Ich drücke Dir die Daumen, bis es blutet ( völlig undramatisch, wirklich) dass sich jemand aus dem Mainzer Raum meldet und etwas Zeit für Dich hat.

Loslassen kann echt zu ner Lebensaufgabe werden hm?

Woran glaubst Du @Mercurius
Würfelt Gott?
Eine ganz ernst gemeinte Frage.

14.05.2019 07:59 • x 1 #63


M
In den letzten Wochen war ich ja kaum hier. Ich hab gedacht, es wird schon wieder. Hab mich dafür bemüht. Geschenke gebracht, Freuden bereitet (oder?). Doch die Nicht-Mehr-Liebe folgt höheren Gesetzen.

Ja, Loslassen ist meine Lebensaufgabe. So oft war ich darin gefordert. Und bin selbstgerecht, sogar selbstherrlich ausgewichen. Ich ich ich. Welch Drama. Gerade könnte ich meinen Kopf gegen eine Wand schlagen. Ich hab mir mein Leben ruiniert. Ich bin nicht stark. Sondern total vernachlässigt und zwar vor allem von mir selbst. Immer diese Kompensationen.

Ob ich an Fügung glaube? Irgendwie schon. Wobei ich manches nicht verstehe und Chaos empfinde. Wirres Gewürfle, das ich schlichtweg überinterpretiere.

Alter Schwede tut mir alles weh. Ich war ja vorbereitet, hab das im Innern Tag um Tag durchgespielt. Doch wenn sie mir mal schrieb oder mich sogar anrief - und dabei war es belanglos, worum es ging - fühlte ich mich stundenlang leichter. Ich könnte permanent weinen, aber bin auf diesem Kongress. Und mir ist Ablenkung völlig egal, ich will das fühlen, was in mir passiert.

Meine Ex (Oh Gott...) hat mir mehrfach erzählt wie furchtbar die eine Trennung für sie gewesen sei und sie über zwei Jahre schwer depressiv und abgemagert im Bett gelegen hätte. Nur ihre Mitbewohnerin war für sie da und schließlich hat sie sich einen Hund angeschafft, der sie rettete. Soll ich mir nun einen Mitbewohner oder einen Hund anschaffen oder beides? Ich hab überhaupt keine Zeit für einen Hund und keinen Raum für einen Mitbewohner. Ich hätte jetzt gerne starke Eltern oder Geschwister. Heute bringt die Frau eines meiner besten Freunde ihr zweites Kind zur Welt und ich empfinde nur Abscheu und Missgunst. So aalglatt alles. Und so ehrlich, dass ich das hier schreibe.

Ich möchte geliebt werden...

14.05.2019 10:01 • x 2 #64


F
Manchmal lese ich hier so im Forum rum und stosse auf einige Beiträge, wo man schon beim Lesen merkt, dass sich der Verfasser etwas vormacht, selbst belügt wie auch immer.

Ich danke dir für deinen herrlich offenen und ehrlichen Beitrag, auch wenn ich dir leider nicht helfen kann. Ich kann voll und ganz nachvollziehen wie du dich fühlst. Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Kraft

14.05.2019 10:12 • x 2 #65


A
Du weißt, dass es im Moment keine Hilfe und keinen Ausweg gibt.
Liest sich, als gehst Du grad an Deine Grenze.

Dass Du alles fühlen möchtest kann ich nachempfinden.
Dich treiben lassen von dem was in Dir ist.

Geht aber grad nicht.

Du kennst Dich mit Masken und Farbe annehmen und Disziplin aus.
Das hältst Du aus jetzt - hinterher fühlst Du Dich besser.

Farbe bekennen kannst Du hier.
Liebe.
Liebe.

Liebe ist auch hier @Mercurius
Liebe kann eh keiner definieren oder messen oder mit einem Finger draufzeigen.

Hier denken Menschen an Dich, gehen auf Dich - exklusiv- ein, schenken Dir Zeit. Heute und vorvorvorgestern und vor Wochen.
Du liebst Dich auch - sonst wärst Du nicht hier und würdest nach Dir suchen.

Lass Dich auffangen hier.
Dafür ist das Forum und seine Menschen darin auch da.
Momente der Erleichterung, sind Momente der Erleichterung - nicht der Trauer.

Die Anonymität wird Dir helfen.

14.05.2019 10:36 • x 3 #66


M
Danke Anders. Ich möchte hier im Forum sein, bei euch. Was du über Liebe schreibst, finde ich wertvoll.

Ich saß nun drei Stunden zwischen vielen Menschen und habe fast die ganze Zeit gegen die Tränen angekämpft. Hab mir irgendwann einen Lichtkegel vorgestellt, der auf uns beide, also sie und mich, herunterfällt und wärmt.

Ich muss das hier erstmal überstehen. Habe einen Hilferuf an meine Freunde gesendet, eventuell kommt Donnerstag einer vorbei. Sie hat mir geschrieben, dass sie verstünde, warum ich mich in manchen Situationen entsprechend verhalten hätte und wer ich sei, aber nicht damit umgehen könne. Dass es ihr außerdem das Herz zerreiße, dass ihr Hund und ich uns wohl nicht mehr sehen würden (er ist sehr alt), obwohl er mich so sehr liebe (und ich ihn auch). Und dass sie sich wünschte, auch so bedingungslos lieben zu können. Das hat mich noch trauriger gemacht. Ich sollte die berühmte Kontaktsperre einrichten. Hopfen und Malz sind nunmal verloren.

14.05.2019 13:40 • #67


M
Ei. Nur fünf Stunden Schlaf in den vergangenen zwei Nächten. Sprach gestern mit ihrem besten Freund, mit dem ich selbst gut klar komme. Er war sehr direkt, sagte, wir passen einfach nicht zusammen. Punkt.

Ich weiß seit gestern (Nacht) Zweierlei (habs vorm inneren Auge gesehen): Sie war die ganze Zeit wütend. Sie konnte ihre Wut nicht ausdrücken. Sie konnte den Grund nicht ansprechen, weil sie dann hätte wütend werden müssen. Sie hätte aber auf den Tisch hauen sollen. Schreien. Stampfen. Stattdessen hat sie es geschluckt und starke körperliche Beschwerden entwickelt. Das kennt sie nämlich nicht anders. Alle Machtfiguren ihres Lebens haben sie klein gemacht. Ihre Mutter hat es ihr vorgelebt. Als wir frisch zusammen waren, wurde sie unfassbar ungerecht von ihrer sogenannten besten Freundin behandelt. Sie sagte damals, wenn ich nicht für alle die kleine, süße.... hielten, wäre, würde ich mich mal so richtig wehren. Ich hatte sie motoviert, genau das zu tun. Sie tat es ansatzweise. Heute ist deren Freundschaft deshalb noch in Takt.

Sie sagte zu mir, sie hätte sich nie im Leben so schwer getan, bei jemandem etwas Wesentliches anzusprechen. Sie sei wie blockiert gewesen. Vielleicht hatte sie Angst vor mir. Vielleicht Angst davor, mich zu verletzen. Vielleicht Angst davor, eine Illusion zu zerstören. Sie hat es runtergeschluckt.

Sie meinte auch (alles vorgestern) zu mir als ich einem Traueranfall sagte, ich wolle sie nicht verlieren, dass ich sie schon lange verloren hätte. Und mich ohnehin endgülitg abwenden würde. Damit spielte sie auf meine Bewerbung 300 Km von ihr entfernt an.

Ja, sie ist weg. Und das schon lange. Ich sehe jetzt den roten Faden. Ich spüre und verstehe, wie sehr sie sich immer wieder überwinden musste, sich auf mich einzulassen. Wie es dabei immer kälter in ihr wurde. Wie schwer es ihr fiel, mich zu genießen.

Es tut mir unendlich leid. Ich möchte an mir arbeiten. Hoffentlich findet sie einen lieben Partner.

15.05.2019 08:46 • x 1 #68


M
Also meine Gefühle wechseln sich rasant ab. Mal bin ich zornig, mal von Trauer durchbohrt. Schlief nun drei Nächte nicht wirklich und werde geistig nicht müde. Appetit habe ich mitnichten. Ich überlege, eine Akutklinik aufzusuchen, eventuell auch eine private. Deshalb gehe ich gleich zu meiner Hausärztin. Die Klinik, in der ich mal war, hat mir einen Termin im September angeboten. Das ist zu lang. Ich könnte es auch so schaffen. Aber kaum in diesem Setting.

Gestern sagte mir ein gemeinsamer Bekannter, ihr würde es verdammt gut gehen. Eine Art von Trauerphase würde er nicht bei ihr wahrnehmen. Außerdem könnte es sein, dass da ein Mann bei ihr ist. Das macht mich rasend. Ich weiß, sie darf. Aber...

Seit Tagen sehne ich mich nach einer Umarmung. Ich stelle mir auf der Arbeit vor wie mein Chef mich umarmt. In der Sbahn sehe ich ältere Leute, in deren Schoß ich mich so gerne legen würde. Ich bin enorm geschrumpft. Ein Kind. Wow. Was 'ne Erfahrung.

16.05.2019 09:50 • #69


M
Wut und Trauer deckeln sich gegenseitig. Ich habe verstanden, dass es nicht mehr wiederherzustellen ist. Und dass ich leide, weil ich auf Entzug bin. Gestern Abend war ich zum ersten Mal sehr ruhig und einverstanden. Dann wachte ich in den Morgenstunden auf und alles tat weh. Ich hatte von ihr geträumt, wie sie mich Schatz nannte, lächelnd und mich küsste. Seitdem reihen sich die inneren Bilder, die Gutes in mir auslösen, aneinander an. Ich stand auf und habe endlich unsere 1000e Nachrichten, Voicemails, Bilder, Videos und so weiter gelöscht oder archiviert.

Sie hatte mir angeboten, ein Last Goodbye stattfinden zu lassen. Vor allem wegen des Hundes. Und zur berühmten Sachenübergabe. Das wäre nächsten Donnerstag. Natürlich wollte ich das. Malte mir ein positives Treffen aus. Manipulierte mich selbst, damit ich denke, das wär wichtig und heilsam. In Wirklichkeit hofft und giert alles in mir. Ich werde das absagen. Ihr wird es eh relativ egal sein. Und ich werde spätestens dann in der Heimat sein, bei meinem guten Freund, der eine Hütte am See hat. Ich werde mit ihm seinen Garten arrangieren, ein schönes mobiles Beet bauen und Abends am See sitzen. Wir werden über die vielen vielen Erlebnisse und Begegnungen der letzten 15 Jahre sprechen und uns klar machen, dass wir Menschen sind, die etliches erlebt haben. Morgens bade ich im See, es sei denn, es ist wirklich zu kalt. Dann stakse ich nur etwas mit meinen *beep* Füßen durch das Wasser. Ich werde die Enten und die Wildgänse beobachten. Wahrscheinlich wird dort ein freches Nilgänsepaar sein. Vielleicht kommen die Karpfen, dann füttere ich sie. Wir werden leckeren Kaffee und gutes Brot frühstücken. Und eine Fahrradtour oder eine Wanderung machen.

Als ich das letzte Mal nach einer längeren Partnerschaft verlassen wurde, machte ich eine Alpenbesteigung. Dabei habe ich derart viel verarbeitet, dass es nach wenigen Wochen gut war. Natur ist das Richtige.

17.05.2019 08:46 • x 4 #70


A
Puh - ich bin ganz getroffen von Deinen Schilderungen. Dein letzter Eintrag ist gut. Super gut! Genau - nicht treffen, um Himmels Willen! Es würde niemals so verlaufen, wie Du es Dir wünscht.

Mach es so, wie es da steht: besuche Deinen Freund. Vielleicht hast Du dazu nur zu 75 % Lust, und Du bist auch dort unruhig, gedankenvoll - aber Du hast Ablenkung. Und vielleicht wird Dir bei den Gesprächen über die letzten 15 Jahre bewusst, dass Du der Mittelpunkt Deines Lebens bist und alles andere erlebte in der Zeit auf Dich zu- und wieder weggerollt ist. Die einzige Konstante auf die Du Dich in Deinem Leben verlassen kannst, bist einfach nur Du selbst. Vielleicht schöpfst Du aus dieser Einsicht Kraft: verlass Dich auf Dich - Du schaffst das, auch wenn es grad unendlich schwer zu sein scheint. Nur Mut!

Zitat von Anders:
Lass Dich auffangen hier.
Dafür ist das Forum und seine Menschen darin auch da.
Momente der Erleichterung, sind Momente der Erleichterung - nicht der Trauer.

meine Güte, Anders, ich muss mein Taschentuch raus holen. So schön gesagt. Der ganze Absatz, aber ich wollte nicht alles hier rein zitieren.

17.05.2019 09:20 • x 2 #71


N
Ich bin zwar nur fast Gier und das erst seit zwei Tagen, aber ich möchte dir einen Gruß hinterlassen und aus Erfahrung sagen: es wird alles gut. Nich gleich gut wie vor dem ganzen. Aber anderst gut.

Hab eine schöne Zeit und gib auf dich Acht.

17.05.2019 11:18 • #72


N
Ich bin zwar nur Gast hier und das erst seit zwei Tagen, aber ich möchte dir einen Gruß hinterlassen und aus Erfahrung sagen: es wird alles gut. Nich gleich gut wie vor dem ganzen. Aber anderst gut.

Hab eine schöne Zeit und gib auf dich Acht.

17.05.2019 11:20 • x 1 #73


M
Hallo alle. Ich praktiziere wieder eine Form des Buddhismus, die ich vor 10 Jahren sehr intensiv gelebt habe. Das hilft etwas. Ansonsten unternehme ich regelmäßig Dinge.

Ich verstehe sie immer besser. Stelle mir hin und wieder Was wäre wenn-Fragen. Was ich außerdem begreife: Sucht steht über allem. Auch über der sog. Liebe.

Dieses Leben ist eine Herausforderung. Aber keine Pflicht. Es darf auch ein Abenteuer sein. So möchte ich fortfahren. Als Abenteurer.

27.05.2019 15:30 • x 1 #74


M
Keine Ahnung, ob das hier hin soll. Ein Freund, Berater, Bei- und Versteher, einer, der mir immer gesagt hat die Genialität liegt in der Einfachheit, der mir zurief, ich führe wohl ein wirklich anstrengendes Leben, der sagte, ich sei stark, der zuhörte, da war, inspirierte, aktivierte, hat sich erhängt. Im Schlafzimmer. Seine Frau hat ihn gefunden.

Ich werde morgen zu einem Arzt müssen. Nie habe ich mir mehr meine Partnerin gewünscht als jetzt. Sie kannte ihn. Sie würde es auch treffen. Aber ich sage ihr nichts. Gar nichts. Sollen sie bleiben. Einfach bleiben wo sie ist.

27.05.2019 21:42 • x 2 #75


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