Wut und Trauer deckeln sich gegenseitig. Ich habe verstanden, dass es nicht mehr wiederherzustellen ist. Und dass ich leide, weil ich auf Entzug bin. Gestern Abend war ich zum ersten Mal sehr ruhig und einverstanden. Dann wachte ich in den Morgenstunden auf und alles tat weh. Ich hatte von ihr geträumt, wie sie mich Schatz nannte, lächelnd und mich küsste. Seitdem reihen sich die inneren Bilder, die Gutes in mir auslösen, aneinander an. Ich stand auf und habe endlich unsere 1000e Nachrichten, Voicemails, Bilder, Videos und so weiter gelöscht oder archiviert.
Sie hatte mir angeboten, ein Last Goodbye stattfinden zu lassen. Vor allem wegen des Hundes. Und zur berühmten Sachenübergabe. Das wäre nächsten Donnerstag. Natürlich wollte ich das. Malte mir ein positives Treffen aus. Manipulierte mich selbst, damit ich denke, das wär wichtig und heilsam. In Wirklichkeit hofft und giert alles in mir. Ich werde das absagen. Ihr wird es eh relativ egal sein. Und ich werde spätestens dann in der Heimat sein, bei meinem guten Freund, der eine Hütte am See hat. Ich werde mit ihm seinen Garten arrangieren, ein schönes mobiles Beet bauen und Abends am See sitzen. Wir werden über die vielen vielen Erlebnisse und Begegnungen der letzten 15 Jahre sprechen und uns klar machen, dass wir Menschen sind, die etliches erlebt haben. Morgens bade ich im See, es sei denn, es ist wirklich zu kalt. Dann stakse ich nur etwas mit meinen *beep* Füßen durch das Wasser. Ich werde die Enten und die Wildgänse beobachten. Wahrscheinlich wird dort ein freches Nilgänsepaar sein. Vielleicht kommen die Karpfen, dann füttere ich sie. Wir werden leckeren Kaffee und gutes Brot frühstücken. Und eine Fahrradtour oder eine Wanderung machen.
Als ich das letzte Mal nach einer längeren Partnerschaft verlassen wurde, machte ich eine Alpenbesteigung. Dabei habe ich derart viel verarbeitet, dass es nach wenigen Wochen gut war. Natur ist das Richtige.
17.05.2019 08:46 •
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