Hallo und guten Tag,
mit den folgenden Zeilen erhoffe ich mir nicht nur einen Ratschlag Eurerseits,
sondern hoffe auch etwas Ballast abwerfen zu können. Im Sommer letztens Jahres
habe ich es mir an einem kleinen Bach gemütlich gemacht als mein Hund auf
einen freundlichen Artgenossen gestoßen ist. Als der Halter in Sichtweite kam, war es
eigentlich schon um mich geschehen. Kein einziges Wort kam mir über die Lippen.
Denn er hat mich so angelächelt, wie ich es mir schon lange von jemanden gewünscht hatte.
Da er kurz angebunden war, musste er leider direkt wieder los. Ich habe mich so sehr geärgert,
nicht die Initiative ergriffen zu haben um nach einen Wiedersehen mit den Hunden zu fragen.
Wenn man nicht von Liebe auf den ersten Blick sprechen kann, dann war ich zumindest
ein wenig verknallt. Gleich berichtete ich meinen Freunden von dieser Begegnung
und beschloss am nächsten Tag wieder an der gleichen Stelle zu sein. Er war es auch,
und unsere Hunde haben sich besser verstanden als jemals mit einem anderen Hund zuvor.
So kam es, dass wir ohne einander die Namen zu kennen oder uns zeitlich zu vereinbaren
jeden Tag bei Wind und Wetter an diesem Bach getroffen haben. Nach einigen Wochen
hat sich dann noch eine weitere weibliche Bekanntschaft von Ihm in unsere Runde eingefunden.
Dort fing es schon etwas mit der Eifersucht an. Insbesondere dann, wenn er direkt mit Ihr zu
unserem Treffpunkt kam. Die schöne Zweisamkeit beim gemeinsamen spazier-gehen, war dann erstmal gegessen.
Meine Gefühle sind jedoch stetig gewachsen und in M. habe ich all das gesehen, was ich mir
von meinem Gegenüber als Partner immer gewünscht habe. Da er jedoch dem klassischen
Bild eines Hetero-Kerls entspricht, war mir schon Anfangs klar -dass es wenig Chancen für
mich geben wird. Eine Freundin hat Ihn auch mal auf dem Zahn gefühlt und er sagte, dass er
mit Homos nichts zu tun haben will. Als er mir dann im November letzten Jahrs berichtete,
dass er nun eine Freundin hat war das ganze für mich komplett erledigt und ich habe kurzer
Hand den Kontakt abgebrochen. Besser gesagt, bin ich einfach nicht mehr zu dem Bach gekommen.
Darauf folgten beschissene Wochen, ich habe das rausgehen mit Ihm sehr vermisst und das Gefühl
von Sicherheit, wenn ich mit Ihm unterwegs war. Er ist wortgewandt und stark. Überall habe ich doch
gehofft ihn mal zu begegnen und noch schöner wäre es natürlich gewesen, wenn er auch hin und
wieder an mich gedacht hätte.
Als ich schon nahezu in Depressionen verfallen bin, bat ich eine gemeinsame Bekannte meine
Telefonnummer an M. weiterzugeben. Er hat sich dann bei mir gemeldet und direkt um ein Treffen gebeten.
Gefragt was los war, hat er nie. Nun kannten wir nach einem halben Jahr endlich unsere Namen
und hatten unsere Telefonnummern. Und wir haben uns wieder jeden Tag getroffen - alleine seine Bekannte
brachte er nie wieder mit und von seiner Freundin sprach er nur sporadisch
und dass es sowieso schlecht laufen würde mit ihr.
Über meine S. Interessen haben wir nie geredet, er hat auch nicht gefragt wie ich dazu stehe.
Hierzu muss ich jedoch erwähnen, dass ich ein ziemlicher Misanthrop bin. Jedes Mal, wenn wir unterwegs sind, gehe ich allen Konfrontationen mit anderen Menschen aus dem Weg. Ich ignoriere Leute, die mich ansprechen und will einfach von keinem Fremden irgendwas sehen oder hören.
Er berücksichtigt das total, geht ebenfalls anderen Hundehaltern aus dem Weg
lässt sich nicht mehr auf Konfrontationen ein und sagt die Leute sollen mir das nicht übelnehmen:
Der schaut immer so böse!. Wenn er mal mit Freunden unterwegs ist, bietet er mir immer an auch
mit dabei zu sein aber er wüsste ja, dass ich Menschen sch. finde.
Jeden Tag schreibt er mir eine Nachricht, wünscht mir einen schönen Arbeitstag und hofft
das ich eine erholsame Nacht hatte. Und wenn ich mal nicht reagiere, dann ruft er auch an
und fragt ob alles okay ist. Wir schenken uns immer Kleinigkeiten, bringen Getränke mit,
was zum Essen für die Hunde und schenken uns Süßigkeiten weil wir beide wissen,
dass wir gerne noch abends naschen. Er weiß das ich Laktoseintolerant bin und ich weiß,
dass er Lakritze total gerne mag. Wenn wir zusammen spazieren gehen, holt einer den anderen
von Zuhause ab und einer bringt den anderen immer nach Hause.
In klaren Nächten lieben wir den Himmel und schauen immer Ewigkeiten zu dem Mond hinauf.
Er hält mir überall die Türen auf und bietet mir immer ein Platz zum sitzen an. Auf seine Hilfe
könnte ich in jeglicher Art immer zu 100% zählen. Auch bei Themen die mir viel bedeuten
(bin Schauspieler), ihn aber gar nicht interessieren, hört er trotzdem gut zu und gibt mir Ratschläge.
Auch er weiß, dass ich für Ihn alles tun würde. Oft sagt er, ich kümmere mich besser um Ihn als
seine Mutter es je tat. Es ist einfach der beste Freund, den ich je hatte. Der Freund, den ich mir immer gewünscht hatte.
Aber wie das mit Gefühlen eben so ist, sehne ich mich nach mehr davon. Nur mal seine Hand halten zu können,
diese Sicherheit die ich in seine Gegenwart fühle auch mal spüren zu können. Das würde mir die Welt bedeuten.
Vor einigen Tagen stand auf einer Bank geschrieben: M + ?
Er sagte: Also ich sehe hier nur einen mit Fragezeichen in den Augen und das bist du.
Das wäre dann wohl die Gelegenheit gewesen mal irgendein Schritt in die Richtung zu wagen,
aber es kam nichts raus. Aber das war auch in den 10 Monaten das höchste der Gefühle.
Natürlich wird es auch zu nichts kommen aber meine Hoffnung versteht das nicht.
Jetzt fange ich an davon zu träumen, was noch viel schlimmer ist
wenn man dann doch wieder in der Realität aufwacht.
Nun distanziere mich wieder und will irgendwie einen Weg finden meine Gefühle ablegen zu können.
Eigentlich hat er es ja auch nicht verdient jetzt so von mir abgestoßen zu werden.
Aber die Wahrheit kann ich Ihm nicht sagen, wohl möglich könnte er alles Missinterpretieren und
das würde sehr böse enden. Ich habe mein Handy jetzt ausgeschaltet und gesagt das ich mich
nächste Woche wieder melden werde.
Wir sind übrigens beide 25 Jahre alt, wohnen jeweils alleine und in der gleichen Gegend.
Gibt es vielleicht einen Weg, wie ich meine Gefühle und die Eifersucht ablegen kann um unsere
Freundschaft zu retten? Oder ist es wichtiger mich selbst zu retten, bevor ich mich in meinen Gefühlen verlaufe?
Meine Sehnsucht ist unglaublich groß besonders wenn man bedenkt, dass wir uns ja sonst jeden Tag sehen.
Eine Ablenkung möglicherweise in Form von Dates zu schaffen, kommt für mich als Misanthrop gar nicht in Frage.
Demnach bin ich also gezwungen, den ganzen sch. mit mir selbst auszutragen.
Auf andere Leute habe ich jetzt natürlich noch weniger Bock als sonst schon.
Ich hoffe wirklich sehr, dass Ihr eine Idee habt wie ich aus diesem Schlamassel wieder raus komme
ohne M. verletzen zu müssen.
Liebe Grüße
Felix
07.05.2020 22:29 •
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