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Depressiv oder steht er einfach nicht auf mich?

S
Am 31.12.2016 beendete mein Freund (35; ICH 38) aus heiterem Himmel nach einem Jahr unsere Beziehung. Es war noch nie einfach mit ihm gewesen, aber seiner starken Gefühle für mich war ich mir immer sicher gewesen. Zu Beginn wollte er die Beziehung sogar mehr als ich und überhäufte mich mit Geschenken und lieben Worten. Klar, die Kennenlernphase natürlich!
Nach ca. 4 Wochen bemerkte ich jedoch langsam, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. Er war in meiner Gegenwart zwar immer gut drauf und wir haben viel gemeinsam unternommen, doch ließ er ab und an Bemerkungen fallen wie mein Kopf ist leer und es raschelt; die Psychopharmaka meiner Mutter schlagen bei mir leider nicht an; wenn ich zu Hause sitze bekomme ich manchmal komische Gedanken; ich brauche einen Tag um mit mir selbst zurecht zu kommen, bitte gebe mir den und hasse mich nur ein wenig etc...
Zu Beginn erzählte er mir auch von seiner letzten Beziehung und dass die Frau ihn fertig gemacht hätte und betonte immer wieder, dass er sich bei mir so wohl fühle, ich so toll sei, wunderschön und s.y. Er hingegen fühle sich oft in seinem Körper unwohl (hatte mal starkes Übergewicht und wurde in der Schule auch gehänselt) und vermutet sogar, dass er Essstörungen hat.
Ich hatte von Anfang an oft das Gefühl, dass er sich in seine Arbeit steigert und sich immer mehr aufhältst. Wir sahen uns daher meistens nur einmal in der Woche, was mir natürlich viel zu wenig war und ich dieses schnell bei ihm bemängelte. Es folgten dann Gespräche und er gab dabei an, dass er nicht über Gefühle sprechen kann, sich auch schon andere Menschen/Frauen bei ihm deshalb und wegen seiner mangelnden Kommunikation beschwert hätten und dass es ihn selbst nervt, dass er oft bei Verabredungen so rummeiert und dann kurzfristig manchmal absagen muss. Wir waren z. B. auch mal an einem Samstag verabredet, ich hatte ziemlich schnell das Gefühl dass irgendetwas nicht bei ihm stimmt, er ein wenig ungehalten war (was ich nie von ihm kannte) und unter dem Vorwand Kopfschmerzen nach 2 Stunden auch wieder nach Hause wollte. Er entschuldigte sich tausendmal dafür und überhäufte mich in den nächsten Tagen wieder mit lieben Worten und kleinen Geschenken.
So lief das dann immer weiter...
Er beichtete mir irgendwann, dass er oft am Wochenende seine dunklen Tage hat und niemand und nichts ihn dann aufmuntern kann. Die Arbeit wäre sein einziger Trost und lenke ihn dann immer ab. Wenn er bei der Arbeit einen Rückschlag hat, würde ihn das eher stärken und er noch mehr Kraft und Power haben. Ich bestärkte ihn dann auch noch zu einer beruflichen Veränderung und seinen Führerschein wollte er auch endlich mal machen. Er wäre schon oft in Fahrschulen angemeldet gewesen, aber hat nach kurzer Zeit immer wieder aufgegeben. Auch dieses Mal wollte er oft aufgeben und bekam ziemlich oft seine dunklen Tage und zog sich zurück. Ende Juli hätte ich mich fast einmal von ihm getrennt, aber blieb dann und er versprach an sich und uns zu arbeiten. Von da an erzählte er mir kurz oder schrieb mir, wenn es ihm nicht gut gehen würde und ich ließ ihn dann in Ruhe, schließlich wusste ich ja, dass es nichts mit mir zu tun hatte und alles okay ist. Wir waren sogar kurz (natürlich spontan) auch mal vereist und dieser Kurztrip war für ihn wunderschön und einfach nur toll. Thema Vereisen war natürlich auch immer schon so ein Punkt gewesen Lass uns das bitte spontan entscheiden. Ich mag nicht so weit weg.
Ab September begannen dann seine neuen Aufgaben im Job und ich hatte das Gefühl, dass wir uns noch weniger sehen und er noch mehr Zeit am Schreibtisch verbrachte. Als Entschädigung überraschte er mich dann mit längst ausverkauften Konzertkarten und alles war wieder gut. Ende November konfrontierte ich ihn dann natürlich mit den klassischen Fragen was machen wir Weihnachten, Silvester und was planst du an deinem Geburtstag?
Ab da hatte ich das Gefühl irgendetwas stimmt plötzlich nicht mehr... Hatte Späßchen gemacht wie früher sind wir übereinander hergefallen und jetzt liegen wir im Bett und spielen Handygames oder Hab das Gefühl, du magst mich nicht mehr anfassen... Wir hatten lediglich einmal keinen S. mehr... Er eröffnete mir dann irgendwann, dass er seinen Geburtstag nicht feiern möchte und er an Silvester nicht unter Menschen möchte. Dies konnte ich natürlich nicht verstehen und dachte das ist nur eine Laune von ihm. An Weihnachten lernte er sogar endlich meine Mutter noch kennen und war mega nervös gewesen etc. Mit meinem Geburtstagsgeschenk kurz vor Weihnachten kam er gar nicht klar (Sporttickets, die mit einer großen Reise verbunden waren) und war sprachlos, hatte Tränen in den Augen und und und...
Dann kam der Tag X. Freitag war er bereits bei mir und wir hatten einen tollen Abend, lachten, spielten Brettspiele und sind dann irgendwann halbtot und betrunken ins Bett gefallen. Samstag Mittag war er wie ausgewechselt, starrte die Schlafzimmerdecke an und ich hatte das Gefühl er will nur weg von mir. ich sprach ihn dann drauf an und er meinte, das bringt doch nichts, wenn ich so neben dir rumsitze und er wollte nach Hause. Hatte dann lediglich gesagt, dass wir uns ja später wieder sehen und er mich an Silvester doch jetzt nicht alleine lassen kann...
Darauf er Und wie stellst du dir das vor? Wir sitzen nebeneinander auf der Couch und ich spiele deinen Boyfriend?
Er hat das Gefühl ich würde mehr als er wollen (mehr sehen) und er eben nicht und er kann es tut ihm weh, mich so traurig zu sehen, wenn ich mich auf ihn freue und er diese Freude in dem Moment nicht teilen kann, weil er lieber zu Hause wäre und seine Ruhe hätte. Er könne mich dann ja nicht so lieben wie ich es tue, denn es müsste doch normal sein, dass man seinen Geburtstag zusammen verbringen möchte oder eine Reise zusammen planen möchte. Angeblich hätte er in allen anderen Beziehungen auch seine dunklen Tage immer schon gehabt (davon erzählte er mir vorher auch), aber so schlimm wie bei mir wären sie noch nie gewesen. Er fühle sich die letzten Wochen in meiner Gegenwart unwohl und hätte immer weniger das Verlangen mich anzufassen. Da war ich natürlich baff und bat ihn zu gehen.
4 Tage später war er dann bei mir und räumte ein, dass es am Samstag eine spontane Reaktion von ihm war, aber ich jetzt nicht von ihm hören werde, dass er falsch war. Er gebe mir in allen Punkten recht (wir sind ein tolles Team, immer sehr liebevoll und respektvoll miteinander umgegangen), aber er hätte derzeit nicht wie ich den Wunsch weiterzumachen. Irgendwann fragte ich ihn, wie es weitergehen soll? Er hatte keine Ahnung. Das ich keine Freundschaft will, habe ich ihm auch klar gemacht und dann spaßeshalber gesagt, dass wir ja in eineinhalb Wochen eine bestimmte TV Sendung zusammen sehen könnten und uns bis dahin in Ruhe lassen. Die Idee fand er super, machte den Ton am TV an, holte sich wie immer ein B. aus dem Kühlschrank und tat so als nichts wäre. Wir guckten dann etwa eine Stunde noch TV und dann wollte ich auch, dass er geht. Bei der Verabschiedung bestand er drauf mich zu umarmen, mir einen Kuss auf die Stirn zu geben, wünschte mir noch viel Erfolg bei der Arbeit am nächsten Tag und sagte, wir sehen uns am 13.01.2017.

Leute, was soll das?

09.01.2017 14:45 • x 1 #1


Sashimi
Zitat:
mein Kopf ist leer und es raschelt; die Psychopharmaka meiner Mutter schlagen bei mir leider nicht an; wenn ich zu Hause sitze bekomme ich manchmal komische Gedanken;


Da schrillen bei mir die Alarmglocken.

Solche Verhaltensmuster ähneln eher einem Borderliner, der in bestimmten Situationen eben völlig neben der Spur agiert und seine Mitmenschen mit völlig diffusen Entscheidungen ins Nichts schickt. Das er die AD´s seiner Mutter nimmt, lässt darauf schließen, dass sein Defekt nicht behandelt wurde. Dein Thread liest sich wie eine Aneinanderreihung von Ereignissen ohne das man das Problem irgendwie greifbar machen kann, was meine etwas wagemutige These unterstreicht. Für Dich ist wichtig sich letztendlich darüber keine Gedanken zu machen, warum Dinge so geschehen sind und warum er das tut,sondern die Beziehung klar und rational zu bewerten. Du bist keine Therapeutin und selbst wenn, würdest Du wohl dauerhaft nicht glücklich werden. Der Kern Deiner Fragestellung ist für mich klar: Er hat sich getrennt und Dir eine Menge Trauer erspart. Du solltest nicht anknüpfen, da seine Leichen im Keller offensichtlich größer sind als Du und ich sich das vorstellen könnten.

09.01.2017 15:32 • x 2 #2


A


Depressiv oder steht er einfach nicht auf mich?

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A
Er nimmt die ADs seiner Mutter ? ? ?

Und dann trinkt er auch noch ständig Alk.?

Das sind starke Medikamente, die nur von einem Facharzt individuell verschrieben werden dürfen und Alk. ist völlig tabu, wenn man die einnimmt.

Unglaublich. Ich hab gar nicht so viel Kopf wie ich schütteln möchte.

09.01.2017 16:56 • x 1 #3


etnervt
Er braucht professionelle Hilfe. Du wirst ihm nicht helfen können. Du bist keine Therapeutin und da gehörtt er hin. Und solange er nichts in dieser Richtung unternommen wird von seiner Seite hast du überhaupt keine Chance.

09.01.2017 17:21 • x 1 #4


S
Er nimmt keine AD. Er hatte diese lediglich mal ausprobiert, ebenso wenn es mir mal nicht gut ging, hat sie mir auch manchmal ihre Schlaftabletten gegeben. Alk. war jedoch immer ein Thema bei uns und ich kann mich kaum an einen Abend erinnern, an dem er mal nicht trank. Fand ich auch nicht schlimm, bei einmal in der Woche sehen bei mir wahrscheinlich NORMAL. Ich weiß, ich bin nicht seine Therapeutin und sollte zusehen, dass ich mich wieder auf mich konzentriere. Ich wünschte nur, ich hätte diesen Schritt getan und nicht er. Zu hören, er hätte nie gedacht, dass er jemals so ein Gespräch führen würde, also Schluss machen und es täte ihm alles leid. Er hat immer betont wie toll und hübsch ich sei, intelligent und wie viel Spaß wir zusammen haben und er immer glücklich sei. Den Führerschein gemacht hätte, weil ich eben aufs Autofahren stehe und mir immer gewünscht habe, mal auf dem Beifahrersitz zu sitzen. Jede Fahrstunde war eine Herausforderung für ihn und manchmal war er nicht in der Lage sich danach mit mir oder Freunden zu treffen und wollte lieber stundenlang Spazierengehen.
Es war immer dieses... Sie wünscht sich dies und möchte das, also erfülle ich ihr ihren Wunsch. Selbst einfache Entscheidungen musste ich immer treffen, sei es das Restaurant aussuchen, weil er mich zum Essen einladen wollte oder den Kinofilm, weil er Lust auf Kino hatte, aber eben nicht wusste, in welchen Film wir gehen sollen. Er kaufte Platten, die mir auch gefallen könnten, zog zu unseren Verabredungen meine Lieblingsklamotten an und sagte oft Dinge wie Weißt du noch als wir da und da waren und du das gegessen oder getan hast? Dies tat er bis zuletzt, also bis er die Schlafzimmerdecke anstarrte und mir eröffnete, er möchte Silvester alleine verbringen und nicht neben mir auf der Couch sitzen und meinen Boyfriend spielen...

09.01.2017 17:35 • #5


etnervt
Ich denke mit Logik kommst du nicht weiter. Er handelt nicht logisch wahrscheinlich kann er das gar nicht. Ich habe mich gerade vom meinem depressiven Partner getrennt. Ich habe auch vieles nicht verstanden, helfen konnte ich auch nicht. Ist auch nicht meine Aufgabe. Allerdings sieht er durchaus seine Erkrankung. Ich denke, ich war eher eine Belastung für ihn, weil ich ihn einfach überfordert habe....mit dem Alltag schon, mit meiner Anwesenheit, meine Ideen. Für mich unverständlich, aber ich hab es ja selber erleben müssen. Seine Handlungen und Gedankengänge kann man nur zur Kenntnis nehmen und irgendwann kommt man an den Punkt sich auch selber schützen zu müssen. Es zieht dich mit.

09.01.2017 17:52 • x 1 #6


S
Trotzdem überlege ich mich nochmal mit ihm zu treffen. Hatte ihm gesagt, dass ich ihm die Trennung nicht glauben kann, da es eine spontane Reaktion von ihm war und er ja sagte, dass er wochenlang weitergemacht hätte. Ich glaube, er wollte in dem Moment nur weg von mir und hat mich daher verletzt. Wenige Wochen zuvor haben wir uns noch über Kinder unterhalten und der S. stimmte auch.
Wie soll ich mich jetzt verhalten? War immer sehr stark, aber dieses Mal reißt es mir fast den Boden weg.

10.01.2017 02:02 • #7


etnervt
Lass ihn zur Ruhe kommen. Und lege ihm nah, sofern sich mal ein Kontakt ergibt, sich professionelle Hilfe zu suchen. Den Weg muss er aber trotzdem allein gehen.

10.01.2017 03:44 • #8


S
Wir haben uns nicht mehr getroffen. Er schrieb mir lediglich eine kurze Nachricht, dass er viel nachgedacht hätte und sich an seinem Gefühl nichts geändert hat und er daher lieber nicht mit mir fernsehen möchte.
Ich hätte es jedoch ebenfalls nicht so gewollt und schrieb ihm einen sehr langen Brief, den er gestern bekommen haben müsste. Habe lange überlegt, ob ich ihn auch tatsächlich abschicken soll, aber ich wollte dies unbedingt tun. Der Brief enthält weder Vorwürfe, noch Anschuldigungen oder ein Hoffen auf ein Comeback. Er ist sehr emotional geworden, da ich ihn unbedingt mit sich selbst konfrontieren wollte; also mit seinen Worten und Taten und was seine dunklen Tage für mich bedeuteten und wie unerträglich die letzten Nächte mit ihm für mich waren. Natürlich stehen auch Dinge drin, wie stolz ich auf ihn war, an seiner Liebe nie gezweifelt habe und dass er mein Geburtstagsgeschenk verkaufen soll, da ich es nicht ertragen könnte, wenn er mit jemand anderem zu unserem Spiel fährt.
Mittlerweile geht es mir von Tag zu Tag ein wenig besser. Habe Urlaub genommen und mich in meiner alten Heimat verschanzt. Versuche mich abzulenken, gehe sogar alleine spazieren und langsam kann ich auch wieder essen. Habe allerdings angst davor, am Sonntag nach Hause zu kommen und im Briefkasten unsere Tickets zu finden...
Langsam bekomme ich sogar Zweifel, dass er mich tatsächlich nie geliebt hat und ich mir die ganze Zeit seine Krankheit nur eingebildet habe. Ich denke nicht, denn dagegen spricht zu viel.

18.01.2017 12:39 • #9


A


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