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26 Jahre zusammen und was ist geblieben?

S
Ich habe mir als Gast den ein oder anderen Eintrag durchgelesen, und es ist schon erschreckend, wie ähnlich die Geschichten und das Erlebte sind.

In guten wie in schlechten Zeiten, oder bis dass der Tod euch scheidet.
Wer von uns hat diese Sätze nicht schon gehört. Damals hatten sie vielleicht noch eine Bedeutung, heute aber sind sie zu einer Floskel verkommen.

Den Anfang zu finden, ist gar nicht so leicht. Deshalb fang ich einfach ganz vorne an.

Ich bin 46 Jahre alt, noch verheiratet, mit zwei Kindern (17 und 15 Jahre). Vor 26 Jahren habe ich meine Traumfrau getroffen. Seit 23 Jahren sind wir verheiratet. Wir hatten, wie in jeder Beziehung, Höhen und Tiefen. Wir hatten viel Spaß, haben viel Gelacht. Wir haben uns einfach super ergänzt. Kurzum es hat alles gepasst. Auch der S. hat Spaß gemacht. Ich war immer für sie da und sie für mich. Probleme und Sorgen haben wir immer geteilt und offen besprochen.

Bei mir war es Liebe auf dem ersten Blick. Aus beruflichen Gründen musste ich dann nach Mün-chen. Meine Frau ist auch mitgekommen, da für uns klar war, dass wir keine Wochenendbeziehung haben wollten. Wir haben uns unser eigenes Leben aufgebaut und unsere eigene Familie gegrün-det. Es kamen zwei wundervolle Kinder, die unser Leben bereichert haben.

2006 dann der erste Schock. Unser Familienleben hatte sich verändert. Der Alltag hatte sich einge-schlichen. Meine Frau hockte nur noch vor dem Laptop. Beruflich arbeitete sie nur am Wochenen-de. Hatte vielleicht Langeweile und suchte Ablenkung im Internet, ich weiß es einfach nicht. Ich saß aus Frust vor der Kiste bzw. ging zum Sport. Sie war gereizt, was sich auch auf mein Verhalten über-trug. Auf Nachfrage, was los sei erhielt ich immer die Antwort, „Es passt alles“ und „Ich liebe dich“. Damals war ich einfach zu feige, um weiter nachzufragen.
Eines Tages teilte mir meine Frau mit, dass sie sich trennen wolle. Rums. Den Grund hierfür nannte sie nicht wirklich. Erst im Nachhinein bin ich darauf gekommen, dass sie eine Internetbekanntschaft hatte, in die sie sich verliebt hatte. Getroffen habe sie ihn nach ihrer Aussage aber nie. Meine Frau hat dann erkennen müssen, dass ihre neue Bekanntschaft nicht nur ihr, sondern auch mit anderen Frauen engeren Kontakt pflegte, worauf sie den Kontakt dann abbrach.
In einem der vielen Gespräche, die wir führten, eröffnete sie mir, dass sie vorher schon ein Ver-hältnis mit einem anderen Mann gehabt habe und nur wegen der Kinder geblieben sei. Davon habe ich einfach nichts mitbekommen. Natürlich war meine Frau auch mal alleine unterwegs, oder musste durch ihren Beruf länger arbeiten. Ich hatte aber so viel Vertrauen, dass ich mir nichts dabei gedacht habe.

Da war so ein großes Loch, in das ich gefallen bin. Dieser Schmerz, diese Hoffnungslosigkeit, diese Verzweiflung. In langen Gesprächen mit einem Psychotherapeuten habe ich mich dann auch wieder gefangen. Letztendlich haben meine Frau und ich uns dazu entschieden es nochmals zu versuchen, und haben uns auch wieder angenähert.
Wir führten dann auch wieder eine harmonische Beziehung, mit allem was dazu gehört. Es war wie früher. Ich dachte wir hätten es gepackt.

Dann, 2008 bin ich für drei Jahre auf eine berufliche Fort-bildung (die meine Frau mir auch nahegelegt hatte), da es an der alten Stelle mit einem Kollegen Probleme gab. Während der Fortbildung konnte ich hauptsächlich nur am Wochenende zu Hause sein. Der ganze Stress, den sie zu Hause hatte (Kinder, Schule, selbst arbeiten usw.), hat sie von mir ferngehalten. Schon als ich die Fortbildung antrat, hatte ich ein komisches Gefühl. Jetzt wo es wieder so gut läuft, gehst Du. Uns war aber klar, dass wir die drei Jahre meistern werden. Ohne sie hätte ich auch nicht mit Erfolg abschließen können.

Eines Abends (Ende 2012) überraschte ich meine Frau beim Telefons.. In den nachfolgenden Gesprächen sagte sie mir, dass dies schon seit Anfang 2011 ging und der Grund hierfür war, dass sie sich vernachlässigt fühlte, da ich ja nicht da war. Zu diesem Zeitpunkt war sie längere Zeit krank und ich in der Prüfungsvorbereitung zu meiner Ab-schlussprüfung. Wann immer es ging bin, bin ich unter der Woche trotzdem nachhause gefahren, um bei ihr zu sein, oder sie im Krankenhaus zu besuchen. Den Kontakt zu ihrem Gesprächspartner hat sie dann sofort abgebrochen.

Wir fassten dann gemeinsam den Entschluss zu einer Paartherapie, da wir noch Hoffnung hatten, unsere Beziehung zu retten. Anfangs verlief alles recht gut. Erst als die Therapeutin auch intime Themen ansprach, traten Probleme bei meiner Frau auf. Sie wollte oder konnte die „Hausaufgaben“ die uns mitgegeben wurden nicht bzw. nicht so umsetzen, wie es gedacht war. Auch in den Gesprächen war das Verhalten meiner Frau anders, als es vorher der Fall war. So brachen wir die Therapie ab.

Wir führten dann, soweit es ging, wieder ein „normales“ Familienleben. Wir lachten wieder viel und haben einiges unternommen. Die Unbeschwertheit hat uns allen gut getan. Es gab nur keine Zärtlichkeiten mehr, in der ganzen Zeit nicht. Diese wurden von ihr abgeblockt, und zum Ende hin hatte ich auch nicht mehr das Verlangen danach, da ich im Hinterkopf schon eine Vermutung hatte.

Jetzt habe ich sie darauf angesprochen, ob sie wieder Kontakt zu ihrem Telefons.partner hat. Dies hat meine Frau verneint. Auf die Frage, ob sie im Internet mit jemanden schreibt, die gleiche Antwort. So blieb nur noch die Frage, ob meine Frau einen Anderen außerhalb der virtuellen Welt kennengelernt habe. Dies hat sie bestätigt, und auch zugegeben sich mit ihm mehrmals getroffen zu haben, und bereits ein Verhältnis mit diesem Mann hat. Mir wurde nur immer gesagt, sie treffe sich mit Freundinnen, in Wirklichkeit war sie bei ihm.

Plötzlich war der Boden weg. Im freien Fall bin ich aufgeschlagen. Ich sagte ihr, sie solle endlich einmal ehrlich sein zu mir.

Dann kam es raus. Es ist ein Bekannter, den sie vor 22 Jahren kennengelernt habe. Man habe sich aus den Augen verloren. Über das Internet hat er vor zwei Jahren wieder Kontakt zu ihr aufge-nommen. Sie habe ihn aber immer abgeblockt. Jetzt Anfang des Jahres ließ sie den Kontakt zu. Bei ihm sei sie jetzt angekommen, sagt sie. Sie müsse es einfach mit ihm versuchen.

Dieses Gefühl, dass es einem das Herz abdrückt, kennt ihr bestimmt auch. Diese Hilflosigkeit, die maßlose Enttäuschung und Leere, bringt einem fast um den Verstand. Es ist aber keine Wut vor-handen. Warum kann ich nicht sagen. Draufzuhauen hätte auch nichts mehr geändert.

Was mich nach all den Erlebten aber noch mehr schockiert hat, ist, dass sie mit diesem Bekannten drei Monate nach unserer Hochzeit bereits ein Verhältnis hatte. Er war damals auch verheiratet mit kleinen Kindern. Er hat sich jetzt von seiner Frau getrennt. Auf die Frage, weshalb sie so kurz nach unserer Hochzeit fremdgegangen ist, habe ich zur Antwort erhalten, dass sie sich nicht sicher ge-wesen sei, ob es richtig ist zu heiraten bzw. ob ich der Richtige bin. Sie habe sich aber doch für mich entschieden. Der Grund war, dass meine Frau den Kindern den Vater nicht wegnehmen wollte bzw. die Familie nicht zerstören wollte.

Jetzt nach all den Jahren war sie endlich ehrlich, und hat einiges bestätigt, was ich von ehemaligen Freunden im Lauf der Zeit zugetragen bekam. Geglaubt habe ich aber ihr, als ich meine Frau darauf ansprach, und sie alles abstritt.
Wie kann man sich in einem geliebten Menschen nur so täuschen?

Es kommen immer die gleichen Fragen hoch. Warum nur hat sie immer wieder versucht auszubrechen? Was hab ich falsch gemacht? Warum ich? Wir waren doch scheinbar so glücklich. Was hast Du nicht gesehen? Waren die ganzen Jahre nur ein Schauspiel, eine Farce? Hab ich mich wirklich so verändert? Hab ich zu wenig für unsere Liebe und Beziehung getan? Fragen über Fragen, und keine Antworten. Natürlich kommt dann die Aussage, es gehören immer zwei dazu, wenn es in die Brüche geht. Ich habe jetzt einfach nicht mehr die Kraft zu kämpfen.

Nach allem was passiert ist, hat sich bei mir der Selbsterhaltungstrieb eingestellt. Jetzt versuche ich so gefasst wie möglich das Erlebte zu verarbeiten. Ich weiß, dass es einige Zeit brauchen wird. Die größte Hürde liegt aber noch vor uns. Es den Kindern schonend beizurbringen. Geht dies überhaupt?

Wirklich ändern wird sich ja ehrlich gesagt nichts mehr. Wir sind eine Wohngemeinschaft, und versuchen es wie erwachsene Menschen zu regeln. Ich hab mich mit der Situation abgefunden, auch wenn es weh tut und schwer fällt, und es hier und da Tage geben wird, an denen ich meine Frau vermissen werde. Vor allem, wenn sie den Schritt tut und die gemeinsame Wohnung für immer verlässt. Es liegen dann doch einige Kilometer zwischen ihr und den Kindern.

Ich werde versuchen ein neues Leben anzufangen. Erste Priorität haben jetzt erstmal die Kinder. Ich hoffe sie auffangen zu können. Ich weiß, dass meine Frau auch immer für sie da sein wird. Trotzdem wird es die Beiden hart treffen. Wie heißt es doch so schön „Die Zeit heilt alle Wunden“.

Meine Frau wird zurückgehen und sich eine eigene Wohnung und eine Arbeit suchen. Dies aber erst, wenn er sein Haus verkauft hat. Wann dies sein wird, steht noch in den Sternen. Zusammen-ziehen wollen sie noch nicht. Wie ihr seht hat sie schon für die Zukunft geplant.

Kontakte zu Freunden sind im Laufe der Zeit leider eingeschlafen, da diese hauptsächlich nicht aus München sind. Aber es wird sich schon wieder was finden.
Ich weiß, dass ich beruflich nicht da wäre, wo ich jetzt bin. Sie hat mich in allem unterstützt und den Rücken freigehalten. Dafür bin ich auch sehr dankbar, aber all die Jahre habe ich einen Menschen geliebt, den ich dachte zu kennen, dem ich vertraute und der ehrlich ist. Eines weiß ich aber auch, ich wäre Emotional nicht da, wo ich jetzt bin. Meine Liebe starb langsam und auf Raten. Ich hoffe nur, dass ich mich noch einmal verlieben kann. Nicht jetzt, aber irgendwann einmal.

Eigentlich wollte ich nur kurz meine Geschichte erzählen. Ist leider länger daraus geworden. Es hat aber gut getan, sich alles Mal von der Seele zu schreiben.

26.07.2014 16:24 • #1


bifi07
Hallo Smoky,
jetzt hat es geklappt...
Deine Geschichte ist ähnlich wie meine, nur das ich meinen Mann in allem unterstützt habe, erst lange Bundeswehrzeit mit vielen Lehrgängen, dann seinen Beruf Reisebusfahrer und er letztendlich ausgebrochen ist.
Wir haben auch zwei Kinder, die allerdings schon groß sind (24 und 20 Jahre alt). Waren, bzw. sind im September 25 Jahre verheiratet und hätten dieses Jahr im Mai unseren 29. Jahrestag gehabt.
Es ist sehr schwer nach so langer Zeit *Leb wohl* zu sagen...habe lange gebraucht, bis mein Herz meinen Verstand eingeholt hat. Die Trennung war letztes Jahr im November.
Und wenn man dann immer wieder gekämpft hat, so wie du oder ihr, kommt es vielleicht nicht ganz so überraschend, wenn es dann doch nicht mehr geht, aber es ist sicher auch umso enttäuschender, da man sich alle Mühe gegeben hat....

Ich hoffe für dich und deine Kinder, dass ihr die Zeit der Trennung unbeschadet übersteht und Halt aneinander findet!

bifi07

27.07.2014 11:53 • x 1 #2




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