Gerade habe ich die zweite Rate an Dich überwiesen. Und es ging besser als bei der ersten Rate. Daher kann ich auch anfangen einen Brief an Dich zu schreiben, der mich etwas weiterbringt auf meinem Weg.
Ich akzeptiere, dass ich über zwei Jahre mit doppelter Haushaltsführung den größten Teil meines Gehalts für unseren Lebensunterhalt ausgegeben habe. Und ich kann auch akzeptieren, dass Du Dich zur Scheidung als Opferhase dargestellt hast und noch Trennungsunterhalt von mir verlangt hast. Ich akzeptiere auch die Entscheidung des Richters, der aufgrund Deiner Untreue Deinen Anspruch begrenzt hat. Es hätte ja auch anders ausgehen können. Wir hätten ewig streiten können wegen Abfindungen und Bildern, Fotoapparaten und Küchenutensilien. Ich akzeptiere auch, dass Deine Eltern gelogen haben über Geschenke, die wir gemeinsam erhielten. Ich akzeptiere auch, dass Du an Deiner Selbstständigkeit festgehalten hast, auch wenn es erfolglos war. Und dann akzeptiere ich auch, dass Du in mir zum Schluß nur noch die Ernährerin der Ehe gesehen hast.
Wir haben schöne Dinge erlebt, wir sind gemeinsam tolle Pisten am Arlberg heruntergefahren und in Kreta in den Schluchten gewandert. Wir haben leuchtende Augen gehabt und uns über die Natur und uns gefreut. Und diese Gedanken nehme ich mit. Ich freue mich schon auf die nächste Skisaison und auch auf die Freunde in Zürs. Ich freue mich auf lange Hundespaziergänge mit einem flotten Jack Russell und auf lange Abende in einem wunderbaren Haus im Frankenwald.
Als ich entdeckte hatte, dass Du mich schon fünf Monate betrogen hast, da war ich wirklich kurz davor, Dinge zu tun, die schlimm gewesen wären. Aber ich habe mich zusammengerissen und funktioniert. Ich habe unter Tränen mit Dir gesprochen und habe mir sogar die neue Wohnung Deiner Freundin, die auch eine alte Freundin von mir war, angeschaut. Und ich war sehr verwundert, als Du dennoch in der ersten Nacht, in der Du ganz offiziell bei ihr bleiben konntest, doch wieder zu mir kamst. Deine Augen, als ich Dir sagte, das das Hotel MM für Dich geschlossen ist, die werde ich nie vergessen. Aber was hast Du Dir gedacht ? Wolltest Du wirklich eine Beziehung zu Dritt weiterführen ? Aus meiner Geschichte müsstest Du wissen, dass ich das schon einmal durch habe und es nie wieder wollte. Und Du wusstest auch, dass ich Dir vertraut habe und treu war. Hört sich ein bischen altmodisch an, aber so bin ich nun mal.
Du hast einfach einen schlechten Charakter und ich habe es zu spät gemerkt. Ich vergebe mir selbst, dass ich da soviel Leidenschaft in diese Beziehung eingebracht habe und ich kann mich wieder auf einen Mann freuen, der so eine tolle Frau wie mich lieben wird.
Bald ist die letzte Rate für den Unterhalt gezahlt und jetzt fehlt nur noch die letzte gemeinsame Steuererklärung. Dann kann ich die Unterlagen in einen Ordner packen und den verfrachte ich in den Keller. Die schönen Erinnerungen an unsere acht Jahre möchte ich mitnehmen in die Zukunft.
Leuchtende Tage. Nicht weinen, dass sie vorüber. Lächeln, dass sie gewesen! Dieser Spruch von Konfuzius begleitet mich dabei.
Eine stolze MM
20.11.2013 00:42 •
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