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Abschied von einem Freund und Partner

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Hallo mein Seelenfreund,
ich denke gerade wieder über unsere Beziehung nach und die letzten zwei, drei, vier Jahre. Die Trennung von Dir fällt mir immer noch sehr schwer. Ich fühle mich leer und ausgelaugt. Manchmal hatte ich in der letzten Zeit das Gefühl nicht mehr zu können, alles zu viel von Allem, Trennung von Dir, Stress im Job, Existenzängste, das Wohnen in dieser beengten Umgebung, die Wohnungssuche.

Gerade habe ich nachgedacht über diese kurzen Momente, die auf einmal das ganze Leben ändern, ohne dass man es in dem Moment wirklich wahrnimmt. Irgendetwas passiert und auf einmal nimmt das Leben einen ganz anderen Lauf. Meistens sehr einschneidende Situationen. So war es einige Male in meinem Leben.
Ich habe einen komplett anderen Weg eingeschlagen, nach diesem Tag mit Thomas. Ohne dieses Erlebnis wäre ich an dem Punkt, an dem ich gerade stehe. Ich wäre auch nicht hier, wenn ich nicht mit Tom nach Amerika gegangen wäre, und auch nicht, wenn diese Momente in Deutschland gewesen wären.
Ich male mir jetzt mal aus, wie es gewesen wäre, wenn all das nicht passiert wäre. Ich hätte nicht bei dieser Firma angefangen und wäre nicht nach München gegangen. Ich hätte dich und Tom nie kennengelernt, hätte ihn nicht geheiratet, wäre nie nach Amerika gegangen und nie wieder zurückgekommen, weil ich ja gar nicht da war..
Wäre ich nicht mit Tom nach Amerika gegangen, dann wäre die Beziehung vielleicht noch weitergegangen, wir hätten weiter miteinander gelebt - und uns irgendwann getrennt.
Wäre dieser eine Abend mit dir nicht gewesen, dann wäre ich bestimmt wiedergekommen nach Deutschland, aber nicht zu dir, sondern an den Ort, den ich mich ausgesucht hatte. Wir wären nicht in einer sehr engen Beziehung gewesen. Ich würde nicht bei meiner jetzigen Firma arbeiten, würde niemanden von den Arbeitskollegen kennen, die ich so sehr schätze.
Wäre diese Beziehung in diesem kurzen Affekt nicht beendet gewesen, dann hätte ich diese vielen schönen Dinge in der letzten Zeit nicht erlebt. Ich würde nicht die vielen netten Menschen kennen, von denen einige mittlerweile meine Freunde sind. Ich hätte nicht wieder diesen schönen und tiefen Kontakt mit meinen alten Freunden, hätte mich nie mit meiner Schwester so tief ausgetauscht. Ich wäre nicht auf Wohnungssuche, hätte nicht dieses tiefe Bedürfnis, mein eigenes Reich zu haben und wieder in meiner Umgebung leben zu wollen.
Ich hätte nie deine Familie kennengelernt, die schönen Stunden gemeinsam mit ihr verbracht. Gelacht, tiefe Gespräche geführt, das Leben genossen, biergegartelt, den Zusammenhalt unter euch Geschwistern erlebt. Ich hätte nicht diese Tiefe erfahren, die wir hatten. Dieses Gefühl, ineinander zu versinken, diese Extremen zwischen Höhen und Tiefen. Ich hätte nie diesen gefühlvollen und freien S. mit dir gehabt, nie gewusst, wie wichtig das für mich ist.
Ich hätte nicht erkannt, wie unwichtig mir Äußerlichkeiten, gesellschaftliches Ansehen und das Gefühl etwas beweisen zu müssen sind, und dass genau das auch meine wunden Punkte sind, mit denen ich aufgewachsen bin und wie gern ich Harmonie habe und wieviel ich bereit bin dafür von mir selbst aufzugeben.
Und ich würde jetzt nicht hier sitzen, und diesen Brief schreiben...
Und morgen stehe ich auf und lasse mich wieder auf mein neues Leben ein.
Trotz alldem kann ich nicht mehr dein guter Freund für sein, auch trotz der 13 Jahre ...
Machs gut mein Freund, der du einmal für mich warst.

19.12.2014 03:18 • x 2 #1


W
Liebe Its me,

ich teile Deine Tränen. Auch wenn ich selber wohl noch eine Weile an diesem Strand entlang spazieren werde von dem aus sein Boot in der Ferne entschwindet. Das Leben ruft.

Wirbelsturm

19.12.2014 13:47 • #2




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