Abschiedsbrief

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Schneeflocken fallen sanft zu Boden, während Sonnenstrahlen jede einzelne von ihnen zu einem kleinen Kristall aufleuchten lassen. Ich sitze am Fenster und denke an dich. Denke an die Zeit, an das Aus und es tut weh. Herz sitzt neben mir und begreift das Warum immer noch nicht. Seele liegt auf dem Sofa, den Blick starr zur Decke gerichtet. Immerhin ist sie mal wieder aufgestanden. Alte Bilder ziehen an meinem inneren Auge vorbei. Sie sind staubig und vergilbt, obwohl der Schmerz noch so frisch ist. Du bist immer noch fort und wirst es bleiben. Dein Herz hat schnell ein neues Zuhause gefunden. Hat es das? Will ich es überhaupt wissen? Wieviel war Licht, wieviel Schatten. Wo liegt die Wahrheit und wann war es Lüge. War die ganze Liebe eine Lüge? Nein, das glauben wir nicht, aber wann ist dein Herz gebrochen. Wann ist es von mir gegangen und warum waren meine Augen zu blind es zu sehen. Heute sind es wieder die Schmetterlinge im Eis die mich quälen. Geister deiner Seele die mich unerbittlich jagen und mich zu vernichten drohen. Ich kann mich nicht vor dir verstecken, denn du folgst mir jede Nacht in meine Träume und ich kann mich nicht wehren. Warum du? Meinst du ich stelle mir diese Frage nicht jeden Tag? Warum hast du mein Herz so berührt? Soviel Trost und soviel unerschütterliche Liebe weben sich um mich herum wie eine zweite Haut. Wintermädchentau. Und trotzdem findest du immer wieder eine Masche, durch die du schlüpfst, um mein Herz zum Zittern zu bringen. Leblos fühle ich mich, seit dem du weg bist. Leblos und getrieben. Das Gefühl zu Fallen, mein ständiger Begleiter. Was hast du getan? Was hab ich getan? Es ist Wintermädchezeit und doch ist alles ganz falsch. Ich muss dich loslassen, aber meine Hände sind eingefroren. Gebogen wie Krallen, die nicht von dir lassen wollen. Meine Arme sind schwach und wollen nur noch halten. Du bist fort und ohne dich ist meine Nacht Mondlos und mein Herz kalt und leer. Jeden Tag bete ich um Licht und Wärme und bekomme sie auch, aber du verschlingst mich Prinz der Nacht. Und alles in mir leidet, obwohl ich eins weiß - du bist es nicht. Du bist es nie gewesen und ich muss dich verlassen, damit ich nicht an dir sterbe wie die Motten im Schnee. Leb wohl Prinz. Auch wenn mein Flüstern dir noch lange folgen wird.

27.02.2013 09:35 • #1


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Es ist wie Kofferpacken. Ich packe meinen Koffer und nehme mit... Meine Träume, meine Gefühle, mein Glück. Zumindest das, was bei dem großen Herzbeben nicht in die Brüche gegangen ist. Herz sitzt immer noch oft am Fenster, aber Seele nimmt wieder Nahrung zu sich. Manchmal spuckt sie noch kräftig, aber ich hoffe das geht auch vorbei. Wenigstens Verstand funktioniert noch und heizt den beiden immer ordentich ein. Dieser Brief ist nicht an ihn, er ist an mich geschrieben. Er ist fort und wird nicht mehr wiederkommen. Es ist anders als beim ersten Mal, wo Seele noch kämpfte und wusste er kommt zurück. So ganz hat sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben, auch diesmal nicht, aber Verstand und Herz sind sich einig. Nicht noch einmal, egal wie sehr wir ihn noch lieben. Dazu war es uns wieder zu plötzlich, zu kalt und zu kurz ab. Dann bandelt er schon wieder mit diesem jungen Ding an. Alles eine furchtbare Wiederholung der Ereignisse. Und täglich grüßt das Murmeltier. Was habe ich gelitten und tu es noch. Ständig diese Übelkeit, das Herzrasen und das Gefühl vom Fallen. Und das jetzt, wo ich meine Kraft so dringend brauche. Es ist Winter, aber keine Wintermädchenzeit. Eines steht meinem Herzen immer noch im Weg...

Warum?

Warum? Was ist schiefgelaufen? Natürlich hab ich die besten Freunde der Welt, die mit mir alle Möglichkeiten durchgehen, aber niemand wird den wahren Grund erfahren. Man könnte fragen, ob es wichtig ist. Irgendwann vielleicht nicht mehr, aber jetzt in diesem Moment? Ja! Ich frage mich ständig was ich falsch gemacht habe. Nicht weil ich soooo masochistisch bin, sondern weil ich die Fehler vermeiden möchte. Es tut so unglaublich weh, Liebe zu verlieren. Und Gott, was habe ich den Keks geliebt (und tu es heute noch).

Ich wünschte Herz und Seele würden genau so schnell arbeiten wie Verstand, aber sie tun es nicht. Weigern sich die Mistdinger. Wollen leiden. Da kann momentan der tollste Mann der Welt vor mir stehen und ich würde nichtmal mit den Schultern zucken. Obwohl...

Doch, es gibt Momente die mein Herz berühren. Meine Freunde jeden Tag, aber auch mal ein Lächeln von dem ein oder anderen netten Mann. Das sind gute Zeichen, oder? Vorfreude auf die Dinge die da kommen, mischt sich auch hin und wieder darunter. Trotzdem fehlt er mir noch. Ich weiß nichtmal Warum. Meine Therapeutin meint, für mich sei Liebe und Zuneigung eine sehr sehr hohe Währung und ich würde fast alles tun um sie zu bekommen. Mag sein, vielleicht fehlt er mir deshalb so sehr.

Mein Wonderland ist momentan Schutt und Asche, überall ist Rauch und es riecht nach Verwesung. Jeden Tag pflanze ich mit zitternen Händen neue Setzlinge. Vielleicht schaffen es ja ein paar und erblühen zum Frühjahr hin. Das Loch in meiner Brust tropft weiterhin vor sich hin, aber vielleicht krieg ich Herz heute wieder ein Stück vom Fenster weg.

Ich hoffe, dass ich bald soweit bin, ihm aufrichtig alles Gute zu wünschen. Ich glaube wir haben einfach nicht zusammen gepasst. Ich möchte irgendwann zurückblicken und denken, dass es ein tolles Jahr mit einem tollen Mann war. Das wir uns geliebt haben, aber das manche Dinge einfach nicht sein sollen.

Solange werde ich weiter im Mondlicht verharren, meine Träume in die Spinnennetze weben, wie Tautropfen, die an ihnenn entlangperlen. Ich werde meinen Kummer dem Mond opfern, mit den Sternen meine Wut wegtanzen und mit kalten Händen kleine Blumen aus Eis formen. Dinge die Wintermädchen eben tun.

27.02.2013 09:43 • #2




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