Alleinerziehend dennoch Zusammenlebenmüssen - Tipps?

Astralabius1
Hallo Community,

vorab danke ich euch, dass ihr versucht zu helfen

Eine Freundin von mir durchläuft gerade eine miese Trennung und ich möchte ihr gerne helfen bin aber mit meinem Latein am Ende.

Sie studiert und wird in einem halben Jahr fertig. Ihr Ex-Verlobter hat sich nach beinahe 5 Jahren frisch getrennt inmitten einer Phase bescheinigter Depression (er hat die Depression). Zusammen haben sie ein kleines Kind von 2 Jahren.

Da er jedoch relativ wenig Geld verdient und sie kein BAfÖG bekommt (und Eltern zu wenig Geld haben und sie auch nicht im Sinne der Boomerang-Kids wie in den USA zurück zu ihren Eltern ziehen kann = anstrengendes Mutter/Tochter-Verhältnis da beide sehr stur und stolz sind und die Eltern sehr weit weg wohnen und so weiter...) sind sie gewzungen noch über die Dauer ihres Studiums zusammen zu leben.

Nun ist die Quintessenz jeder gesunden Trennung das man sich erstmal aus den Augen verliert. Und den Kontakt unterbricht. Aber da sie zusammen leben müssen, und auch im Kontakt stehen sollten wegen der kleinen Tochter ist das natürlich sehr schwer.

Sie flirtet sehr stark mit ihrer Selbstverzeiflung zwischen ihren Interessen (sich auch räuml. zu trennen) und denen der sie glaubt richtigen Interessen des Kindes in einer Familie aufzuwachsen mit Mutter und Vater. Große Ängste bestehen vor allem das das Kind psychisch instabil werden könnte (da evtl. alleinerzogen und erblichen Ursachen: ihr Vater und ihr Opa sind deppressiv). Habt ihr Erfahrungen, ob sich Scheidungskinder komisch entwickeln (was vermutl. den Rahmen sprengt hier zu diskutieren)?
Ich selbst bin der Überzeugung das so etwas kein Garant für instabile Persönlichkeiten (da gibt es erfahrungsgemäß mannigfaltige Gründe) in Zukunft ist und es auch jenseits des klassischen Familienmodells andere Modelle gibt (wie Frau und Frau, Mann und Mann, Freunde die sich die Erziehung teilen, ja auch Kommunen usw. und es nicht unbedingt nur Mutter und Vater sein müssen). Wichtig ist doch das Verhältnis der Eltern wenn sie das Kind nicht gegeneinander ausspielen. Die Kleine wird sich andere Vaterfiguren suchen - in meinem Freundeskreis gibt es selbst zwei Scheidungskinder, und beide sind mit sich und der Welt zufrieden. Aber kann ich da jetzt auch mit keiner Studie argumentieren oder so. Denn es sind Ängste. Ängste einer Mutter das sie das Glück der Tochter zerstört, wenn sie nach dem Studium mit ihr geht aus diesen Überresten einer zerbrochenen Beziehung. Da hilft kein logisches argumentieren. Wie nähert man sich als Außenstehender den Ängsten an?

Ihr merkt, es ist eine vertrackte Situation. Neben den Selbstzweifeln die man bei Trennungen eh mit sich rumschleppt (sowohl der Verlassende als auch der Verlasser) kommen noch Sorgen um das Wohl des eigenen Nachwuchses (wobei ich mir nicht vollkommen vorstellen kann wie sich das anfühlen muss).

Habt ihr Tipps wie man mit der Situation umgehen soll?
Oder wie man als Alleinerziehende im Studium finanzielle Zuschüsse für eine eigene Wohnung bekommt?
Sie liebt ihren Ex noch, dennoch hält sie nachvollziehbar seine Nähe nicht aus (offene Wunde quasi) und fühlt sich erleichtert wenn er arbeiten ist. Er ist selbst relativ häufig weg und stürzt sich in Arbeit od. abendliche Unternehmungen mit ArbeitskollegInnen.

Andererseits fällt es ihr verständlicherweise extrem schwer sich auf die Abschlussphase ihres Studiums zu konzentrieren und da ist noch einiges zu machen, wobei ich ihr mit Rat und Tat zur Seite stehe (wenn ich eins kann - bei all meinen eigenen Unzulänglichkeiten ist es mich irgendwo einzuarbeiten und ihr im Studium zu helfen - was das betrifft, aber bei Beziehungen bin ich selbst ein gebranntes Kind). Und sie ist leider sehr einsam. Hat nur meinen besten Kumpel und mich, die sie versuchen abzulenken und zu unterstützen. Wobei mein bester Kumpel gerade selbst eine kleine Tochter hat (ich hingegen bin gerade selbst mit den Nachwirkungen einer Trennung beschäftigt - ach manchmal kommt alles auf einmal! Das Leben besteht schon aus seltsamen Zufällen... ).

Über Anregungen od. Erfahrungsaustausch würde ich mich freuen. Es tut mir sehr leid, wenn Menschen in meinem sozialen Umfeld leiden und ich möchte gerne irgendwie helfen.

Beste Grüße und alles Gute euch!

A.

10.07.2016 11:12 • #1


B
Hallo Astra,

die Schuld- und Angstgefühle, die viele Eltern gegenüber ihren Kindern entwickeln, sich nicht rational.
Und da muss gar keine Scheidung/Trennung anstehen, das geht bei vielen von uns schon bei den Fragen hab ich genug Zeit fürs Kind, fördere ich es genug, schon zu viel oder grundlegend falsch, Süßigkeiten ja, nein oder wie oft oder beim Kind angekommenen Minionshype aus konsumkritischen Gründen rigoros unterbinden oder die potthässliche Bettwäsche mit den Latzhosentypen kaufen, nach der sich das Kind verzehrt los. Da hilft kein Argumentieren, keine Logik, keine Studie. Unser mütterliches oder väterliches Baichgefühl sagt uns entweder eindeutig, wie zu handeln ist. Oder wir hadern mit dem Für und Wider.
Gehört wohl zum Elternsein dazu, wenn man allea 'richtig' machen möchte.

Und natürlich sind Trennungen, Umzüge, cheoniache Krankheit oder Todesfälle im Umfeld und vieles weitere einschneidende Erlebnisse für Kinder, die auch negativ prägen können. Betonung auf können, nicht müssen.

Aiso muss und wird sie es am Ende selbst wissen, was für ihr Kind das Richtige ist.
Das ist ihr Privileg und auch ihre Last als Elter, das zu wissen und zu entscheiden.

Du kannst sie in diesem Punkt allenfalls durch zwei Maßnahmen unterstützen:

1. Bestärke sie in ihrem Selbstvertrauen, dass sie es merken wird und dann gegensteuern und sich Hilfe holen kann, wenn(!) es ihrem Kind (wann und aus welchem Grund auch immer) schlecht geht. Und in der Selbsterkenntnis, dass man es mit Kindern immer nur maximal so gut wie jeweils möglich hinbekommen kann, was aber nie ein Garant dafür ist, dass gut gemeint auch gut gemacht sein wird.

2. Leih oder schenk ihr einschlägige Literatur. Remo Largo hat als Kinderversteher einen guten Ruf. Ich mag seine Sicht auf Kindererziehung auch in weiten Teilen. Gibt aber noch viele andere, die sich mit der Situation getrennte Eltern auseinander setzen und Ratgeberbücher dazu schreiben.

Und das eine muss ihr klar sein. Ob unter einem Dach oder in 2 Wohnungen - die Eltern ihres Kindes sind(!) jetzt getrennt und das ist auch für jedes Kind spürbar und bedeutsam. Die Dreierfamilie gibt EA jetzt schon nicht mehr. Das lässt sich auch nicht verdecken.

Die äußeren Umstände, wie z.B. Wohnverhältnisse, halte ich persönlich für weniger bedeutsam als das innere Verhältnis der Eltern zueinander (da tun sich erkaltete Fassadenehen und getrennt lebende Eltern aus meiner Sicht nicht viel), das Verhältnis der Eltern zu sich selbst (glücklich oder unglücklich, mit sich selbst beschäftigt oder freie Kapazitäten für das Kind) und dem Verhältnis zum Kind (wieviel Kontakt, wie viel Qualitätszeit ohne Verpflichtungen oder festgelegte Aktivitäten, wieviel Einlassen auf die Eigenheit des Kindes, etc.)

Ihre Ängste wirst Du ihr nicht nehmen können. Aber dass Du ihr beistehst und Dich mit ihren Fragen auseinander setzt, ist schon viel wert.

Zu den Finanzierungsmöglichkeiten kann ich leider nichts beitragen. Ich gehörte zu den letzten Glücklichen die so studieren durften (Prä-Bologna-Ära), dass sich das mit jeder Lebenslage vereinbaren und organisieren ließ. Die heutigen Studierenden tun mir richtig leid, dass jede Lebenskrise oder finanzieller Engpass sofort ihre berufliche Laufbahn massiv gefährdet. Aber ein Gang zum Studentenwerk und zur Caritas, um nach Förderprogrammen, Mutter-Kind-Wohnungen u.ä. zu fragen, ist vllt. ein Anfang.

Alles Gute für Deine Freundin.

Bekannte

10.07.2016 22:28 • #2