Als ich dich vor sechs Jahren kennenlernte, konnte ich nicht ahnen, dass du einmal der bis dahin wichtigste Mensch meines Lebens werden solltest.
Um ehrlich zu sein, hatte ich anfangs gar kein allzu großes Interesse an dir. Klar, du warst schön. Schon damals. Auch wenn ich zu der Zeit noch auf andere Typen stand. Aber du warst mir eigentlich viel zu schüchtern. Erst einige Monate später lernte ich deine Schüchternheit und Zurückhaltung zu schätzen. Du warst anders als die anderen.
Auch wenn es mich am Anfang überforderte, dass du etwas von mir wolltest- mit der Zeit fing ich an, mich wohl neben dir zu fühlen. Du warst lustig, großzügig, neben dir brauchte ich mich für nichts zu schämen. Ich konnte dir alles sagen und du warst immer da.
Du hast dich immer um mich gekümmert, du warst das Nest und ich das Ei, weißt du noch? Jetzt muss ich weinen... Ich weiß, ich hätte öfter die Höhle sein sollen, in die du dich zurückziehen hättest können, wenn dir alles zu viel wurde. Leider war mir sehr oft alles zu viel und ich hatte oft keine Kraft, auch mal für dich die starke Schulter zu sein.
Und nach einigen wunderschönen Monaten mit dir kam der Tag, an dem ich den wohl dümmsten Satz meines Lebens sagte, den ich bis heute bereue. Sei nicht so liebevoll zu mir, ich bin das nicht gewohnt, ich kann damit nicht umgehen. Das hört jetzt auf, okay?! Du hast geweint und meintest verstört, dass du es versuchst.
Ab diesem Tag war nichts mehr so wie es war. Mein R. war verschwunden.
An dich.
Kurz nach diesem Tag hast du andere Seiten aufgezogen und meintest, dass wir uns jetzt nicht mehr ständig sehen würden, weil du viel zu viel Zeit verschwendet hättest und dein Studium unter uns leiden würde. Ich war oft zickig weil ich unzufrieden mit mir und meinem Leben war und wir haben uns oft gestritten.
Irgendwann bekam ich meinen Kram Schritt für Schritt auf die Reihe. Ich versuchte es zumindest. Ich habe mich dir geöffnet und du begannst zu verstehen, warum ich so war wie ich war.
Ich weiß, dass du sehr lange für uns gekämpft hast. Du denkst auch, dass du mir genug Chancen gegeben hättest, aber hast du das...? Du bliebst bei mir, aber du warst verschlossen. So wie auch ich leider oft verschlossen blieb...
Weißt du noch... Wir haben uns zu früh kennengelernt. Das mag tatsächlich stimmen... Wer weiß...
Ich vermisse nicht dich. Ich vermisse das R. von früher.
Du hast mich fast nur kritisiert. Ich konnte dir nichts recht machen. Ich war immer an allem Schuld. Ich hatte oft das Gefühl, dass du meine Fortschritte kaum würdigst. Du hast mich oft wie ein kleines ungezogenes Kind behandelt, nicht wie eine quasi erwachsene Frau. Ich habe dich so genommen wie du warst, mit all deinen Macken. Und oh, wir wissen beide wie viele Macken du hast! Du konntest oder wolltest mich nie so nehmen wie ich war.
Ich fühle mich so zerissen...
Das R. ist für immer weg. Nur du bist noch da. Irgendwo. Aber dich will ich eigentlich gar nicht zurück. Du hast mir so weh getan! Du hast mich so gedemütigt! Es war so eine linke feige Nummer von dir das Ganze! Mir wird immer noch schlecht wenn ich daran denke... Wie kann man so wenig A. in der Hose haben, ich kann es einfach nicht begreifen.
Ich bin so traurig, denn ich habe immer noch so viele Gefühle für diesen Schatten aus der Vergangenheit. Und ich bin dir irgendwie auch zu tiefer Dankbarkeit verpflichtet, denn ohne die Trennung hätte ich nie gewusst, dass ich auch super ohne sich zurecht komme. Dass ich dich nicht brauche. Und dass es mir ohne dich wahrscheinlich sogar besser geht, aber dieser Gedanke macht mich schon wieder traurig. Was noch viel wichtiger ist: Du hast mir den Mut gegeben, an mich selbst zu glauben und meinen eigenen Weg zu gehen. Dafür werde ich dir immer dankbar sein.
Was wird jetzt aus uns... Vielleicht werde ich dich nie wieder sehen.
Ich weiß immer noch nicht, wie ich zu der ganzen Sache stehe.
Für mich ist es momentan definitiv besser so. Ich wünschte nur manchmal, ich hätte dem R. damals gesagt, dass es die funkelndsten, strahlendsten und wunderschönsten Augen hatte, die ich bis heute jemals gesehen habe. Und dass ich es über alles liebe und dem Schicksal so dankbar bin, dass es uns zusammengeführt hat.
11.11.2015 15:49 •
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