An Schwimmfisch: Übers Reden

Hallo Schwimmfisch,

eben bin ich auf Deinen Kommentar gestossen:

Vielleicht gibt es in solchen Dingen gar kein AUSsprechen. Zumindest nicht vollständig, so daß
man hinterher für alles Verständnis hat, oder für sich mit dem Partner abschließen kann. Wenn
der Drang zu sprechen also nicht zu groß ist, sollte man es dann einfach lassen?
Sag' doch mal. Diese Frage fände ich echt interessant.

Also, ich kann nur sagen, dass jeglicher Kontakt Wunden immer wieder aufreisst. Wenn die Liebe wirklich tief geht, wie kann man dann damit leben, dass der andere einen nicht mehr liebt? Man spuert mit jedem Reden die Verbundenheit und dann das Nichts auf der anderen Seite... Das wuerde ich auf Dauer nicht aushalten!

Es gab bei uns ein Aussprechen. Ich hatte das bewusst gewaehlt (er hat sich da ueberhaupt keine Gedanken drueber gemacht...). Ich habe vorgeschlagen, dass wir uns einen Abend lang ueber alles nochmal unterhalten und danach nie wieder Kontakt haben werden. Fuer mich war noetig, um wirklich abschliessen zu koennen. Ich habe mich auch lange darauf vorbereitet, habe meine Gedanken gesammelt, um nichts auszulassen. In diesem Gespraech war auch sehr viel Verstehen fuer ihn von meiner Seite, das war immernoch der gleiche Mensch mit all seinen Fehlern, die letztlich viel damit zu tun hatten, dass und wie es auseinanderging (nicht falsch verstehen: auch ich hab meine Fehler und meinen Anteil daran, aber es war eben nicht so, dass ich dachte: so kenne ich ihn gar nicht; es passte durchaus alles irgendwie ins Bild..), der Mensch, den ich geliebt hab und immernoch liebe.

Die erste Zeit danach war besonders schwer. Ihm nun nichts mehr sagen zu koennen. Nicht die kleinen Dinge des Alltags, die wir immer so wunderbar austauschen konnten. Und nie mehr sagen koennen, was bis dahin nicht gesagt worden war. Ich denke, man muss sich zwingen ueber diesen Punkt hinwegzukommen. Die Liebe ist immernoch da und sie schmerzt auch immer wieder, aber wenn dieses Mitteilungsbeduerfnis sinkt, wenn man sich daran gewoehnt, dem anderen nichts mehr uebermitteln zu koennen, sei es schoen oder schlimm, sei es wichtig oder alltaeglich, dann ist zumindest schonmal viel gewonnen auf dem Weg zurueck in ein normales Leben.

Aber fuer mich war beides wichtig - erst das bewusste und ausfuehrliche Gespraech und dann das konsequente Nie wieder.

Viele Gruesse,

Illa

Hallo Illa.

Du hast vollkommen recht. Auch ich habe damals bewußt die Aussprache gesucht, allerdings habe ich das nur sehr unvollkommen per Telefon bekommen. Aber auch ich habe es - wie gesagt - gesucht, mich auch richtig darauf vorbereitet, mir sogar meine Fragen vorher notiert. Und dann Leb' wohl! gesagt.

Und genau wie Du sagst, sind es diese kleinen, alltäglichen Dinge, an die man sich gewöhnt hatte, die so sehr fehlen. Ich kann Dir in allen Punkten nur zustimmen. Und bin froh, da nicht allein zu sein

Aber das Problem von Soledad und mir ist, daß wir unseren Exen wieder bzw. immernoch begegnen, und zwar, weil wir nicht auch unsere Arbeit bzw. Studium aufgeben wollen. Und hier begegne ich meiner Ex und Soledad ihrem Ex. Und ich kann ihr dann nicht davonlaufen oder sie ignorieren. Ich versuche, eine normale Beziehung aufzubauen. Freundschaft, wenns geht. Sie vollständig aus meinem Lebens zu verbannen kann ich nicht. Nicht wenn sie hier um mich herum ist. Wo wir uns wieder begegnet sind, möchte ich sie nicht aus meinem Leben haben. Dafür war sie mir mal zu wichtig.

Und gleichzeitig wächst aber immer der Wunsch, nochmal mit ihr über ein paar Dinge zu reden. Ich meine es ist komisch: da ist ein Mensch, der mich durch die Hölle geschickt hat, und gleichzeitig versuche ich, da eine Freundschaft anzubandeln. Ich verstehs nicht, aber wenn ich ihr böse sein würde, dann wäre ich sehr böse... und das will ich nicht. Und außerdem habe ich auch ne Menge guter Erinnerungen an sie.

Es ist alles schwer zu beschreiben, aber nachdem ich Deine Mail gelesen habe, denke ich, daß Du mich verstehst.

Heute bin ich ihr übrigens wieder begegnet. Es war gar nicht so schlecht. Ich konnte ohne große Gefühle mit ihr reden, wenn auch nur ein paar Sätze, dann mußten wir beide weiter. Was weiß ich, was daraus werden soll... naja, nicht viel jedenfalls. Ich kann fast nur enttäscht werden. Außer, ich such' mich hier schnell ne andere.

Tschüß
Schwimmfisch