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Bindungsängste - das Gefühl danach

Jasmin_Blume
Hallo liebe Community. Normalerweiße bin ich eher eine stille Leserin. Heute schreibe ich auch einen Beitrag. Ich bin nun seit 1 1/2 Jahren von meinem Ex getrennt. Vieles ist danach besser geworden. Wie zb. das ich mich wesentlich besser fühle, meine eigenen Gefühle besser wahrnehmen kann. Wesentlich mehr freude am Leben habe. Wieder einige Hobbys angefangen habe UND freude daran habe. Wesentlich besser ernähre und mein Haar dichter wird. Wesentlich liebevoller mit mir umgehe. Mir Zeit für mich nehme und Gefühle nicht mehr feindlich betrachte.
Dann gibt es wieder die anderen Tage. Wo mir klar wird, das er acht Jahre einfach weg geworfen hat, für eine Affäre, die unser ganzen Freundeskreis angebaggert hatte. Die nüchterne und schmerzliche Erkenntnis, das er wohl was vermisst hatte und der Schmerz das er nicht mit mir darüber geredet hat. Während andere Leute immer wieder sagen, das ich eigentlich gut reden kann und eine gute Zuhörerin bin, hat er wenig sein Innenleben offenbart. Zu sehen, das viele Menschen nicht mehr in meinem Leben sind und weiterhin eine gute Zeit mit ihm haben. Während ich mir nie vorstellen konnte einen anderen Mann an meiner Seite zu haben, hat er mich nach Trennung sofort mit ihr ersetzt. Dann die schlimmen Kommentare bei der Trennung. Vieles sorgte, das mein Herz monatelang bluhtete. Dann ist es natürlich schwer, etwas gescheites aufzubauen während einer Pandemie. Quasi, ein Leben danach. Schwer weil alles zu ist, weil man sich nicht treffen sollte. Aber auch in meinem Innenleben. Es gibt Tage, da bin ich einfach so unfassbar traurig wenn ich glückliche Paare sehe. Ein komischer Mix aus Wut und tiefe trauer und verzweiflung. Diese furchtbare Angst das ich nie wieder jemanden trauen kann. Das schlimme aber ein Gefühl mit der Gewissheit, das ich irgendwie nicht mehr dran glaube. Ich musste immer in mein Leben kämpfen und habe es beruflich weit geschafft. Als Kind einer Arbeiter-Familie habe ich studiert und arbeite auch mittlerweile erfolgreich in meinem Bereich. Dann gibt es Tage da fallen mir eigentlich die ganzen subtilen Gemeinheiten ein. Das permanente Ausschließen - damit nicht zu viel Nähe entsteht. Generell kein küssen und Umarmungen weil es ihm unangenehm ist. Wenig gerede über die Zukunft nur mir immer irgendwie zugesichtert das er mich in sein Leben mit einplant. Wenig Reflektion, schlechte Gefühle wurden weg gedrückt. Wie hart ich doch immer gekämpft habe, für eine gewisse Nähe zwischen uns. So sehr das ich den Draht zu mir irgendwie verloren hatte. Das war auch hart. Heute ist nur noch ein diffueses Gefühl übrig- ein mix vom Scheitern und versagen, froh über das Scheitern, Wut das ich überhaupt gekämpft habe. Dann die Angst, das ich es nicht schaffe bei mir zu bleiben, meinen Gefühlen treu sein zu können. Den obwohl ich eigentlich schon eine Selbstbewusste Person bin, und man müsste meinen das ich dann auf mich aufpassen könnte, ist mir das dennoch passiert.

Das komische ist das diese Gefühls-Stadien sich immer wieder mal austauschen und ich mich quasi jede Woche irgendwie anders fühle. Das ist schon ziemlich anstrengend und manchmal habe ich das Gefühl, das ich anstatt mein Leben weiterlebe irgendwie mich in diesem Gefühlschaos befinde und danach Lebe. Ich habe mir vorgenommen ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Stattdessen habe ich das Gefühl das diese Gefühle mich stets begleiten, möglicherweiße mehr beherrschen als mir lieb ist. Das belastet mich schon. Gedanken wie, ob ich so sehr noch irgendwie von der ganzen Sache abhängig wäre, kommen dann in mir hoch. Mit ihm zusammen zu sein hat sich so sehr nach einem Progress im Leben angefühlt. Zwar bin ich jetzt mehr bei mir, habe Freunde, meine Hobbys, mein Beruf, doch habe manchmal das Gefühl ich sollte woanders im Leben sein. Oder ist das nur ein Druckschluss? - frage ich mich dann. Dann spüre ich diesen tiefen Druck den ich in der Beziehung hatte der nun weg ist. Möge man die Bücher und Vorträge von Stefanie Stahl glauben, so weiß ich heute mit Sicherheit das er wohl eine starke Bindungsangst hatte. Wenn man unfassbar viele Parallelen im Buch findet, dann kann man das schwer anders deuten. Die Therapie die ich seit der Trennung begonnen habe und auch Freunde, bestätigen meine Annahme. Da muss man doch einfach nur froh sein, das man so jemanden nicht mehr im Leben hat. Oder etwa nicht? Vielleicht ist das einfach die Angst sich wieder zu trauen. Ich weiß es nicht was das hier ist. Schwer ist es auch daran nicht erinnert zu werden, wenn man das Gefühl hat man muss endlich weg ziehen weil zu vieles an ihn erinnert.

Ich hoffe das der ein oder andere mich verstehen kann und vielleicht auch was dazu sagen kann. Tief in mir wünschte ich einfach bloss, genauso glücklich sein zu können wie früher. Zwar bin ich froh aber irgendwie auch nicht.

25.01.2022 21:42 • x 2 #1


P
Hallo @Jasmin_Blume ,

aus meiner Sicht bist du weiterhin im Liebeskummer-Prozess und es wird wohl auch noch ne Weile andauern. Immerhin warst du 8 Jahre mit ihm zusammen, wenn auch unglücklich.

Ich kann dir jetzt nur raten, dir weiterhin die Zeit zu geben, auch zu weinen, wenn es raus muss und die Therapie weiterführen, solange es möglich ist.

Du brauchst einfach noch Zeit, um wirklich bei dir angekommen zu sein. Gib dir die Zeit weiterhin

L G Pinkstar

25.01.2022 22:37 • x 1 #2