Chaos im Kopf und Herz

K
Hallo zusammen,

ich hoffe, es ist ok, dass ich mein inneres Chaos hier einfach so ablade... Mein Kopf-Kino lässt mich gerade nicht zur Ruhe kommen. Es ist objektiv nichts Schlimmes vorgefallen, aber bei mir geht seit dem letzten Telefonat mit meiner Freundin die Post ab... Ich kann mich auf nichts konzentrieren und meine Gedanken drehen sich nur noch um sie... Ich habe einen Brief an sie geschrieben, um ein wenig zu sortieren... Ich hatte nicht vor ihn abzuschicken, nur so für mich. Ich dachte dass hilft. Aber irgendwie hilft es wohl doch nicht. Ich poste ihn nun hier. Vielleicht könnte ich eine Reaktion von euch bekommen, wie ihr so einen Brief auffassen würdet? Klar, ihr habt nicht sehr viele Infos über unsere Freundschaft, aber ich denke, das Wesentliche geht aus dem Brief hervor...

Danke schonmal

Hey du,

wow, jetzt bist du weg - einfach so… Das erste Mal seit wir uns näher kennen und enger miteinander befreundet sind… Und Hölle, wie sich das anfühlt - ich weiß erstmal gar nichts damit anzufangen. Natürlich bist du nicht einfach so“ weg... Nicht mal wirklich weg bist du… Aber du hast eine klare Grenze gezogen und ich fange an zu taumeln. Wahrscheinlich würde jeder von außen sagen, es ist doch nichts dramatisches vorgefallen, keine bösen Worte, kein Ärgern, kein zicken… Aber es war nicht gut, was passiert ist. Ich habe deine Bedürfnisse nicht wahrgenommen und einfach meine in den Vordergrund gestellt - wohl eines der schlimmsten Dinge, die man jemandem antun kann. Fühle ich mich deshalb so mies? Vielleicht… alles ist da sicherlich nicht, aber es ist einer der wichtigen Punkte, die in meinen Gedanken Raum einnehmen. Und jetzt trau ich mich nicht mal Entschuldigung zu sagen, da ich das Gefühl habe dir damit noch mehr Stress zu machen. Es wirkt doch gleich wieder fordernd und wartet auf eine Reaktion deinerseits und dass soll es ja gar nicht. So eine doofe Situation - ich versuche sie zu lösen, indem ich diesen Brief nun schreibe, werde ihn nicht abschicken, aber vielleicht ein wenig den Stress in meinem Kopf loswerden und mich meinen anderen Aufgaben widmen. Tja, genau dass wolltest du wahrscheinlich auch: dich deiner Arbeit widmen, die dir momentan viel abverlangt, und nicht in deiner Freizeit von Freunden das Herz geöffnet bekommen, so dass der „Ich funktioniere Modus“ nicht mehr funktioniert. Ich bin da einfach drüber hinweggestolpert ohne es zu sehen - und auch noch mit dem absurden Gedanken, dass ich genau das Richtige für dich tue, weil ich dich ja liebe und für dich da bin… Oh man, wie blöd ich doch war; warum nur dachte ich, dass meine Liebe in deiner Situation helfen würde… Na ja, auch da habe ich wohl meins über deins gestellt und gleichzeitig noch projiziert, dass das was für mich in dieser Situation das Beste, bzw. das wäre, was ich mir wünschen würde, wäre für dich ebenso. Ich war so blind und so gar nicht bei dir, sondern nur bei mir!
Ich versuche zu ergründen, was da noch so bei mir in meinen Gefühlen schwirrt - und da begegnet mir mein Ego. Ich schicke es wieder fort, will es nicht sehen, aber es kommt immer wieder. Nach der Begrüßung muss ich feststellen, dass es tatsächlich unheimlich verletzt ist und ich mir nicht wirklich anhören will, was los ist. Die Beweggründe sind so niedrig, unehrenhaft, so gar nicht „Krissi hat ein großes Herz und liebt sich und jeden“. Ich will gar nicht sehen, dass mein Ego gestreichelt werden will und das natürlich auch von dir - meiner platonischen Freundin, für die ich dann doch manchmal mehr empfinde.
Es hat sich irgendwie angebahnt… Mir ist in den letzten Wochen öfters aufgefallen, dass ich gerade nicht soooo cool mit meinen Gefühlen dir gegenüber bin. Ja, manchmal ist es schon so gewesen, dass ich dich angeschaut habe und einfach alles darum verschwommen ist. Dann sehe ich deine Augen, deinen Mund, höre dein Lachen und rieche dein Parfüm und alles andere wird unwichtig. Manchmal hast du gesagt, wie toll ich mit der Liebe/meinen Gefühlen umgehen kann oder wie sehr du mein großes Herz bewunderst und ich habe mich nur schlecht gefühlt, wollte es abwehren, weil ich eben einfach mehr empfinde, als das was ich dir so konkret sage. Es fühlt sich an als würde ich dich belügen, als würde ich dich übergehen, als würde ich dir nicht mein wahres ich zeigen… Aber wahrscheinlich alles mein Film, ich habe dir ja schon vor einem Jahr gesagt, wie es um meine Gefühle aussieht und du gehst damit um - das hätte nicht jeder getan. Daraus ist eine Verbindlichkeit gewachsen/ eine enge Freundschaft/ eine Vertrautheit/ eine Spielart der Liebe, die nun durch meine Trampelei gestört wurde.

Ich frage mich, was meine Bitte an dich wäre. was ich dir eigentlich sagen wollte, würde ich diesen Brief abschicken… Ich weiß es nicht. Natürlich schreit das Ego nach einer Antwort nach dem Motto: hey, ich hab dich lieb. Aber ist es wirklich nur das? Wie beschämend, ich wollte nie um deine Zuneigung betteln. Ich frage mich, was ich brauche um wieder in die Gelassenheit zu kommen, wieder die Liebe zu fühlen ohne sie lenken zu wollen. Das letzte Jahr über, da hat es sich so angefühlt… da fiel es mir nicht schwer… da wollte ich nicht lenken. Was war da wohl anders? Ja, ich war mehr in meiner Lebensfreude und du auch. Wir sind uns mit mehr Leichtigkeit begegnet und haben mehr gelacht und weniger mit unseren Egos zu kämpfen gehabt.

Hmm, aber darum kann man ja nicht bitten. Das ist oder ist nicht. Vielleicht, ist das worum ich dich bitten sollte: ich brauche mehr Abstand und bitte dich keine Anspielungen auf meine Gefühle zu dir mehr zu machen. Gleichzeitig schreit mein Ego „Nein, sag das bloß nicht - es ist doch schön wie es ist, du verlierst sie dadurch“ - tja und wenn? -dann soll es wohl so sein. Ich brauche ein wenig Abstand, um wieder mehr zu mir zu finden und weniger einem Wunsch hinterherzuhinken, der eben einfach gerade da ist.

Und deshalb wohl das „wow am Anfang: wow, du haust einen stopp rein, wenn du merkst, dass es so nicht gut ist für dich. Nicht einfach so“, dass habe ich wohl an deiner Stimme gehört, aber du machst es! Das darf ich noch lernen - nicht über eigene Grenzen gehen und nein sagen. Auch wenn es gerate echt weh tut, mich von allem Möglichen was wichtig wäre, zu tun abhält, bin ich dir doch dankbar dafür. In nur wenigen Stunden nach deinem „nein, ich habe keine Zeit“, weiß ich nun, dass es auch für mich gerade gut ist einen Abstand einzuhalten. Das ist es dass was ich mich nicht traue auszusprechen, aber wohl dafür sorgen kann, wieder ein Stück loszulassen und wieder mehr meine Mitte und Ruhe zu finden…
Danke für deine Freundschaft!

01.03.2015 18:50 • #1


L
Ich finde, dass du den Brief abschicken könntest, da er erklärend ist und nicht bittend.

02.03.2015 19:55 • #2




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