Depressionen haben meine Beziehung zerstört

A
Hallo zusammen,

nachdem ich mich nun durch einige Beiträge gelesen habe, musste ich mir auch einfach mal meinen Kummer von der Seele schreiben, da ich nicht das Gefühl habe, dass ich das mit Freunden oder Familie besprechen könnte. Ich entschuldige mich im Vorfeld sollte der Text etwas länger werden.

Meine Freundin hat mich vor sechs Monaten im November von mir getrennt, nach über acht Jahren Beziehung. In dieser Zeit litt ich immer wieder an Depressionen. Ich musste in meiner Jugend mitansehen, wie meine Mutter starb, was leider einen schier endlos andauernden Teufelskreis auslöste: Ich musste eine Schulklasse wiederholen, Lehrer gaben mir unmissverständlich zu verstehen ich sei zu dumm fürs Abi (was ich letzlich doch gemacht habe), Selbstbewusstsein sank und ließ mich im Studium 2x einen Studiengang abbrechen. Seit 2009 dachte ich eigentlich, dass schlimmste sei überstanden, denn ich habe meinen aktuellen Studiengang nicht nur in 4 Semestern statt 6 sehr gut abgeschlossen, sondern war auch in meiner Zwischenarbeitsstation sehr erfolgreich und wurde von Lob nur so überschüttet. Aktuell studiere ich im Master und bin eigentlich sehr zuversichtlich diesen auch bald abschließen zu können.

Leider musste meine Freundin darunter immer wieder stark leiden, auch wenn ich versucht aber sie weitestgehend davon fernzuhalten. Aber sie stand mir so Nahe und war eben auch so sensibel, dass sie das natürlich alles mitbekommen hat. Letztes Jahr hat sie sich von mir getrennt und meinte, es geht einfach nicht mehr. Das hat mich umgehauen und dummerweise auch abweisend werden lassen. Ich konnte nicht verstehen wie sie so denken konnte, immerhin lief es ENDLICH einigermaßen. Aber die Schlaglöcher kamen leider wieder und die Unsicherheit meiner Entscheidungen blieb bis heute. Ich war bei verschiedenen Psychologen, aber helfen konnte mir keiner so recht. Alle meinten, ich sei gar nicht depressiv, höchstens depressiv verstimmt. Auch ich selbst fühlte mich gar nicht hauptsächlich depressiv, wobei ich diese Phasen, die es gab selbstverständlich mitbekommen habe und auch nicht verleugne. Nach Außen hin wirke ich normal, ich arbeite wie gesagt normal, bringe Leistung und bin nicht unglücklich. Unsere Freunde schätzen mich und wissen auch nichts von meinen Verstimmungen.

Wir haben noch gemeinsam Silvester gefeiert und uns auch geküsst. Ich wollte für sie kämpfen und sah auch immer noch eine gemeinsame Zukunft für uns. Leider habe ich sie wie gesagt immer weiter von mir gestoßen (wobei sie eben auch sagte, dass sie im Moment nicht sehe wie es mit uns weitergehen könne) und habe es vor allem verpasst ihr zu zeigen, wie sehr ich davon überzeugt war, dass ich diese Leidenszeit des Studiums bald hinter mich gelassen hätte (studiere nun aktuell im Master, das Ende ist in Sichtweite). Noch schlimmer, ich habe unsere Beziehung viel zu lange als Selbstverständlich angenommen und habe es verpasst ihr zu zeigen, wie viel Spaß ich am Leben mit ihr hatte, wie sehr ich sie noch liebte (weil ich selbst nicht sicher war, wir hatten uns die Monate davor immer seltener (ca. 1-2x pro Woche) gesehen). Ich habe mich gar nicht mehr darum bemüht ihr glückliche Gefühle zu bereiten, aber das wurde mir erst vor zwei Wochen richtig schmerzhaft klar. Und es verfolgt mich, ich möchte in eine Zeitmaschine springen und mein Past-Me ein paar Ohrfeigen dafür verpassen. Wie konnte ich so eine tolle Frau nur so vernachlässigen?

Letzten Dienstag schrieb sie mir also, dass sie einen neuen Freund hätte, den sie sehr mag und der ihr guttut. Bäm. Das war wie ein Dolchstoß direkt ins Herz. Mir wurde plötzlich klar, wie viele Gefühle da noch für sie waren. Und mir wurden kurz darauf auch all meine Fehler klar, viel zu spät, aber dafür umso schmerzhafter. Mir wurde klar, wieviel sie für mich ausgehalten hatte und wie wenig ich ihr das in den letzten ca. 2 Jahren gedankt hatte. Ich wollte eine Zukunft mit ihr, aber ich habe sie diese positive Vorfreude nicht spüren lassen. Das macht mich fertig.

Noch viel mehr fertig macht mich der Gedanke, dass ich zu 100% davon überzeugt davon bin, dass ich es ihr jetzt zeigen könnte. Jetzt, wo es zu spät ist. Das ich mich in den letzten Wochen, in denen wir uns nicht gesehen haben (bin für ein Semester in eine andere Stadt gezogen um meinen Master schon im SS starten zu können und eben auch, um nach der Trennung ein wenig Abstand für uns beide herzustellen. Der Plan ist aber auf jeden Fall, im WS zurückzukehren) wirklich viel an mir getan habe. Ich würde es ihr so gerne zeigen, sie so gerne davon überzeugen, aber es ist einfach zu spät.

Gestern haben wir uns getroffen, ich musste ihr meine Gefühle noch mal offen legen und ihr sagen, dass ich endlich erkannt habe, was ich falsch gemacht habe. Ich habe ihr eine (mehr oder weniger) feurige Rede darüber gehalten wie sehr ich davon überzeugt bin das ich mich geändert habe und das ich ihr beweisen will, dass die schlimmste Zeit endlich vorbei ist (und das meine ich wirklich so, wie ich es nun schreibe und wie ich es gesagt habe). Ich bin nicht zu Kreuze gekrochen, hab ihr keine Vorwürfe gemacht, sondern wollte sie davon überzeugen, dass sie sich etwas Zeit nimmt und es mich ihr zeigen ließe. Ich wollte und will nicht das wir einfach so weitermachen als sei nie etwas gewesen, denn das wäre eine Lüge. Ich wollte sie vorsichtig wieder für mich gewinnen, ihre Gefühle langsam wieder erwecken, denn sie sagte vor kurzem selbst noch, dass in mir auch alles andere als klar und eindeutig sei. Sie hatte Tränen in den Augen und es fiel ihr sichtlich schwer sich das ganze anzuhören. Das tat mir auch Leid, aber es brennt im Moment so sehr in mir. Ich, der so oft von Selbstzweifeln geplagt wurde in den vergangenen Jahren, ist sich plötzlich über die Zukunft und diesen Umstand so sicher, dass er eine seiner Nieren dafür verwetten würde. Aber es nutzte nichts. Sie sagte mir, dass sie mir das ganze sogar glaube, aber dass sie die letzten Monate so sehr aufgefressen habe, dass sie viel daran gearbeitet habe mit der Entscheidung der Trennung zu leben und dass sie eben keine Zukunft mehr für uns sieht. Sie möchte unsere gemeinsame Zeit niemals vergessen und ich hätte auch immer einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen, aber mehr ginge eben nicht.

Ich habe ihr gesagt das ich ihre Entscheidung akzeptiere und als wir uns verabschiedeten sah ich ihr noch einmal in die Augen und sagte ihr, dass ich fest an mich und an uns glaubte. Und das tue ich auch.

Nun sitze ich hier und mache mir die größten Vorwürfe. Wie konnte ich sie die letzten Jahre so leiden lassen? Warum habe ich nicht früher um sie gekämpft? Warum ist mir das alles erst so spät - zu spät - klargeworden?

Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll. Unser gemeinsamer Freundeskreis weiß noch gar nicht, dass wir nicht mehr zusammen sind. Für die meisten war sowieso klar, dass wir eines Tages heiraten würden. Ich hatte das immer als Hoffnungszeichen interpretiert aber sie meinte zu mir, dass habe sie bislang nur noch nicht erwähnt, weil die ganze Situation für sie eben auch schmerzhaft sei. Ich weiß nicht ob ich den Kontakt zu ihr halten soll, ob ich um Treffen mit ihr bitten soll um schöne Dinge zu tun und ihr so zu zeigen, was sich alles verändert hat, oder ob ich mich komplett raushalten und zurückziehen soll. Auf der einen Seite sagt sie mir, sie möchte gerne Kontakt mit mir halten und das will ich ja eigentlich auch. Aber auf der anderen Seite möchte ich nicht nur als guter Freund enden, ich will mehr und das habe ich ihr auch gesagt. Außerdem schmerzt es mich sie anzusehen. Sofort geht das Kopfkino los, dass nun jemand anderes all die schönen Dinge mit ihr erlebt, die wir miteinander erlebt haben.

Das macht mich alles ganz wahnsinnig und ich bin Hin und Hergerissen. Ich kann mich aktuell auf wenig bis gar nichts konzentrieren, auch wenn ich noch einiges zu tun hätte. Ich wünsche ihr, dass sie glücklich ist und doch hoffe ich darauf, dass sie erkennt, dass sie zu mir gehört. Aber viel Hoffnung habe ich leider nicht mehr und ich weiß auch nicht, was ich fühlen soll. Ich liebe sie noch und würde gerne für sie kämpfen, aber nicht gegen ihren Willen.


Naja, für all jene die sich durch meine verzweifelten Worte gewühlt haben sage ich an dieser Stelle Danke. Tut gut zu wissen, dass andere ähnliche Situationen ebenso erlebt und überstanden haben.

Liebe Grüße,
Arlen

01.06.2013 16:50 • #1


A
Es ist 10 Uhr Morgens und ich bin schon wieder seit einigen Stunden wach und kann nicht aufhören zu grübeln. Ich kriege diese Bilder nicht aus meinem Kopf, mal wie sie mit ihrem Neuen zusammen ist, mal wie ich sie wieder zum lachen bringe. Es wechselt sich ständig ab und fängt sofort an, wenn ich aufwache. Das ist so absurd, schließlich sind wir ja nicht erst seit gestern getrennt. Warum fängt der Spaß erst jetzt an so weh zu tun?

Ich treibe jetzt seit einigen Wochen wieder intensiv Sport und es macht mir auch viel Freude und fühlt sich gut an. In den letzten beiden Wochen habe ich es ziemlich übertrieben, hauptsächlich um mich müde zu machen damit ich abends schlafen kann. Leider schlafe ich dennoch nicht wirklich viel und fühle mich immer total wie gerädert. Auch essen tue ich nicht mehr wirklich viel, da kein Hunger.

Ich weiß nicht was ich tun soll, damit das alles besser wird. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass alles besser wird und nun trifft mich wieder so ein harter Schlag. Ich möchte und werde nicht aufgeben, aber im Moment fühlt sich alles ziemlich leer und sinnlos an...

02.06.2013 10:08 • #2




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