Nachruf an meinen Ex. Er ist ein Bindungsphobiker. Er wollte nie eine Beziehung, ich hab ihn geliebt. Vor einem halben Jahr haben wirs beendet. Ich hab ihn MOnate später nochmal angeschrieben, hab gefragt, ob wir mal wieder auf ner Tanzparty tanzen gehen wollen, weil mir das gefehlt hat. er hat alle Nachrichten ignoriert. Ich war fertig. Und gestern hab ich ihn dann zufällig am See mit seiner Neuen gesehen, wie sie gekuschelt und geknutscht haben. Impulsiv wie ich bin, bin ich auch noch hin und hab ihn auf sein ignorantes Verhalten bezüglich der Nachrichten angesprochen. Er meinte, wir hätten das doch damals beendet, eine Freundschaft wollten wir auch nicht, weil es mir nicht gut getan hätte, weil ich so an ihm hing. Er sagte, er habe das damals abgeschlossen und warum ich das hier jetzt anspreche (seine neue lag in seinen Armen) Ich meinte er sei ein Ar. und kein guter Mensch, wie er immer behauptet. Meine Wut war so groß, was alles passiert ist. Mit einem Bindungsphobiker etwas zu haben, ist reine Selbstqual. Ich hab den restlichen Tag daheim geweint. Ich fang von der Trauerverarbeitung seit dieser Begegnung wieder bei Null an, obwohl es schon 6 MOnate her ist. Ihn der Situation zu sehen mit der NEuen, hat mir den Boen unter den Füßen gerissen. Er hat es nicht verdient, er kann keine Nähe zulassen, will keine Beziehung und bekommt trotzdem eine Neue, mit der er Nähe teilen kann, sobald er den Drang danach doch mal verspürt. Das ist ungerecht, dass er das hat, nicht allein ist, jemand zum kuscheln hat und ich nicht, obwohl er mich so behandelt hat. Er hat es nicht verdient, es hätte andersherum sein müssen. Das ist echt nicht fair.
Hier zum Verarbeiten einen Nachruf an seine Neue und an ihn.
Die neue Frau an deiner Seite tut mir unglaublich leid. Klar jetzt ist noch alles in Ordnung. Du bist anfänglich gespielt charmant, brüstest dich mit deinem Intellekt. Aber früher oder später kommt auch sie hinter deine emotionale Instabilität und auch sie wird irgendwann deinem Nähe-Distanz Spiel, deiner Unzuverlässigkeit, deinem passiv-aggressiven Verhalten und deiner ständigen Ignoranz nicht mehr standhalten können. Deine Angst vor tiefer Nähe wirst du auch vor ihr nur schwer verbergen können. Irgendwann wird dir klar, dass es so nicht weiter gehen kann. Irgendwann, wenn du älter bist, ein eigenständiges Leben aufgebaut hast, vollständig im Berufsleben Fuß gefasst , deine Träume vom Reisen erfüllt und deinen beständigen Niederlassungsort gefunden hast.
Ab diesen Punkt wirst du feststellen, dass du allein bist, mit dem sehnlichen Wunsch nach Geborgenheit und einer Familie. Nur dafür wirst du niemanden haben, dann hast du es geschafft, alle, denen du etwas bedeutest zu vertreiben. Keiner will dich mehr und selbst wenn eine dich will und du sie willst, wirst du nicht dauerhaft in der Lage sein, es beständig zu halten. Du wirst es ebenfalls zerstören, du kannst gar nicht anders. Eigentlich schon traurig, du tust mir fast leid, nie wirklich zu emotionaler Tiefe fähig, gefangen in dir selbst, die Angst vor Freiheitsverlust, die Angst vor Nähe. Vor dem was dich heilen könnte, davor fürchtest du dich, vergräbst dich vor der Liebe, der Bindung, der Zweisamkeit, dem ruhigen ausgeglichenen Miteinander. Dann wenn du sie am meisten brauchst, dann ist sie weg, du hast sie vertrieben, kannst sie nicht festhalten. Sie entgleitet dir wie ein Luftballon aus der Hand. Zunächst hattest du Freude an dem Luftballon, er sah gut aus, du hattest Spaß auf dem Volksfest, auf dem du ihn gekauft hast. Nur jetzt wo du mit ihm den Heimweg antrittst, kommt ein starker Wind auf, du kannst ihn kaum noch halten, obwohl du ihn nicht loslassen möchtest und mit in dein Leben tragen willst. Aber du kannst es nicht, der Wind reißt ihn dir aus der Hand, unwiderruflich. Auch den nächsten, den du kaufst, auch er wird dir davon getragen. Du kannst es nicht aufhalten, denn der Wind tobt in dir, du meinst du hättest Einfluss auf ihn, nur hast du das nicht. Er nimmt dir den Luftballon weg, die Liebe, Nähe und Geborgenheit, die du jetzt im Alter gebraucht hättest, um dir eine Familie aufzubauen. Nur kannst du ihn auch mit deinem Willen nicht stoppen, zu lange schon stürmt eine tosender Wind in dir, der jede vergangene Liebe davon getragen hat, die du aber nicht weiter beachten, nicht schätzen konntest. Du meintest du brauchst sie nicht, dem Sturm in dir hast du keine Beachtung geschenkt, er hat für dich ja schließlich nur das entsorgt, was für dich erstmal ohnehin keine Bedeutung hatte. Nur irgendwann merkst du, dass der Sturm dir all die Zeit nur das genommen hat, was du am Nötigsten gebraucht hättest. Nur in dem Moment, in dem du dir bewusst wirst, welche Auswirkungen der Sturm hat, wird es zu spät sein. Schon zu viel hat er davon getragen, deine innere Landschaft schon zu weit verunstaltet. Er lässt es nicht zu, dass etwas neues darauf wachsen kann, die fruchtbare Erde ist abgetragen, es kann nichts mehr gedeihen. Nur jetzt da du so hungrig nach Liebe und Geborgenheit bist, wirst du keine Früchte mehr erhalten. Du sitzt auf dem trockenen, kahlen Boden und fragst dich, warum du den Sturm nicht schon eher aufgehalten hast. Nur jetzt ist es zu spät, du wirst nicht mehr ernten können. Dir wird dein Fehler zum ersten mal bewusst, nur die, die es dir prophezeit haben, dich geliebt haben, sind nicht mehr für dich da, wenn du dich dieser grausamen Erkenntnis stellen musst, sie sind glücklich ohne dich und haben dich vergessen. Du bist allein und du wirst dir vollends quälend bewusst, dass es zu spät ist.
16.07.2018 19:48 •
#1