Hallo, werte Leidensgenossen. Da ich gerade ziemlich ratlos und einem Nervenzusammenbruch nahe bin, habe ich mich überwunden, mich in diesem Forum anzumelden und meine Geschichte nieder zu schreiben:
Mein Freund ( 28 ) und ich ( 23 ) haben uns Anfang Mai diesen Jahres kennen gelernt, da kam er mehr oder weniger gerade aus einer 5 jährigen Beziehung, die darin endete, dass seine Ex ihn für einen anderen verlassen hat, mit dem sie mittlerweile auch zusammen lebt, was natürlich ordentlich was mit einem macht, ohne, dass ich jetzt hier beginne, sein Verhalten zu rechtfertigen. Er war zu Beginn hin der größte Charmeur unter der Sonne und wirkte im Vergleich zu meinen vorherigen Beziehungspartnern absolut bodenständig und normal, was sich jedoch binnen kürzester Zeit als Fehleinschätzung herausstellte. Neben etlichen Konflikten mit sich selbst habe ich im Laufe der Beziehung des Öfteren zu spüren bekommen, dass er noch an der Trennung zu knabbern hat, was ein gewisses Gefühl der Hilflosigkeit in mir auslöste. Dennoch gab es auch Phasen, in denen ich dachte, er hätte sich gefangen. Anfang September reagierte er dann zunehmend unterkühlt und ist auf nichts Positives von meiner Seite aus eingegangen, was mir schon zu denken gab. Er hat kaum Nähe zugelassen und teilweise 3 Stunden vor dem PC gehockt, ohne mich eines Blickes zu würdigen, obwohl ich ihn extra noch mit Pizza besucht habe. Ich wollte dann irgendwann gehen, das schien ihn nicht die Bohne zu interessieren. Irgendwann meinte er dann, dass es vielleicht gut wäre, wenn er an jenem Abend seine Ruhe gehabt hätte. (Kleine Anmerkung: Ich habe ihn die kompletten 3 Stunden nicht belästigt oder ähnliches.) Bin dann - fragt mich nicht warum - dort geblieben, wir haben uns bis zum Morgen hin an geschwiegen. Ich hab mich bereits dort so verloren gefühlt. Bevor ich dann gegangen bin, habe ich ihn gefragt, ob der Nähe-Verlust etwas mit den Gedanken bezüglich seiner vorherigen, offensichtlich noch nicht verarbeiteten, Beziehung zu tun hätte, woraufhin er meinte, das könne gut sein, würde aber nicht absichtlich geschehen. Er wisse nur nicht, was er dagegen machen könnte. Die Gedanken wären wieder präsenter, wie ein Hintergrundrauschen, was ihn einschränkt und worunter ich dann leide. Es hat sich ewig hingezogen, bis er der Meinung war, es hätte keinen Sinn, das mit uns weiter zu führen, weil er mir nicht weiter wehtun möchte. (Standard-Phrasen, natürlich.) Bin heulend gegangen, hab ihn weg geschubst, als er mich noch umarmen wollte und meinte nur, dass er der erste Mensch ist, den ich wirklich geliebt habe. Später hat er mir traurige Smileys geschickt und mir geschrieben, dass er mich vermisst. Einen Tag später hat er sich dafür entschuldigt und nur dummes Zeug von sich gegeben. Dann kam irgendwann, nachdem ich auf nichts mehr reagiert habe, die Frage, was ich so mache und dass er jetzt einkaufen gehen würde. Als wäre nichts. Hab auch darauf nichts geantwortet. Das konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen und hat mir verbal noch mal so dermaßen eins in die Fresse gehauen, mit seiner Du hast sicher genügend Verehrer, die dich gerne trösten. Masche. Bin aus dem Heulen gar nicht mehr raus gekommen, so dreist fand ich das. Damit trat er meine Gefühle, die ohnehin verletzter nicht hätten sein können, noch mit Füßen. Ich konnte daraufhin nicht anders und musste mal ein wenig ausrasten. Das letzte, was von ihm kam, war, dass er ja hier eindeutig der Idiot ist, weil er etwas so Schönem so weh getan hat. Und ich solle mir doch sicher sein, dass ich nicht die einzige bin, die leitet. Daraufhin herrschte ca. zwei Wochen kein Kontakt, bis er sich wieder bei mir meldete und wir uns schließlich trafen und die Beziehung, die mal besser und mal schlechter (dank der bestehenden Grundproblematik) lief, wieder für zwei Monate aufnahmen. An meinem Geburtstag im November trennten wir uns dann erneut (aus demselben Grund). Diesmal ging die Initiative von mir aus, nachdem in der Woche zuvor schon alles eskaliert ist, was im Rahmen des Möglichen liegt. Traurigerweise muss ich sagen, dass das ein absoluter Bilderbuch-Abschied war und wir eines der ehrlichsten und schönsten Gespräche in jener Nacht geführt hatten, welches nach wie vor an mir nagt. Wir lagen uns in den Armen und wollten uns nicht gehen lassen, obgleich wir wussten, dass es momentan keinen anderen Weg für uns gibt. Wir haben in dieser Nacht nicht miteinander geschlafen, aber waren uns so nah wie nie zuvor, bis wir am nächsten Tag getrennte Wege einschlugen und ich ihn (vorerst) zum letzten Mal durch die S-Bahn-Scheibe vorbei ziehen sah, nachdem wir uns an den Händen hielten und uns zum Abschied küssten. Er ließ mich eine Woche in Frieden, in der ich kaum zur Ruhe kam. Wir trafen uns wieder, er verhielt sich wie ein Gentleman und ich hatte (sofern man eben in 2 Wochen diesen Eindruck haben oder aber ihn sich einbilden kann) das Gefühl, dass wir reifer miteinander umgingen. Vor ein paar Tagen entfernte er sich dann wieder zunehmend von mir und ich musste ihm gestern schließlich entlocken, dass es wohl nicht funktionieren würde. Zuletzt schrieb er mir, dass er mich ja auch vermissen würde und nicht ohne Grund die letzten beiden Male zurück gekommen wäre, aber davon kann ich mir aktuell nicht mal ein Eis kaufen, weshalb ich darauf nicht mehr reagiert habe. Ich liebe diesen Menschen einfach endlos und weiß mir nicht zu helfen. Ich bin mir anhand seines Verhaltens in den vergangenen Monaten sicher, dass er unter akuten psychischen Problemen leidet und erkenne als leidenschaftliche Hobbypsychologin leichte Tendenzen zu einer BPS, aber auch einer NPS, was das Ganze natürlich nicht unbedingt vereinfacht. Habt ihr Erfahrungen mit ähnlichen Beziehungen gemacht? Ich vermisse ihn so schrecklich und weiß mir einfach nicht zu helfen. Melden ist für mich keine Option, aber das ändert nichts an der Tatsache, wie sehr ich mich mit meinen Gedanken quäle.
05.12.2014 14:37 •
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