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Es ist noch nicht ausgestanden

T
Guten Morgen liebes Forum,

nach relativ langer Zeit melde ich mich mal wieder zu Wort - und zwar mit einem Problem. Ich hoffe, dass ich erneut auf zahlreiche Ratschläge von euch bauen kann und ich versuche mich möglichst kurz zu fassen. Nun denn.

Vor mehr als einem Jahr trennte sich meine Ex aufgrund von zu verschiedenen Zukunftswünschen unserer Beziehung. Ich wollte gesessener werden und nach fast zwei Jahren an Familie denken und sie, wohl ihrem Alter geschuldet (sie ist vier Jahre jünger als ich), eben nicht. Sie wollte noch nicht auf Partys verzichten und schon gar nicht an Kinder oder Verlobung und dergleichen denken. Ob der Zeitpunkt nach knapp zwei Jahren Beziehung (wohnten auch zusammen) nicht doch verfrüht war, an Familie und eine etwaige Heirat zu denken, darüber lässt sich denke ich streiten.

Selbstverständlich haben auch Fehler von uns beiden zum Aus unserer Beziehung geführt, auf die ich jetzt nicht weiter eingehen möchte. Denn schließlich ist die Sache für mich so gut wie gegessen. Aber dennoch bin ich nach der Trennung durch die Hölle gegangen, weil ich sie anfangs nicht gehen lassen wollte. Ihre Aussage, dass nie wieder etwas zwischen uns geben würde, musste ich erstmal verdauen. Ich war geschockt darüber, dass ihr Standpunkt bereits auf diesem Stadium war und es für sie so endgültig schien. Also musste ich logischerweise damit irgendwie klar kommen.

Ich lenkte mich ab, trieb Sport und traf mich vergleichsweise viel mit anderen Frauen. Aus flüchtigen Bekanntschaften ging oftmals S. hervor, aber dabei blieb es. Und dadurch, dass ich auch viel Zeit in meine Arbeit investierte, wurde es nach und nach besser. Nach über einem Jahr schließlich kann ich sagen, dass ich das Gröbste überstanden habe und sagen kann, es geht mir gut damit. Dennoch, so spüre ich es in mir, sind da immer noch Gefühle für sie vorhanden, welche mich immer wieder an sie denken lassen.

So nebenbei: Ich sitze beileibe schon lange nicht mehr Zuhause und starre die Decke an. Nein, ich bin wieder mitten drin in meinem Leben und ich fühle mich gut. Aber trotzdem lässt sie mich nach mittlerweile 15 Monaten noch immer nicht los. Es fühlt sich so an, als würde es auch nicht gehen wollen, sondern immer eine Verbindung zu ihr fortbestehen.

Was kann ich tun, um dieses Kapitel gefühlsmäßig endlich abschließen zu können? Ich kann denke ich nicht mehr sagen, dass ich sie noch liebe oder das ich sie zurück möchte. Aber irgendwas existiert da noch immer.

Wisst ihr, was ich meine? Und könnt ihr mir helfen? Würde ein Psychologe ggf. helfen?

Vielen Dank im Voraus für eure Ratschläge.

Titos

06.02.2020 03:27 • #1


Gorch_Fock
Hey Titos, ein Termin bei einem guten Psychotherapeuten kann in der Tat helfen und ist nach so einer Zeitspanne auch empfehlenswert. Ggf. gibt es auch bei Dir Baustellen, die mal beleuchtet werden müssen (warum musstest Du sie sicher haben, warum binden durch Heirat und Kinder)? 2 Jahre Beziehung sind da schon sportlich. Dazu führt sichere Bindung immer auch zu einem Ablaschen der Gefühle auf Dauer.

06.02.2020 05:03 • #2


A


Es ist noch nicht ausgestanden

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T
Zitat von Titos:
Ich lenkte mich ab, trieb Sport und traf mich vergleichsweise viel mit anderen Frauen. Aus flüchtigen Bekanntschaften ging oftmals S. hervor, aber dabei blieb es. Und dadurch, dass ich auch viel Zeit in meine Arbeit investierte, wurde es nach und nach besser. Nach über einem Jahr schließlich kann ich sagen, dass ich das Gröbste überstanden habe und sagen kann, es geht mir gut damit. Dennoch, so spüre ich es in mir, sind da immer noch Gefühle für sie vorhanden, welche mich immer wieder an sie denken lassen.


Ich frage dich mal ganz ehrlich: in was hast du da die letzten 15 Monate investiert? Das geht aus Deinem Post nicht hervor, außer die Ablenkung im Außen. Ich sage es mal so, von nichts kommt nichts. Das an die die Decke starren hinter sich gelassen zu haben, umschreibt meiner Meinung nach einen Widerstand gegen die negativen Emotionen, die sich verständlicherweise zeigen nach einer Trennung. Wie hast du diese Veränderung in Deinem Leben verarbeitet, also was hat da tatsächlich bewusst stattgefunden, das Du als Verarbeitung bezeichnest, abgesehen von dem was im Außen passiert ist?

Ich verstehe, dass man immer noch eine Restverbindung spürt, finde ich auch nicht weiter dramatisch. Mir ist jedoch nicht klar, inwieweit dein sich gut fühlen und der Wunsch zum Psychologen zu gehen zusammen passen? Ich finde es begrüßenswert sich Unterstützung zu suchen in Zeiten von Ratlosigkeit. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass Du nicht ganz so bei Dir bist, wie es evtl sein sollte. Das sagst du ja auch so. Nur evtl. fehlt das Eingeständnis, dass Dein bisheriger Weg dich nicht ganz so erfolgreich zum Ziel gebracht hat, wie du es dir wünschen würdest.

Deshalb beleuchten, wie Gorch Fock es nannte, halte ich für einen guten Weg die blinden Flecken zu entdecken. Und ich meine meine obigen Ausführungen nicht als Vorwurf, sondern als Impuls.

06.02.2020 07:23 • #3


Urmel_
Zitat von Titos:
Was kann ich tun, um dieses Kapitel gefühlsmäßig endlich abschließen zu können? Ich kann denke ich nicht mehr sagen, dass ich sie noch liebe oder das ich sie zurück möchte. Aber irgendwas existiert da noch immer.

Also bei mir hat geholfen, dass ich akzeptiert habe, das die Menschen, mit denen ich zusammen war und die ich sicherlich auch geliebt habe, immer ein Teil von mir sein werden. Es gibt da leider keinen Reset-Knopf, durch den man alles zurücksetzen kann.

Mit der Akzeptanz, aber auch der positiven Sicht, und auch Dankbarkeit, dass man einen Teil des Lebens zusammen verbracht hat, habe ich selbst schlimme Trennungen zu einem Teil von mir gemacht, der mich auch heute noch prägt.

Also im Prinzip habe ich nicht versucht, Sehnsucht oder Schmerz zu verbannen, sondern habe sie zu einem Teil von mir gemacht.

06.02.2020 15:00 • x 4 #4