Ich verstehe Dich sehr gut. Bei mir ist es eine andere Zeitspanne, aber die aktuelle Situation die mich wütend und traurig macht. Kurz zusammengefasst...
Ich (M, 38) habe mit meiner Ex (W, 31) nach 7 Jahren Beziehung (es war meine erste Beziehung überhaupt) eine tolle Tochter bekommen. Die Trennung hatte sie diesen März ausgesprochen. Ich liebe sie und das, wenn auch nicht leichte, Leben unserer kleinen Familie. Die Trennug wollte ich nicht wahr haben und habe gekämpft. Sie nicht. Ich habe 3-4 Monate gebraucht einen Weg für mich zu finden, wie ich mit dieser Situation umgehen kann. Die Hoffnung, dass wir unsere Familie weiterführen können, war trotzdem immernoch da.
Ende Juni begann sie plötzlich und heimlich an im Internet zu daten. Ich bekam es durch den gemeinsam genutzten Laptop mit, stellte sie aber nicht zur Rede, da meine alleinige Urlaubsreise an die Ostsee anstand. Mit dem Gedanken Das darf jetzt nicht ihr Ernst sein verbrachte ich meinen Urlaub, bevor ich Mitte Juli mit meiner gemeinsamen Tochter wieder nach Hause kam. Sie führte ihren Urlaub mit unserer Tochter weiter, ich bekam aber heraus, dass sie sie seit Anfang Juli sich mit jemanden getroffen hatte, den sie auch jetzt noch nach meiner Rückkehr heimlich traf. Ich sollte davon nichts mitbekommen. Ich konnte das Spiel 2 Wochen lang aushalten, bevor ich sie zur Rede stellen musste.
Als ich ihr klar machen wollte, wie verletzend und schlimm das gerade ist für mich, da ich gerade auf dem Weg dabei war einen Weg für unsere gemeinsame Trennung mit Kind zu finden, meinte sie nur lapidar was sie denn tun solle? Soll ich mich von ihm trennen? Es hat mir den Boden unter den Fußen weggezogen.
Es war der allererste, den sie aus dem Internet live getroffen hat. Da bin ich mir sicher. Kennengelernt auf einer Plattform für Alleinerziehende Mütter und Väter (er, 31, hat auch ein Kind, fast im gleichen Alter wie meine Tochter). Ich hatte sie beide sogar auf der Startseite entdeckt, da dort die Profile der neuen Mitglieder präsentiert wurden. Den Namen konnte ich dadurch zuordnen.
Bitte helft mir. Wie kann man damit umgehen, dass insgesamt 10 Jahre Beziehung innerhalb von ca. 2 Wochen Internetdating so unglaublich wertlos dastehen?!?
Wozu diese ganze Mühe (es gab und gibt nebenher so einige Baustellen, die nichts mit unserer Beziehung zu tun hatten, auf die wir keinen direkten Einfluss hatten, aber die trotzdem in die Beziehung geflossen sind und viel Kraft gekostet haben)? Ja, sogar die Frage... wieso ein Kind?
Ich bin nicht der Typ Mensch, der ein Kind in die Welt setzt, um dann trotzdem keine Familie mehr haben zu dürfen, auf die man so stolz war. Ich war stolz auf unsere kleine Familie, trotz der Nebenschauplätze die es nicht einfach gemacht haben.
Und auf der anderen Seite meine Ex, die das, inklusive ihrem Neuen, als das selbstverständlichste auf der Welt ansieht? Sie sagte mir, ich müsse damit klar kommen. Sie will glücklich sein. Sie nahm nur teilweise Rücksicht und war enorm naiv. Glaubte sie tatsächlich, wenn sie alle ihre Internetseiten samt E-Mail Postfach offen hält, dass ich nichts mitbekommen würde? Ich musste mich ja nicht mal sonderlich bemühen.
Erst kamen Spekulationen... eines Tages dann eine E-Mail von ihm mit Hey meine Süße, kannst Du mir das blabla ausdrucken blabla. Da wusste ich, da läuft mehr und nach der zur Rede Stellung ja die Bestätigung soll ich mich etwa von ihm trennen?.
Ab dem Tag, wo es raus war, fanden die abendlichen Telefonate, die auch mal 1-2 Stunden gehen konnten, in unserer Wohnung statt. Meistens im Nachbarzimmer. Aber natürlich wusste ich, dass sie die ganze Zeit mit ihm sprach... und man bekommt Kopfkino. Und man bekommt Wortfetzen mit wie .... aber Du bist nicht da, ich wäre jetzt so gerne bei Dir.... Und ich selber bin mit unserem Kind in der gemeinsamen Wohnung und muss es ertragen.
Noch weiter ging es... neue Reizwäsche wurde online gesucht von ihr. Die Tabs natürlich offen gelassen.... damit ich es auch mitbekomme? Oder einfach nur naiv? Ist es Absicht um mir richtig weh zu tun? Noch mehr als sowieso schon? Und sie weiß, dass ich sie noch liebe.
Dann kommen die Wochenenden. Immer super Wetter. Sie ab Freitag Nachmittag bis Sonntag oder gar Montag bei ihm. Mal mit unserem Kind, mal ohne. Zurück kommt sie und ich darf mir ihren Wäscheberg betrachten mit der getragenen Reizwäsche, die sie eigentlich immer für mich getragen hatte in unserer gemeinsamen Zeit. Ich darf diese Wäsche später aus der Waschmaschine holen und dabei entdecken, was sie alles so schönes anhatte am Wochenende (ich bin im Home Office und hatte diese Haushaltssachen übernommen.... bis zu diesem Punkt... ab da an war nur noch getrenntes Wäschewaschen angesagt). Getragene Reizwäsche hatte ich trotzdem noch ein paar Mal mal entdeckt, was sich schlecht vermeiden lässt, wenn man eine gemeinsame Wäschetrommel hat.
Dann der erste Tag der Begegnung mit ihm. Der erste Schwung des Umzugs ihrer Sachen, nachdem sie endlich eine Wohnung gefunden hatte. Ich war zurückhaltend und ruhig wie es nur irgendwie ging, obwohl mir innerlich schwindlig war. Habe ihm die Hand gegeben. Er, genauso wie sie, so entspannt, gut gelaunt und ausgeglichen, wie es eigentlich gar nicht sein kann. Als ob es selbstverständlich ist, dass die ersten Kisten und Möbel aus dem Kinderzimmer meiner Tochter von ihm rausgetragen werden, in die neue Wohnung meiner Ex. Meine Tochter ist auch anwesend und es fallen Sätze wie bringen wir jetzt in dein neues Kinderzimmer. Ich reiße mich zusammen, da eine Eskalation ein Bild verursachen würde, welches meine 3 1/2 Jahre alte Tochter nur schwer vergessen hätte können.
Einen Tag vor dem großen Umzug kommen sie nochmal zu zweit. Sie packt noch ein paar Kisten im Wohnzimmer, während ich im Nachbarraum noch arbeite. Als ich fertig bin komme ich ins Wohnzimmer und er sitzt auf der Couch, liest meiner Tochter aus einem Buch vor und sie hat ihren Kopf auf seiner Schulter abgelegt. Ich bin innerlich wie versteinert, gehe in die Küche und gieße mir was zu trinken ein. Weiß nicht was ich in dieser Situation tun kann. Erneut wie gelähmt reiße ich mich zusammen, schließlich ist meine Tochter da. Was soll ich empfinden? Soll ich es etwa toll finden, wie er ihr aus dem Buch vorliest?
Das, worauf ich so stolz und glücklich war, unsere kleine Familie, sehe ich jetzt mit meinen Augen vor mir, wie dieser Traum von einem anderen gelebt wird. Jemanden, den sie innerhalb von 2, maximal 3 Wochen kennengelernt hat.
Wo ist da der Eigene Wert?
Jetzt ist sie ausgezogen. Das Kind wird die meiste Zeit bei ihr sein. Am Umzugstag bin ich mit meiner Tochter weggefahren und habe die Wohnung so überlassen. Vorher wurde alles geregelt. Es wurde sich auch daran gehalten. Ich konnte und wollte es nicht mit ansehen, wie mein geliebtes Leben aus der Wohnung getragen wird.
Jetzt sitze ich seit gut einer Woche in der halbleeren ehemaligen gemeinsamen Wohnung. Jeder Abend wird gefühlt schwerer, wenn es so ruhig ist und mein neues Leben hasse ich.
Meine Tochter ist ein paar Tage Abends hier gewesen. Ich bringe sie morgens in die Kita. Es sind die Tage wo meine Ex es nicht schafft sie zu bringen oder abzuholen. Ich mache alles nur für unsere Tochter. Schlucke so vieles in mich rein, merke aber, wie es mich immer weiter zerstört.
E muss aufhören und besser werden.
Was kann man tun?
Alles, für was wir standen, wurde innerhalb von wenigen Wochen zerstört.
Mein Wunsch war es, nachdem ich einen Weg für die Trennung für mich gefunden habe, dass die räumliche Trennung auch eine Chance sein kann. Dass man die Woche über Abstand voneinander gewinnt. Jeder seinen Alltag hat und einen Tag am Wochenende macht man etwas gemeinsam als Familie. Vielleicht kommt man sich mit der Zeit wieder näher? Und wenn nicht, dann hatte wenigstens jeder die Möglichkeit Zeit zu bekommen, um sich gütlich zu trennen. Als Paar getrennt, als Familie zusammen. So hatte sie es sich mal gewünscht, als sie die Trennung formulierte. Erst habe ich dagegen gekämpft. Wollte es nicht. Jetzt war es ein Weg, den ich gehen wollte. Gemeinsam.
So wie es nun gekommen ist, so wird es diesen Weg nicht geben. Die Wochenenden wird das Kind auf die Eltern aufgeteilt. Sie verbringt jedes Wochenende mit ihm. Mein Wert ist gleich null. Ich bin derjenige, der Unterhalt überweisen kann und ab und zu das Kind hat, so oft es mir überhaupt möglich ist, was nicht so leicht ist wegen meinem 40 Stunden Job.
Die Wunden sind unheimlich tief. Wie sieht der Weg aus, der sie heilen kann. Noch fehlt mir dafür jegliche Fantasie.
Habt ihr Ratschläge?
(.... war jetzt wohl doch nicht so kurz zusammengefasst )
05.10.2020 21:15 •
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