Freund mit Job-Probleme gefährdet Beziehung - was tun?

molly15
Hallo zusammen,
vor einem Monat habe ich mich bei diesem Forum angemeldet und diese wird meine erste Diskussion sein.
Ich bin nicht Deutsche, lebe und studiere aber seit 3 Jahren in Deutschland, aus diesem Grund entschuldige mich schon mal für die grammatikalischen Fehler, die ich sicher machen werde. Ich werde mir Mühe geben, so wenige Fehler wie möglich zu machen, damit ich Euch, die Situation so klar wie möglich darstellen kann.

Zu uns:
Ihr könnt mich Molly nennen, ich bin 23 Jahre alt und habe einen 5 Jahren älteren Freund. Wir kennen uns seit 5 Jahren und sind seit ca. 5 Jahren ein Paar.
Die ersten Jahre war unsere (Fern-)Beziehung eigentlich ein Traum, kaum Streiten, wir hatten ähnliche Ideen, er war nett und aufmerksam zu mir, er war immer süß, gepflegt und hat sich viele Gedanken um mich gemacht. Nach einiger Zeit haben wir uns entschlossen, zusammen in eine Mietwohnung umzuziehen, damit wir beide in der gleichen Stadt studieren können. Zu dieser Gelegenheit bin ich eben vor ca. 3 Jahren nach Deutschland umgezogen.
Seit Beginn seiner Bachelorarbeit (also vor dem Umzug) hat mein Freund Probleme, die unsere Beziehung auch kaputt machen.

Die Probleme:
Erstens hat er das Gefühl, er hat nicht das richtige (Architektur) studiert, zweitens er glaubt nicht an sich und fühlt sich leicht überfordert. Er ist ängstlich, unsicher, fühlt sich teilweise ungeeignet, hat Angst zu scheitern oder Fehler zu machen. Er ist ein Perfektionist und stresst sich leicht und glaubt er ist eher schlechter, als er eigentlich ist. Er glaubt, wenn er Fehler macht, werden die Menschen ihn nicht mehr gerne haben und ihn verlassen und ihm am Ende nicht mehr helfen, wenn er Hilfe braucht.
Nach der Bachelorarbeit haben wir uns zusammen Gedanken gemacht, ob es Sinn machen würde, in diese Richtung weiterzumachen, oder ob es sinnvoller wäre, eine andere Arbeit (vielleicht mit einer Ausbildung) zu suchen, beispielsweise Koch, Konditor usw. Wir hatten uns für eine von den vorher genannten Arbeiten entschlossen und mein Freund war auch echt davon überzeugt. Trotzdem nach weniger Zeit, mehreren Forum-Besuchen und Google-Suchen hat er sich entschieden, dass diese Jobs für ihn nichts seien, da sie ja irgendwelche Nachteile haben (wie alle Jobs, glaube ich. ). Er hat eigentlich fast immer versucht, irgendwelche Nachteile zu finden, keine Ahnung warum.
Aus diesem Grund hat er entschieden, weiter zu studieren. Dazu habe ich ihn auch mitmotiviert, da ich in ihm keine andere Wünsche gesehen habe.
Während dieses Studiums musste ich mir öfters hören, es sei nicht das Richtige für ihn und er soll aufhören, wie wenn es meine Schuld wäre, er hat weiterstudiert. Konkretes wurde aber nichts gemacht. Er hat sich für Alternativen informiert, wir haben oft ganze Wochenenden genutzt, um uns Gedanken zu machen, was für ihn richtig wäre, aber nichts: Wir haben keine Lösung gefunden.
Nach der Masterarbeit kam dann die Zeit, in der er sich eine Arbeit suchen musste. Es war eine sehr schlimme Zeit, er war immer gestresst und hat monatelang gesucht, ich habe ihm auch geholfen und nach ein paar Absagen, hat er endlich einen Job gefunden.
Da arbeitet er seit ein paar Monate und ich muss ihn jeden Tag motivieren, den Job nicht zu kündigen. In der Tat überlegt er sich oft, zu kündigen, weil er sehr gestresst ist und denkt, er schafft nicht, was die Firma und die Kunden von ihm wollen. Ich denke, er ist eigentlich nicht so schlimm, wie er denkt und dass die Firma auch nicht zu viel von ihm erwartet. Zudem denke ich, es ist normal, dass eine Arbeit stressig ist und dass man Probleme hat. Er hat Angst, Fehler zu machen, Mitarbeiter zu enttäuschen, sich ungeeignet zu zeigen. Dabei passiert aber im schlimmsten Fall, dass er entlassen wird, falls er Fehler macht.
Die Probezeit konnte er fertig machen und jetzt, wo er festangestellt ist, schimpft er immer wieder, dass er während der Probezeit kündigen hätten sollen.
Wenn er sich so benimmt, alles schwarzsieht und schimpft, er will morgen kündigen. ich weiß nicht was ich in solchen Situationen tun soll. Ich sehe fast keine Lösung mehr und deswegen geht es mir schlecht. Er schaut nicht glücklich aus, er ist unzufrieden, egoistisch und unfreundlich zu mir, obwohl ich versuche, ihn immer zu helfen und zu motivieren. Er bringt mich mindestens einmal in der Woche zum Weinen, weil er einfach unfreundlich zu mir ist. Ich weiß, dass er seine Probleme hat, ich habe aber auch meine Gefühle. Zudem sagt er mir oft, ich soll mir einen Anderen suchen, weil er nicht das Richtige für mich ist. Das tut mir besonders weh, da es zeigt, ich bin ihm nicht so wichtig.
Ich würde ihn gerne auch zu etwas anderem motivieren (ein anderer Beruf zu finden, beispielsweise, ich habe aber ihm gesagt meinetwegen kann er zu Hause bleiben und sich um den Haushalt kümmern, wenn ich mit dem Studieren fertig bin und ein Job habe), aber er findet an allem Nachteile und die Situation bleibt aus diesem Grund so.

Die Gefahren für unsere Beziehung und meine Ängste:
Diese Situation macht mir Angst und macht mich unsicher. Ich würde gerne arbeiten und irgendwas machen, mir wäre bloß wichtig, etwas Geld zu verdienen, damit man davon leben kann. Es ist mir eigentlich nicht so wichtig, ob die Arbeit mir super gefällt oder so, ich stelle mir auch keine solchen Fragen erstmal. Es hört sich vielleicht blöd, aber ich denke man kann die eigene Arbeit erst mit der Zeit lieben.
Ich würde zudem gerne bald mit dem Sparen beginnen, damit man für irgendwelche Probleme, Krankheiten oder Krisen etwas auf der Seite hat. Ich habe aber Angst, er kann mir keine Sicherheiten geben, weil er an seiner Arbeit immer zweifelt.
Ich befürchte, er wird irgendwann mit irgendeiner Arbeit aufhören und ich werde dann plötzlich die Einzige sein, die arbeitet. Das geht vielleicht noch, wenn man bloß zu zweit ist oder wenn man keinen Kredit aufgenommen hat, aber sonst. Die Situation sehe ich ziemlich schwarz.
Eine Lösung wäre zu sagen: mir sind eine Familie und ein Haus nicht wichtig, ich akzeptieren ihn so wie er ist und rechne bloß auf mich selbst. Die andere Lösung wäre, dass ich ihn verlasse (irgendwann?), wenn ich unbedingt eine Familie und beispielsweise ein Haus irgendwann haben möchte. Die letzte Lösung wäre: er ändert sich und ich kann auf ihn zählen.
Mein Freund ist mir wichtig und ich würde gerne weitere Jahre mit ihm verbringen, ich würde gerne unsere Beziehung retten.
Andererseits möchte ich meine Träume erfüllen, sowie mich auch geschätzt und für ihn wichtig fühlen. Im Moment fühle ich mich wie seine Psychologin. Ich habe ihn gerne, aber besonders interessant finde ich ihn jetzt auch nicht mehr, wenn er an mir gar nicht interessiert ist und nur schlecht gelaunt ist.

Was empfehlt Ihr mir? Hat schon jemand eine ähnliche Situation zu Meiner (erlebt)?

Tut mir leid, dass ich so viel geschrieben habe: Ich wollte Euch die Situation am besten erklären.

Vielen Dank für Eure Hilfe und einen schönen Tag!
Ich freue mich auf Eure Antworten!

Molly

17.10.2018 14:14 • #1


D
Zitat von molly15:
Erstens hat er das Gefühl, er hat nicht das richtige (Architektur) studiert, zweitens er glaubt nicht an sich und fühlt sich leicht überfordert. Er ist ängstlich, unsicher, fühlt sich teilweise ungeeignet, hat Angst zu scheitern oder Fehler zu machen. Er ist ein Perfektionist und stresst sich leicht und glaubt er ist eher schlechter, als er eigentlich ist. Er glaubt, wenn er Fehler macht, werden die Menschen ihn nicht mehr gerne haben und ihn verlassen und ihm am Ende nicht mehr helfen, wenn er Hilfe braucht.


Hallo Molly,

ich möchte mich nur zu diesem Abschnitt äußern: für einen Mann seines Alters ist das mMn völlig normal. Damit hatte ich damals auch zu kämpfen. Ich wusste nicht in welche Richtung ich mich entwickeln will, was aus mir werden soll. Existenz- und Verlustängste waren meine steten Begleiter. Ich war zu der Zeit sehr viel mit mir selbst beschäftigt. Meine damalige Partnerin drängte mich damals zu Entscheidungen, u.a. heiraten und Kinder kriegen. Ich musste da ausbrechen: ich beendete die Beziehung und ging den Weg, den ich gefühlt gehen musste. Viel Gejammer und Mimimi. Mit Ende 20 habe ich mich dann aber gefangen und bin seither sehr erfolgreich im Leben.

Ob Du die Ausdauer oder den Willen hast so lange mitzumachen kannst nur Du entscheiden! Mein Ratschlag an Dich: vergiss Dich selbst dabei nicht! Höre auf Deine innere Stimme und entscheide für Dich, ob Du das mit so einem Partner durchstehen möchtest. Es geht schließlich nicht nur um ihn!

Alles Gute für Dich!

17.10.2018 14:55 • #2




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